Kategorie-Archiv: Kreativität

Kreativität im Team: Gegenseitig Inspiration sein

Auch wenn in unseren Köpfen der Mythos vom einsamen kreativen Genie verankert ist: Meist braucht es eine Inspiration von außen – zum Beispiel vom Teamkollegen.

Blick von der Burg AggsteinEs war auf einer unserer zweitägigen Klausuren, bei der es darum ging, aus der Reflexion unserer Arbeit eine Vision für die nächsten Jahre zu entwerfen. Die erste Corona-Zeit mit all ihren Lockdowns und Einbrüchen war gerade vorbei und eine Neuorientierung stand an. Es galt, gedanklich weit aufzumachen: Wie wollen wir weitertun? Wo wollen wir in fünf Jahren stehen?

Aber wie so oft bei großen Fragen schlitterte ich in eine komplette Denkblockade. „Tut mir leid, es geht nicht, in meinem Kopf herrscht Leere, ich kann nichts beitragen“, seufzte ich. Da saßen wir also in der Sonne an einem Tisch auf der Ruine Aggstein und brachten nichts weiter – und das war meine Schuld. „Wir könnten es doch einfach mal mit Freewriting versuchen“, brach Roman die von trüben Gedanken schwere Stille. Da regte sich etwas bei mir: In meiner Verzweiflung hatte ich ganz vergessen, dass es Methoden gibt, die Blockaden lockern können. Schön, wenn man in so einer Situation nicht allein vor sich hindenken muss. Noch schöner, wenn man in einer kreativen Denkblockade steckt und ein Gegenüber hat, das Vorschläge macht. Schlimmer konnte es nicht werden und mehr, als dass ich zehn Minuten mit sinnlosem Schlingen-Malen vergeudete, konnte schließlich nicht passieren.

Kreativ mit Methode

Also stellten wir uns den Timer am Handy und schrieben los. Alles war erlaubt, nur abzusetzen nicht: Der Stift sollte immer in Bewegung sein, selbst wenn einer von uns nur lalalala schrieb. Ich notierte also mal, was mir durch den Kopf ging, wie sehr ich mich über meine Blockade ärgerte, dass ich nichts beizutragen hatte, dass mir nichts einfiel und so weiter und so fort. Irgendwann begann ich zu zeichnen – in kindlichem Stil eine kleine Königin und einen kleinen König auf einer Burg, und daneben schrieb ich alles, was mir zu diesen beiden aus dem Bauch raus so einfiel. In der Mitte stand ein großer Pokal, in den ich auch einige Worte füllte.

Nach zehn Minuten klingelte das Handy. Ich zuckte die Achseln und sagte: „Bei mir kam keine Erkenntnis, ich habe nur vor mich hingezeichnet.“ Ich las zuerst meinen bruchstückhaften Jammer-Text vor, dann zeigte ich – etwas ratlos – Roman das Bild. Er jedoch meinte: „Aber da ist doch alles drin!“ Nachdem er seine Gedanken aus dem Freewriting mit mir geteilt hatte, begannen wir, über das Bild in Zusammenhang mit seinen Überlegungen zu reden. Und siehe da: Es entwickelten sich daraus einige Ideen für die nächsten Projekte und die ersten Schritte dazu. Das Freewriting bzw. die dabei entstandene Zeichnung war die Inspiration gewesen, um kreative Ideen zu entwickeln und eine andere Perspektive einzunehmen.

Menschen als Inspirationsquelle

Was heißt das? Kreativität kommt manchmal von allein – aber leider nicht immer. So ziemlich alle großen schöpferische Geister wie Dichter und Komponisten wussten, dass sie Inspiration auch aktiv suchen mussten, sei es in der Natur, durch das Zitieren von Kollegen, psychoaktive Substanzen oder den Austausch im Kollektiv. Und Blockaden kannten sie auch – alle! Kreativität fließt jedenfalls deutlich besser, wenn sie einen Anstoß bekommt. Und dieser kann einerseits von einer anderen Person kommen – idealerweise sogar der, mit welcher man arbeitet – oder durch eine kreative Technik, die man vielleicht sogar gemeinsam durchführt. Ganz auf sich gestellt, ohne jegliche Anregung und auf Druck, sind Blockaden vorprogrammiert. Daher: Menschen und Methoden können helfen, sie zu lösen – im Idealfall sogar eine Kombination daraus!

Zur Methode Freewriting haben wir – übrigens auf genau dieser Klausur – auch ein Video gedreht.

Wenn Sie Methoden dieser Art mit Ihrem Team anwenden wollen, buchen Sie ein Inhouse-Seminar  für Ihre Organisation oder Ihr Unternehmen mit uns.

Wenn Sie Kreativitätstechniken alleine durchführen möchten, erarbeiten wir mit Ihnen gern Lösungen mit passenden Methoden in einem Fachcoaching.

Paralleles Denken: Walt-Disney-Methode und PMI

Kreative Prozesse scheitern mitunter, weil die einzelnen Teammitglieder oder die verschiedenen eigenen inneren Anteile allzu unterschiedliche Positionen einnehmen. Hier hilft das sogenannten Parallele Denken und Techniken wie die Walt-Disney-Methode oder PMI.

Mickey Mouse zweifelt„Tatsächlich gab es drei Walts“, schrieb einst der NLP-Pionier Robert B. Dilts über Walt Disney, „den Träumer, den Realisten und den Spielverderber.“ Dieses Zitat und die Geschichte, Walt Disney hätte beim Wälzen neuer Ideen auf drei verschiedenen Stühlen oder gar in drei unterschiedlich gestalteten Räumen Platz genommen, ist die Basis für eine der populärsten Kreativitätstechniken: die Walt-Disney-Methode.

Bevor wir uns ihr und einer verwandten Methode widmen, wollen wir uns aber noch schnell ein wichtiges Denkprinzip ansehen: das Parallele Denken. Stellen wir uns ein Team von drei Personen vor, die sehr verschieden ticken. Da ist eine, wir nennen sie Sibylle, die sprüht vor Ideen und Visionen, ihre Kreativität ist kaum zu bändigen, sie spricht schnell und Hinweise auf die Machbarkeit ihrer Vorschläge wischt sie gerne weg. Dann haben wir eine zweite Person, sie soll hier Wolfgang heißen: Er ist der Typ IT, er ist sehr strukturiert und interessiert sich vor allem dafür, was umsetzbar ist. Und die dritte Person, Bernadette, hat ein gutes Gespür dafür, wo etwas scheitern könnte, sie äußert gerne ihre Ängste und Bedenken – mitunter nervt sie die anderen damit.

