Alle Artikel von Elisabeth Gräf

Zuhören und die Bereitschaft, Neues zu hören

Missverständnisse vermeiden: ein Rezept für konstruktive Gespräche

Ein Gespräch eskaliert, weil beide Seiten ihre Perspektive beibehalten. Genau zuhören und nachfragen hilft, Missverständnissen auf die Schliche zu kommen.

Wer die Ente sieht und nicht bereit ist, den Blickwinkel zu verändern und auf seiner Wahrnehmung beharrt, wird nie den Hasen sehen. Eine Wahrheit wird verborgen bleiben. Schlau wäre, dem anderen zuzuhören und zu erfahren, was er oder sie sieht.Ich erinnere mich an eine Kundin, die vor einigen Jahren für ein Kommunikationscoaching bei uns war. Kerstin arbeitete in einer sozialen Institution in Niederösterreich, die Menschen im Alltag begleitet. Sie wandte sich an uns, weil sie in Gesprächen, so diese nicht im therapeutischen Kontext mit Klient*innen stattfanden, oft emotional wurde; vor allem mit Team-Kolleg*innen fiel es ihr schwer, Nerven und Ruhe zu bewahren.

Einmal schilderte sie ein typisches Beispiel: Nach einem stationären Aufenthalt wurde Kerstins Klient vom Spital ein Medikament verordnet. Als er sich dieses in der Apotheke abholen wollte, schickte man ihn fort – mit dem Hinweis, er habe kein Rezept. Der Klient wandte sich an Kerstin mit der Bitte um Hilfe, und sie griff sofort zum Hörer. Das Gespräch verlief in etwa so:

Kerstin: Sie haben meinen Klienten wieder fortgeschickt, obwohl ihm das Medikament im Spital verordnet wurde.

Apothekerin: Dafür brauche ich ein Rezept, er hatte keines.

Kerstin: Aber das Spital hat ihm doch dieses Medikament verordnet!

Apothekerin: Dafür brauche ich aber ein Rezept.

Kerstin: Ja, aber Sie haben doch ein Rezept!! Das Spital hat das doch verschrieben!

Apothekerin: Damit ich das verbuchen kann, brauche ich ein Rezept von einem Arzt.

Kerstin: Wollen Sie mir sagen, dass im Spital keine Ärzte arbeiten? Er war ja gerade im Spital beim Arzt!!! Warum geben Sie ihm das Medikament nicht?

Apothekerin: Jetzt habe ich es Ihnen schon TAUSENDMAL gesagt: Ich brauche ein REZEPT!

Kerstin: SCHREIEN SIE MICH NICHT AN!

Erst bei der Nachbearbeitung im Coaching wurde Kerstin klar, dass weder sie noch die Apothekerin einander wirklich zugehört hatten. Sie waren nicht bereit gewesen, ihre Vorannahmen in Zweifel zu ziehen, vielleicht einmal zu wiederholen, was die jeweils andere gesagt hatte oder eine konkrete, weiterführende Frage zu stellen. Für Kerstin war klar: Der Patient hat eine Verschreibung vom Spital, das kann ja nichts anderes als ein Rezept sein. Warum stellt sich die Apothekerin so an?
Für die Apothekerin war klar: Sie braucht zum Abrechnen mit der Krankenkasse ein Rezept – und die Medikamentenliste des Spitals ist kein solches.

Hinhören und nachfragen

Hätte eine von beiden genauer hingehört oder nachgefragt, wäre das Telefonat nicht in einem Streit geendet. Idealerweise hätte eine der beiden die Situation beschrieben und dann eine Frage gestellt. Damit wären sie aus ihrer eigenen Tunnel-Wahrnehmung ausgestiegen.

Im Fall von Kerstin zum Beispiel: Der Patient war gerade im Spital. Er hat einen Zettel mit Medikamenten, die er nehmen soll, erhalten. Ist das, was er hat, denn kein Rezept? Oder: Sie sagen, er braucht ein Rezept. Wo bekommt er denn ein Rezept her, wenn nicht im Krankenhaus?

Im Fall der Apothekerin: Sie sagen, das Spital hat das Medikament verschrieben. Ist das nicht vielleicht nur eine Medikamentenliste im Entlassungsbrief? Oder: Ein Rezept stellt eine niedergelassene Arztpraxis mit Kassenvertrag aus. War der Patient denn nach dem Krankenhaus schon beim Arzt? Oder mit einer Nachfrage: Sie sagen, Sie haben ein Rezept. Wie sieht Ihres denn genau aus?

So aber blieb jede in ihrer eigenen Story. Kerstin war überzeugt, der Entlassungsbrief aus dem Spital sei einem Rezept ebenbürtig. Sie fragte nicht, was denn als nächstes zu tun sei. Die Apothekerin blieb bei ihrer Formulierung, dass sie ein Rezept brauche, obwohl ihr Gegenüber ganz offensichtlich nicht wusste, was sie darunter verstand. Sie fragte nicht nach, was denn der Patient erhalten hatte, sie erklärte den Begriff nicht genauer, auch als eigentlich klar sein musste, dass sie von verschiedenen Dingen sprachen. Der Konflikt eskalierte, die beiden brüllten sich am Telefon an – und Kerstin kam ins Coaching.

Scheinbar Selbstverständliches in Frage stellen

Was lernen wir daraus? Ein Gespräch verläuft konstruktiv, wenn wir bereit sind, das, was wir als selbstverständlich erachten, auch in Frage zu stellen. Für die Apothekerin war klar, was ein Rezept ist – war es das aber für den Patienten und seine Betreuerin auch? Eine simple Frage an die andere Person, eine Beobachtung, dass hier vielleicht ein Missverständnis zum Begriff vorliegt – und schon wären die beiden vom Konfliktpfad abgekommen. Ebenso hätte die Diskussion einen konstruktiven Weg genommen, wäre Kerstin bereit gewesen nachzufragen, was denn ihr Gegenüber wirklich brauchte, wie denn ihre Arbeitsrealität aussah!

Daher: Gehen Sie nicht davon aus, dass Ihr Gegenüber dasselbe Vorwissen hat wie Sie. Fragen Sie sich auch einmal, was er oder sie brauchen könnte. Stellen Sie Fragen! Treten Sie einen Schritt zurück, wenn die Emotionen zu brodeln beginnen, und versuchen Sie zu erkennen, was da gerade passiert – in diese Beobachtung können Sie auch die andere Person einbeziehen. Menschen sind vielfältig und niemand ist im Besitz der einzigen Wahrheit. Zu zweit kommt man ihr aber oft näher, wenn man sich wirklich austauscht. Daher: Bleiben Sie neugierig!

Kreativität im Team: Gegenseitig Inspiration sein

Auch wenn in unseren Köpfen der Mythos vom einsamen kreativen Genie verankert ist: Meist braucht es eine Inspiration von außen – zum Beispiel vom Teamkollegen.

Blick von der Burg AggsteinEs war auf einer unserer zweitägigen Klausuren, bei der es darum ging, aus der Reflexion unserer Arbeit eine Vision für die nächsten Jahre zu entwerfen. Die erste Corona-Zeit mit all ihren Lockdowns und Einbrüchen war gerade vorbei und eine Neuorientierung stand an. Es galt, gedanklich weit aufzumachen: Wie wollen wir weitertun? Wo wollen wir in fünf Jahren stehen?

Aber wie so oft bei großen Fragen schlitterte ich in eine komplette Denkblockade. „Tut mir leid, es geht nicht, in meinem Kopf herrscht Leere, ich kann nichts beitragen“, seufzte ich. Da saßen wir also in der Sonne an einem Tisch auf der Ruine Aggstein und brachten nichts weiter – und das war meine Schuld. „Wir könnten es doch einfach mal mit Freewriting versuchen“, brach Roman die von trüben Gedanken schwere Stille. Da regte sich etwas bei mir: In meiner Verzweiflung hatte ich ganz vergessen, dass es Methoden gibt, die Blockaden lockern können. Schön, wenn man in so einer Situation nicht allein vor sich hindenken muss. Noch schöner, wenn man in einer kreativen Denkblockade steckt und ein Gegenüber hat, das Vorschläge macht. Schlimmer konnte es nicht werden und mehr, als dass ich zehn Minuten mit sinnlosem Schlingen-Malen vergeudete, konnte schließlich nicht passieren.

Kreativ mit Methode

Also stellten wir uns den Timer am Handy und schrieben los. Alles war erlaubt, nur abzusetzen nicht: Der Stift sollte immer in Bewegung sein, selbst wenn einer von uns nur lalalala schrieb. Ich notierte also mal, was mir durch den Kopf ging, wie sehr ich mich über meine Blockade ärgerte, dass ich nichts beizutragen hatte, dass mir nichts einfiel und so weiter und so fort. Irgendwann begann ich zu zeichnen – in kindlichem Stil eine kleine Königin und einen kleinen König auf einer Burg, und daneben schrieb ich alles, was mir zu diesen beiden aus dem Bauch raus so einfiel. In der Mitte stand ein großer Pokal, in den ich auch einige Worte füllte.

Nach zehn Minuten klingelte das Handy. Ich zuckte die Achseln und sagte: „Bei mir kam keine Erkenntnis, ich habe nur vor mich hingezeichnet.“ Ich las zuerst meinen bruchstückhaften Jammer-Text vor, dann zeigte ich – etwas ratlos – Roman das Bild. Er jedoch meinte: „Aber da ist doch alles drin!“ Nachdem er seine Gedanken aus dem Freewriting mit mir geteilt hatte, begannen wir, über das Bild in Zusammenhang mit seinen Überlegungen zu reden. Und siehe da: Es entwickelten sich daraus einige Ideen für die nächsten Projekte und die ersten Schritte dazu. Das Freewriting bzw. die dabei entstandene Zeichnung war die Inspiration gewesen, um kreative Ideen zu entwickeln und eine andere Perspektive einzunehmen.

Menschen als Inspirationsquelle

Was heißt das? Kreativität kommt manchmal von allein – aber leider nicht immer. So ziemlich alle großen schöpferische Geister wie Dichter und Komponisten wussten, dass sie Inspiration auch aktiv suchen mussten, sei es in der Natur, durch das Zitieren von Kollegen, psychoaktive Substanzen oder den Austausch im Kollektiv. Und Blockaden kannten sie auch – alle! Kreativität fließt jedenfalls deutlich besser, wenn sie einen Anstoß bekommt. Und dieser kann einerseits von einer anderen Person kommen – idealerweise sogar der, mit welcher man arbeitet – oder durch eine kreative Technik, die man vielleicht sogar gemeinsam durchführt. Ganz auf sich gestellt, ohne jegliche Anregung und auf Druck, sind Blockaden vorprogrammiert. Daher: Menschen und Methoden können helfen, sie zu lösen – im Idealfall sogar eine Kombination daraus!

Zur Methode Freewriting haben wir – übrigens auf genau dieser Klausur – auch ein Video gedreht.

Wenn Sie Methoden dieser Art mit Ihrem Team anwenden wollen, buchen Sie ein Inhouse-Seminar  für Ihre Organisation oder Ihr Unternehmen mit uns.

