Alle Artikel von Roman Kellner

Wahlplakate 2024: Wie Botschaften wirken

Vor der Nationalratswahl im September 2024 verwandelt sich der öffentliche Raum in ein Dickicht politischer Slogans und Appelle. Machen wir das Beste daraus und lernen an den plakatierten Beispielen, wie Texte wirken – und warum. Hier eine Analyse einiger Wahlplakate.

ÖVP – Bedürfnisse der Mitte

Wahlplakate der ÖVP: Stabilität für Österreich.Die ÖVP kommt auf ihren Plakaten – schon traditionell – mit wenig Text und wenig konkreten Inhalt aus. Hat schon Sebastian Kurz im Jahr 2019 mit „Klarheit schaffen. Kurz wählen!“ geworben, folgt ihm Bundeskanzler Nehammer mit „Stabilität für Österreich.“ oder „Sicherheit für Wien.“ Klarheit, Sicherheit und Stabilität sind Grundbedürfnisse aller Menschen, etwas, zu dem jeder und jede nickt, einfach, weil wir das alle brauchen – auch wenn natürlich völlig unklar bleibt, wie diese Bedürfnisse im konkreten Fall durch die wahlwerbende Partei befriedigt werden.

Darüber hinaus handelt es sich um extrem kurze Aussagen mit nur einem Element. Und egal, welchen Kulturkreis man sich in Hinblick auf Zahlensymbolik ansieht: Immer steht die eins, das eine Element für eine Einheit, die keine weitere Interpretation zulässt und Kraft vermittelt. Passend dazu geben sich die abgebildeten Personen seriös gekleidet und staatstragend. Mit „Wir. Die starke Mitte.“ oder mit „Die Mitte stärken.“ möchte sich die ÖVP von der SPÖ, besonders aber von der FPÖ abgrenzen, die oft als am rechten Rand bezeichnet wird – auch wenn die Analysen den Wahlprogrammen dieser beiden Parteien eine sehr große Überschneidung attestieren.

SPÖ – mit Herz und Hirn

SPÖ: Mit Herz und HirnWährend die ÖVP auf Ein-Element-Botschaften setzt, bietet die SPÖ zwei Elemente an: „Mit Herz + Hirn“ ist Teil fast aller ihrer Plakate. Zwei Elemente stehen üblicherweise für Vergleich und Kontrast, den Wähler*innen soll vermittelt werden: „Wir sind menschlich, aber auch kompetent.“

Interessant, dass das Herz, aus unserer Sicht etwas unglücklich, als Piktogramm dargestellt ist. Auch die SPÖ ist inhaltlich recht farblos, konkrete Umsetzungsstrategien oder Themen aus dem Wahlprogramm fehlen. Sie versucht hingegen auf einigen Wahlplakaten, mit der direkten Anrede und Slogans wie „Für dein besseres Österreich“ oder „Mit Herz und Hirn für deine Kinder“ Nähe und persönliche Betroffenheit herzustellen.

FPÖ – plakativ suggestiv

Wahlplakate der FPÖ: Euer Wille gescheheDie FPÖ, in den Umfragen auf Platz eins, verzichtet heuer auf den ganz großen Tabubruch. Komplett ohne geht es freilich auch nicht. Mit „EUER WILLE GESCHEHE“ klaut man aus dem Vater unser, dreht allerdings Ursache-Wirkung um. Mit demselben Stilmittel der Umkehrung arbeitet der Spruch „IHR SEID DER CHEF – ICH EUER WERKZEUG“. Offen bleibt, ob es nicht vielleicht genau umgekehrt gedacht sein könnte.

Die religiöse Anspielung kann zwei Ziele haben: einerseits die Zustimmung aus der katholischen Wählerschicht durch das Betonen christlicher Werte – in Abgrenzung zum Islam. Andererseits sorgt die Provokation zumindest für Proteste aus der katholischen Kirche. So bleibt man im Gespräch.

Neu ist der pathetische Bezug auf religiöse Formulierungen nicht. Norbert Hofer setzte zum Beispiel bei der Bundespräsidentenwahl im Jahr 2016 auf „SO WAHR MIR GOTT HELFE“. Spannend ist, dass die FPÖ bei diesen Plakaten wie schon in der Vergangenheit wieder als einzige Partei die Personalpronomen im Plural verwendet, also kaum „du“ und „dein“, sondern hauptsächlich „ihr“ und „euer“. Das kennen wir zum Beispiel von Haiders „Sie sind gegen ihn, weil er für euch ist.“ Es wird als gar nicht so sehr der oder die einzelne angesprochen, sondern gleich eine ganze scheinbar homogene Gruppe. Diese Gruppenansprache ergänzt sehr gut jene Plakatserie, die dann doch einzelne direkt adressiert, etwa: „KICKL. DEIN HERZ SAGT JA.“ Das wiederum passt zu den religiösen Bezügen:  suggestiv, emotional aufgeladen und, ja, auch affirmativ. Geschickt und gefährlich.
Zusätzlich gibt es einen Appell, der offenbar potentielle Wähler*innen ermutigen soll, erstmals der FPÖ die Stimme zu geben: „ES BEGINNT MIT DIR/MUTIG NEUES WAGEN“.

Die grafische Gestaltung gibt sich mit sehr viel Weißraum seriös und nahezu unantastbar. Dazu die rot-weiß-rote Hand mit erhobenen Daumen. Auch das gab es 1985 schon.

Grüne – Wähl dies statt das

Grüne: Klima oder Krise?Die Grünen versuchen den Spagat, Klima- und Umweltschutz als zentrales Thema zu plakatieren und dennoch positiv zu bleiben. Alles dreht sich um den Spruch „WÄHL, ALS GÄB‘S EIN MORGEN.“ Nicht schlecht – wenn er verstanden wird.

Dazu transportieren ihre Wahlplakate Zwei-Element-Botschaften, die als Kontraste aufgebaut sind: „BÄUME ODER BETON?“, „KLIMA ODER KRISE?“ Das könnte man fast als ein wenig platt ansehen und muss sich den Vorwurf gefallen lassen, Klima zum Problem zu erklären, wo doch Klimaschutz gemeint ist. Das kennen wir schon aus der Vergangenheit, wo immer wieder Atom und Gen die offenbar unzumutbar langen Wörter Atomkraft und Gentechnologie ersetzten.

Thematische Einzelangebote stehen zusätzlich zur Verfügung: „WÄHL KLIMASCHUTZ“, „WÄHL VERANTWORTUNG“, „WÄHL NATURSCHUTZ“, „WÄHL MITEINANDER“ – eine sprachlich direktere Art, Themen zu besetzen, kann es kaum geben. Die Themen sollen hier die ausschlaggebende Motivation sein, das Kreuzchen bei Grün zu setzen. Zusätzlich sind diese Botschaften mit teilweise drastischen Bildern unterlegt. Vergleicht man die Plakatbilder mit den Verkleinerungen auf der Webseite, zeigt sich, dass nicht alle in der Vergrößerung eine positive Verstärkung bewirken, weil die übergroßen Gesichter, etwa bei „WÄHL MITEINANDER“, fast verzerrt scheinen.

Was uns außerdem auffiel: Bei „WÄHL VERNUNFT&ZUVERSICHT“ fehlen die Abstände vor und nach dem &-Zeichen. Für uns als Textprofis ist es immer ärgerlich, wenn sich Grafiker*innen durchsetzen und Rechtschreibregeln außer Kraft setzen.

NEOS – Hauptsache Kraft

Wahlplakate der NEOS, hier z. B. TRANS PARENZBei den NEOS dreht sich alles um Kraft – mal tritt sie in Verbindung mit Frontfrau Beate Meinl-Reisinger als „DIE ENTSCHEIDENDE KRAFT“, mal als „DIE VERBINDENDE KRAFT“ auf. Oder die Neos bezeichnen sich selbst als „REFORMKRAFT“, danach folgen schöne Alliterationen wie „FÜR ECHTE ENTLASTUNG“ oder „FÜR BESSERE BILDUNG“ und mehr oder eher weniger konkrete Forderungen wie „STEUERN SENKEN“ oder „FLÜGEL HEBEN“ – auch dies ein schöne Kontrastmetapher.

Haben wir bei den Grünen schon grammatikalische Fehler im Namen der Optik beanstandet, gilt das für die NEOS erst recht: Das abgeteilte Wort REFORM KRAFT ohne Satzzeichen ließe sich ja noch irgendwie argumentieren, aber TRANS PARENZ in zwei verschiedenen Zeilen geht einfach gar nicht. Ein fehlender Bindestrich ist und bleibt ein Fehler. Immerhin: Beim Plakat „POSTENSCHACHER stoppen“ hat das Werbeteam einen kurzen Strich nach Posten zugestanden.

KPÖ – eine Stimme für …

Wahlplakate der KPÖ: Eine Stimme für ...Die Kommunisten versuchen, den Wähler*innen-Stimmen einen ganz konkreten Sinn zu geben. Auf Einleitungen wie „EINE STIMME AUS DER PFLEGE“ oder „EINE STIMME FÜR LEISTBARES WOHNEN“ folgt der Standardsatz „Eine Stimme für die KPÖ“. Einerseits greifen sie damit auf das klassische, starke Stilmittel der Anapher zurück. Andererseits bilden sie so auch Zweierfiguren, die eine gedankliche Verknüpfung anstreben; ganz ähnlich finden wir das bei wirkungsvollen Werbeslogans, etwa „Have a break, have a KitKat.“

Optisch gestalten sich die Wahlplakate wild und bunt. Eine Textanalyse endet allerdings spätestens bei den Farben – so auch diese.