Diskussion über Haltungen statt über die Sache

Wenn Sibylle, Wolfgang und Bernadette über ein Problem oder eine Idee diskutieren, kommen sie schwer zusammen. So unterschiedlich, wie sie ticken, geht es oft gar nicht mehr um die Sache. Das Argument von A wird sofort von der Gegenrede durch B ausgebremst:

Gegen einander denken

Wie hilfreiches wäre es da, wenn sich alle gemeinsam und hintereinander die jeweiligen Positionen ansehen und die verschiedenen Perspektiven einnehmen könnten? Wenn alle Personen in die Richtung von A dächten und dann alle die Perspektive von B einnähmen? Dann sähe das bei zwei Personen so aus:

Paralleles Denken geht natürlich auch zu dritt. Das Geniale daran: Wolfgang und Bernadette werden sich leichter auf Sibylles „Spinnereien“ einlassen, wenn sie wissen, dass ihre Positionen auch noch drankommen. Und wer weiß, vielleicht finden sie Gefallen an dieser Betrachtungsebene und ändern ihre Meinung. Dasselbe kann natürlich auch passieren, wenn Sibylle und Bernadette Wolfgangs nüchterne Welt betreten, oder Sibylle und Wolfgang gemeinsam mit Bernadette die Schwächen einer Idee suchen.

Und genau das nannte der britischer Kreativitätsexperte Edward de Bono Paralleles Denken. Der Vorteil: Es hilft, andere Positionen zu verstehen, fördert die Toleranz und vermindert Reibungsverluste.

6 DenkhüteUnd nun zu den Methoden, die mit dem kreativen Ansatz des Parallelen Denkens arbeiten. De Bono selbst hatte dazu zwei Techniken entwickelt: die Sechs Denkhüte und die Methode PMI. Die Sechs Denkhüte sind mit sechs Positionen in drei Gegensatzpaaren doch etwas komplexer und verlangen eine Moderation, daher möchte ich hier PMI vorstellen.

Plus-Minus-Interessant

Es ist eine simple Methode zur genaueren Betrachtung eines Vorschlags oder einer neuen Idee, die man in einem kleinen bis mittelgroßen Team durchführen kann. Es braucht lediglich ein Flipchart mit drei Spalten, über denen Plus, Minus und Interessant steht. Nun denkt das gesamte Team ein paar Minuten nur über die Vorteile der Idee oder des Vorschlages nach, sie kommen alle in Spalte eins. Dann widmen sich alle der Minus-Spalte. Was spricht gegen die Idee? Welche Probleme fallen dem Team ein? Und schließlich denken alle drei vor der dritten Spalte über Aspekte nach, die weder Plus noch Minus sind. De Bono hat hier die Frage vorgeschlagen: „Es wäre interessant zu wissen, ob …“

Nichts spricht dagegen, danach noch eine Runde durch die verschiedenen Positionen zu drehen, wichtig ist nur, dass wirklich alle gemeinsam immer eine Denkrichtung einnehmen. Am Ende haben wir eine sehr klare Aufteilung der Vor- und Nachteile und eine gute Grundlage zur Weiterarbeit.

Walt-Disney-Methode

Ganz ähnlich und noch näher an unseren idealtypischen Charakteren von Sibylle, Wolfgang und Bernadette ist die Methode, die nach Walt Disney selbst benannt wurde. Wir haben drei Positionen: den Träumer (Donald Duck statt Bernadette), den Realisierer (Tick, Trick und Track statt Wolfgang) und den Kritiker (Micky Maus statt Bernadette). Diese Positionen bekommen Orte zugeteilt, seien es Ecken in einem großen Raum oder Tische mit Flipcharts. Es ist wichtig, dass das Team auch wirklich physisch den Ort wechTrick, Trick und Track als Realisiererselt und damit eine Denkzäsur schafft. Auch hier wieder nehmen wir abwechselnd und gemeinsam die jeweilige Position ein. Wir fangen mit dem Träumer an und klappern die verschiedenen Positionen ab, das Ganze in mehreren Durchgängen, weil jede Sichtweise den vorigen antworten kann.

Mickey Mouse als KritikerÜbrigens kann diese Methode natürlich auch eine einzelne Person einsetzen, um all ihren inneren Anteilen oder Teammitgliedern Gehör zu verschaffen. Die Regeln sind dieselben, eventuell erfordert es noch ein wenig mehr Disziplin von der Einzelperson.

Am Ende sind alle Perspektiven eingenommen und alle Teilnehmer*innen gehört worden. Beide Methoden, PMI und Walt Disney, garantieren, dass eine Einzelperson oder ein Team ein Problem oder eine Idee wirklich multiperspektivisch betrachtet und daraus die richtigen Schlüsse zieht.

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Der Weg zur Inspiration

WORT & WEISE plaudert im Podcast der österreichischen Wochenzeitung DIE FURCHE über Kreativität und Inspiration

Fast 45 Minuten hat uns Manuela Tomic, Redakteurin der traditionsreichen Wochenzeitung DIE FURCHE, interviewt. Es ging um Kreativität, wie sie gedeiht und welche Hürden sich ihr in den Weg stellen, um Inspiration, um Mut und um den Druck zur Selbstoptimierung. Uns hat es Spaß gemacht, das Zuhören tut es auch.

WORT & WEISE als Gäste im FURCHE-Podcast

Das volle Interview ist hier nachzuhören:
Der Weg zur Inspiration: „Man muss mutig sein und neue Dinge ausprobieren“

Und dann ist auch noch ein Feature entstanden, in dem wir ebenfalls zu Wort kommen: „Fang den Fisch!“: So geht Kreativität auf Knopfdruck

Auf den Geschmack gekommen? Wenn Sie als Einzelperson oder als Unternehmen Ihre Kreativität voranbringen möchten, dann haben wir hier verschiedene Angebote zum Thema Kreativität für Sie.

