Bindestrich oder Binde-Strich?

BratheringWann verwendet man den Bindestrich? Wie schreibt man richtig zusammen? Und wo liegt der Unterschied zum Gedankenstrich? Das erfahren Sie in diesem Blog.

Verstehen Sie die beiden Wörter im gelben Kasten auf Anhieb?

Altbauch-Arme gelesen? Verzweifelt eine deutsche Übersetzung für das vermeintlich englische brathering gesucht? Sie sind nicht allein! Die vielen Anglizismen und die verstärkt gebrauchte (falsche!) Auseinanderschreibung lassen uns vergessen, dass die deutsche Sprache eine ganz besondere Eigenheit hat: Man darf in ihr Wörter verbinden und damit richtige Wortungetümer kreieren. Natürlich, die Donaudampfschifffahrtskapitänsmütze ist uns eher aus einem spielerischen Kontext bekannt, doch Ringmappeneinlegeblattlochverstärker, Lesbarkeitsförderungsmaßnahmen oder Problembewältigungsstrategien begegnen uns auch im Alltag.

So gehts richtig

Die gültige Rechtschreibung sieht vor, dass „im Deutschen die einzelnen Wortbestandteile entweder zusammengeschrieben (z.B. Hochseefischerei) oder mittels Bindestrich miteinander verbunden (z.B. Rosa-Luxemburg-Platz)“ werden. Der Bindestrich kann uns also helfen, die Struktur des Wortes zu verstehen. Bei Altbau-Charme wäre es sicher sinnvoll gewesen. Brat-Hering … naja, Geschmackssache. Wir finden ja, die LeserInnen und Leser dürfen sich ruhig auch selbst ein wenig Mühe geben. Schließlich ist Lesen immer auch ein produktiver Akt, bei dem man selbst Bedeutung konstruiert – das ist Teil des Lesens. Ohne Vorwissen lässt sich schwer lesen. Denn auch ein Bindestrich würde dem Leser nicht helfen, wenn er sich fragt, warum ein Schweineschnitzel ein Schnitzel aus Schweinefleisch ist, ein Kinderschnitzel aber bestimmt kein Kinderfleisch enthält! Wie die einzelnen Bestandteile eines Wortes also zueinander stehen, erklärt uns oft nicht einmal die Grammatik. Auch auf die Frage, was genau mit einem Bombenauto, einem Scheißhaus oder mit Traumarbeit gemeint sein könnte, gibt die Grammatik oder die Verwendung eines Bindestrichs keine Antwort. Aber ohne Mehrdeutigkeiten verlöre die Sprache doch auch ihren Reiz.

Aber keine Panik, beachten Sie einfach folgende Punkte:
  • Vermeiden Sie generell allzu lange Wörter. Schreiben Sie statt der oben genannten Problembewältigungsstrategien also lieber „Strategien, um Probleme zu bewältigen“. Ihr Text wird damit gleich viel leserInnenfreundlicher (oder LeserInnen-freundlicher!).
  • Trennen Sie mit Bindestrichen, wo es der Verständlichkeit dient, aber übertreiben Sie es nicht damit. Die Tee-Ernte ist der Teeernte vorzuziehen, die Mädchen-Handelsschule der Mädchenhandelsschule, aber es gibt keinen vernünftigen Grund, Brief-Marke oder Geld-Automat zu schreiben.
  • Reihen Sie nie einzelne Wortglieder wie im Englischen ohne Verbindung nebeneinander. Das ist nämlich ganz bestimmt falsch.
  • Und beachten Sie, dass es einen Unterschied zwischen den beiden Satzzeichen Bindestrich (kurz und ohne Abstand davor und danach) und dem Gedankenstrich (lang, Abstand davor und danach) gibt – das ist wichtig!

Bindestrich, Gedankenstrich, Zebrastreifen – alle haben irgendetwas mit Strichen zu tun.

Also, alles gar nicht so schlimm. Wenn Sie allerdings noch andere Fragen zur deutschen Sprache und gutem Stil haben, dann besuchen Sie doch einfach unsere Angebote zum Thema Texten.

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