Was sind eure Eindrücke? Wir freuen uns über Ergänzungen und Kommentare.

Ergänzung/DISCLAIMER:
Wir vertreten hier keine Position einer bestimmten Partei und betreiben keine Wahlwerbung. Eine Plakatwerbung kann hochprofessionell und wirksam, die Ideologie der Wahlwerbenden dahinter dennoch verwerflich sein. Im Übrigen gehen wir davon aus, dass niemand aufgrund einer Plakatwerbung sein oder ihr Kreuzerl macht!

Schweigsame Helden

Roman- und Filmfiguren kommunizieren oft viel zu lange viel zu wenig. Das macht Geschichten spannender, aber wir sollten uns daran kein Beispiel nehmen.

Frodo Beutelin kommuniziert recht wenig.Es ist ein fixer Bestandteil vieler Storys: der einsame Held, der alles mit sich selbst ausmacht. Natürlich genauso die Heldin, die aus lauter Rücksicht oder der Überzeugung, sie brauche keine Hilfe, alles in sich hineinfrisst.

Wir, die Leser/innen oder Zuschauer/innen reagieren mit einem Aufatmen, wenn sie es dann endlich schaffen, sich jemandem anzuvertrauen, sei es, um ihre geheime Identitäten zu enthüllen, ihre Geheimnisse zu verraten oder ihre Liebe zu gestehen. Davor möchte man in den Fernseher rufen: „Redet doch endlich! Sprecht darüber!“

Kommuniziert!

Frodo glaubt die längste Zeit, alles mit sich allein ausmachen zu müssen, obwohl er mit Sam die verständnisvollste Person von Mittelelerde an seiner Seite hat. Harry Potter verheimlicht seinen Freunden Ron und Hermine in fast jedem Band und Film aufs Neue, wie es wirklich um ihn steht, und die Serie Friends hätte vermutlich keine zweite Staffel erlebt, wenn Ross und Rachel endlich einmal ehrlich zueinander gewesen wären.

Filme und natürlich schon viel länger Bücher leben vom Aufbau der Spannung, vom Ausreizen der Zuschauergeduld und dem Hinauszögern des Moments der Offenbarung. Kommt dieser Moment und damit die Wahrheit endlich ans Licht, neigen sich Film oder Buch meist dem Ende zu.

Wir sind im echten Leben. Wir müssen keine Sendezeit füllen und sind nicht für die Spannung beim Publikum zuständig. Wir sind keine Superhelden. Oder vielleicht doch – aber nicht, weil wir Dinge in uns hineinfressen. Im Gegenteil! Vielleicht werden wir im Alltag zu Superhelden, wenn wir gerade das nicht tun!

Vertrauen in die eigene Stärke

Wie mich das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten durch eine Einschlafkrise geführt hat.

Ich weiß noch genau, wann es anfing. Es ist über zehn Jahre her, ich übernachtete am Tag vor einem Schreibseminar in einem kleinen bayrischen Ort. Als ich kurz vor Mitternacht im Hotelzimmer das Buch zur Seite legte und das Nachtlicht abdrehte, begannen meine Gedanken zu kreisen. Nichts, was ich nicht kannte, allerdings hörte es diesmal nicht auf. Irgendwann begann ich zu schwitzen und langsam keimte ob der fehlenden Nachtruhe Panik auf; mein Herz raste, Ideen, Erinnerungen und Bedenken jagten einander, dazwischen immer wieder der Blick auf die Uhr – 1.30, 2.00, 2.30 und gegen die Vernunft das Rechnen, wie viel Schlaf noch bleibt, wenn, ja, wenn der sich endlich einstellte. Irgendwann muss ich dann doch eingeschlafen sein, ich glaube mich zu erinnern, dass noch etwas mehr als drei Stunden von der Nacht übrigwaren.

Ich erinnere mich weiter, dass es nicht bei dieser einen Nacht blieb. Auch in den folgenden Wochen und Monaten hielt mich irgendetwas vom Schlafen ab. Ich könnte nicht sagen, was – ich durchlebte damals keine besonders belastende oder stressige Zeit. Und irgendwann, etwa ein halbes Jahr später, fand der Spuk plötzlich sein Ende.

Natürlich passiert mir auch heute noch, dass ich wach im Bett liege und irgendwelche Gedanken wälze, anstatt mich für den nächsten Tag zu erholen. Das kennt wohl jede/r. Doch heute dauert so etwas nicht mehr so lange und kommt vor allem nicht mehrere Nächte hintereinander vor.

Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten

Ich bin sehr dankbar, dass diese Phase ein Ende gefunden hat, und dennoch habe ich in der schwierigen Zeit etwas Wichtiges gelernt: Auch nach solch „kurzen“ Nächten musste ich am nächsten Tag meine Seminare oder Moderationen halten. Und es ging – sogar gut! Natürlich habe ich es am Abend danach gespürt und mehrere Tage hintereinander lässt sich so etwas schwer durchhalten, doch ich weiß heute: Ich kann „performen“, ich kann in der gleichen Qualität einen ganzen Tag lang vor Menschen bestehen, auch wenn ich in der Nacht davor kaum Schlaf hatte. Und dieses Wissen hat mich unglaublich beruhigt. Und diese Einsicht habe ich mir in langen Nächten dann auch in Erinnerung gerufen. Im Endeffekt hat mir diese Erkenntnis und damit das Vertrauen, dass der nächste Tag mit wenig Schlaf zwar anstrengend werden würde, aber bewältigbar ist, geholfen – und vermutlich hat mich genau das aus der Krise wieder herausgeholt.

Story in einem Satz

Funktioniert Storytelling auch für ganz kurze Texte? Ja, hier ist einiges möglich! Wir zeigen anhand einer Hinweistafel, die aus nur vier Wörtern besteht, wie Elemente aus dem Storytelling auch in aller Kürze eine Mini-Story erzeugen.

Immer wieder fragen Kund*innen, die ihre Texte oder Präsentationen mit Geschichten aufpeppen möchten: „Wie umfangreich muss meine Story sein? Brauche ich dazu wirklich Heldinnen oder Helden, die eine 12-stufige Reise absolvieren?“ „Ich will doch“, sagen sie, „keine Romane schreiben und keinen abendfüllenden Spielfilm drehen.“

Die kurze Antwort: Nein, Geschichten müssen nicht immer lang sein. Schließlich muss man nie alle Storytelling-Elemente, die möglich sind, einsetzen.

Die etwas längere Antwort gebe ich anhand einer kleinen Hinweistafel, die allerorts in Wien zu finden ist. Ich möchte mit diesem Beispiel ein wenig Druck rausnehmen und zeigen, wie wenig es braucht, um einer Botschaft Emotion einzuhauchen und sie damit kraftvoll zu vermitteln – auch wenn man dafür nur ein paar Elemente des Storytellings auswählt.

Doch vorweg: Warum erzählen wir überhaupt Geschichten? Um Menschen zu erreichen, um unsere Inhalte oder Botschaften an die Zielgruppe zu bringen – möglichst eindringlich und dauerhaft. Hier helfen Geschichten: Sie bleiben besser in Erinnerung und sprechen im Idealfall auch die Emotionen an, dadurch dringen sie tiefer und schaffen eine ganz andere Ebene des Verständnisses.

Betreten der Rasenfläche verboten. Ein kurzer Text - aber noch lange keine Mini-Story.Nun zu meinem Beispiel: Die Stadt Wien möchte, dass die Menschen öffentliche Rasen nicht betreten, dazu stellt sie Schilder auf. Wir zeigen hier zwei.

Auf dem ersten ist „Betreten der Rasenfläche verboten.“ zu lesen. Es handelt sich also um eine sehr schlichte und direkte Nachricht, dass hier etwas verboten ist, ohne Emotion und ohne Begründung.

Storys funktionieren über Emotionen – die Mini-Story auch

Auf der zweiten Tafel steht folgender Text: „Vorsicht, hier schlafen Blumenzwiebeln!“.

Vorsicht, hier schlafen Blumenzwiebeln! Das erzeugt viel eher eine Mini-Story als die reine Aufforderung.Diese  Tafel dient natürlich dem selben Zweck: Menschen sollen nicht in die Wiese treten. Aber: Es wird eine Begründung mitgeliefert und diese Begründung liefert nicht nur Sinn, sondern sie bietet vor allem eine Identifikationsfläche. „In der Wiese schlafen Blumen.“ Wir wissen, wie es ist zu schlafen und auch wir werden dabei nicht gerne geweckt! Die Blumenzwiebeln verwandeln sich in Akteurinnen (bzw. Protagonistinnen oder Heldinnen), die etwas tun, nämlich: Sie schlafen. Dabei wollen wir sie nicht stören. Indem wir den Rasen umrunden, helfen wir ihnen dabei, wir werden sozusagen ihre Mentor*innen. Damit halten wir das Böse in Schach, das wäre das Aufwachen. Damit ist das Grundgerüst für eine minimale Geschichte gelegt – und sie wirkt.