Zu neuen Ideen mit der Reizwortanalyse

Wie Sie mit einem Wort zu Assoziationen reizen und Gedanken anheizen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Notizen zur Reizwortanalyse während einer S-Bahn-FahrtGerade hatten wir ein Youtube-Video zur Reizwortanalyse (auch bekannt als Reizwort-Technik oder Reizwort-Methode) gedreht, als mich eine Freundin bat, mir einen Titel für ein Chorkonzert im Frühling auszudenken. Mit Ideen ist es ja so: Entweder sie fliegen einem zu, ganz unvermutet, beim Spazierengehen, in der S-Bahn oder in der Badewanne, oder sie bleiben aus – wenn man nicht weiß, wie man sie aus ihren Verstecken, den verborgensten Winkeln des eigenen Gehirns, herauslockt. Gott sei Dank gibt es aber Methoden, die genau das möglich machen!

Die Reizwortanalyse ist eigentlich nicht das Mittel der Wahl, wenn man Titel sucht. Um etwa Headlines oder Slogans zu finden, arbeiten wir zumeist mit einer Wortfeldanalyse und kombinieren verschiedene Parameter. Diesmal aber wollte ich neue Wege gehen, spürte ich doch noch die Energie des vor wenigen Tagen gedrehten Videos in mir. Also, auf zur Titelsuche mit der Reizworttechnik!

Wie funktioniert die Reizwortanalyse?

Sie arbeitet mit der Methode der Bisoziation. Das Wort geht auf den Kulturphilosophen Arthur Koestler zurück, der so das Zusammenführen zweier völlig unabhängiger Begriffe bezeichnet. Man könnte auch sagen: Bisoziation ist das Gegenteil der Assoziation. Man sucht einen Begriff, der sicher nicht mit der Fragestellung verbunden ist. Zu diesem Begriff darf man assoziieren. Und dann verbindet man das Ganze mit der ursprünglichen Fragestellung. So kommt man zu neuen Ideen. Zu abstrakt? Ich erkläre jetzt ganz genau, wie ich es gemacht habe.

Frage formulieren

Der erste Schritt ist, wie bei der Arbeit mit Kreativitätstechniken generell, das Problem bzw. die Frage, für die man Lösungen sucht, möglichst genau zu formulieren. In meinem Fall war das einfach: Ich suche einen Titel für ein Chorkonzert eines Damenensembles, das im Frühling stattfindet.
Idealerweise schreibt man diese Fragestellung irgendwo auf.

Bisoziation

Jetzt kommt der erste methodische Schritt: ein Reizwort finden. Eine Möglichkeit besteht darin, sich ein beliebiges Buch zu nehmen und vorher zu definieren, auf welcher Seite man welches Wort auswählen wird. Ich war jedoch gerade unterwegs, als ich die Methode ausprobierte, und hatte mir vorgenommen, einfach das erste Wort zu nehmen, das ich bewusst lese. Ich spazierte durch die Venediger Au am Praterstern, dort, wo an zahlreichen Stellen das behördliche Alkoholverbot aushängt, und das erste, was ich las, war das Wort Polizei. Mein Auftrag war also: Mein Reizwort ist Polizei, und zu diesem muss ich jetzt assoziieren.

5-mal assoziieren

Die Reizwortanalyse lebt davon, zwischenzeitlich die Fragestellung zu vergessen, damit das Denken neue Wege einschlagen kann. Das passiert, indem man zum völlig beliebig gefundenen, keinesfalls jedoch mit der Fragestellung verwandten Begriff fünfmal assoziiert. Bei mir war das eben der Begriff Polizei, der beim besten Willen nichts mit einem Chorkonzert zu tun hat. Zu diesem assoziierte ich nun fünf Mal:

  1. Freund und Helfer
  2. Strafzettel
  3. Uniform
  4. Gesetze
  5. Pistole und Handschellen
Assoziationen mit der Fragestellung verbinden

Und jetzt wird es interessant. Diese Assoziationen nimmt man nun Schritt für Schritt her und verbindet sie mit der ursprünglichen Frage. Sie denken jetzt vermutlich: „Was soll da bitteschön rauskommen?“
Ich dachte das auch. Aber ich hielt mich an Leonardo Da Vinci, der gesagt hat: „Werden dem Geist zwei Dinge gleichzeitig angeboten, so muss er sie miteinander in Verbindung bringen, denn er kann nicht über zwei separate Dinge gleichzeitig reflektieren.” Da Vinci wird schon Recht haben, fand ich. Also: Stift gezückt und munter drauf los Schritt für Schritt die jeweiligen Begriffe und meine Frage zusammengedacht. Ich war mittlerweile in der S-Bahn und hatte nur zwei Stationen Zeit – maximal 6 Minuten bis zum Aussteigen.

Hier ist das Resultat:

  1. Titel für ein Chorkonzert und Freund und Helfer

Freund, Freunde, Frühling, Frühlingsfreuden … Helfer, helfen … Helfer im Frühling … eine Leiter. Eine Tonleiter. Tonleitern in den Frühling. Auf der Tonleiter in den Frühling, Begleitmusik in den Frühling, ein Konzert, das Sie in den Frühling geleitet/begleitet

  1. Titel für ein Chorkonzert und Strafzettel

Etwas, was wegmuss, etwas, was verboten ist: der Winter ist im Frühling verboten … vielleicht den Winter mit Musik vertreiben? Ausklang des Winters? Ausklang des Winters, Einstimmung in den Frühling

  1. Titel für ein Chorkonzert und Uniform

Uniform – alles gleich, unisono … polyphon … unisono: Einklang … ein Klang im Frühling, Einklang im Frühling, vielleicht einKLANG im Frühling

  1. Titel für ein Chorkonzert und Gesetze

Die Gesetze der Natur … Frühling, Sommer, Herbst, Winter … Die Kraft der Natur, der Sonne … Sonne! Ein Stück im Programm des Konzerts des Chores ist Mozarts: „Dir, Seele des Weltalls, o Sonne!“ – vielleicht einfach „O Sonne!“?