Wenn Sie Kreativitätstechniken alleine durchführen möchten, erarbeiten wir mit Ihnen gern Lösungen mit passenden Methoden in einem Fachcoaching.

Wer Vertrauen hat, schafft Vertrauen

Wer Vertrauen sät, wird Vertrauen ernten. Oder: Wie mich ein Hund etwas Grundlegendes über Vertrauen lehrte.

Keenoa, der Hund der mich einiges über Vertrauen lehrteIch erinnere mich noch gut, als mir meine Freundin zum ersten Mal während ihres einwöchigen Urlaubs ihren Hund Keenoa überließ. Ich war voll der Bewunderung, wie unheimlich gut erzogen er war – zumindest im Vergleich zu meinem sturen Rauhaardackel, den ich in meiner Kindheit gehabt hatte. Keenoa war so wohlerzogen, dass er ohne Leine folgte. Dennoch sagte meine Freundin: „Sollte er ein Reh sehen, wird er drauflos rennen, aber in der Regel macht er eine Runde und kommt zurück.“

Was für ein Hund!

Als ich eines Tages mit ihm am Cobenzl unterwegs war, geschah es tatsächlich. Keenoa erspähte ein Reh und startete drauflos. Ich, komplett überzeugt von der Verlässlichkeit dieses Hundes, pfiff einmal kurz lässig und wartete einfach darauf, dass der Hund die Kurve zurück machte. Genau so geschah es, der Hund drehte ab, lief eine kleine Runde und war sofort zurück. Spaziergänger, die das Ganze beobachtet hatten, pfiffen bewundernd durch die Zähne. Was für ein Hund!

Als meine Freundin vom Urlaub zurückkam und ich ihr davon erzählte, war sie erstaunt: „Er hat sofort umgedreht?“ „Klar“, sagte ich, „hast du doch gesagt!“ Sie lachte. „Im Idealfall, ja! Aber nicht unbedingt sofort. Ich meinte, er dreht eine Runde und kommt dann zurück. Wahrscheinlich hat er aber gespürt, dass du dir absolut sicher warst, dass er kommt. Es gab gar keinen Zweifel. Deshalb hat er gleich umgedreht. Wäre ich mit ihm gegangen, wäre ich wohl nicht so sicher gewesen.“

Hunde spiegeln oft, was ihr Gegenüber spürt und körpersprachlich ausstrahlt. Meinem eigenen Hund vertraue ich – trotz aller Bemühungen – nicht annähernd so sehr wie damals Keenoa, auch wenn er ebenfalls sehr gut erzogen ist. Ich habe mehr Angst um ihn, ich weiß mehr über ihn – und das strahle ich mit Sicherheit auch aus. Hundetrainer*innen bestätigen das: Hunde lesen unsere Körpersprache sehr genau. Zweifel an unserer Einstellung erkennen sie, auch wenn sie nur leise in uns keimen. Meine Klarheit gegenüber Keenoa entstammte einer gewissen Naivität. Ich hatte mit ihm bisher keinerlei Erfahrungen gemacht, die mein Vertrauen getrübt hätten. Dadurch konnte ich damals wohl so klar agieren, wie ich es getan hatte.

Vertrauen springt über

Was ich damit sagen will? Ob Hund oder Mensch – felsenfestes Vertrauen springt über. Und Klarheit entsteht ebenfalls durch Vertrauen: Als erstes muss man selbst daran glauben. Dann kann man das Vertrauen auch dem Gegenüber schenken.

Ist das ein Plädoyer dafür, anderen blind zu vertrauen? Nein. Nur ein Beispiel dafür, wie Klarheit, das eigene Vertrauen und das in andere zusammenhängen. Das bedeutet nicht, dass man andere nicht auch kennen (lernen) muss, um Vertrauen zu entwickeln. Keenoa war ein Hund, der mein Vertrauen in ihn durch sein Verhalten immer wieder bestätigt hat. Meiner hingegen kommt in gewissen Situationen an die Leine. ?

Storytelling – ein Erfolgsrezept?

Storytelling gilt als Erfolgsrezept. Dennoch oder gerade deshalb müssen wir vorher abklären, wofür und wie wir die Story einsetzen möchten.
Es braucht nur wenige Zutaten, damit eine Erfolgsrezept gelingt. Beim Storytelling ist es genauso.

Ob Marketing, Vortrag oder Firmentext: Storytelling begegnet uns derzeit als Methode für alles – eine Art Geheimrezept, das man nur Schritt für Schritt befolgen müsse, und schon seien alle Ziele erreicht. Gleichzeitig boomen Werbung und Angebote, Storytelling zu vermitteln. Aber wie bei einem richtig guten Geheimrezept werden meist nicht alle Zutaten veröffentlicht, variieren die Mengenangaben – und wenn es nicht klappt: Hat dann vielleicht einfach die Hand des Meisters gefehlt?

Nein! Der Irrtum beginnt schon früher. Ein Rezept für alles kann es nicht geben! Verwende ich denn wirklich dasselbe Rezept für ein achtgängiges Gala-Dinner, eine Geburtstagsparty oder eine Brettljause? Ja? Dann Prost Mahlzeit! Es wird bestimmt nicht allen schmecken. Zuerst muss ich klären, wofür ich das Rezept brauche. Dabei hilft es, drei Fragen zu beantworten:

  1. Wer kocht? Bin ich gefeierte Star-Gastronomin, bin ich ambitionierte Hobbyköchin oder habe ich noch nie einen Kochlöffel in der Hand gehabt? Welche Küche steht mir zur Verfügung und welches Kochwerkzeug? Voll ausgestattet oder gerade mal Topf und Löffel?
  2. Für wen koche ich? Wer soll das Zeug denn nachher essen? Ein Gault-Millau-Bewerter? Ein hungriges Baby? 200 Partygäste? Welche Infos habe ich über sie? Weiß ich etwa von Vorlieben oder Unverträglichkeiten?
  3. Was ist das Ziel des Rezepts/der Zubereitung? Alle satt – klar! Aber schmecken soll es doch auch. Im Idealfall erfüllt es je nachdem den Zweck der Brettljause/des Partybüffets/der Hauptmahlzeit.
Fünfgangmenü oder Brettljause?

Und was hat das jetzt, bitteschön, mit Storytelling zu tun? Eine ganze Menge! Es nützt uns nämlich nichts, wenn wir das berühmte Marketing-Storytelling-Skript über jeden unserer Einzeltexte stülpen, eine Heldenreise konstruieren und auf Krampf „die fünf magischen Schritte zur perfekten Story“ einhalten. Möglicherweise koche ich so ein Fünfgangmenü, obwohl es eine Brettljause gebraucht hätte. Vielleicht reicht es jedoch völlig aus, einzelne Elemente des Storytellings einzubauen. Natürlich ist es sinnvoll zu wissen, was eine gute Geschichte braucht. Dann aber muss es wie immer heißen: Ziel vor Methode! Wichtig ist: Was will ich erreichen – und ist Storytelling für meine Zwecke das richtige Tool?

Wer das beherzigt, hat das Erfolgsrezept schon fast in Händen – und kann Storytelling immer brauchen – und sich Anregungen holen. Denn auch im Rezept für das Galadinner könnte eine gute Idee für ein kleines Gericht stecken – und das mache ich dann!

Also: Setzen Sie Storytelling ein – aber überfordern Sie sich nicht und klären Sie zuerst den Zweck, für den Sie es brauchen.

  • Wen möchten Sie erreichen?
  • Legen Sie fest, welche Hauptbotschaft Sie vermitteln möchten: Was ist die wichtigste Aussage?
  • Fallen Ihnen dazu Bilder ein? Halten Sie diese fest – hier könnten schon Elemente einer Geschichte stecken, die Sie brauchen können! Das müssen gar nicht so viele sein. Halten Sie die Ideen fest und überlegen Sie, wie sie diese am besten kombinieren können.

Denn wie beim Kochen kommt es nicht immer auf die Menge, sondern oft auf die Qualität und die Zusammensetzung der Zutaten an. Und darauf, dass das Rezept zum Ziel passt.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Nachkochen!

Und welches Erfolgsrezept steckt hinter anderen Storys?
Lesen Sie dazu unsere Blog-Beiträge über die  Story bei  Fisherman’s friends oder  Wie man auch mit kurzen Texten überzeugt: Storys in einem Satz.

Wenn Sie mehr über die Grundlagen des Storytellings wissen möchten, sehen Sie sich unsere Seminare und Coaching-Angebote an.

Gern unterstützen wir  Sie im Einzelcoaching oder kommen für ein Seminar in Ihr Unternehmen!

Wenn Sie Begleitung bei der Umsetzung suchen, sind wir auch gern für Sie da!

 

Zu neuen Ideen mit der Reizwortanalyse

Wie Sie mit einem Wort zu Assoziationen reizen und Gedanken anheizen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Notizen zur Reizwortanalyse während einer S-Bahn-FahrtGerade hatten wir ein Youtube-Video zur Reizwortanalyse (auch bekannt als Reizwort-Technik oder Reizwort-Methode) gedreht, als mich eine Freundin bat, mir einen Titel für ein Chorkonzert im Frühling auszudenken. Mit Ideen ist es ja so: Entweder sie fliegen einem zu, ganz unvermutet, beim Spazierengehen, in der S-Bahn oder in der Badewanne, oder sie bleiben aus – wenn man nicht weiß, wie man sie aus ihren Verstecken, den verborgensten Winkeln des eigenen Gehirns, herauslockt. Gott sei Dank gibt es aber Methoden, die genau das möglich machen!

Die Reizwortanalyse ist eigentlich nicht das Mittel der Wahl, wenn man Titel sucht. Um etwa Headlines oder Slogans zu finden, arbeiten wir zumeist mit einer Wortfeldanalyse und kombinieren verschiedene Parameter. Diesmal aber wollte ich neue Wege gehen, spürte ich doch noch die Energie des vor wenigen Tagen gedrehten Videos in mir. Also, auf zur Titelsuche mit der Reizworttechnik!

Wie funktioniert die Reizwortanalyse?

Sie arbeitet mit der Methode der Bisoziation. Das Wort geht auf den Kulturphilosophen Arthur Koestler zurück, der so das Zusammenführen zweier völlig unabhängiger Begriffe bezeichnet. Man könnte auch sagen: Bisoziation ist das Gegenteil der Assoziation. Man sucht einen Begriff, der sicher nicht mit der Fragestellung verbunden ist. Zu diesem Begriff darf man assoziieren. Und dann verbindet man das Ganze mit der ursprünglichen Fragestellung. So kommt man zu neuen Ideen. Zu abstrakt? Ich erkläre jetzt ganz genau, wie ich es gemacht habe.

Frage formulieren

Der erste Schritt ist, wie bei der Arbeit mit Kreativitätstechniken generell, das Problem bzw. die Frage, für die man Lösungen sucht, möglichst genau zu formulieren. In meinem Fall war das einfach: Ich suche einen Titel für ein Chorkonzert eines Damenensembles, das im Frühling stattfindet.
Idealerweise schreibt man diese Fragestellung irgendwo auf.