Nicht zuletzt dadurch, dass Gefühle und vor allem auch Bedürfnisse hineinspielen – die der Blumen nach Schutz und Erholung, aber auch unsere eigenen, etwa jenes nach Beitragen oder Sinn. Und all das mit so wenigen Wörtern. Wie viel eingängiger und nahbarer ist doch das Schild, das durch das Bild der schlafenden Blumenzwiebeln eine Mini-Story erzeugt, gegenüber jenem Verbot, das nur auf Autorität setzt!

Wenn Sie mehr zu Storytelling erfahren möchten, unterstützen wir Sie gern mit Fachcoachings oder Seminaren in Ihrem Unternehmen.

Mehr Blog-Beiträge zum Thema Storytelling finden Sie hier:

Produktstory: Lernen von Fisherman’s Friend

Wie lange muss eine Story sein?

Stilvolle Storys statt gehaltlose G’schichteln

Kein Streit trotz unterschiedlicher Stimmungen

Krachen Stimmungen  aneinander, sind oft dahinterliegende Bedürfnisse zu unterschiedlich. Wie lässt sich in solchen Situationen Streit vermeiden?

Mit den Koffern kommt auch viel Außenstimmunge ins Haus.Was für ein Seminar! Der Startrainer kehrt nach Hause zurück. Im Kopf und Gepäck das euphorische Feedback von 12 Teilnehmer*innen. Natürlich wird es einen Folgeworkshop geben. Und Spaß hatten wir! Gut, die Nacht zwischen den beiden Seminartagen war ein wenig kurz ausgefallen, aber wenn die Stimmung passt, lassen sich Schlafdefizit und Kopfweh gut wegzustecken. So komme ich nach Hause. Kaum sind die Koffer abgestellt, beginne ich zu erzählen. Ach was, erzählen – es sprudelt aus mir heraus. Ich will meine Frau und Partnerin teilhaben lassen und sie anstecken. Es ist ja nicht nur mein Erfolg, es ist der von WORT & WEISE – also von uns beiden.

Zwei Menschen – zwei Stimmungen

Doch sie schaut nur müde und scheint sich überhaupt nicht zu freuen. Irgendwann kommt sie zu Wort, erwähnt, ein Sohn hätte Zoff mit einem Freund, mit dem Hund hätte sie zum Tierarzt fahren müssen und, ach ja, die Heizung mache schon wieder Probleme. Sie sei in der Zwischenzeit überhaupt nicht dazu gekommen, die Angebote zu schreiben, die sie sich vorgenommen hatte. Ja, okay, blöd, ich war halt nicht da, ich bringe mich jetzt ohnedies ein, aber sie könnte sich ja dennoch freuen oder ein bisschen mitfeiern. In kurzer Zeit ist meine Euphorie verflogen, es bleibt das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden.

So etwas kann passieren. So etwas ist uns passiert – und zwar in beide Richtungen. Auch Elisabeth ist schon endorphingeladen, laut und randvoll mit Außenwelt bei der Tür hereingekommen – und auf das personifizierte Gegenteil gestoßen. Weil ich vielleicht gerade mit Alltäglichkeiten eingedeckt war, in einer leisen Stimme der Häuslichkeit steckte und das hohe Energielevel als aggressiv empfand.

Verschiedene Stimmungen als Konfliktursache, das gibt es in privaten Paarbeziehungen, in beruflichen Beziehungen und selbstverständlich auch, wenn man als privates Paar zusätzlich beruflich zusammenarbeitet. Schnell fühlt sich ein Part unverstanden, nicht gehört oder überrollt. Und doch sind wir diesem Aufeinanderkrachen von Stimmungen nicht hilflos ausgeliefert, und doch können wir den dreohenden Streit vermeiden.

Unterschiedlichen Bedürfnissen auf den Grund gehen

Wir können solche Konflikte mit ein wenig Erfahrung vorhersehen und entsprechend reagieren. Zwei Menschen erleben verschiedene Dinge und treffen dann mit entsprechend unterschiedlichen Gefühlen aufeinander, das ist in Ordnung. Die Gefühle der einen Person und auch das andere Energielevel, die Lautstärke oder das Tempo sind kein Angriff auf die andere Person. Wir müssen es nicht auf uns beziehen. Wir können uns in Erinnerung rufen, dass wir gerade in verschiedenen Welten unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Wir können jeder und jede feststellen und damit auch aussprechen, dass wir gerade beide jeweils woanders stehen und unterschiedliche Bedürfnisse haben.

Auch wenn beide gerade ihre Realität mit dem anderen teilen würden: Offenbar braucht gerade jede*r etwas anderes. Was wir brauchen, dessen sollten wir versuchen, uns bewusst zu werden. Ist es Ruhe? Ist es Austausch – aber zu einer anderen Zeit? Dann können wir auch sagen, was wir brauchen. Im Idealfall äußern wir das in einer positiv formulierten, freundlichen, aber klaren Bitte – die der andere auch erfüllen kann.

Wir können kurz innehalten und uns fragen, was denn der andere gerade braucht – oder ihn bzw. sie selbst fragen. Wichtig ist dabei, ein Dialogfeld zu öffnen, das frei von Schuldzuweisungen bleibt – und dem Gegenüber zuzuhören und dessen Stimmung wahrzunehmen. Wir können darauf achten, beiden Beteiligten Raum zu geben und damit Streit vermeiden. Wenn beide diesen Raum bekommen, sei es durch Zeit, Ruhe oder ein offenes Ohr, dann ist Begegnung auch aus verschiedenen Wahrnehmungswelten und in verschiedenen Stimmungen leichter möglich – sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld.

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Paralleles Denken: Walt-Disney-Methode und PMI

Kreative Prozesse scheitern mitunter, weil die einzelnen Teammitglieder oder die verschiedenen eigenen inneren Anteile allzu unterschiedliche Positionen einnehmen. Hier hilft das sogenannten Parallele Denken und Techniken wie die Walt-Disney-Methode oder PMI.

Mickey Mouse zweifelt„Tatsächlich gab es drei Walts“, schrieb einst der NLP-Pionier Robert B. Dilts über Walt Disney, „den Träumer, den Realisten und den Spielverderber.“ Dieses Zitat und die Geschichte, Walt Disney hätte beim Wälzen neuer Ideen auf drei verschiedenen Stühlen oder gar in drei unterschiedlich gestalteten Räumen Platz genommen, ist die Basis für eine der populärsten Kreativitätstechniken: die Walt-Disney-Methode.

Bevor wir uns ihr und einer verwandten Methode widmen, wollen wir uns aber noch schnell ein wichtiges Denkprinzip ansehen: das Parallele Denken. Stellen wir uns ein Team von drei Personen vor, die sehr verschieden ticken. Da ist eine, wir nennen sie Sibylle, die sprüht vor Ideen und Visionen, ihre Kreativität ist kaum zu bändigen, sie spricht schnell und Hinweise auf die Machbarkeit ihrer Vorschläge wischt sie gerne weg. Dann haben wir eine zweite Person, sie soll hier Wolfgang heißen: Er ist der Typ IT, er ist sehr strukturiert und interessiert sich vor allem dafür, was umsetzbar ist. Und die dritte Person, Bernadette, hat ein gutes Gespür dafür, wo etwas scheitern könnte, sie äußert gerne ihre Ängste und Bedenken – mitunter nervt sie die anderen damit.

Diskussion über Haltungen statt über die Sache

Wenn Sibylle, Wolfgang und Bernadette über ein Problem oder eine Idee diskutieren, kommen sie schwer zusammen. So unterschiedlich, wie sie ticken, geht es oft gar nicht mehr um die Sache. Das Argument von A wird sofort von der Gegenrede durch B ausgebremst:

Gegen einander denken

Wie hilfreiches wäre es da, wenn sich alle gemeinsam und hintereinander die jeweiligen Positionen ansehen und die verschiedenen Perspektiven einnehmen könnten? Wenn alle Personen in die Richtung von A dächten und dann alle die Perspektive von B einnähmen? Dann sähe das bei zwei Personen so aus:

Paralleles Denken geht natürlich auch zu dritt. Das Geniale daran: Wolfgang und Bernadette werden sich leichter auf Sibylles „Spinnereien“ einlassen, wenn sie wissen, dass ihre Positionen auch noch drankommen. Und wer weiß, vielleicht finden sie Gefallen an dieser Betrachtungsebene und ändern ihre Meinung. Dasselbe kann natürlich auch passieren, wenn Sibylle und Bernadette Wolfgangs nüchterne Welt betreten, oder Sibylle und Wolfgang gemeinsam mit Bernadette die Schwächen einer Idee suchen.

Und genau das nannte der britischer Kreativitätsexperte Edward de Bono Paralleles Denken. Der Vorteil: Es hilft, andere Positionen zu verstehen, fördert die Toleranz und vermindert Reibungsverluste.