  1. Titel für ein Chorkonzert und Pistole

Pistole … schießen … Frühling … die Blumen schießen aus dem Boden, Frühlingsblumen, Schlüsselblumen … Wenn die Notenschlüsselblume sprießt, Frühlingsboten mit Noten, Noten als Frühlingsboten

  1. Titel für ein Chorkonzert und Handschellen

Handschellen schließt man auf und zu, Schlüssel, Türen, Tore … wir öffnen das Tor zum Frühling mit dem Notenschlüssel … (vielleicht als Untertitel?)

Auswählen

Nun war ich in der Station Rennweg angelangt. Die Ideen waren noch nicht ausgereift, aber ich war einen guten Schritt weiter. Der nächste wäre, bei jeder Idee, die mich ansprach, noch ein wenig nachzuspüren und zu feilen. Aber im Grunde hatte ich bereits ein paar Kandidaten, die mir ganz gut gefielen. Vielleicht sagte der Auftraggeberin ja auch schon eine der vorhandenen Ideen zu? Schnell schrieb ich ihr noch vom Bahnhof eine Whatsapp-Nachricht mit meinen sieben Favoriten.

Sie schwankte zwischen O Sonne! und Frühlingsboten mit Noten. Die Zeit drängte,  denn das Konzert sollte bald beworben werden.  Bei Entscheidungen, die eine Gruppe betreffen, ist es immer schlau, ein Team zu haben, das man fragen kann. Das tat sie. Das Team wählte am nächsten Tag Frühlingsboten mit Noten.
Geschafft!

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Die Qual der Methodenwahl

Wer moderiert, kreative Prozesse steuert oder sonstwie partizipativ mit Gruppen arbeitet, dem stehen unzählige Methoden und Techniken zur Verfügung. Wie findet man die richtige Methode?

Nicht jede Methode passt für jedes Problem!Ein Besuch in der Buchhandlung des Vertrauens, eine kurze Recherche auf Google oder ein Gespräch unter Kolleg_innen beweist es immer wieder aufs Neue: Es existieren viel mehr Methoden, als ein/e einzelne/r kennen, geschweige denn einsetzen kann. Als Antwort auf diesen Berg an Möglichkeiten lockt der einfache Weg, nur auf Altbewährtes zu setzen und die Hände von allem Neuen zu lassen.

Oder aber, wir klären erst genau ab, was wir brauchen und welchen Rahmen wir bespielen, und entscheiden uns dann für die richtige Methode. Hier ein paar Tipps, wie Sie aus dem Dschungel herausfinden. Die erste Frage, die Sie sich stellen sollten ist folgende:

  • Was will ich? Oder: Was soll nach der Veranstaltung anders sein? Sollen alle Teilnehmer/innen zu Wort gekommen sein? Soll eine Entscheidung getroffen worden sein? Oder sollen möglichst viele Ideen am Tisch liegen?

Widmen Sie dieser Frage die nötige Zeit und schummeln Sie sich nicht vorbei. Erst wenn Sie wissen, wohin Sie und die Teilnehmer/innen wollen, können Sie überlegen, welche Methode Sie unterstützt, Ihr Ziel zu erreichen.

Welche Methode für welche Denkrichtung?

Bei kreativen Prozessen hilft zusätzlich die Unterscheidung in zwei Denkrichtungen, in die sich die meisten Techniken einteilen lassen.

Divergierendes Denken: Hier geht es darum, gedanklich aufzumachen, breit oder out oft the box zu denken. Der Klassiker Brainstorming gehört hier hinein, aber auch zum Beispiel die Kopfstandmethode, Imaginäres Brainstorming oder 6-3-5. Das Ziel ist, viele Ideen zu generieren und ungewöhnliche Ansätze zuzulassen. Es gilt in diesem Stadium, mutig zu sein, und Ideen (noch) nicht zu bewerten. Quantität vor Qualität.

Konvergierendes Denken: Hier werden Ideen geclustert, reduziert, bewertet, gegeneinander abgewogen und auf ihre Brauchbarkeit abgeklopft. Am Ende benötigen wir nie 100 Ideen, sondern nur die eine (beste) Lösung. In diese Phase gehören zum Beispiel E. de Bonos PMI-Technik und sämtliche Bewertungsmethoden.

Die Denkrichtung bestimmt die Methode: divergierendes oder konvergierendes Denken?Oft folgen diese beiden Phasen zeitlich aufeinander, aber das muss nicht so sein, wenn zum Beispiel ein Team zusammenkommt, um nur eine oder mehrere Ideen zu bewerten.

Wenn das nächste Mal die Verzweiflung die Begeisterung über die Vielfalt an Methoden ablöst oder wenn Sie sich gezielt auf die Suche nach der richtigen Technik machen wollen, dann klären Sie mit Hilfe der obigen Fragen, wofür sie diese brauchen.

Diese Fragen können Ihnen helfen, den Rahmen für Methoden einzugrenzen:
  • Wie viele Personen nehmen teil? Drei oder vier, sodass man noch leicht um einen Tisch sitzen und ungezwungen plaudern kann? Unter zwölf, so dass die Person am Flipchart noch eine Chance hat, alle Ideen aufzuschreiben? Oder deutlich mehr, sodass sich die Arbeit in Kleingruppen geradezu aufdrängt?
  • Wie stehen die Teilnehmer/innen zueinander? Verhindern Hierarchien oder Grabenkämpfe, dass sich alle trauen, den Mund aufzumachen? Wenn ja, ist vielleicht eine anonyme Technik, etwa eine Form des Brainwritings das Richtige.
  • Wie viel Zeit habe ich? Eine Stunde, drei Stunden oder einen Tag? Versuchen Sie nicht eine komplexe Technik, die aus mehreren Schritten besteht und vielleicht im Vorfeld einiges an Erklärungszeit benötigt, in allzu kurze Zeit durchzupeitschen.
  • Wie viel Platz habe ich? Kann ich überhaupt Kleingruppen bilden, die sich aus dem Weg gehen sollen und ausreichen Rückzugsraum benötigen?

Wenn Sie mehr über die Methoden oder die Arbeit mit Gruppen erfahren möchten, dann nützen Sie doch unsere Angebote rund um Teamwork und Kreativität oder besuchen Sie eines unserer Seminare zu Moderation und Präsentation.

Eine unserer Prämissen bei der Moderation lautet übrigens, dass die Haltung noch wichtiger ist als die einzelne Methode. Wir haben dazu auch einmal einen eigenen Blogbeitrag geschrieben.