Bisoziation

Jetzt kommt der erste methodische Schritt: ein Reizwort finden. Eine Möglichkeit besteht darin, sich ein beliebiges Buch zu nehmen und vorher zu definieren, auf welcher Seite man welches Wort auswählen wird. Ich war jedoch gerade unterwegs, als ich die Methode ausprobierte, und hatte mir vorgenommen, einfach das erste Wort zu nehmen, das ich bewusst lese. Ich spazierte durch die Venediger Au am Praterstern, dort, wo an zahlreichen Stellen das behördliche Alkoholverbot aushängt, und das erste, was ich las, war das Wort Polizei. Mein Auftrag war also: Mein Reizwort ist Polizei, und zu diesem muss ich jetzt assoziieren.

5-mal assoziieren

Die Reizwortanalyse lebt davon, zwischenzeitlich die Fragestellung zu vergessen, damit das Denken neue Wege einschlagen kann. Das passiert, indem man zum völlig beliebig gefundenen, keinesfalls jedoch mit der Fragestellung verwandten Begriff fünfmal assoziiert. Bei mir war das eben der Begriff Polizei, der beim besten Willen nichts mit einem Chorkonzert zu tun hat. Zu diesem assoziierte ich nun fünf Mal:

  1. Freund und Helfer
  2. Strafzettel
  3. Uniform
  4. Gesetze
  5. Pistole und Handschellen
Assoziationen mit der Fragestellung verbinden

Und jetzt wird es interessant. Diese Assoziationen nimmt man nun Schritt für Schritt her und verbindet sie mit der ursprünglichen Frage. Sie denken jetzt vermutlich: „Was soll da bitteschön rauskommen?“
Ich dachte das auch. Aber ich hielt mich an Leonardo Da Vinci, der gesagt hat: „Werden dem Geist zwei Dinge gleichzeitig angeboten, so muss er sie miteinander in Verbindung bringen, denn er kann nicht über zwei separate Dinge gleichzeitig reflektieren.” Da Vinci wird schon Recht haben, fand ich. Also: Stift gezückt und munter drauf los Schritt für Schritt die jeweiligen Begriffe und meine Frage zusammengedacht. Ich war mittlerweile in der S-Bahn und hatte nur zwei Stationen Zeit – maximal 6 Minuten bis zum Aussteigen.

Hier ist das Resultat:

  1. Titel für ein Chorkonzert und Freund und Helfer

Freund, Freunde, Frühling, Frühlingsfreuden … Helfer, helfen … Helfer im Frühling … eine Leiter. Eine Tonleiter. Tonleitern in den Frühling. Auf der Tonleiter in den Frühling, Begleitmusik in den Frühling, ein Konzert, das Sie in den Frühling geleitet/begleitet

  1. Titel für ein Chorkonzert und Strafzettel

Etwas, was wegmuss, etwas, was verboten ist: der Winter ist im Frühling verboten … vielleicht den Winter mit Musik vertreiben? Ausklang des Winters? Ausklang des Winters, Einstimmung in den Frühling

  1. Titel für ein Chorkonzert und Uniform

Uniform – alles gleich, unisono … polyphon … unisono: Einklang … ein Klang im Frühling, Einklang im Frühling, vielleicht einKLANG im Frühling

  1. Titel für ein Chorkonzert und Gesetze

Die Gesetze der Natur … Frühling, Sommer, Herbst, Winter … Die Kraft der Natur, der Sonne … Sonne! Ein Stück im Programm des Konzerts des Chores ist Mozarts: „Dir, Seele des Weltalls, o Sonne!“ – vielleicht einfach „O Sonne!“?

  1. Titel für ein Chorkonzert und Pistole

Pistole … schießen … Frühling … die Blumen schießen aus dem Boden, Frühlingsblumen, Schlüsselblumen … Wenn die Notenschlüsselblume sprießt, Frühlingsboten mit Noten, Noten als Frühlingsboten

  1. Titel für ein Chorkonzert und Handschellen

Handschellen schließt man auf und zu, Schlüssel, Türen, Tore … wir öffnen das Tor zum Frühling mit dem Notenschlüssel … (vielleicht als Untertitel?)

Auswählen

Nun war ich in der Station Rennweg angelangt. Die Ideen waren noch nicht ausgereift, aber ich war einen guten Schritt weiter. Der nächste wäre, bei jeder Idee, die mich ansprach, noch ein wenig nachzuspüren und zu feilen. Aber im Grunde hatte ich bereits ein paar Kandidaten, die mir ganz gut gefielen. Vielleicht sagte der Auftraggeberin ja auch schon eine der vorhandenen Ideen zu? Schnell schrieb ich ihr noch vom Bahnhof eine Whatsapp-Nachricht mit meinen sieben Favoriten.

Sie schwankte zwischen O Sonne! und Frühlingsboten mit Noten. Die Zeit drängte,  denn das Konzert sollte bald beworben werden.  Bei Entscheidungen, die eine Gruppe betreffen, ist es immer schlau, ein Team zu haben, das man fragen kann. Das tat sie. Das Team wählte am nächsten Tag Frühlingsboten mit Noten.
Geschafft!

Wenn Sie Methoden dieser Art mit Ihrem Team anwenden wollen, buchen Sie ein Inhouse-Seminar  für Ihre Organisation oder Ihr Unternehmen mit uns.

Wenn Sie Kreativitätstechniken alleine durchführen möchten, erarbeiten wir mit Ihnen gern Lösungen mit passenden Methoden in einem Fachcoaching.

Kommunikationsverweigerung und Ohnmachtsgefühl

Macht und Ohnmacht im Gespräch, Teil 3:
Für sich selbst sorgen

Manchmal ist Kommunikation nicht möglich und es entstehen Ohnmachtsgefühle, Wut und Trauer. Wie geht man damit um?

Eine Möglichkeit, mit dem Ohnmachtsgefühl bei Kommunikationsverweigerung umzugehen, ist, gut auf sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu schauen. Und neben die des anderen zu stellen.Auf Whatsapp geblockt, Telefonat mittendrin abgebrochen (früher sagte man: den Hörer aufgelegt), Aussprache verweigert: Solche Situationen lassen uns ohnmächtig zurück. Jede*r geht anders mit dem Ohnmachtsgefühl um, die einen geben sich vielleicht selbst die Schuld, die anderen spüren Wut oder Aggression.

Tatsächlich können wir Kommunikation nicht erzwingen. Und unsere Gefühle, die aus einer Ohnmacht entstehen, verbessern meist weder unsere Gemütslage noch die Kommunikationssituation.

Wenn ich nun besser damit zurechtkommen möchte, kann es sowohl sinnvoll sein, sich die Situation und den Rahmen noch einmal anzusehen (mehr dazu im Blogbeitrag Kommunikationsverweigerung und Rahmenbedingungen), als auch sich mit Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Damit sind einerseits die eigenen Bedürfnisse gemeint (Wie fühle ich mich jetzt gerade? Welches Bedürfnis steckt hinter diesen Gefühlen? Was brauche ich wirklich?) als auch die Bedürfnisse des Gegenübers.

Bedürfnisse

Mit Bedürfnis sind Auslöser für Gefühle gemeint. Sie sind lebensnotwendig, sprich: Wir Menschen haben Bedürfnisse und sie sind die Grundlage für unser elementares Wohlbefinden. (Das, was im Marketing oft Kundenbedürfnis genannt, künstlich erzeugt und mit dem Kauf eines Produkts verknüpft wird, ist damit nicht gemeint. Vielmehr geht es um Grundbedürfnisse körperlicher und seelischer Art, z. B. von Nahrung, Luft und Ruhe bis zu Verbindung oder Wertschätzung.) Wer sich nicht sicher ist, was ein Bedürfnis ist, kann sich ein Baby vorstellen. Es braucht Luft, Wasser, Nahrung, Schutz, Raum, aber auch Nähe, Verbindung, Gesehenwerden, Gehörtwerden, Unterstützung, Struktur, Sicherheit …

Marshall Rosenberg, der Begründer der gewaltfreien Kommunikation, führt im Grunde alles – jegliches Befinden und damit auch alle Kommunikation – auf Bedürfnisse zurück. Sie können erfüllt sein, dann erzeugen sie ein gutes Gefühl; aber sie können eben auch nicht erfüllt sein, dann sind sie Ursache für ein schlechtes Gefühl. Und das gilt für uns alle.

Eigene Bedürfnisse hinter dem Ohnmachtsgefühl erkennen

Wer von der Kommunikation ausgeschlossen ist, weil er oder sie z. B. auf einem Kanal geblockt wurde, ein Missverständnis nicht aufklären durfte (siehe Macht und Ohnmacht im Gespräch, Teil 1) oder weil der/die andere einfach nicht mehr ans Telefon geht, fühlt sich beispielsweise ohnmächtig, traurig, wütend. Ein schlechtes Gefühl. Das bedeutet, (mindestens) ein Bedürfnis ist nicht erfüllt. Um welches Bedürfnis geht es?
Was hier ganz wichtig ist: Kein Bedürfnis ist nur auf eine einzige Art erfüllbar, es ist also nicht von einer bestimmten Situation oder Person abhängig. Bedürfnisse liegen auf einer tieferen Ebene. Das ist das Tröstliche: Bedürfnisse lassen sich auf unterschiedliche Weise verwirklichen.

Dazu muss man sie allerdings erkennen. Es kann heilsam sein, hier genauer hinzusehen und herauszufinden, ob ein Bedürfnis vielleicht anders erfüllbar ist. Geht es um Verbindung? Kann ich diese vielleicht im Kontakt mit anderen Menschen finden oder in einer Unternehmung? Fühle ich mich verletzt und traurig, brauche ich vielleicht Schutz? Dann werde ich diesem Bedürfnis nachkommen und gut auf mich aufpassen. Zusätzlich werde damit auch ich die Person sein, die selbst bestimmt, dass sie den Kontakt (vielleicht vorerst) meidet, und ich werde mich weniger ohnmächtig fühlen – weil ich selbst bewusst entscheide.

Nicht zuletzt ist es bei schwierigen Kommunikationssituationen immer wichtig, gut für sich selbst zu sorgen. Was kann ich mir Gutes tun, das mich stärkt, mich innerlich wieder auffüllt? Brauche ich Ruhe bei einem guten Buch, einem erfrischenden Spaziergang oder einem warmen Bad? Dabei geht es nicht um Ablenkung, sondern darum, mit sich selbst achtsam umzugehen.

Bedürfnisse des/der anderen erkennen

Und jetzt zum schwierigen Teil. Wenn ich mich mit meinen Gefühlen schon auseinandergesetzt habe und (wieder) zur Ruhe gekommen bin, hilft es oft, die Perspektive des anderen einzunehmen. Warum? Damit man sich weniger ärgert oder kränkt – und damit sich die eigene Einstellung ändern kann.

Sehen wir es uns genauer an: Auch das Gegenüber handelt aus bestimmten Motiven – denen Bedürfnisse zugrunde liegen. Er/sie hat die Kommunikation beendet. Welches Gefühl könnte zugrunde liegen? Und welche Bedürfnisse könnten dahinterstecken? Ruhe? Schutz? Klarheit? Wir können es nicht sicher wissen – aber die Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen des oder der anderen kann helfen, die Motive des Gegenübers zu verstehen und die Situation anzunehmen, auch wenn wir selbst damit nicht einverstanden sind. Dadurch können wir unsere eigene, vielleicht unversöhnliche Haltung aufgeben. Und das ist meistens sehr heilsam.