6 DenkhüteUnd nun zu den Methoden, die mit dem kreativen Ansatz des Parallelen Denkens arbeiten. De Bono selbst hatte dazu zwei Techniken entwickelt: die Sechs Denkhüte und die Methode PMI. Die Sechs Denkhüte sind mit sechs Positionen in drei Gegensatzpaaren doch etwas komplexer und verlangen eine Moderation, daher möchte ich hier PMI vorstellen.

Plus-Minus-Interessant

Es ist eine simple Methode zur genaueren Betrachtung eines Vorschlags oder einer neuen Idee, die man in einem kleinen bis mittelgroßen Team durchführen kann. Es braucht lediglich ein Flipchart mit drei Spalten, über denen Plus, Minus und Interessant steht. Nun denkt das gesamte Team ein paar Minuten nur über die Vorteile der Idee oder des Vorschlages nach, sie kommen alle in Spalte eins. Dann widmen sich alle der Minus-Spalte. Was spricht gegen die Idee? Welche Probleme fallen dem Team ein? Und schließlich denken alle drei vor der dritten Spalte über Aspekte nach, die weder Plus noch Minus sind. De Bono hat hier die Frage vorgeschlagen: „Es wäre interessant zu wissen, ob …“

Nichts spricht dagegen, danach noch eine Runde durch die verschiedenen Positionen zu drehen, wichtig ist nur, dass wirklich alle gemeinsam immer eine Denkrichtung einnehmen. Am Ende haben wir eine sehr klare Aufteilung der Vor- und Nachteile und eine gute Grundlage zur Weiterarbeit.

Walt-Disney-Methode

Ganz ähnlich und noch näher an unseren idealtypischen Charakteren von Sibylle, Wolfgang und Bernadette ist die Methode, die nach Walt Disney selbst benannt wurde. Wir haben drei Positionen: den Träumer (Donald Duck statt Bernadette), den Realisierer (Tick, Trick und Track statt Wolfgang) und den Kritiker (Micky Maus statt Bernadette). Diese Positionen bekommen Orte zugeteilt, seien es Ecken in einem großen Raum oder Tische mit Flipcharts. Es ist wichtig, dass das Team auch wirklich physisch den Ort wechTrick, Trick und Track als Realisiererselt und damit eine Denkzäsur schafft. Auch hier wieder nehmen wir abwechselnd und gemeinsam die jeweilige Position ein. Wir fangen mit dem Träumer an und klappern die verschiedenen Positionen ab, das Ganze in mehreren Durchgängen, weil jede Sichtweise den vorigen antworten kann.

Mickey Mouse als KritikerÜbrigens kann diese Methode natürlich auch eine einzelne Person einsetzen, um all ihren inneren Anteilen oder Teammitgliedern Gehör zu verschaffen. Die Regeln sind dieselben, eventuell erfordert es noch ein wenig mehr Disziplin von der Einzelperson.

Am Ende sind alle Perspektiven eingenommen und alle Teilnehmer*innen gehört worden. Beide Methoden, PMI und Walt Disney, garantieren, dass eine Einzelperson oder ein Team ein Problem oder eine Idee wirklich multiperspektivisch betrachtet und daraus die richtigen Schlüsse zieht.

Wenn Sie Methoden dieser Art mit Ihrem Team anwenden wollen, buchen Sie ein Inhouse-Seminar  für Ihre Organisation oder Ihr Unternehmen mit uns.

Wenn Sie Kreativitätstechniken alleine durchführen möchten, erarbeiten wir mit Ihnen gern Lösungen mit passenden Methoden in einem Fachcoaching.

Vielversprechende Antwort auf verbale Aggression

Oft fehlen uns die Worte, wenn uns verbale Aggression entgegenschlägt. So wie meiner Schwester früher, wenn sie im öffentlichen Raum Installationen aus Ballons errichtete. Doch nun hat sie einen Antwortsatz – und der erzielt seine Wirkung.

Teil einer riesigen Unterwasserlandschaft

Meine Schwester Sabina Kellner ist nicht nur studierte Raumplanerin und grüne Stadträtin in Purkersdorf, sondern auch hauptberuflich Ballonkünstlerin. Nein, es geht nicht um biegsame Latexhunde, sondern meist um Großinstallationen und Ballonlandschaften für Einkaufszentren, Messen oder Hochzeiten. Sie gewann im Jahr 2004 die Europameisterschaft, schaffte es mit einem internationalen Top-Team ins Buch der Rekorde und bereiste im Rahmen ihrer Tätigkeiten Länder wie China und Russland: Sie versteht ihren Job.

Doch auch das Schöne und Fragile hat seine Feinde. So kommt es immer wieder vor, dass bei Aufbauarbeiten im öffentlichen Raum jemand fragt: „Und was machst, wenn ich jetzt einen Ballon zerplatze?“ oder „Schau, ich habe da eine Zigarette.“ Nicht immer, aber meist sind es Männer.

Ich kenne Sabinas Werke, ich weiß, wieviel Freude sie Menschen bereiten. Die Idee, sie mutwillig kaputt zu machen, ist bizarr, aber offenbar rufen sie bei einigen Menschen destruktive Energien hervor. Vielleicht ist es gar nicht allzu böse gemeint, möglicherweise triggern die dünnheutigen Ballons etwas in den Passanten wie die Luftblasen in Verpackungsfolien. In jedem Fall aber ignorieren diese Personen, dass sie mit ihrer Bemerkung auch den Menschen verletzen. Meine Schwester beschäftigte daher die Frage: Was kann man auf so eine verbale Aggression kontern?

Die Frage elegant mit einer Gegenfrage parieren

Eine Weihnachtslandschaft - aus BallonsDas ist generell spannend, weil wir ja immer wieder mit Aussagen konfrontiert werden, die uns scheinbar ohnmächtig zurücklassen. Sie kommen vielleicht wie diese anlasslos, aggressiv oder gar bösartig daher. Viele Antworten gehen einem durch den Kopf. Sie speisen sich aus den verschiedenen Gefühlen, die da nach vorne drängen, etwa Zorn, Ohnmacht, Wut oder Hilflosigkeit. Oft hat Sabina mit Zynismus geantwortet: „Das hat ja noch nie jemand zu mir gesagt!“ oder „Wie originell!“

Doch mittlerweile ist sie bei folgender Antwort gelandet: „Und warum wollen Sie etwas Schönes zerstören?“ oder auch „Warum wollen Sie denn etwas, was so vielen gefällt, kaputt machen?“ Sie stellt die Frage weder aggressiv noch zynisch, sondern ruhig und aufrichtig.

Diese Antwort ist so schlicht wie genial. Sie hat die Eleganz ausweichender Bewegungen in asiatischen Kampfkünsten. Denn die ganze zerstörerische Kraft verbaler Aggression geht ins Leere oder kehrt sich sogar gegen den Angreifer. Das Ziel, die Ballonkünstlerin zu treffen, wurde verfehlt und die Angreifer bleiben, so die Erfahrung, verblüfft zurück oder ziehen, meist irgendetwas murmelnd, ab. Weil sie auf sich zurückgeworfen werden, weil sie eine Antwort zu ihren Beweggründen, Gefühlen oder Motiven geben müssten und weil sie so eine Antwort nicht haben oder nicht geben wollen.

Mehr Informationen zur Ballonkunst von Sabina Kellner: www.twistart.at

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Der Weg zur Inspiration

WORT & WEISE plaudert im Podcast der österreichischen Wochenzeitung DIE FURCHE über Kreativität und Inspiration

Fast 45 Minuten hat uns Manuela Tomic, Redakteurin der traditionsreichen Wochenzeitung DIE FURCHE, interviewt. Es ging um Kreativität, wie sie gedeiht und welche Hürden sich ihr in den Weg stellen, um Inspiration, um Mut und um den Druck zur Selbstoptimierung. Uns hat es Spaß gemacht, das Zuhören tut es auch.

WORT & WEISE als Gäste im FURCHE-Podcast

Das volle Interview ist hier nachzuhören:
Der Weg zur Inspiration: „Man muss mutig sein und neue Dinge ausprobieren“

Und dann ist auch noch ein Feature entstanden, in dem wir ebenfalls zu Wort kommen: „Fang den Fisch!“: So geht Kreativität auf Knopfdruck

Auf den Geschmack gekommen? Wenn Sie als Einzelperson oder als Unternehmen Ihre Kreativität voranbringen möchten, dann haben wir hier verschiedene Angebote zum Thema Kreativität für Sie.

Welche Anführungszeichen sind denn jetzt wirklich die richtigen?

Kurz gesagt, setzen Sie Anführungszeichen, wenn Sie eine direkte Rede oder Werktitel kennzeichnen oder etwas zitieren wollen, im Deutschen so: „Am Beginn unten und am Ende oben ist es richtig.“
Warum das nicht immer klappt und wie man Fehler vermeidet, ist hier zu lesen.

Mit Anführungszeichen lassen sich coole Bilder erzeugen. Im ersten Bild ist ein Hund zu sehen, im zweiten ein Reh. Erst das dritte zeigt die korrekten typographischen Gänsefüßchen.Über das Aussehen von Anführungszeichen machen wir uns üblicherweise wenig Gedanken. Wir tippen sie in die Tastatur und das Textverarbeitungsprogramm wird’s schon richten. Word etwa weiß*, dass wir im Deutschen die Anführungszeichen unten am Beginn und oben am Ende setzen. Grafikprogramme wissen das aber oft schon nicht. Und was, wenn wir etwas auf Social Media schreiben, einen Blog in WordPress verfassen oder auf einer Seite Kommentare posten? Sind die Anführungszeichen dann immer so richtig, wie sie eingestellt sind? Leider nein. Denn nicht jedes Programm unterstützt typografische Anführungszeichen.