Stellt mehr Fragen!

Goethes Gretchen und die Sphinx tun es, Hamlet und Handke, Kinder und Kant, Sokrates und Journalisten, Narren wie Rebellen: Fragen stellen und hinterfragen. Wir sollten es ihnen nachmachen.

„Eine richtige Frage stellte ich mir vor als Geschenk!“
Peter Handke, Spiel vom Fragen

Fragen bringen oft mehr als Antworten.Haben Sie schon einmal über Fragen nachgedacht? Sie sind ein selbstverständlicher Teil der Sprache, und deshalb hinterfragen wir selten, was wir da tun. Dabei können sie viel mehr als „nur“ Wissen in Erfahrung zu bringen. Sie beziehen Zuhörer/innen oder Leser/innen ein und helfen Coaching-Kund/inn/en auf die Sprünge. Briefing-Geber/innen helfen sie zu genaueren Angaben und Selbstreflexion. Sie fungieren als Türöffner oder um genauer nachzuforschen. Sie können provozieren und aufdecken.

Welche Fragen gibt es?

Wir kennen viele unterschiedliche Arten. Für Journalist*innen sind zum Beispiel die Fragen nach den sechs Ws (Wer, was, wann, wo, wie und warum) ein wichtiges Handwerkszeug und Interviewer/innen setzen personen-, sach- und meinungszentrierte Fragen ein. Menschen in therapeutischen oder beratenden Berufen haben es etwa mit skalierenden, zirkulären oder reflexiven Fragen zu tun. Und es gibt noch viel mehr: absurde, berechtigte, drängende, einfache, knifflige, peinliche, persönliche, unbequeme, entscheidende …
Eines haben sie fast alle gemeinsam. Sie helfen – wenn sie nicht versteckte Antworten sind – aufzumachen und Räume zu schaffen, während Antworten eher schließen und beenden. Deshalb haben Antworten tendenziell auch etwas Starres. Antworten schränken eher ein, Fragen machen auf. „Hin und wieder ist es sinnvoll, ein Fragzeichen hinter Dinge zu setzen, die wir schon lange für selbstverständlich nehmen“, riet der Philosoph und Mathematiker Bertrand Russell. Wer nach Veränderung trachtet, stellt Fragen. Wer einzementieren möchte, gibt ausschließlich Antworten.

Was ist eine gute Frage?

Das hängt natürlich von der Situation ab, aber mit Sicherheit ist es eine, die wertschätzend formuliert ist. Eine, die nicht drängt, die Zeit lässt, die nicht nur eine Antwort zulässt. Deshalb sind offene Fragen auch viel interessanter als geschlossene. Wenn der NS-Propagandaminister Goebbels fragt „Wollt ihr den totalen Krieg?“, so ist das keine offene Frage, es ist eine rhetorische und in der Situation auch keine, die mehrere Antworten erlaubt oder zur Reflexion anregt.

Für den Kommunikationswissenschaftler Neil Postman waren Fragen das wichtigste Denkwerkzeug des Menschen überhaupt. Wir können das aus unserer langjährigen Arbeit mit den unterschiedlichsten Formen der Kommunikation nur bestätigen: Ob schriftlich oder mündlich, ob im Kontakt mit einzelnen Menschen oder mit Gruppen, ob es um neue Ideen oder gute Gespräche geht, sie helfen weiter. Wenn irgendwo keine gestellt werden (dürfen), ist das höchst fragwürdig.

Also: Stellen Sie Fragen! Fragen Sie nach! Stellen Sie Selbstverständliches in Frage! Alles klar?

Wenn Sie dieser Blog-Beitrag interessiert hat, dann sind vielleicht unsere Angebote zum Thema Kreativität etwas für Sie.

Von Queenie Goldstein lernen: Verbindung herstellen durch Empathie

queenie_180Queenie Goldstein aus den “Phantastischen Tierwesen” ist die Gabe der Legilimentik angeboren. Im Gegensatz zu Vertretern dunkler Magie verknüpft sie diese  Kunst mit Empathie. Von ihr können auch Muggel viel lernen.*

Im Universum von Joanne K. Rowling tritt Legilimentik als die Gabe auf, in die Gefühls- und Gedankenwelt anderer Personen einzudringen. In den Potter-Romanen steht diese Kunst durch Zauberer, die sich in ihrem Eigeninteresse gewaltsam Zutritt zum Geist anderer verschaffen, in schlechtem Ruf, weil sie ausschließlich manipulativ genutzt wird.

Eine gänzlich andere Art, Legilimentik einzusetzen, als einen regelrechten Angriff auf das Innenleben anderer zu starten, praktiziert Rowlings Charakter Queenie Goldstein im Film „Phantastische Tierwesen“. Der außergewöhnlichen New Yorker Magierin ist die Gabe, die mehr umfasst, als nur Gedanken zu lesen, angeboren. Allerdings setzt sie diese Fähigkeit außer in Notsituationen niemals zu ihrem eigenen Nutzen ein, sondern zur Unterstützung ihres jeweiligen Gegenübers. Ihr gelingt es, mit Feingefühl, Sanftmut und einem Hauch Naivität eine Wohlfühl-Atmosphäre zu schaffen, in der eine echte positive Verbindung zwischen ihr und ihrem Gegenüber entsteht.
Queenie agiert immer gewaltfrei. Ihr geht es nicht darum, mittels Wissen über eine Person Macht zu gewinnen, sondern sie teilt die Gefühle der anderen, vermittelt Geborgenheit und lebt mit. Die Gefühls- und Gedankenwelt ihrer Mitmenschen erschließt sich ihr unwillkürlich; manchmal scheint es, als würden durch ihre Präsenz vermehrt intensive, vielleicht bedrohliche, jedenfalls aber bedeutsame Erlebnisse und Gefühle in den Menschen wach, die sie sich vielleicht sonst nicht eingestehen. Mit ihrer achtsamen Haltung und indem sie Gefühle und Gedanken nicht bewertet oder beurteilt, unterstützt Queenie sie dabei.