Darüber hinaus reißt uns die Reflexion und konstruktive Beschäftigung aus dem Ohnmachtsgefühl – denn wir tun ja etwas. Und das ist auf keinen Fall verkehrt.

Lesen Sie dazu auch die beiden vorangegangenen Blog-Artikel zum Thema:
Teil 1: Macht und Ohnmacht im Gespräch und
Teil 2: Kommunikationsverweigerung & ihre Rahmenbedingungen

Wenn Sie übrigens Ihre Kommunikation in der Praxis verbessern wollen, sind wir gern für Sie da. Entweder mit unseren Coachings für Einzelpersonen oder mit unseren Inhouse-Trainings für Organisationen und Unternehmen.

Kommunikationsverweigerung und ihre Rahmenbedingungen

Macht & Ohnmacht im Gespräch, Teil 2

Wer sich über Kommunikationsverweigerung ärgert, sollte sich die Bedingungen und die Situation ein bisschen näher ansehen. Manchmal lässt sich der Rahmen verändern – oder erweitern.

Im letzten Blog-Artikel haben wir uns ein konkretes Beispiel der Kommunikationsverweigerung angesehen. Wir haben die Situation unter dem Aspekt der Macht analysiert, um herauszufinden, auf welcher Ebene das Gegenüber erreichbar sein kann. Fazit: Das kann, muss aber nicht immer gelingen.

Um bei Kommunikationsverweigerung auf Augenhöhe zu kommen, kann es helfen, die Rahmenbedingungen zu betrachten.
Kommunikationsverweigerung

Denn: Tatsächlich können wir Kommunikation nicht erzwingen. Und wenn jemand nicht mit uns reden will, ärgern wir uns meistens. Meist legen wir uns dann Theorien zurecht, um den eigenen Schmerz – der der hinter dem Ärger steckt – zu lindern. Oft bewerten wir den/die andere/n dabei negativ: Der/die will ja nicht; hat keine Ahnung; glaubt, etwas Besseres zu sein; ist immer so; typisch X …!

Das Blöde an der Sache ist: Diese Strategie lindert selten die eigene Gemütslage – und noch weniger hilft sie, die Kommunikation zu verbessern. Wenn ich also daran interessiert bin, damit fertig zu werden, kann es sinnvoll sein, sich die Situation noch einmal genauer anzusehen.

Rahmen betrachten

Im Beispiel von Teil 1 ging es um einen Vater, der auf einer Polizeiwache mit Beamten anlassbezogen über seinen autistischen Sohn sprechen wollte. Die Beamten wollten ihn nicht hören, verweigerten das Gespräch – und der Vater zog verärgert von dannen.

Sehen wir uns den Rahmen der Kommunikationsverweigerung genauer an:

  • Ort: Polizeiwache
  • Zeit: spontan, ohne Termin
  • Medium/Kommunikationskanal: mündliche Kommunikation vor Ort (ohne Ankündigung)
  • Thema: wurde nur von einer Person bestimmt, die am Gespräch teilnimmt (Vater) – die andere trifft es unvorbereitet
  • Teilnehmende Personen und Beziehung: Polizist*innen vor Ort (Sicherheitsbeamte mit gesetzlichem Auftrag, Amtsinhaber und damit auch „Respektsperson“ in dieser Rolle) und Vater (Bürger in privater Rolle)

Es ist bei einem Gespräch gut möglich, dass ein unpassender Rahmen die Kommunikation schwierig oder unmöglich macht (siehe auch  diesen Blog-Artikel über schwierige Gespräche): Ablenkung oder Lärm vor Ort, Überraschung oder Ärger beim Gegenüber, ein falscher Kommunikationskanal, ein schlecht gewähltes Wort, sodass die Person sich nicht wertgeschätzt fühlt …
Was immer es ist, es liegt vielleicht nicht unbedingt an der Bosheit des Gegenübers, sondern vielleicht an einer Komponente im Rahmen.

Diese Erkenntnis leistet vielleicht schon einen ersten Beitrag, damit wir uns weniger ärgern.

Außerdem könnten wir überlegen, wenn wir unser Thema dennoch weiter kommunizieren wollen: Lässt sich vielleicht etwas am Rahmen verändern? Gibt es andere Möglichkeiten, die Beamten über mein Thema zu informieren? Wäre es zum Beispiel möglich, ein Mail zu schicken (anderer Kanal), um einen Termin zu bitten oder nach einer günstigen Zeit zu fragen (andere Zeit), um anzurufen? Könnten wir andere Beamten darüber informieren als jene, die zufällig gerade vor Ort waren (andere Personen)?

Rahmen erweitern

Und nicht zuletzt: Könnte man den Rahmen vielleicht überhaupt verlassen? Geht es vielleicht um etwas ganz anderes? Ärgert sich der Vater aus unserem Beispiel darüber, dass sein autistischer Sohn in unserer Gesellschaft zu wenig Platz hat, generell zu wenig gehört, gesehen und wertgeschätzt wird? Wenn wir damit außerhalb des Rahmens denken: Könnte er vielleicht etwas ganz anderes tun, um seinen Sohn zu unterstützen, in der Gesellschaft bzw. im öffentlichen Raum stärker gesehen und akzeptiert zu werden?

Das wäre eine Strategie, sich ein Bedürfnis zu erfüllen. In unserem Fall könnte das einerseits das Bedürfnis sein, gesehen und wertgeschätzt zu werden (stellvertretend für den Sohn bzw. als Vater), aber vielleicht auch das Bedürfnis, für den Sohn zu sorgen.

Man muss aber nicht gleich den Rahmen sprengen. Denn es gibt Situationen, in denen am Rahmen nicht zu rütteln und Kommunikation schlicht nicht möglich ist.

Damit man mit seinem Ärger nicht isoliert zurückbleibt, hilft es, den eigenen Motiven und Bedürfnissen auf den Grund zu gehen. Wie das geht, erfahren Sie im dritten Teil dieser Serie.

Lesen Sie dazu auch die beiden anderen Blog-Artikel dieser Serie:
Teil 1: Macht und Ohnmacht im Gespräch und
Teil 3.: Kommunikationsverweigerung & Ohnmachtsgefühl

Wenn Sie übrigens Ihre Kommunikation in der Praxis verbessern wollen, sind wir gern für Sie da. Entweder mit unseren Coachings für Einzelpersonen oder mit unseren Inhouse-Trainings für Organisationen und Unternehmen.

Macht und Ohnmacht im Gespräch

Teil 1: KOMMUNIKATION BEI MACHTGEFÄLLE

Gespräche mit Menschen in Machtpositionen gestalten sich oft schwierig. Was tun, wenn jemand die Kommunikation verweigert?
Über die Faktoren Macht, Beziehung und Interesse in der Kommunikation.

Es ist schwierig mit jemandem zu kommunizieren, der mehr Macht hat und die Kommunikation nicht braucht oder möchte.Neulich erzählte mir mein Freund B von einem Missverständnis im Kontakt seines autistischen Sohnes mit der örtlichen Polizei, das leicht vermieden hätte werden können. Der junge Erwachsene, der sich nicht verbal ausdrücken kann, war laut johlend an der örtlichen Polizeistation vorbeigelaufen. Was für den Jugendlichen Ausdruck purer Lebensfreude ist, wurde von den Beamten als Aggression gedeutet. Sie waren knapp davor einzugreifen, als der Vater die Situation im letzten Moment entschärfen konnte.

Damit so etwas nicht noch einmal passiert, beschloss dieser, auf die Polizeiwache zu gehen und das Gespräch mit den Beamten zu suchen. Es ging ihm dabei darum zu erklären, woran man erkenne, dass es sich um Freude und nicht um Aggression gehandelt habe, aber auch darum, generell Verständnis dafür zu schaffen, wie sich sein autistischer Sohn in der Welt bewegt.

Als er zur Erklärung ansetzte, wollten die Beamt*innen jedoch nichts davon wissen, forderten ihn forsch auf zu gehen und vermittelten ihm auch körpersprachlich, dass sie an einem Gespräch kein Interesse hätten. Ohne zu Wort gekommen zu sein, zog er frustriert ab.

„Was kann ich denn tun, wenn mein Gegenüber die Kommunikation einfach verweigert?“, fragte er.

Die kurze Antwort: nicht sehr viel, aber ein bisschen was könnte schon gehen.

Die lange Antwort:
Sehen wir uns die Situation und die Beteiligten ein wenig genauer an. Bei unserem Beispiel geht es um Kommunikationsverweigerung aus einer Machtposition heraus. Und Macht ist auch bei anderen Gesprächen im Spiel, zum Beispiel beim Verhandeln.

Wenn es ums Verhandeln geht, sind drei Faktoren ausschlaggebend:

  • Macht
  • Interesse (am Thema)
  • Beziehungsebene

Sie bestimmen den Verhandlungsstil – und damit auch den Gesprächsstil – eines Menschen. Ist also eine Person gewohnt, ihre Interessen mit Macht oder Gewalt durchzusetzen, geht es ihr um die eigenen Themen, das Thema des anderen ist ihr egal, es besteht kein Interesse. Auch die Beziehung zum Gegenüber ist ihr gleichgültig (weil die Machtverhältnisse klar sind und sie auf das Gegenüber nicht angewiesen ist). Das heißt, ihre Motivation, die andere Seite zu hören, geht gegen null. Wir können davon ausgehen, dass Polizeibeamte durchaus gewohnt sind, ihre Interessen (bzw. die des Gesetzes oder des Staates) mit Macht durchzusetzen. Deshalb lassen sich die drei Faktoren Macht, Interesse und Beziehungsebene auf diese Situation übertragen.

Macht groß, Interesse klein und Beziehung bedeutungslos

Im Gespräch mit einer Person, deren Macht groß (und nicht veränderbar) ist, bleiben also nur die beiden Komponenten Interesse (am Thema) und Beziehungsebene als mögliche Anknüpfungspunkte. Sind diese beiden auch nicht erreichbar, stehen die Chancen, gehört zu werden, schlecht.

Sehen wir uns jetzt noch einmal unser Beispiel in Hinblick auf Macht, Interesse und Beziehung an.

Der Vater kommt mit seinem Anliegen auf die Polizeiwache. Natürlich sind ihm die Beamten an Macht überlegen. Er hat also nur die Möglichkeit, sie auf der Beziehungsebene zu erreichen oder ihr Interesse zu wecken. Gehen wir davon aus, dass das Interesse am Thema gering war („Ich brauch nicht zu wissen, wie ein Autist Freude ausdrückt“) und an der Beziehung ebenso („Das ist mein Revier, du brauchst hier nicht reinzuschneien, außer du willst eine Anzeige machen.“).