Klar, wenn wir auf einer unbedeutenden Seite einen Userkommentar hinterlassen, kann es uns ziemlich egal sein, ob die Zeichen alle korrekt sind. Aber wenn wir für unser Unternehmen einen Insta-Beitrag verfassen, einen Folder drucken oder eine Werbung schalten, kommt es doch deutlich seriöser rüber, wenn alle Satzzeichen korrekt sind.

Es gibt doch diese geraden Anführungsstriche oben, kann ich die nicht verwenden?

Die geraden Anführungszeichen oben, die sowohl am Beginn als auch am Ende gesetzt werden, sind die des Schreibmaschinensatzes. Damit hat es Folgendes auf sich: Auf der Schreibmaschine gab es früher nur eine Taste für Anführungszeichen; sie wurde auch als Zoll- und Sekundenzeichen eingesetzt. Die Variante des Schreibmaschinensatzes ist allerdings nur zulässig, wenn man keine andere Möglichkeit hat, weil man beispielsweise gerade auf einer alten Schreibmaschine tippt.

Wann verwende ich einfache Anführungszeichen?

Wird ein Werktitel in einer direkten Rede wiedergegeben oder muss man in ein Zitat ein weiteres einbauen, verwendet man einfache Anführungszeichen. Sie sind ebenfalls unten und oben zu setzen, das sieht zum Beispiel so aus: „Die Reporterin Rita Skeeter vom ,Daily Prophet‘ ist nicht seriös“, stellt Harry Potter fest.

Manchmal sind Anführungszeichen so komisch gebogen. Macht das einen Unterschied?

Tatsächlich macht es bei Anführungszeichen im Deutschen einen Unterschied, in welche Richtung sie gebogen sind bzw. wo das dickere Ende des Zeichens ist. Manche Schriftarten oder Programme tun sich mit den korrekten deutschen Anführungszeichen jedoch sehr schwer. Es werden dann z. B. oben die englischen Zeichen verwendet, die in die falsche Richtung gebogen sind. Eine einfache Merkhilfe sind die Zahlen 99 – für Anführungszeichen unten – und 66 für Anführungszeichen oben. Hier sieht man auf einen Blick, dass das dicke Ende immer zur Zeile hinzeigt und wie die Krümmung aussieht.

Und was sind Gänsefüßchen?

Entstanden ist der Begriff, weil die französischen Anführungszeichen dem Abdruck von Gänsefüßen ähnelten. Tatsächlich kann man den Ausdruck Gänsefüßchen heute generell als Synonym verwenden, egal wie die Anführungsstriche aussehen. Wenn Sie mit Gänsefüßchen die Pfeilchen meinen, die als Anführungszeichen fungieren – hier ist zu unterscheiden: Zeigen die Pfeilchen nach innen (Beispiel: »Die Reporterin Rita Skeeter vom ›Daily Prophet‹ ist nicht seriös«, stellt Harry Potter fest.), dann kann man sie im Deutschen auch verwenden. Man nennt sie auch Chevrons. Tatsächlich greift der Buchdruck gern auf diese Variante zurück, weil sie als edel gilt.

Die nach außen zeigenden Gänsefüßchen, auch «Guillemets» genannt, sind allerdings der Schweiz und Frankreich vorbehalten.

Und so setzen Sie typografische Anführungszeichen unten und oben auf Windows (funktioniert meistens, aber nicht immer):

ALT gedrückt halten und 0132 am Nummernblock eingeben:

ALT gedrückt halten und 0147 am Nummernblock tippen:

Wer ein Zitat im Zitat angeben will und einfache Anführungsstriche braucht:

ALT gedrückt halten und 0130 am Nummernblock eingeben:

ALT gedrückt halten und 0145 am Nummernblock eingeben:

Falls es nicht klappt: in Word richtig erzeugen und an die betreffende Stelle kopieren.

Und auf Apple?

ALT (auch Options- oder Wahltaste genannt) gedrückt halten und auf das Circonflexe-Zeichen (Dacherl) tippen: [^]: „

ALT (auch Options- oder Wahltaste genannt) gedrückt halten und die Ziffer 2 eingeben: “

 

* Wenn man es richtig eingestellt hat. Dazu muss man unter Optionen/Dokumentprüfung in der Tabelle „gerade durch typografische Anführungszeichen ersetzen“ anhaken.

Sie sind bei Satzzeichen generell nicht ganz sicher? Buchen Sie ein Schreibcoaching zum Thema Satzzeichen/korrekte Schreibweisen bei uns!

Jobsharing: Verschiedenheit als Chance

Teilen sich zwei Menschen einen Job, treffen unterschiedliche Arbeitsweisen aufeinander. Das führt häufig zu Konflikten und einem Ende der Zusammenarbeit. Dabei können gerade Gegensätze beim Jobsharing ein großer Vorteil sein.

Nichts kann existieren ohne Ordnung, nichts kann entstehen ohne Chaos.
Albert Einstein

Unterschiede in der Teamarbeit sind wie Regen und Sonne. Beide braucht es für gute Zusammenarbeit.
Unterschiede in der Teamarbeit sind wie Regen und Sonne. Beide braucht es für gute Zusammenarbeit.

 

Der Volksmund kennt zwei Weisheiten, die sich zu widersprechen scheinen:
„Gleich und gleich gesellt sich gern“ und „Unterschiede ziehen sich an“.
Viele haben diesen Widerspruch schon bei Paarbeziehungen aufgedeckt.
Aber wie ist es beim Jobsharing?

Wenn zwei Menschen sich eine Arbeit teilen oder einfach nur eng zusammenarbeiten, ist es dann besser, wenn sie einander möglichst ähnlich sind? Oder haben Unterschiede auch ihre Vorteile?

12 erfolgreiche Arbeitspaare im Interview

Wir durften für ein (noch nicht erschienenes) Buch zum Thema „Arbeiten zu zweit“ zwölf berufliche Paare interviewen. Sie alle haben zumindest über einige Jahre gut als Zweierteam zusammengearbeitet. Dabei hat sich ein Erfolgsrezept herauskristallisiert: Auf Werteebene braucht es eine gewisse Übereinstimmung, auch bei den Visionen und Zielen, in der Art zu arbeiten allerdings können Unterschiede sogar ein Vorteil sein.

So erzählte uns die Co-Geschäftsführerin einer großen Non-Profit-Organisation, dass ihr Top-Jobsharing nur funktioniere, weil beide zum Beispiel einen ähnlichen Zugang zur Mitarbeiterführung hätten. Würde etwa eine vor allem auf Kontrolle und die andere auf Vertrauen setzen, wäre das ein Ding der Unmöglichkeit. Auf die Frage aber, ob die zwei Führungskräfte unterschiedliche Arbeitsstile haben dürften, antwortete sie: „Je unterschiedlicher die zwei Menschen sind, desto besser.“

Beim Jobsharing Unterschiede wahrnehmen und nutzen

Freilich gaben alle diese funktionierenden Paare an, dass sie diese Unterschiede akzeptieren, ja sogar für sich nutzen – als Korrektiv, als Ergänzung, als hilfreichen Antagonismus. Der Inhaber einer Werbeagentur, die er gemeinsam mit seinem Cousin betreibt, sah zum Beispiel nur Vorteile in dem Modell des Jobsharings, „weil wir unterschiedliche Sichtweisen und Lösungsansätze mitbringen.“

Natürlich könne es nerven – auch das erwähnen einige der Interviewten –, wenn das Gegenüber ganz anders tickt: wenn einer ordentlich ist und der andere das kreative Chaos liebt, eine schnell entscheidet und die andere sich viel Zeit zum Abwägen nimmt, wenn einer die Dinge aus der Vogelperspektive betrachtet und der andere das Augenmerk auf Details legt. Die Frage ist, ob wir die Unterschiede als Barriere betrachten oder ob wir sie als Bereicherung willkommen heißen, ob wir das Anderssein als falsch titulieren oder als Puzzlestück, das uns gemeinsam zu einem größeren Bild verhilft.

Regen und Sonnenschein

Der Kommunikationsexperte Friedemann Schulz von Thun hat sich viel mit solch antagonistischen Werten beschäftigt. In seinem berühmten Wertequadrat zeigt er, dass jede Eigenschaft als Ausgleich auch einen Gegenpol benötigt, weil sie sonst ins Extreme abzugleiten droht. Sparsamkeit kann schnell in Geiz abdriften, wenn da nicht Generosität für Ausgleich sorgt. Die wiederum braucht die Sparsamkeit, um vor Verschwendung gefeit zu sein. Und Genauigkeit kann zu Perfektionismus ausarten, wenn auf der anderen Seite nicht Lockerheit eine Balance schafft. Die freilich ist auf Genauigkeit angewiesen, weil sie sonst droht, in die Schlampigkeit abzugleiten.