 Legilimentik à la Queenie ist für Muggel Empathie

Die Fähigkeit, eine positive Verbindung – auch über gedankliche Grenzen hinweg – herzustellen, ist nicht nur Hexen und Zauberern vorbehalten, es gibt sie auch in der Muggelwelt: Wir kennen sie als Empathie: die Fähigkeit, mit dem Gegenüber mitzuempfinden.
Wie bei der Legilimentik kommt es auf die innere Haltung an, wenn Empathie im Spiel ist. Wer empathisch ist, urteilt nicht über Gefühle, es gibt auch keine Hierarchie zwischen Gefühlszuständen („Der Arme! Ihm geht es so schlecht – Gott sei Dank geht es mir besser.”). Empathie ist die Bereitschaft, wie Queenie Goldstein mit dem anderen ein Stück weit in seinem Gefühl mitzugehen, sich darauf in ganzer Präsenz einzulassen, ihn zu begleiten, ganz anzunehmen, was er oder sie gerade empfindet, und vielleicht dazu beizutragen, dass er selbst dieses besser erkennen oder gar annehmen kann.

Was also können wir von Queenie lernen?
  1. Echte Empathie schafft Verbindung, urteilt nicht und kann Unterstützung bedeuten. Urteile stehen ihr im Weg. Jene Zauberer, die Legilimentik nur über den Kopf und ohne Herz betreiben, dringen gewaltsam in die Gedanken ihres Gegenübers ein und tun dies zu ihrem eigenen Vorteil. Auch dieses Phänomen gibt es in der Muggelwelt, etwa wenn Verkaufstrainer vermeintlich auf die Bedürfnisse ihres Gegenübers eingehen oder sogar bewusst bestimmte Gefühle erzeugen, nur um ein bestimmtes Produkt zu verkaufen oder Einfluss zu üben. Das hat natürlich mit Empathie nichts zu tun.
    Wahre Empathie im Sinne Queenie Goldsteins bietet die Möglichkeit, über das Herz Kontakt zu einer anderen Person aufzunehmen und sich in ihr Denken, Fühlen und Erleben hineinzuversetzen. Sie kennt keinen Eigennutzen und stellt keine negative Grenzüberschreitung dar, sondern besteht im ehrlichen Interesse am anderen und macht so eine Verbindung möglich. Diese Haltung zu erlernen, ist vielleicht fast so schwer wie zu zaubern. Die Wirkung kann jedoch ebenfalls magisch sein.
  2. Wer empathisch wie Queenie Goldstein sein will, sollte mit den eigenen Gefühlen ins Reine kommen und das auch wollen, was bedeutet, auch den eigenen Empfindungen offen zu begegnen und nicht über sich selbst zu urteilen.
    Die hohe Kunst erlernt, wer die eigenen Bedürfnisse ganz wie die positiven Vertreter der Legilimentik nicht aburteilt und dann auch die des Gegenübers akzeptieren kann.
  1. Anhand von Queenies Beispiel lässt sich gut erkennen, dass Empathie nicht bedeutet, die Gefühle oder auch Probleme des anderen zu den eigenen zu machen. Queenie ist sich ihrer eigenen Gefühle und auch ihrer eigenen Werte ganz bewusst. Wenn sie mit anderen mitfühlt, bedeutet das nicht, dass sie deren Gefühlswelt, Meinungen oder Probleme übernimmt. Sie geht nicht im Gegenüber auf.
Die Haltung macht den Unterschied – bei Muggeln wie bei Zauberern

Natürlich kommen nur die wenigsten als Legilimentiker auf die Welt. Und für Muggel ist diese Kunst weder erlernbar noch vielleicht wirklich erstrebenswert. Doch von Queenies Haltung lernen wir: Jemandem in Empathie zu begegnen, schafft eine ganz andere Basis, ob für ein Gespräch, eine gemeinsame Unternehmung oder auch für die Zusammenarbeit. Wichtig ist dabei nicht, für den anderen Probleme zu lösen, zu überzeugen, Hilfe anzubieten oder sich eine Strategie für ihn ausdenken, sondern einzig, die Person in ihrem Gefühl zu begleiten.

Denn in einer einfühlsamen Begegnung ist nicht selten eine andere Form von Lösung möglich: Oft löst sich beim Gegenüber allein durch eine achtsame Begleitung in die eigene Gefühlswelt etwas. Er oder sie ist dann vielleicht weniger angespannt, kann vielleicht besser durchatmen, etwas loslassen, weil er/sie sich nicht rechtfertigen oder erklären muss, sondern sich verstanden fühlt. Das hilft dabei, die Situation anzunehmen oder sogar einmal Ideen für einen nächsten Schritt zu entwickeln. Das muss aber auch nicht sein.
Wichtig ist, dass zwei Menschen gerade voll und ganz präsent und gegenwärtig sind. Und solche Momente sind kostbar, ja, magisch vielleicht.

*Dieser Text ist die Kurzfassung eines Kapitels für eine geplante, erweiterte Neuauflage unseres Buches „Ziele und Zaubersprüche“, das derzeit leider nur als E-Book erhältlich ist. Mehr dazu auf ZIELE UND ZAUBERSPRÜCHE.

Quellen:

https://ew.com/article/2016/08/05/fantastic-beasts-queenie/

https://de.harry-potter.wikia.com/wiki/Legilimens

https://www.zeit.de/kultur/2017-06/empathie-gefuehle-achtsamkeit-training-10nach8

https://twitter.com/jk_rowling/status/809156500023341057?lang=de

https://de.harrypotter.wikia.com/wiki/Pukwudgie_(Haus)

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Brainstorming – aber richtig!

Viele Ideen alleine reichen freilich auch nicht.Ende der 30er-Jahre entwickelte der Werbefachmann Alex F. Osborn den so genannten „Gehirnsturm“. Noch heute ist er auf Grund seiner Einfachheit die beliebteste Kreativtechnik. Die Methode hat ihre Grenzen, sie ist aber nicht so unwirksam wie immer wieder behauptet. Die meisten Kritiker/innen konstruieren ein falsches Bild von Brainstorming und geben es dann zum Abschuss frei. Ein typisches Beispiel ist dieser Artikel im Standard. Nach der Überschrift „Brainstorming macht kreativ? Irrtum!“ leitet der Text ein: „Zu dritt, zu viert, mit Zettel und Stift entstehen die besten Einfälle? Stimmt nicht, sagen die Wissenschafter.“ Bleibt zu hoffen, dass die zitierten Expertinnen und Experten sich besser damit auseinander gesetzt haben als die Redakteurin. Denn ein bisschen mehr als drei bis vier Leute, Zettel und Stift gehört zum echten Brainstorming schon dazu.