Beziehung herstellen

Der Vater muss seine Strategie damit sehr genau wählen. Trifft er die Beamten etwa bei der Mittagspause an, kann er vielleicht versuchen, über Smalltalk zum Essen eine positive Beziehung herzustellen.
Etwas tiefergehend könnte er versuchen, eine Verbindung über ein Bedürfnis des Gegenübers herzustellen, z. B. nach Wertschätzung: wenn er etwa mit einem Danke beginnt, dass der Polizist im Kontakt mit seinem autistischen Sohn auf Gewalt verzichtet oder auf die Begleitperson in der Situation gehört hat. Auch damit ließe sich Verbindung auf Beziehungsebene schaffen.

Interesse wecken

Interesse zu wecken kann deutlich schwieriger sein; vielleicht findet er die richtigen Worte, um die Polizist*innen dafür zu gewinnen, generell Interesse für die Bewohner*innen im Bezirk ihrer Wache zu entwickeln und daran anzuknüpfen. Vielleicht kann er an die Rolle als Elternteil anknüpfen (ist das Gegenüber vielleicht auch Vater oder Mutter?) und dadurch Interesse am Thema aufbauen. Patentrezept gibt es allerdings keines.

Auf Macht bauen?

Die letzte Komponente, Macht einzusetzen, bleibt ihm nur, wenn er den Rechtsweg beschreitet und hier versucht, die Macht der Beamt*innen zu verringern, indem er etwa selbst Macht auf Basis einer Beschwerde oder Klage ausübt. Es ist aber zu vermuten, dass er sich damit von seinem ursprünglichen Ziel, Verständnis für die Lebensumstände seines Sohnes zu wecken, eher noch weiter entfernen wird.

Kommen wir damit zur ersten, kurzen Antwort von oben: Es geht also nicht viel; aber ein bisschen was (z. B. auf Beziehungsebene) könnte schon gehen.

Die Antwort stimmt Sie unzufrieden? Sie meinen, mit den richtigen Tools müsste man jede Kommunikationssituation drehen können? Falsch gedacht!
Aber eines stimmt schon: Es lässt sich zwar nicht jede Situation drehen, aber wie man selbst mit einer schwierigen Kommunikationssituation umgeht, das lässt sich beeinflussen.

Hier geht’s zur Fortsetzung der Artikelserie:

Wenn Sie übrigens Ihre Kommunikation in der Praxis verbessern wollen, sind wir gern für Sie da. Entweder mit unseren Coachings für Einzelpersonen oder mit unseren Inhouse-Trainings für Organisationen und Unternehmen.

Quellen: Ponschab, Reiner: Kompetitive Verhandlungsstile – wie gehe ich damit um? http://docplayer.org/73278102-Kompetitive-verhandlungsstile-wie-gehe-ich-damit-um.html in: Knapp, Peter: Verhandlungs-Tools. Effiziente Verhandlungstechniken im Business-Alltag. managerSeminare, Bonn 2019, S. 169-173)

Schwierige Gespräche meistern – aber wie?

Mutter und Kind im Schwimmbad. Nicht unbedingt der Ort für ein philosophisches Gespräch.Mit Hintergrundwissen und der richtigen Vorbereitung gelingt die Kommunikation.

Mein Sohn war drei Jahre alt. Wir standen eng zwischen vielen, vielen Menschen auf der Treppe zu einer großen Wasserrutsche in einem Hallenbad. Da fragte er plötzlich: „Mama, wie werden Frauen eigentlich schwanger?“ Wenn Sie jetzt gelächelt haben, dann deshalb, weil Sie spüren, dass das eine fordernde Situation für einen Elternteil ist.
Wir erkennen intuitiv, wann ein Gespräch schwierig ist – verstehen aber selten, woran es genau liegt. Und die Frage, wie wir damit umgehen sollen, bereitet uns oft Kopfzerbrechen. Aber gleich wissen Sie mehr!

Wann ist ein Gespräch schwierig?

Natürlich gibt es viele Gründe, die ein Gespräch scheitern lassen. Meistens lassen sich die Ursachen auf drei Bereiche eingrenzen.

  1. Rahmen: Die Situation ist schwierig

Kommen wir zur Situation von oben zurück. Mehrere Rahmenbedingungen erschweren hier eine gelungene Kommunikation zwischen Mutter und Kind, und zwar in Bezug auf Zeit, Raum und den Kommunikationskanal.

  • Der Ort ist eine rutschige Wendeltreppe. Sich sicher zu fühlen ist aber eine Grundbedingung für ein gutes Gespräch. Erste Schwierigkeit.
  • Die Atmosphäre ist alles andere als vertraulich, weil den umstehenden Menschen plötzlich große Ohren wachsen. Das macht es nicht leichter.
  • Der Kommunikationskanal ist nicht störungsfrei: Die beiden sprechen zwar persönlich miteinander, aber Plätschern und Geschrei in der Schwimmhalle lassen den Kopf dröhnen. Es ist hier schwer möglich, klar und ruhig zu sprechen.
  • Die Zeit drängt. Gleich werden die beiden oben auf der Rutsche angekommen sein – das Gespräch ist auf wenige Minuten beschränkt. Dem Thema jetzt gerecht zu werden, ist unrealistisch.
  1. Sachebene: Das Thema ist schwierig oder komplex

Es gibt Themen, bei denen man vielleicht nicht ganz sattelfest ist, die noch Recherche benötigen oder für die man sich Hintergrundinfos besorgen möchte. In unserem Beispiel ist das Thema vor allem eins, das jede*r auf eine persönliche Art angehen wird (siehe oben – geschützter Rahmen ist auf der Rutschentreppe nicht gegeben) und für das der Elternteil vielleicht auch noch gern unterstützendes Material, z. B. Bilder, verwenden würde.

  1. Beziehungsebene: Ist die Beziehung zwischen den Kommunikationspartner*innen schwierig, belastet das auch die Kommunikationssituation. In unserem Beispiel ist das nicht der Fall.

Es kann aber durchaus sein, dass eine Schwierigkeit durch das soziale Gefüge entsteht – wenn etwa eine Tochter das Gespräch mit ihrem Vater sucht, weil sie Sorge hat, dass er an Demenz leidet, ist das Gespräch nicht nur thematisch schwierig, sondern auch weil das gewohnte Autoritätsverhältnis auf den Kopf gestellt wird. Dazu kommen die Emotionen auf beiden Seiten. Hier ist gute Vorbereitung gefragt.

Schwierigkeiten im Gespräch offenlegen

Wenn wir wissen, wo uns Schwierigkeiten begegnen können, ist es auch leichter, damit umzugehen. Wir können z. B. das Gespräch auf einen Zeitpunkt oder an einen Ort verlegen, der besser passt oder darauf hinweisen, dass das Thema noch Vorbereitung braucht. Oder wir weisen in der Situation selbst darauf hin, dass der Rahmen schwierig ist: „Der Ort ist ungünstig, es ist ungemütlich und sehr laut. Lieber würde ich das in Ruhe besprechen. Jetzt gebe ich dir gern eine kurze Antwort.“

Genauso ist es auf Sach- und Beziehungsebene. Wer mögliche Schwierigkeiten anspricht, bietet dem anderen die Chance, darauf zu reagieren. „Ich weiß, das ist vielleicht komisch für dich, weil es ausgerechnet von deiner Tochter kommt.“ Oder „Warte, das Thema ist echt komplex. Ich möchte mich vorher nochmal schlau machen, bevor wir weiterreden.“

Vorbereitung auf ein schwieriges Gespräch mit 3 Fragen

Geht es um ein geplantes Gespräch, das schwierig verlaufen könnte, müssen wir uns vorbreiten. Ein erster Schritt ist zu klären, was das Gespräch schwierig macht – siehe oben.

Dann kann es in die Tiefe gehen. Drei Fragen helfen dabei:

  1. Als wer führe ich das Gespräch?

Was weiß ich in Bezug auf den Rahmen und das Thema? Was brauche ich noch für das Gespräch, um sicher hineinzugehen? In welcher Rolle führe ich das Gespräch? Ich bin Tochter, aber vielleicht auch Mutter, Wissenschafterin, Leserin, Teamleiterin … Welche Ressourcen (Erfahrungen, Werte, Eigenschaften) bringe ich – auch aus den unterschiedlichen Rollen – mit?

  1. Mit wem führe ich das Gespräch?

Was weiß ich über die Person? Führt sie das Gespräch freiwillig? Welche Erwartung hat sie wohl an das Gespräch? Welches Wissen und welche Erfahrungen bringt sie mit? Könnte auch die andere Person Ängste haben? Welche?

  1. Die wichtigste Frage: Was ist das Ziel des Gesprächs?

Ein Gespräch hat nur Aussicht auf Erfolg, wenn ich weiß, wozu es gut ist. Das kann ein ganz kleines Ziel sein, zum Beispiel: Wir haben wieder ein paar Worte gewechselt. Es kann aber auch größer sein: Wir haben geklärt, was die nächsten Schritte in Bezug auf … sind.

Ziele, die bei der Vorbereitung helfen können, sind:

  • Nachher haben wir uns über … ausgetauscht.
  • Ich habe gehört, wie die Person über … denkt.
  • Die andere Person hat gehört, wie ich darüber denke.
  • Nachher habe ich Klarheit über …

Die Vorbereitung hilft, selbst innerlich klar zu sein. Das wiederum verleiht uns Authentizität und Sicherheit. Und so schaffen wir die Basis, damit ein gutes Gespräch gelingt.

Wenn Sie mehr dazu wissen wollen, buchen Sie ein Kommunikationstraining von WORT & WEISE, kommen Sie zum Coaching oder besuchen Sie eines unserer Seminare zu Gesprächsführung.

Zu einem konstruktiven Dreh in einem schwierigen Gespräch verhilft auch die Ja-und-Methode.

Allparteilich handeln als Moderationspflicht

Warum Alfons Haider völlig zu Recht gescholten wurde, und was er hätte sagen können, wäre er professionell in seiner Moderatoren-Rolle geblieben.

Auf den ersten Blick alles perfekt bei Alfons Haider: Moderationskarten, Mikro, gepflegtes Äußeres. Innerlich geht es allerdings rund bei ihm. Und das hätte er sich nicth anmerken lassen dürfen.Man muss ein wenig ausholen: Das Burgenland feiert Mitte August 2021 sein 100-jähriges Bestehen mit einer Landesausstellung in der Burg Schlaining. 400 Ehrengäste wohnen der Eröffnung bei. Wer im Burgenland Rang und Namen hat, tritt auf. Moderiert wird der Festakt von Alfons Haider – ein Routinier, dem man auch den Opernball und ORF-Shows wie Dancing Stars anvertraut.

Dann bringt der Musiker Alexander Köck ein wenig Irritation in den Abend. Die Duo-Hälfte von Cari Cari thematisiert während seines Gigs die niedrigen Gagen der Auftretenden. Die Orchester-Mitglieder neben ihm, kritisiert er, würden zum Beispiel nur 30 Euro für den Abend bekommen. Das sei besonders seltsam, als sich das Burgenland für seine Seefestspiele Mörbisch gleich zwei Intendanten leiste.

Während seine Worte ein wenig Irritation, aber auch leisen Applaus ernten, kommt der Moderator dazu und schießt sich – hoch emotional und mit falschen Fakten – auf Köck ein. Erst Haiders Worte, das ist förmlich spürbar, verwandeln die kleine Aktion des Musikers in ein wirklich unangenehmes Erlebnis für die Zuschauer.