Schulz von Thun sieht in der Kombination von Gegensätzen die Chance, auf eine noch höhere Qualitätsebene zu kommen. Er nennt sie „Regenbogenqualität“ und erklärt: „Der Regenbogen geht nur auf, wenn zwei konträre Erscheinungen – Regen und Sonnenschein – gleichzeitig vorhanden sind; erst dann entsteht diese besondere Schönheit einer Verbindung von Gegensätzlichem, das gleichzeitig vorhanden ist und sich durchdringt.“*

Vorteile statt Nachteile hervorstreichen

Nicken Sie innerlich und meinen, das sei doch klar? Dann denken Sie auch beim nächsten Mal daran, wenn Sie sich zum Beispiel über die „Langsamkeit“, „das Chaos“ oder die „Schludrigkeit“ ihres Gegenübers ärgern. Im Berufsalltag (wie auch in Beziehungen) vergessen wir schnell, dass die Haltung des Gegenübers auch einen Wert darstellt. Dann fehlt uns das Verständnis für das Anderssein. Dann sehen wir in der Sorgfalt nur die Pedanterie, und diese Person reagiert vielleicht, indem sie unsere Schnelligkeit als Oberflächlichkeit diffamiert.

Die komplementären Werte zu sehen und anzuerkennen, anstatt den anderen ändern zu wollen, kann Arbeit sein. Aber sie ist, wie wir in allen Interviews zu hören bekamen, eines der Geheimnisse erfolgreichen Jobsharings, ja erfolgreicher Zusammenarbeit überhaupt.

Es gehe darum, erzählte uns der weibliche Teil eines erfolgreichen Bühnen-Duos, an sich selbst und an der Beziehung zu arbeiten. Und darum, „die Unterschiede als Ressource zu sehen und nicht als Widerspruch“. Und ein Tischler, der mit seiner Frau seit Jahrzehnten exklusive Möbel herstellt, formuliert den konstruktiven Umgang der beiden mit ihrer Verschiedenheit so: „Wir haben im positiven Sinn die Unterschiedlichkeit kultiviert.“

————
* Pörksen, Bernhard/ Schulz von Thun, Friedemann: Kommunikation als Lebenskunst, Heidelberg 2014, S. 117.

Wenn Sie Interesse an dem Buch haben, dann schreiben Sie uns ein kurzes Mail. Wir informieren Sie, sobald unser Werk erhältlich ist.

Sie möchten Ihre Zusammenarbeit verbessern? Kommen Sie mit Ihren Kolleg*innen zu unserem Team-Workshop oder Teamcoaching!

Unterricht in Zeiten von ChatGPT: 10 Thesen

Künstliche Intelligenz, die solide Gebrauchstexte und sogar passable Gedichte schreibt, wirft für Bildungsinstitutionen sehr konkrete Fragen auf, die auf rasche Antworten drängen: Wie kann man in Zukunft noch Texte bewerten? Wie motiviert man Schüler*innen und Student*innen, sich schriftlich auszudrücken, wenn Chatbots besser und schneller texten? Und welche Fähigkeiten werden in ein paar Jahren wirklich gebraucht werden?

"Spieglein, Spieglein an der WAnd ...": die Antwort von GhatGPT ist neutral - und langweilig.

ChatGPT – was nun?

Seit etwa einem Jahrzehnt halten wir jedes Wintersemester einen stundenintensiven Schreibworkshop an der FH der Wirtschaftskammer Wien. Im vergangenen Jahr endete er zeitlich genau mit der Veröffentlichung der ChatGPT-Software und den damit einhergehenden Diskussionen. Wir sind froh, nun einige Monate Zeit zu haben, um zu beobachten, wohin die Reise geht. Die Debatten, was es bedeutet, wenn jede*r sich mit einem Klick, ohne zu plagiieren, Texte erstellen lassen kann, reißen nicht ab. Die Positionen driften weit auseinander. Manche Universitäten und weitere Bildungsinstitutionen wollen die KI einfach verbieten, wobei der Einsatz eines Chatbots nicht sicher nachweisbar ist. Andere verkünden, in Zukunft vermehrt auf mündliche Prüfungen und handschriftliche Tests zu setzten. Wieder andere teilen mit, die Software in den Unterricht integrieren und nur mehr an durch sie erstellten Texten arbeiten zu wollen. Alle diese Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile.

Wir kennen die richtige Antwort leider (noch) nicht, aber wir haben viel dazu gelesen, mit Kolleg*innen diskutiert und uns Gedanken gemacht.

Zehn Thesen:
  1. Die Technologie wird nicht mehr verschwinden, auch wenn wir ganz fest die Augen zudrücken. Wenn etwas mit einem Knopfdruck Arbeit erledigt, für die wir Stunden benötigen, hat es Bestand – und seine Berechtigung.
  2. Mag sein, dass sich das sehr bald ändert, aber ChatGPT schreibt derzeit noch recht viel Unsinn, weil es auf dem Informationsstand von Mitte 2021 ist, weil es Wissens- und Verständnislücken mit scheinbar beliebigen Inhalten füllt und weil es keine Quellen angibt. Inhaltlich verlässlich ist das Tool also (noch) nicht.
  3. Nur wer weiß, was guter Stil ist, kann einen solchen auch beurteilen, nur wer eine Ahnung von einer Materie hat, kann den Wert eines Textes inhaltlich einordnen. Die Kompetenz dazu muss man sich folglich weiterhin erarbeiten.
  4. Künstliche Intelligenz kann uns in kurzer Zeit das Produkt liefern, es kann uns nicht das Erlebnis und die Erfahrung, einen Text zu verfassen, ersetzen. Ja, ein Tool wie ChatGPT nimmt uns das Erleben dieses Prozesses sogar.
  5. Verbote, die nicht sehr gut begründet sind, machen Dinge meist noch attraktiver. Elektronische Geräte im Unterricht zu verbieten wird ganz schwer werden, vor allem bei den Jahrgängen, die mit Handy aufgewachsen sind und die Corona-Jahre in Ausbildung verbracht haben.
  6. Es ist zusätzlich schwer, etwas zu feiern und als Zukunft zu verkünden, und gleichzeitig im Unterricht zu kriminalisieren. Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren bis in die Elementarbildung hinein einen enormen Schub erfahren. Ob gut oder schlecht – der Weg ist eingeschlagen.
  7. Schreiben zielt nicht nur auf das fertige Produkt ab, es kann viel mehr: den Geist klären, Gedanken ausdrücken, Kommunizieren, Sorgen ablegen u. v. m. Es ist also eine bewährte Strategie, menschliche Bedürfnisse zu befriedigen.
  8. Texten hat viel mit Kommunikation zu tun: Kommunikation funktioniert in der Regel besser, wenn ich mir vorher Fragen nach mir als Autor*in, dem Gegenüber (den Leser*innen) und dem Textziel stelle. Je genauer ich darüber vorher nachgedacht habe, desto spezifischer, interessanter und vermutlich auch unverwechselbarer wird der Text sein.
  9. Lernen hat viel mit Beziehung zu tun – zwischen dem/der Lehrenden und den Schüler*innen. Vielleicht sollte die Begleitung durch Lehrende künftig ganz anders aussehen, als Produkte und Leistungen zu beurteilen?
  10. Ein Text aus der Software kann gut sein, aber er kann niemals authentisch sein.
Doch besser selbst schreiben lernen?

Wenn Sie sich in Zukunft nicht auf ChatGPT verlassen wollen, schauen Sie sich doch unsere Angebote zum Thema Schriftliche Kommunikation an.

Synonyme finden – leicht gemacht

Sieben Tipps, wie Sie Ihren Wortschatz erweitern

Auch für das Wort Synonym gibt es viele Synonyme.Wie jeder Mensch haben Sie einen aktiven und einen passiven Wortschatz. Während Ihr aktiver oder produktiver Wortschatz jene Wörter umfasst, die Ihnen beim Sprechen und Schreiben auch wirklich zur Verfügung stehen, gehören zu Ihrem passiven oder rezeptiven Wortschatz jene, die Sie zwar nicht beim Reden oder Schreiben einsetzen, aber dennoch verstehen.

Es gibt viele Gründe, den aktiven Wortschatz zu vergrößern, zum Beispiel können wir uns präziser ausdrücken, wir vermeiden Wortwiederholungen und wir verhindern, dass sich unsere Leser*innen langweilen.

Grund genug, uns näher anzuschauen, wie wir Wortalternativen oder Synonyme finden:

  1. Ändern Sie die Ebene.

Das ist vor allem bei Nomen (Hauptwörtern) sinnvoll. Ein Hund ist ein Hund, da gibt es wenig daran zu rütteln, allerdings kann ich ihn eine Abstraktionsebene höher als Haustier und eine Abstraktionsebene tiefer zum Beispiel als Bernhardiner oder Struppi bezeichnen.

  1. Denken Sie in Bildern und seien Sie konkret.

Führen Sie sich vor Augen, was Sie wirklich sagen möchten und seien Sie präzise. Der Mann trinkt sein Bier ist ok, aber vielleicht nippt er auch daran, kostet nur oder schüttet es gar hinunter? Wichtig bei Bildern ist: Wer tut was und in welcher Situation?