Weil das aber auch da draußen in den Firmen und Organisationen oft falsch gehandhabt wird, geben wir hier Antwort auf die Frage: Wie geht es also richtig?
Ein Team von vier bis maximal zwölf Personen sucht Ideen zu einem bestimmten Thema, die gut sichtbar notiert werden. Diese Ideenfindungsphase ist streng zu trennen von einer Ideenbewertungsphase. Osborn selbst gibt in seinem Buch „How To Think Up“ (1942) vier Regeln an, die unbedingt einzuhalten sind:

  • Übe keine Kritik!
  • Je mehr Ideen, desto besser!
  • Ergänze und verbessere bereits vorhandene Ideen!
  • Je ungewöhnlicher die Idee, desto besser!
Ein paar Tipps darüber hinaus helfen ebenfalls:
  • Die Frage muss klar und einfach formuliert und für alle Beteiligten akzeptabel und gut sichtbar sein, am besten auf einem eigenen Flipchart.
  • Der Rahmen muss stimmen, Humor ist erlaubt oder sogar erwünscht.
  • Dass Kritik und Killerphrasen keine Chance bekommen, dafür ist die Moderation und im besten Fall die ganze Gruppe verantwortlich. Verweisen Sie vor Beginn der Suchphase noch einmal auf die Regeln.
  • Bei der Ideensuche gilt: Quantität vor Qualität. Schreiben Sie auch seltsame Ideen auf, gerade sie führen über unkonventionelle Zugänge und schräge Perspektiven oft zu guten Ideen.
  • Durchtauchen Sie das Ideentief: Üblicherweise kommen am Beginn die gängigen Ideen, jene Dinge, die schon versucht wurden oder das, was ohnedies immer passiert. Nach einigen Minuten sind diese Ideen alle notiert und es tritt eine Pause ein. Die ersten TeilnehmerInnen werden bocken und schimpfen, dass es nichts bringt und dass sie es ohnedies schon immer gewusst hätten. Es ist nun Ihre Aufgabe als Moderator/in neu zu motivieren, noch ein volles Flipchart, zehn Minuten Weiterarbeit oder 15 weitere Ideen einzufordern. Ist das Ideentief einmal durchtaucht, winken als Belohnung auf der anderen Seite oft gute und brauchbare Ideen.

Im Anschluss clustern Sie die Ideen, reduzieren und – so das in der Kompetenz dieser Gruppe liegt – bewerten sie, zum Beispiel mittels Punkten. Schließlich bleiben einige wenige Ideen über, die Sie (mit anderen Methoden) weiterverfolgen.

Einfach und akzeptiert

Brainstorming ist eine einfach durchzuführende Methode, die sich eignet, wenn Sie viele verschiedene Ideen brauchen. Sie benötigt relativ wenig Moderationserfahrung und ruft kaum Widerstand hervor, weil die meisten damit vertraut sind. Idealerweise und wenn die Ideenfindung tatsächlich von der Ideenbewertung getrennt wird, regen sich die Teilnehmer/innen gegenseitig an und schwingen sich gemeinsam zu neuen Höhen auf.

Natürlich ist bei dieser Methode das Potential für revolutionäre Ideen begrenzt. Außerdem kann bei einer so offenen Methode wie Brainstorming die Gruppendynamik eine Rolle spielen. Vielleicht kommen wieder nur Inputs von den üblichen Wortführerinnen und Wortführern und die Schweiger tun wieder einmal, was sie am besten können: schweigen.

Mehr, viel mehr über Kreativität und Kreativitätstechniken erfahren Sie, wenn Sie an einem unserer Seminare teilnehmen oder ein Einzelcoaching besuchen.

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Ja, und …

"Ja, und" zu sagen, heißt Dinge anzunehmen.Richtig „ja“ sagen ist schwierig. Dass wir oft „ja“ sagen, aber „nein“ meinen, zeigt eine kleine Übung, die wir oft mit unseren TeilnehmerInnen in Seminaren machen.

Dabei geht es darum, bedingungslos zu dem, was der Gesprächspartner vorschlägt, „ja“ zu sagen und dem noch etwas hinzuzufügen. Die Übung kommt aus dem Improvisationstheater, der Theaterform, die bedingungslos „ja“ zur aktuellen Situation sagt. Dieses Theater entsteht aus dem Moment und dem konstruktiven Zusammenspiel zwischen den SpielerInnen. Wer im Impro-Theater „ja, und“ sagt, meint: Ich nehme die Situation so an, wie du sie kreiert hast. Ein Beispiel: Eine Person betritt die Bühne und hebt den Arm. Sie denkt, sie stellt eine Malerin vor ihrem Bild dar. Jetzt kommt der zweite Spieler dazu und sagt: „Halt! Nicht schießen!“ – denn er hat in der Geste einen Speerwerfer gesehen. Die Ja-und-Regel anzuwenden würde nun bedeuten, dass die Spielerin einfach annimmt, was vom Gegenüber kommt und als Speerwerferin weitermacht, anstatt mit „Ja, aber ich bin doch eine Malerin und male grade ein Bild!“ zu kontern. Was das bringt? Es setzt die beiden AkteurInnen in Beziehung, sie einigen sich auf ein Grundmuster und bringen so die Handlung voran.

“Ja, und …” in der Moderation

Was das in unsren Seminaren verloren hat? ein Beispiel: Als Moderatoren oder Moderatorinnen sind wir ständig mit Situationen konfrontiert, die vielleicht so nicht geplant waren. Der Scheinwerfer setzt aus, ein Redner spricht zu lang, der Beamer funktioniert nicht. Für das Publikum ist nichts schlimmer, als wenn nun eine lange Entschuldigung folgt und eine Erklärung, was jetzt an dieser Stelle eigentlich hätte sein sollen und warum das jetzt nicht geht, weil ja eigentlich … NEIN! Der Moderator sagt: „Ja! Und!“ Er oder sie sagt mit vollem Herzen „ja“ zur aktuellen Situation. Und dann kann er/sie darauf reagieren, etwas draufsetzen, etwas verändern.