Und wie hätte Haider richtig reagieren sollen?

Mit seiner Wortmeldung wollte Köck das Publikum, das mit Feierlichkeiten, aber nicht mit offener Kritik gerechnet hat, ganz bewusst wachrütteln, vielleicht sogar etwas vor den Kopf stoßen. Dazu kann man stehen, wie man will, den Rahmen als unpassend erachten oder die Wortwahl als unbedacht. Es gibt auch unterschiedliche Möglichkeiten, darauf als Moderator*in zu reagieren. Eines jedoch darf man keinesfalls tun: auf die Kritik persönlich, verärgert und rechtfertigend kontern, wie Alfons Haider es getan hat.

Wer moderiert, verbündet sich mit dem Ziel

Alfons Haider moderiert seit vielen Jahren. Er hätte wissen müssen, was das oberste Ziel einer Moderation ist: dem Ziel der Veranstaltung zu dienen.

Nehmen wir die konkreten Feierlichkeiten als Beispiel. Das Ziel des Festakts ist vielfältig: Das Burgenland will damit nicht nur seine 100-jährige Zugehörigkeit zu Österreich feiern, sondern das Publikum unterhalten und in der Öffentlichkeit Bewusstsein für die Qualitäten dieses Landes schaffen. Schon allein in dieser kurzen Zielbeschreibung würden zahlreiche Möglichkeiten stecken, als Moderator*in im Sinne des Ziels zu kontern. Etwa, indem man genau dieses Ziel thematisiert und fragt, ob diese Wortmeldung nicht vielleicht in einem anderen Kontext oder Rahmen besser aufgehoben wäre. Oder indem man den Kritikpunkt als gehört aufnimmt, eventuell sogar Verständnis dafür äußert, dass MusikerInnen unter der Corona-Zeit besonders zu leiden hatten, und abermals auf den Rahmen verweist, eventuell verspricht, dem nachzugehen, um dann aber wieder zum Programm überzuleiten. Absurderweise kam genau dieser Impuls dann nicht vom Moderator, sondern vom Kritik übenden Musiker selbst: „Spielen wir weiter.“ Immerhin er hatte dann wieder das gemeinsame Ziel vor Augen.

Wer moderiert, ist allparteilich

Alfons Haider konterte beim Festakt auf einen Vorwurf des Redners, durch den er sich persönlich angegriffen fühlt; zusätzlich hatte er ihn falsch verstanden. Doch selbst wenn er ihn richtig verstanden hätte: Hier stand er nicht als Privatperson und auch nicht als Musikintendant der Seefestspiele Mörbisch, als der er sich angegriffen fühlte, auf der Bühne, sondern als Moderator. Und als der hatte er folgenden Auftrag: Du handelst im Sinne der Auftretenden und legst ihnen den roten Teppich aus; du agierst im Sinne des Publikums, und zwar so, dass die Veranstaltung ihr Ziel beim Publikum erreicht. Diesen Auftrag hat Alfons Haider bei diesem Festakt nicht nur nicht erfüllt, sondern er hat zusätzlich seine Moderationsrolle sträflich missbraucht. Er nützt die Macht des Moderators, das Wort zu ergreifen, rechtfertigt sich aber dann persönlich bzw. als Intendant der Seefestspiele und im Sinne der Veranstalter.

Jetzt könnte man sagen: Klar, die haben ihn ja beauftragt. Richtig. Aber als Moderator steht er eben nicht nur im Dienst der Auftraggeber*innen. Er steht im Dienst des Ziels, das es auch für Auftretende und Publikum zu erfüllen gilt. Ein Moderator ist allen Beteiligten gleichermaßen verpflichtet – das nennt man allparteilich. Er bezieht deshalb auch nicht persönlich Stellung. Wenn er es doch tut,  dann muss er offenlegen, dass er jetzt für sich als Person spricht bzw. in einer anderen Funktion. In Haiders Fall als Intendant der Seefestspiele Mörbisch und nicht als Moderator.

Nicht falsch verstehen: Natürlich muss ein Moderator eingreifen, wenn es Schwierigkeiten gibt. Und zwar dann, wenn er das gemeinsame Ziel der Veranstaltung gefährdet sieht. Es geht hier um das Wie: Wenn der Moderator auf den Rahmen verweist, sich etwa beim Publikum für die Unterbrechung entschuldigt oder ihm für seine Geduld dankt, sachlich darauf hinweist, dass hier zum kritisierten Punkt bestimmt noch eine Aufklärung von anderer Stelle folgen wird und den Musiker dann bittet, weiterzuspielen, handelt er professionell – und allparteilich im Sinne aller Beteiligten. Agiert er auf einer persönlichen Ebene und verlässt seine Rolle, werden alle Beteiligten peinlich berührt sein. Das war letztlich auf Burg Schlaining der Fall.

Was lernen wir daraus?
  • Moderieren ist ein Handwerk mit klaren Regeln, das man lernen kann. Wer sie kennt, tut sich leichter. Allparteilich zu handeln ist eine davon.
  • Im Umgang mit Konflikten erkennt man die Meisterschaft in der Moderation.
  • Und: Prominenz und Bühnenpräsenz allein machen noch lange keinen Moderationsprofi.

Wer sich mit dem neuen Wissen das Ereignis noch einmal ansehen möchte, findet es hier: https://www.youtube.com/watch?v=pi6ru6MiTkQ

Und wir haben zu diesem Thema auch ein Youtube-Video gedreht. Schauen Sie sich das an!

Wer mehr über die Kunst der Moderation lernen möchte, werfe doch einen Blick auf unsere Angebote zum Thema Moderation und Präsentation.

Konflikte klären per Chat? Nein, danke!

Konflikte auf Plattformen wie Whatsapp, Telegram oder Signal eskalieren oft. Auf dem Bild sieht man zwei streitende Figuren vor dem Hintergrund der Plattform-Logos.Zwischen Kontakt und Konflikt: Warum Streit über Kanäle wie Whatsapp, Telegram, Signal oder in Online-Foren nur sehr selten konstruktiv, sondern meist mit Austritt eines Mitglieds aus der Gruppe oder Sperren eines Users endet.

Whatsapp und Co. Sind unglaublich praktisch, wir alle nützen sie, um Termine unserer Kinder im Fußballverein zu organisieren, um Kontakt zu Freundinnen im Ausland zu halten oder um im einander im Team über Projektfortschritte am Laufenden zu halten. Das läuft gut, solange es um reine Informationen geht, um sachliche Inhalte, um Fragen, die man mit einem Ja oder Nein beantworten kann. Treten Meinungsverschiedenheiten auf, sind Konflikte auf diesen Plattformen vorprogrammiert, und dafür gibt es Gründe.

Eingeschränkter Kanal

Kommunikation ist vielschichtig. Wenn wir miteinander reden, sind nicht nur Worte im Spiel, sondern wir reagieren immer auch auf die Körpersprache, Mimik und Gestik unseres Gegenübers, auf die Stimme in ihrer Stimmlage und Lautstärke, auf die Sprachmelodie, auf das Tempo, in dem gesprochen wird. Diese Elemente sind weitaus älter als die Worte selbst, deswegen denken wir sie immer mit, auch wenn sie gar nicht da sind – etwa in E-Mails oder eben im Chat.

Wir denken Körpersprache und Stimme automatisch dazu

Das ist kein Problem, solange es um unmissverständliche Fakten ohne Konfliktpotenzial geht und wir uns in einer neutralen oder positiven Gemütslage befinden. Anders sieht es aus, wenn wir im Chat auf Widerspruch stoßen und uns vielleicht ärgern. Da hört unser inneres Ohr schon mal eine unsympathische Fistelstimme, ein hektisch gebrülltes Argument, eine Flut an Argumenten, unter denen unser Empfinden unterzugehen droht. Und wir ärgern uns noch mehr, antworten darauf; der andere liest unseren Beitrag ebenfalls verärgert und unterlegt ihn seinerseits automatisch interpretierend mit passend aggressiver Körpersprache, Gestik und Stimme. Der Konflikt schaukelt sich auf.

Gefangen in der Problem-Trance

Je mehr Argumente über den Screen wandern, desto verfahrener wird die Situation. Warum? Schon im Gespräch gestalten sich Konflikte vor allem dann als schwierig, wenn die jeweiligen Argumente gar nicht richtig gehört werden. Jede Konfliktpartei bastelt dann nur noch an ihren eigenen Argumenten und versuchen zu „gewinnen“, das eigene Argument immer noch und noch stärker zu machen, anstatt auf Basis der Argumente beider Beteiligter eine konstruktive Lösung zu finden. Im Gespräch lässt sich aber eine konstruktivere Basis herstellen, indem man paraphrasiert, das Argument des anderen also noch einmal wiederholt. Man sagt, was man gehört oder verstanden hat. Dann erst schließt man an das Gehörte an. Der Effekt: Wer gehört wird, ist viel eher bereit, auch selbst zuzuhören: der erste Schritt für eine gemeinsame Lösung.

Aber im Chat? Niemand holt uns aus unserer Problemtrance, wir bleiben in unserer Argumentationslinie gefangen – und das Gegenüber ebenso. Je mehr Menschen dann auch noch an diesem Chat beteiligt sind, desto weniger findet wirklicher Austausch statt. Meist verstärkt sich der Ärger bei jeder/jedem Einzelnen nur noch, anstatt zu einer Lösung zu kommen.

Was tun?

Natürlich tauchen im Chat Konflikte auf, kein Mensch kommuniziert immer sachlich und neutral (und wenn, wäre das ziemlich langweilig). Achten Sie aber darauf, dass ein Konflikt nicht eskaliert:

  • Wenn sich Gruppenmitglieder nicht oder kaum kennen, ist ein konstruktives Miteinander schwieriger. Daher: Wenn es möglich ist, sollten sich die Mitglieder einer Gruppe nicht nur im Chat, sondern auch immer wieder real treffen. Das festigt die Bindung und gibt Raum für gemeinsame (positive) Erfahrungen in der Gruppe. Körpersprache und Stimme unterliegen bei echten Begegnungen nicht mehr nur unserer Phantasie.
  • Falls ein Konflikt in einer Chat-Gruppe auftritt: Müssen Sie den Konflikt vor allen klären? Oder wäre es besser, mit der betroffenen Person abseits der Gruppe in Kontakt zu treten?
  • Hören Sie in sich hinein: Wie lesen Sie die Nachricht? Interpretieren Sie den Beitrag schon verärgert? Wie würde eine komplett außenstehende Person den Beitrag lesen?
  • Versuchen Sie, auch bei untergriffigen Kommentaren, die sachlichen Inhalte herauszudestillieren. Antworten Sie auf keinen Fall gleich!
  • Wechseln Sie rechtzeitig den Kanal! Manch Missverständnis ist am Telefon leichter ausgeräumt, und was Menschen schnell mal ins Handy tippen, würden sie vielleicht niemandem ins Gesicht sagen.
    Wenn dann das direkte Gespräch stattfindet, versuchen Sie, dem anderen zuzuhören und an das Gesagte anzuschließen. Das ist oft nicht leicht – aber einen Versuch ist es wert!