Und wenn Sie von einem großen Haus sprechen: Meinen Sie vielleicht einen Wolkenkratzer, eine Villa, ein fünfzehnstöckiges Bürogebäude oder eine Hazienda?

  1. Haben Sie Skalen im Kopf.

Gerade bei Verben (Zeitwörtern) ist es oft sinnvoll, eine gedankliche Skala zu Hilfe zu rufen und die Tätigkeit einzuordnen. Natürlich kann das Kind seine Schultasche auf die Bank, die Wanderin ihren Plan auf den Tisch und der Fischer den zu kleinen Fisch zurück in den Teich legen. Oder aber sie nutzen Synonyme: Dann fetzt das Kind vielleicht die Tasche auf die Bank, die Wanderin breitet den Plan aus und der Fischer hebt den Fisch behutsam zurück ins Wasser.

  1. Nutzen Sie Synonym-Lexika.

Wenn Sie sich nicht selbst anstrengen wollen, gibt es online wie auf Papier allerlei Angebote. Unser Tipp: https://synonyme.woxikon.de/

  1. Notieren Sie die entscheidenden Wörter.

In jedem Beruf und in jedem Kontext gibt es Wörter, die besonders oft vorkommen. Hier lohnt es sich, einmal ein paar Minuten zu investieren, um eine Liste mit Synonymen zu finden. Hängen Sie sich diese Liste irgendwo gut sichtbar auf und werfen Sie bei der nächsten Ratlosigkeit einen Blick darauf. Nach und nach wird Ihr Hirn auch ohne dieses Hilfsmittel darauf zurückgreifen.

  1. Trainieren Sie Ihren passiven Wortschatz.

Sie können zum Beispiel bewusst lesen oder hie und da anlasslos Synonyme für ein Wort suchen. Trauen Sie sich – im Rahmen der Übung – ruhig auch ausgefallene, kitschige oder bereichsfremde Alternativen aufzulisten. Es schneit könnte man auch so ausdrücken: Kälte flockt vom Himmel, es regnet Weihnachtsstimmung, eine weiße Glasur legt sich über die Landschaft, im Himmel ist ein Schneemann explodiert.

  1. Erkennen Sie die Grenzen.

Manchmal ist ein Tisch einfach ein Tisch. Und wenn es in einem Text um Tische geht, dann kommen die eben häufig vor. Achten sie in diesem Fall darauf, dass Sie ausreichend Abstände zwischen den gleichen Wörtern herstellen, zum Beispiel indem Sie Personalpronomen einbauen. Und was ist nun der richtige Abstand? Wenn sie den Text laut lesen, sollte das Wort innerlich nicht mehr nachhallen.

Mehr, viel mehr Tipps dieser Art erhalten Sie, wenn Sie ein Schreibcoaching oder ein Inhouse-Seminar zum Thema Schriftliche Kommunikation buchen.

Blogbeiträge zu ähnlichen Themen sind zum Beispiel:

 

Produktstory: Lernen von Fisherman’s Friend

Warum auf der Rückseite der berühmten Menthol-Pastillen eine Geschichte erzählt wird und was diese Produktstory kann

Die Rückseite von Fisherman's Friend: eine StoryIm Oktober war ich als Referent zur Fachtagung der Oberösterreichischen Bibliotheken eingeladen. Während ich – meiner Vorrednerin zuhörend – mit einer Packung Fisherman’s Friend spiele, entdecke ich auf der Rückseite folgende Produktstory: „Never be without a friend …“ sagte sich Apotheker James Lofthouse 1865 und entwickelte FISHERMANS´S FRIEND Pastillen speziell für die Hochseefischer von Fleetwood, damit sie ihren Hals vor Wind und Wetter schützen, frei atmen und einen klaren Kopf bewahren konnten.

Wie schön, eine kurze und doch so große Geschichte auf einem so kleinen Produkt! Und was für eine! Da spannt sich ein Bogen vom Jahr 1865 ins Jahr 2022, von den Hochseefischern von Fleetwood zum Vortragssaal in Linz, von Wind und Wetter als Ursache für Halsschmerzen zur angestrengten Stimme durch lautes Reden und Nervosität.

Tranderivationale Suche in der Produktstory: von der Ratio zur Emotio

Sie meinen, den jeweils zweiten Teil des Bogens habe ich mir nur ausgedacht? Ja, natürlich, aber genau dafür wird die Geschichte schließlich erzählt! Wir sollen uns mit den Fischern und der Problemlösung identifizieren. Transderivationale Suche heißt im NLP dieser unbewusste  Prozess, eine Geschichte erst zu hören, ihren Sinn zu verstehen und dann auf die eigene Situation zu übertragen. Ob auf hoher See oder im Plenarsaal, was für Hochseefischer gut genug ist, wird auch für mich als Referent reichen. Diese Geschichte ist unterhaltsamer als die Liste von Inhaltsstoffen – und vermutlich auch als jeder Slogan. Damit bleibt sie gut im Gedächtnis. Außerdem schafft sie Bilder und sie bietet eine Identifikationsfläche.

Ich habe das Päckchen Menthol-Pastillen natürlich gleich mit aufs Podium genommen und als Beispiel für eine gelungene Produktstory genannt. Seither muss ich jedes Mal, wenn ich zu Fisherman’s Friend greife, an Hochseefischer denken, die sich schon vor über 150 Jahren mit diesen Pastillen vor Wind und Wetter schützten. Ich fühle mich dann auch ein wenig mit den Seefahrern verbunden und halte dem Produkt dank dieser Story noch eher die Treue. Jetzt hoffe ich nur noch, dass die Geschichte auch der Wahrheit entspricht.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die roten Fisherman’s Friend mit Kirschgeschmack die  Besten sind.

Wenn Sie mehr zum Thema Storytelling wissen möchten, b(es)uchen Sie doch eines unserer (Online-)Seminare.

Dreierfigur – ein magisches Stilmittel

Was ist eine Dreierfigur? Wie wirkt sie? Und wie baut man sie?

Gut, besser, Gösser - eine wirklich gelungene Dreierfigur.Soeben haben wir ein Youtube-Video zur wunderbaren Ukraine-Rede von Arnold Schwarzenegger an das russische Volk abgeschlossen. Darin zeigen wir, dass seine Ansprache so berührt, weil er sich viel Zeit nimmt, um eine Beziehung zur Zielgruppe aufzubauen, gekonnt Storytelling einsetzt und einige rhetorische Stilmittel einbaut. Eines davon, die Dreierfigur, haben wir in Schwarzeneggers Ansprache gleich sieben Mal gefunden. Was ist und was kann dieses Stilmittel, dass es so einen prominenten Platz einnimmt?

Ein Wort, ein Satzteil, ein Satz

Trikolon leitet sich aus den altgriechischen Wörtern tri und kolon ab. Ersteres heißt, wenig überraschend, drei, zweiteres ist eine semantische und rhythmische Einheit. Ein Kolon kann aus einem einzigen Wort, aus mehreren Wörtern oder auch aus einem ganzen Satz bestehen; dementsprechend sind manche Dreierfiguren kurz (Schwarzenegger: „Your lives, your limbs, your futures“), andere recht lang (Schwarzenegger: „You are my new heroes. You have the strength of Yuri Petrovich Vlasov. You have the true heart of Russia.“)

Wenn Sie die beiden Beispiele in den Klammern laut lesen, werden sie die Magie dieses Stilmittels sofort spüren. Da fehlt nichts, mit drei Elementen ist, richtig gesetzt, alles gesagt. Das ist keine neue Erkenntnis. Drei ist von alters her und in vielen Kulturen eine besondere Zahl, die das Abgerundete, Perfekte oft auch Göttliche symbolisiert. Denken wir im Christentum an die Dreifaltigkeit aus Vater, Sohn und heiligem Geist oder die heiligen drei Könige, im Hinduismus dreht sich alles um die drei Götter Brahma, Vishnu und Shiva, bei den alten Griechen hatten die Götter Zeus, Poseidon und Hades das Sagen und Feen gewähren üblicherweise drei Wünsche – um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Eins, zwei, drei – die Zahl der Elemente

Während ein Element in einem Satz üblicherweise Kraft und Klarheit vermittelt – Ich habe einen Traum, Just do it, Nein – und zwei Elemente für Vergleich und Kontrast stehen – Hänsel und Gretel, Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus, Have a break, have a Kit Kat. –,  vermittelt die Zahl Drei Vollständigkeit und Vollkommenheit. Verliebt, verlobt, verheiratet, Ich kam, ich sah, ich siegte. oder Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit gehen ins Ohr und sind auf rhythmische Art einprägsam.

Gekreuzigt, gestorben und begraben

Dem Rhythmus der Dreierfigur wohnt eine Magie inne, der wir in vielen Gebeten und Sprüchen begegnen, etwa im Glaubensbekenntnis: „ empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus“ heißt es da und gleich weiter: „gekreuzigt, gestorben und begraben“. Das ganze Glaubensbekenntnis ist eine einzige Aneinanderreihung von Dreierfiguren.  Wer es weltlicher und doch magisch mag: Bei Harry Potter lernen wir, was es zum Apparieren, für einen magischen Ortswechsel, braucht: „Ziel, Wille, Bedacht“. Und noch zwei ganz und gar säkulare Beispiele aus der Werbung: Rittersport-Schokolade warb einst mit „quadratisch, praktisch, gut“ und ein österreichischer Bierhersteller setzte sein Produkt gar an die Stelle des Superlativs: „Gut, besser, Gösser“.

Wenn Sie also Texte schreiben oder eine Rede vorbereiten, dann setzen Sie das Trikolon bewusst ein: dort, wo es gut klingen soll, vor allem aber dort, wo Sie ein wenig Magie erzeugen möchten. So, wie es Schwarzenegger tut, wenn er fast am Ende seiner Rede drei Sätze an Präsident Putin richtet: „You started this war. You are leading this war. You can stop this war.“

Hier noch einmal der Link zu unserem Video.

Wenn Sie mehr solche Tipps suchen, dann ist vielleicht eines unserer Schreibangebote etwas für Sie.

Anschaulich schreiben: Cyranos Nasen-Monolog zeigt, wie´s geht

Kann uns ein über 120 Jahre alter Text zeigen, wie wir im digitalen Zeitalter lebendig und anschaulich schreiben? Ja! Cyrano von Bergeracs Nasen-Monolog zum Beispiel ist zeitlos gut. Wir zeigen, warum.

Cyrano und Valvert während des berühmten Nasen-Monologs

Die meisten werden, wenn sie Cyrano de Bergerac hören, an Gérard Depardieu denken, wie er in der Verfilmung aus dem Jahr 1990 zu Höchstform auflief. Das Versdrama schrieb der Franzose Edmond Rostand allerdings schon im Jahr 1897. Uns soll hier der berühmte Nasen-Monolog als Beispiel dienen. Er beginnt damit, dass ein gewisser Valvert versucht, den tatsächlich mit einer sehr großen Nase ausgestatteten Cyrano zu beleidigen. Er tut das auf eine sehr direkte Art und Weise:

Valvert: „Ei, Sie haben eine sehr … sehr lange Nase.“

Was nun folgt, ist ein Redeschwall, der stakkatoartig Bilder und unterschiedliche sprachliche Herangehensweisen variiert. Hier der Text als Grundlage. Sie können ihn natürlich überspringen und mit meinen Ausführungen am Ende beginnen. Idealerweise aber lesen Sie ihn sich erst einmal (laut) durch:

Cyrano de Bergerac:
Das war etwas mager.
Fällt ihnen nichts mehr ein? – Mir vielerlei,
Und auch die Tonart lässt sich variieren!
Ausfallend: „Trüg ich diese Nasenmasse,
Ich ließe sie sofort mir amputieren.“
Freundlich: „Trinkt sie nicht mit aus ihrer Tasse?
Aus Humpen schlürfen sollten Sie die Suppe.“
Beschreibend: „Felsgeklüfte, Berg und Tal,
Ein Kap, ein Vorland, eine Inselgruppe.“
Neugierig: „Was ist in dem Futteral?
Ein Schreibzeug oder eine Zuckerzange?“
Anmutig: „Sind Sie Vogelfreund, mein Bester,
Und sorgten väterlich mit dieser Stange
Für einen Halt zum Bau der Schwalbennester?“
Zudringlich: „Wenn Sie Tabak rauchen
Und ihr der Dampf entsteigt zum Firmament,
Schreit dann die Nachbarschaft nicht laut: ,Es brennt‘?“
Warnend: „Sie sollten große Vorsicht brauchen;
Sonst zieht das Schwergewicht Sie noch kopfüber.“
Zartfühlend: „Spannen Sie ein Schutzdach drüber;
Weil sonst im Sonnenschein sie bleichen muss.“
Pedantisch: „Das aristophanische Tier
Hippokampelephantokamelus
Trug ganz unfraglich gleiche Nasenzier.“
Modern: „Wie praktisch diese Haken sind,
Um seinen Hut dran aufzuhängen!“
Begeistert: „Wenn sie niest im scharfen Wind,
Braucht nur ein Teil von ihr sich anzustrengen.“
Tragisch: „Ein Turm von Babel, wenn sie schwillt!“
Bewundernd: „Für Odeur welch Aushängschild!“
Lyrisch: „Ist dies die Muschel des Tritonen?“
Naiv: „Wann wird dies Monument besichtigt?“
Respektvoll: „Wird nicht ein jeder Wunsch beschwichtigt
Durch solch ein Häuschen zum Alleinbewohnen?“
Bäurisch: „Potz Donnerschlag, was sagst du, Stoffel?
Zwergkürbis oder riesige Kartoffel?“
Soldatisch: „Dies Geschütz ist schwer beweglich.“
Geschäftlich: „Haben Sie vielleicht im Sinn,
Sie zu verlosen – erster Hauptgewinn?“
Zuletzt im Stil des Pyramus, recht kläglich:
„Weil sie das Gleichmaß im Gesicht getötet,
Ist sie voll Schuldbewusstsein und errötet.“

Cyrano setzt also der sehr schlichten Behauptung oder Beobachtung, sein Gegenüber habe eine große Nase, ein Feuerwerk von Möglichkeiten entgegen, wie man diese Tatsache kreativer und spannender formulieren hätte können.

Was ist es nun, was den Nasen-Monolog so anschaulich macht?

Zunächst einmal arbeitet er mit Metaphern und Bildern. Hier bringt er als Vergleich Gegenstände ins Spiel, dort wieder Landschaften oder alltägliche Tätigkeiten. Damit verändert er auch in jedem Beispiel die Perspektive der Betrachtung: In einer Variante stellt er in den Raum, was er mit so einer Nase tun würde, dann fragt er, wie es dem Gegenüber damit gehe, oder er stellt die Nase selbst als Subjekt ins Zentrum. Damit können wir auch in Gebrauchstexten des Alltags arbeiten.

Ein wichtiges Stilelement bei Cyrano alias Rostand sind Fragen, etwa: „Trinkt sie nicht mit aus Ihrer Tasse? Was ist in dem Futteral? Wann wird dies Monument besichtigt?“
Fragen sprechen und regen unsere Zielgruppe direkt an. Sie machen aus einem Monolog einen Dialog. Nutzen wir sie!

Cyranos Bilder sind sehr konkret, er vergleicht die Nase nicht mit Gemüse, einem Sammelbegriff, sondern bringt gleich konkrete Beispiele wie „Zwergkürbis oder riesige Kartoffel“, und er argwöhnt nicht nur, dass Dinge in der Nase Platz hätten, sondern er vermutet „Schreibzeug oder eine Zuckerzange“ darin. Konkretes ist immer einprägsamer als Verallgemeinerungen, auch heute noch!

Der Text setzt auf aktive Verben (Zeitwörter), die etwas bewegen und für sich schon Bilder schaffen. Während Valvert in seiner ersten Provokation lediglich auf das Zeitwort „ist“ setzt, greift Cyrano in seinem Nasen-Monolog alleine in den ersten Versen auf Wörter zurück wie „tragen“, „amputieren“, „trinken“ oder „schlürfen“. Das gibt seinem Pamphlet Kraft – und auch jedem heutigen Text, sei es ein Social-Media-Post oder ein Newsletter.

Valverts Beleidigung beruht auf einem einzigen Adjektiv (Eigenschaftswort), nämlich „lang“, Cyranos Beispiele kommen beinahe ohne solche aus. Das Geheimnis liegt in dem kurzen Tipp: Show, don´t tell! Wenn es die Möglichkeit gibt, etwas mit Worten zu zeigen, dann sollten wir es tun – und nicht auf die vielleicht kürzere, aber langweilige Variante zurückgreifen, es einfach nur zu sagen. Zeigen Sie Ihren Leser*innen, was sie meinen, indem Sie Bilder schaffen und Auswirkungen beschreiben; bedienen Sie damit alle Sinne, dann wirken Ihre Texte gleich viel tiefer.

Natürlich ließen sich noch viele zusätzliche Stilmittel ausmachen, etwa die wohlklingende Dreierfiguren „Felsgeklüfte, Berg und Tal“ und „ein Kap, ein Vorland, eine Inselgruppe“, der Ausruf „Potz Donnerschlag“ oder die Reimform. Machen Sie sich mit Stilmitteln vertraut und nützen Sie jene, die Ihnen gefallen: Sie sind der Türöffner für individuelle Texte.

Und schließlich: Es stimmt nicht ganz, dass der Text mit Adjektiven geizt. Rostand lässt Cyrano jedem Beispiel ein Eigenschaftswort voranstellen, das die Richtung vorgibt. Uns zeigt er damit, wie nuanciert wir Sprache einsetzen können, je nach Ziel, Zielgruppe und Textsorte. Soll Ihr Text „respektvoll“ formuliert sein, soll er „freundlich“ klingen oder „warnend“? Für all das warten irgendwo die richtigen Worte. Nur eines sollten sie nie sein: fad.

Sie können sich den Text auch anhören ab Minute 1:35 unter: https://youtu.be/cgHW6fga4k4?t=95

Der oben genannte Nasen-Monolog ist aus:
Edmond Rostand: Cyrano von Bergerac, Stuttgart: Reclam, 1977 (Original: 1897)

Wenn Sie noch mehr solche Tipps und Tricks kennen lernen wollen, dann schauen Sie sich doch unsere Angebote zur schriftlichen Kommunikation an.

 

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