Nicht nur, aber auch ums Zuhören  geht’s in unseren Kommunikationstrainings und Seminaren zu Gesprächsführung.  Dort lernen Sie, wie ein Gespräch gelingt – und was Sie alles dafür tun können.
Eine Methode, wie Sie das Zuhören üben können, finden Sie mit der Ja-und-Methode auf unserem Youtube-Kanal.

Präsentieren in Zeiten von Viren

Online ohne Stolperstein –
10 Tipps für die Praxis zum online Präsentieren

Online präsentieren - das ist mehr als hinterm Bildschirm in ein Mikro zu reden!Unlängst besuchte ich ein Online-Training – und konnte aus der Perspektive der Teilnehmerin viel lernen. Die Kamera war gut eingestellt, der Bildhintergrund ruhig, die Tonqualität hervorragend. Die Bedingungen für das Webinar schienen trainerseitig ausgezeichnet. Aber was war das für ein leicht pfeifendes Geräusch in meinem Ohr? Konnte es sein, dass der Moderator schnaubte wie ein – ja, es liegt nahe – Babyelefant?

Ja, er war außer Atem. Mit kurzen, lauten, unrhythmischen Luftzügen presste er die Anfangssätze ins Mikrofon. Es war ein gutes Mikrofon. Und ich hatte ordentliche Kopfhörer. Ich konnte gar nicht anders, ich wartete ständig auf den nächsten Atemzug und fragte mich, was den guten Mann so außer Atem gebracht haben könnte. War er einfach aufgeregt? War er zu knapp gekommen? Hatte er vielleicht den Übertragungsraum nicht gefunden und war zu schnell die Treppen hochgerannt? Wollte er den Aufzug wegen Corona nicht benutzen und hatte die Anzahl der Stockwerke unterschätzt? Litt er an einer Atemwegserkrankung? Was mochte das in Zeiten von Corona wohl für ihn bedeuten?

Und schwupp, hatte ich die gesamte Einführung verpasst und war ausgestiegen, nein, eigentlich war ich nie wirklich ins Thema reingekommen, weil ich von Beginn an abgelenkt gewesen war. Durch ein winziges Detail! Wie schade.

Aber war es nur ein winziges Detail?

Für das Online-Präsentieren ist fast alles wichtig, was in Präsenz wichtig ist. Und noch ein bisschen mehr.

Wenn wir online präsentieren, gilt fast alles, was auch in Präsenz wichtig ist. Allerdings müssen zusätzlich die technischen Voraussetzungen stimmen – und uns muss klar sein, dass unsere Ausdrucksfähigkeit reduziert wird: Vieles, was wir körpersprachlich kommunizieren, fällt weg. Wenn man körperlich nicht präsent ist, liegt der Fokus viel stärker auf der Stimme. Manchmal ein Segen, oft ein Fluch. Denn wenn der Babyelefant mal ins Ohr der Teilnehmenden geschnaubt hat, ist die Konzentration auf die Inhalte schwer. Im konkreten Fall hätte ein kurzer Satz, warum der Experte außer Atem ist, geholfen, um die Aufmerksamkeit einmal kurz bewusst auf den Störfaktor zu lenken, um dann zum Thema zu schwenken.

Müssen Sie auch online präsentieren? Dann haben wir hier zehn Tipps für Sie:
  1. Machen Sie sich mit der Plattform, über die Sie präsentieren, vertraut. Testen Sie die Technik. Die Kamera sollte in Augenhöhe sein, das Mikro gut funktionsfähig, der Raum nicht zu hallend. Sorgen Sie für ausreichende Beleuchtung – von vorne.
  2. Haben Sie vielleicht die Möglichkeit, eine zweite Person um Hilfe zu bitten? Das ist vor allem dann von Vorteil, wenn Sie sich schlecht mit der Technik auskennen oder viele Änderungen während Ihrer Präsentation vornehmen.
  3. Bereiten Sie sich so vor, wie Sie es in Präsenz tun würden. Wählen Sie auch Kleidung (oder Make-up) entsprechend und präsentieren Sie nicht in der Pyjamahose, weil man die vielleicht nicht sieht. Auch Kleidung wirkt auf Ihre Präsenz am Bildschirm.
  4. Wählen Sie einen ruhigen/neutralen Hintergrund.
  5. Sie können auch im Stehen über Webcam präsentieren. Achten Sie auch hier auf die Einstellung. Wenn Sie sitzen, nehmen Sie eine aufrechte Haltung ein, Ihre Hände müssen zu sehen sein. Denn diese brauchen Sie für eine lebendige Körpersprache.
  6. Stimmen Sie sich gut ein – eine geschmeidige Stimme ist das Um und Auf bei einer Online-Präsentation. Schrille Stimmen, laute Atemgeräusche, viele Ähms und Ahms oder ständiges Räuspern sind übertragen unangenehmer als in Präsenz. Ein Glas Wasser in Reichweite kann helfen.
  7. Nehmen Sie, wenn möglich, Kontakt zu den anderen auf, indem Sie sie ansprechen und in Ihren Vortrag einbinden.
  8. Reden Sie laaaangsaaam! Bei technischen Verzögerungen sind Sie so besser zu verstehen. Und machen Sie … Pausen. Die wirken nämlich.
  9. Präsentieren Sie nicht Textfolie nach Textfolie. Niemand will stundenlang auf ein gemeinsames Dokument am Bildschirm starren, sorgen Sie für Abwechslung. Es gibt Bilder, Videos und Anschauungsmaterial, das man in die Kamera halten kann.
  10. Bleiben Sie authentisch. Die Menschen hinter dem Bildschirm sind genauso real wie Sie.

 

Möchten Sie sich konkret auf eine Präsentation – sei es in Präsenz oder online – vorbereiten?

Dann besuchen Sie doch eines unserer Seminare oder Webinare. Mehr dazu finden Sie auf unserer Seite Moderation & Präsentation. 
Gern unterstützen wir sie auch mit einem Coaching – virtuell oder in Präsenz.
Melden Sie sich
dazu einfach bei uns.

Schreiben: Kunst oder Handwerk?

Oder: Kann man schreiben überhaupt lernen?

 

In einem meiner Lieblingsbücher aus Kindheitstagen kämpft sich ein Junge aus allerlei Schwierigkeiten, indem er es mit Unterstützung der Kunstlehrerin schafft, sein kreatives Talent im Modellieren und Töpfern auszuleben.
Seine Mentorin unterscheidet bei den gelungenen Werken in zwei Kategorien: Es gibt die guten Töpfe und die braven. Die braven Töpfe sind technisch einwandfrei gefertigt und erfüllen ihren Zweck. Die guten Töpfe aber, die haben das gewisse Etwas, sie haben Persönlichkeit und sind mehr als nur Töpfe – und das, vermutete ich schon damals, mache Kunst aus.

Schreiben ist wie töpfern

Bei Texten ist es ähnlich: Mag der gute Topf ein literarischer Text sein, einer, der vielleicht weit über die Realität hinausweist, so erfüllt doch auch der brave Topf seinen Zweck. Wenn nun Menschen denken, es hätte keinen Sinn zu versuchen, besser schreiben zu lernen, weil sie ohnehin nicht zum Literaten oder zur Literatin taugen, liegen sie falsch. Denn wenn ein Text technisch einwandfrei gebaut ist und sein Ziel erreicht, sprich: funktional ist, dann ist schon viel erreicht. Gut möglich, dass nicht alle Menschen gleich von der Muse geküsst werden, aber: Um im Alltag bzw. in der Arbeitswelt einen Text zu schreiben, der sein Ziel erfüllt, muss man kein Genie sein. Man darf sich mit einem braven Topf zufriedengeben. Es ist ein Handwerk. Wie das Töpfern: Das Ergebnis kann Kunst sein oder Handwerk. Oder Kunsthandwerk. Schön und zweckdienlich kann ein Topf – und auch ein Text – in beiden Fällen sein.

Nicht auf die Muse warten

Vielleicht kennen auch Sie ganz unterschiedliche Zugänge zum Schreiben, je nach Textziel und Motivation: Wenn einen die Muse küsst, dann kommt es einem vor, als würden Buchstaben und Wörter wie in einem See unter der Oberfläche der Gefühle und Gedanken schwimmen, die man nur wie mit einem kleinen Netz rausfischen und zusammenfügen muss; der Text schreibt sich beinah von selbst. Ein guter Text.

Dann aber wieder hat man den Eindruck, die Buchstaben würden wie eine zähe Masse am Boden des Gedankensees kleben und niemals würden sie in Worten aufs Papier finden; vielleicht hatten auch Sie schon das Gefühl, zu einem bestimmten Thema könnten Sie einfach nichts schreiben, der Text will einfach nicht von der Hand gehen, Sie denken, sie hätten es verlernt oder gar eine Schreibblockade. Dann dürfen Sie nicht auf die Muse warten. Sie müssen es anders angehen.

Der erste Schritt ist ein Eingeständnis: Hier wird vielleicht kein guter Text im Sinne eines literarischen Wunderwerks entstehen. Aber einen braven Text können Sie immer noch schaffen. Und das ist – gut!

Der zweite Schritt: Überlegen Sie, wer den Text lesen soll und warum. Sie können dazu auch die drei Fragen beantworten, das hilft.

Der dritte Schritt: Sie schreiben eine Rohfassung: ein paar Gedanken einfach mal wie in eine Wühlkiste packen, ohne an vollendeten Stil zu denken.

Der vierte Schritt: Die Rohfassung in Form bringen: eine Gliederung schaffen und stilistisch feilen. Um das zu tun, hilft es, Regeln für Verständlichkeit und guten Stil zu kennen. Doch diese sind erlernbar (zum Beispiel bei uns) – so, wie die Grundregeln beim Kochen erlernbar sind.

Der letzte Schritt: Noch einmal drüberlesen (lassen) und erstens prüfen, ob der Text das enthält, was Sie ursprünglich sagen wollten. Und zweitens Fehler finden. Vielleicht müssen Sie auch noch einen Absatz ergänzen, damit es logisch wird, oder ein paar Wörter streichen.

Fertig. Jetzt haben Sie einen braven Text: einen, der sein Ziel erfüllt.
Und vielleicht ist es ja sogar doch ein guter Text geworden.

 

Mehr, viel mehr solche Tipps erwarten Sie in unseren Seminaren und Coachings rund um schriftliche Kommunikation.

Besserwisser-Infos für Zusammenschreibungsprobleme

Heißt es Online Training wie im Englischen, Online-Training oder Onlinetraining? Bindestrich – ja oder nein? Finden Sie es heraus!

Unlängst habe ich einige Seiten für den Internetauftritt einer großen Firma korrigiert. Die Marketing-Agentur, die mich gebucht hatte, schickte mir die Datei mit folgendem Kommentar: „Fehlende Bindestriche in Zusammenhang mit Produkt- oder Firmennamen bitte nicht einfügen, ist vom Kunden nicht erwünscht. Hoffe, Sie halten das aus!“

Ich hielt es aus – immerhin war das Problembewusstsein vorhanden. Aber wie oft kommt es vor, dass mir etwa Studierende in der Rechtschreib-Einheit des Textworkshops erklären wollen, dass man All-you-can-eat-Angebot auf keinen Fall durchkoppeln dürfe! „Da kann es keine Regel geben“, meinen sie – und wissen es nach dem Kurs besser.

Von Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänsmützen und Schneeeulen
So manche Schreibweisen, sei es nun mit oder ohne Bindestrich, schmerzen mehr als der Biss einer Schneeeule. Oder wäre hier Schnee-Eule besser?
Bissspuren von Schneeeulen führen zu Stresssituationen. So viele Dreifachbuchstaben!

Wenn wir im Deutschen Hauptwörter bilden, können wir sie einfach so lange zu einem einzigen Wort zusammensetzen, wie wir denken, dass es noch verstanden wird.

Wollen wir das Wort gliedern, damit es einfacher zu lesen ist, machen wir das mit einem Bindestrich (Divis). Wie der Name schon erahnen lässt, verbindet er Wörter. (Und aus Coronazeiten wissen wir nur zur Genüge, dass ein Abstand nicht der Verbindung dient, zumindest nicht physisch.) Wir können uns nun aussuchen, ob wir das Zufußgehen schreiben oder das Zu-Fuß-Gehen. Der Bindestrich hilft uns, die einzelnen Elemente des zusammengesetzten Wortes zu erfassen. Mein Lieblingsbeispiel ist

  • Kindergarten-Sessel versus
  • Kinder-Gartensessel.

Der Unterschied in der Bedeutung ist mit dem Divis auf einen Blick erkennbar, während ich bei Kindergartensessel erst mal grübeln muss (und die deutschen Mitlesenden werden auch noch über Sessel stolpern, weil sie bei Sessel an einen Fauteuil denken und nicht an einen Stuhl wie die meisten in Österreich).
Empfehlenswert ist diese Trennung übrigens auch, wenn man die Häufung gleicher Buchstaben vermeiden möchte, wenn etwa Bissspuren einer Schneeeule zu Stresssituationen führen. Spätestens wenn der Zooornithologe einen Sicherheitscheck durchführt, würde ich ganz intensiv für einen Bindestrich plädieren! Denn man darf ihn zur Gliederung auch dann setzen, wenn es bereits ein Fugen-s gibt, der Sicherheits-Check wäre in dieser Schreibung bestimmt verständlicher (ganz im Sinne der Zoo-Organisations-Optimierung 😉 ).

Quality Check beim All-you-can-eat-Angebot

Muss ich Wörter aus einer Fremdsprache also auch mit einem Divis verbinden? Ja, wenn sie damit zu einem Bestandteil der deutschen Sprache werden. Hier die Erklärung:

Sind beide Bestandteile der Zusammensetzung fremdsprachige Wörter, z. B. in Quality Check, darf ich es so stehen lassen. Quality-Check wäre aber auch in Ordnung, weil der Check bereits im Deutschen angekommen ist. (Und warum eigentlich nicht Qualitätsprüfung?) Wird also mit einem Wort, das Bestandteil der deutschen Sprache ist, verbunden, gelten die Regeln der deutschen Sprache, etwa in: Quality-Management-Expertin. Ich darf die Wörter also nicht wie im Englischen mit Abstand schreiben!
Auch in Verbindung mit Namen (und damit im Grunde auch bei Produkt- und Firmennamen) gilt diese Regel. Während ich also im Englischen the Harry Potter book series schreiben darf, muss es im Deutschen die Harry-Potter-Buchserie sein.

Warum sich manche dennoch darüber hinwegsetzen? Nun ja, die Regeln des Regelwerks für deutsche Rechtschreibung sind für öffentliche Institutionen, Bildungseinrichtungen und Ämter verbindlich. Als Privatperson bzw. selbständiges Unternehmen darf ich mir aussuchen, inwieweit ich mich daran halten will: je nachdem, welchen Eindruck ich erzielen will.

Im Fall des Namens empfinden es viele Unternehmen als Verunstaltung, wenn die Bezeichnung mittels Bindestrich an das Zielwort angeklebt wird oder fürchten, dass ein Produktname bei einer Kopplung nicht mehr klar erkennbar ist. Aus Marketing-Sicht kann es also sinnvoll sein, bewusst eine Regel zu brechen – nämlich die der korrekten Schreibung – und bewusst bestimmten Marketingzielen, wie der Erkennbarkeit der Marke, zu opfern.

Trotzdem wichtig zu wissen: Wenn jemand im Lektorat/Korrektorat auf die Bindestrich-Schreibung ausbessert, ist er/sie natürlich im Recht. Wer es anders haben möchte, sollte im Bewusstsein, die Regel zu brechen, bei einer Korrektur vorab darauf hinweisen – so, wie es die Agentur in meinem Beispiel getan hat.

Mehr, viel mehr solcher Tipps und Informationen bekommen Sie in unserem Seminar “Richtig schreiben, Fehler vermeiden”.

Gemeinsames Ziel? Team stabil!

Manche Konflikte beim Arbeiten im Team entstehen, weil die Mitglieder zu wenig Augenmerk auf das gemeinsame Ziel legen. Vor allem kleine Teams erleben oft Überraschungen.

Rosa und Linus sind sich einig: Nach jahrelangem Training in artistischen Künsten wie Akrobatik und Jonglieren möchten sie auftreten – und da sie seit vielen Jahren ein Paar sind, wollen sie es gemeinsam tun. „Wir zeigen eine coole Jongliernummer!“, sind sie sich einig, und eifrig machen sie sich an die Ausarbeitung der Idee.

Einige Wochen später beginnt sich die Planung des gemeinsamen Projekts allerdings auf die Beziehung der beiden auszuwirken, denn obwohl ihnen das gemeinsame Training im Turnsaal nach wie vor Freude macht, streiten sie über jede Kleinigkeit, die die zukünftige Nummer betrifft: Kostüme, Requisiten, Musikauswahl – sind sie sich in einer Sache einig, diskutieren sie bereits heftig über die nächste. Warum?

Wir müssen wissen, wie das Ziel aussieht

Denn wie für den einen „Hund“ ganz selbstverständlich eine Dogge ist, so hat die andere vielleicht einen Scotchterrier vor Augen. Bei der Vorstellung vom Ziel kann das ähnlich sein.Wenn Unternehmen und Organisationen ein Projekt in großen Teams planen, findet oft ein Auftakt-Workshop statt oder eine Informationsveranstaltung, in welche Richtung die gemeinsame Arbeit gehen soll. Es gibt Zielfindungsprozesse oder Klausuren, um das gemeinsame Vorgehen abzustimmen.

Schließt man sich aber in etwas informellerem Rahmen zu zweit oder dritt für eine gemeinsame Arbeit zusammen, passiert so etwas meist nicht. Die kleine Gruppe ist oft trügerisch: Dass die Gruppe überschaubar ist, verleitet dazu, ohne Vorbereitung loszulegen, weil auf den ersten Blick alles klar scheint. Wenn es dann während der Umsetzung von Projekten in Zweier- oder Dreiterteams hapert, liegt die Ursache aber oft darin, dass vielleicht schon die Ziele im Grunde für jeden anders aussehen, ohne dass es den Beteiligten wirklich bewusst ist.

Denn wie für den einen „Hund“ ganz selbstverständlich eine Dogge ist, so hat die andere vielleicht einen Scotchterrier vor Augen. Bei Zielen ist das ähnlich. Haben wir nicht dieselbe Vorstellung vom Ziel, werden wir einander bei der gemeinsamen Anstrengung, es zu erreichen, in die Quere kommen – und als Team möglicherweise scheitern.

Selbstklärung und Ziel für sich selbst definieren, dann darüber reden

Am besten ist es also, wenn alle in einem ersten Schritt für sich klären, was sie jeweils ganz persönlich mit dem Ziel verbinden und wie sie es sich vorstellen, um in einem zweiten Schritt darüber in Austausch zu treten.

Bekommen wir z. B. als Team den Auftrag, eine Hundehütte zu bauen, ist es ratsam, vor der Errichtung darüber zu sprechen, wie sie sich jede/r einzelne vorstellt. „Für mich ist ein Hund ein Scotchterrier. Die Hütte ist in meinem Kopf nicht sehr groß. Wie sieht für dich ein Hund und die passende Hütte aus?“

Es klingt banal und ist es nicht. Was wir als selbstverständlich annehmen, kann für den anderen absurd sein. Denn mit jedem Ziel sind mitunter ganz eigene Unterziele, Wertvorstellungen und Wünsche an die Wirkung verbunden, die uns im ersten Moment nicht bewusst sind – und die bei allen Menschen unterschiedlich sein können.

Tipps, um Ziele für sich und andere zu klären

Wenn Sie also in einem (kleinen) Team arbeiten und feststellen, dass es immer und immer wieder hakt bzw. wenn Sie beginnen, ein gemeinsames Projekt zu planen, stellen Sie sich – vorerst jede/r für sich – folgende Fragen:

  1. Wie sieht das Ziel für mich aus? Was soll, wenn es erreicht ist, anders sein?
  2. Welche Wirkung will ich damit erzielen? Was wollen wir als Team damit bewirken? Welche Wirkung will vielleicht mein/e Partner/in erreichen?
  3. Was, von dem, was mir persönlich wichtig ist, sehe ich auch in diesem Ziel verwirklicht?
  4. Warum will ich das Ziel erreichen? Was treibt mich an?
  5. Wer wird oder soll einen Nutzen davon haben? Welchen?

Beantworten Sie die Fragen erst einzeln. Treten Sie dann in Austausch und hören Sie auch, wie das Ziel für andere im Team aussieht, was ihnen wichtig ist. Finden Sie dann mögliche Gemeinsamkeiten, besprechen Sie Punkte, in denen Sie von Grund auf unterschiedliche Ansichten haben.

Wenn Sie so wesentliche Dinge zu Beginn offenlegen, sparen Sie möglicherweise viel Energie in der weiteren Zusammenarbeit. Denn irgendwann stehen unterschiedliche Zielvorstellungen der Umsetzung ganz gehörig im Weg. Es ist gut, das vorab herauszufinden und mögliche Konflikte aufzudecken. Denn auch unterschiedliche Vorstellungen vom Ziel können produktiv sein: etwa durch die Anpassung des Projekts, die Veränderungen von Zuständigkeiten, das Finden von gemeinsamen Unterzielen.

Linus und Rosa haben sich die einzelnen Punkte rund um das Ziel genauer angesehen und festgestellt, dass sie völlig unterschiedliche Vorstellungen von einer gemeinsamen Jongliernummer haben. Gelöst haben sie ihr Problem, indem sie einen gemeinsamen Rahmen fanden, jede/r für sich aber eine kleine Solonummer eingebaut hat. Möglich wurde es, weil sie sich die Zeit genommen haben, das Ziel, gemeinsam aufzutreten, vor der Umsetzung im Detail genau unter die Lupe zu nehmen. Probieren Sie es auch aus, es lohnt sich!

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim Umsetzen Ihrer Ziele im kleinen Team.

Das ist der erste Beitrag unserer Reihe „Arbeit in kleinen Teams“; weitere folgen.
Gern betreuen wir natürlich auch persönlich Ihr (kleines) Team mit unseren Kommunikationstrainings und unseren anderen Angeboten zu dem Thema.

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