“Ja, und …”  im Gespräch

Auch in Diskussionen kann es hilfreich sein, ein „Ja, und“ einmal ehrlich zu meinen, anstatt immer mit einem „Ja, aber“ zu kontern. Denn das „Aber“ killt das „Ja“. Weg ist es! Was bleibt ist: Blödsinn, das geht nicht! Wer in einer Diskussion „ja, und“ sagt, stimmt im ersten Schritt wirklich mit seinem Gegenüber überein: Ja. Ich erkenne deinen Standpunkt an. Ja, ich höre deinen Vorschlag. Ja, das ist deine Meinung.
Und dann kann ich etwas hinzufügen. Etwas, das den Vorschlag vielleicht ergänzt oder erweitert. Mein/e Gesprächspartner/in wird mir eher zuhören. Er/sie wird merken, dass er/sie wirklich gehört worden ist. Wenn ich es auch wirklich so meine.

Denn „ja“ und zu sagen, aber in Wirklichkeit „ja, aber“ und damit eigentlich „nein“ zu meinen, wird langfristig nicht erfolgreich sein. Wer das „Ja, und“ benützt, um andere zu manipulieren, wird die Gesprächsbasis dauerhaft schädigen. Und wer eigentlich „ja, aber“ meint, sollte am besten gleich höflich, ehrlich und freundlich „nein“ sagen.

Unlängst hat Magdalena Vachova vom Kurier über diese Methode einen kurzen Kommentar geschrieben und dabei auf WORT & WEISE Bezug genommen.

Wenn Sie an mehr solchen Tipps Interesse haben, besuchen Sie doch eines unserer Inhouse-Seminare oder ein Einzelcoaching.

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Perspektivenwechsel wozu?

Was ist auf diesem Bild dargestellt?Perspektivenwechsel geben den Blick auf neue Lösungen frei. Sie helfen, hartnäckige Probleme zu lösen und die Kommunikation zu verbessern.

Was ist auf dem Bild dargestellt? Was ist Ihre erste Assoziation?

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Eine Beilagscheibe, werden manche denken, eine Schallplatte andere. Vielleicht aber auch ein Dichtungsring, eine Röhre, ein Zylinder, der Buchstabe O, ein Schwimmreifen, eine Zielscheibe, eine Werbung für einen Mobilfunkbetreiber oder ein Autoreifen.

Was stimmt nun? Jede Antwort ist richtig, denn es ist, was der oder die Betrachter/in darin sieht. Wer offen Möglichkeiten sammelt, wird bald noch viel mehr Interpretationen als die angeführten finden. Alle, die sich aber früh für eines entscheiden und dabei bleiben, werden ihre Wahl vielleicht verteidigen und immer mehr davon überzeugt sein, es könne nur dieses eine darstellen.

Wer viel mit Autos zu tun hat, wird eventuell zuerst einen Reifen darin sehen, wer noch nie ein Auto zu Gesicht bekommen hat, etwas ganz anderes. Wem Farben wichtig sind, für den hat es vielleicht mehr Bedeutung, dass der Kreis einen dicken schwarzen Umriss hat, als für jemanden, für den die Form im Vordergrund steht. Wir haben immer einen bestimmten Blickwinkel auf die Dinge und wir sehen immer nur einen Ausschnitt. Denn unsere  Persönlichkeit und unsere Erfahrungen haben einen Einfluss darauf,  wie wir die Welt wahrnehmen.

Wenn aber nun jede/r die Welt ein wenig anders wahrnimmt – ja, müsste es dann nicht möglich sein, die eigene Wahrnehmung auch zu verändern, vielleicht zu steuern? Ja, es ist möglich: Wir können den Blickwinkel verändern  und dadurch auch den Ausschnitt, den wir wahrnehmen. Wir sehen das Bild von einer anderen Seite oder einen vergrößerten oder verkleinerten Ausschnitt. Wenn wir wollen.

Ein Prinzip der Kreativität

Viele Coaching-Methoden oder Kreativitätstechniken arbeiten mit Perspektivenwechsel. Sie verändern die Betrachtungsebene, den Ausschnitt oder die Fragestellung, um Raum für neue Perspektiven zu schaffen. Warum man das tut? Weil sich scheinbar unlösbare Probleme oder einzementierte Meinungen manchmal in einem anderen Licht zeigen – und damit den Blick auf die eine oder andere mögliche Lösung freigeben. Oder einfach nur das Verständnis für das Gegenüber fördern – als ersten Schritt einer Versöhnung oder zumindest eines Waffenstillstands.

Mehr dazu gibt es in unseren Angeboten zum Thema Kreativität und Teamwork.

 

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Bedürfnisse oder die richtige Raumtemperatur

Ist es nun kalt oder warm? Das entscheidet weniger das Thermometer, sondern das subjektive Kälteempfinden.Über Bedürfnisse zu diskutieren, ist ein sinnloses Unterfangen.

Wir arbeiten im selben Raum an unseren Computern. Ich trage ein T-Shirt, von meiner Partnerin sieht man nur die Augen. Sie rollen knapp oberhalb des Rollkragenrandes hin und her – auf der Suche nach einer siebenten Schicht, in die sie sich hüllen könnte. Auch in der Nacht ist es nicht anders: Decke ich mich auf Grund nächtlicher Hitzewallungen ab, schnappt sie sofort die Tuchent, weil zwei Decken und die gesamte Winterschlaf-Kollektion mehrerer Gewandkataloge noch nicht ausreichen.

Die Wohlfühltemperatur meiner Partnerin liegt drei Grad über der meinen, mindestens. Darüber lässt sich streiten und darüber haben wir gestritten. Allein: die Diskussionen führen zu nichts. Die eigenen Bedürfnisse stehen denen eines anderen Menschen gegenüber. Eine Wirklichkeit trifft auf eine andere Wirklichkeit.

Argumente versus Bedürfnisse

Da hilft es auch nicht – glauben Sie mir, ich habe es versucht –, mit Heizkosten oder Statistiken zu argumentieren. Ihnen kann ich es ja verraten: Ein Grad weniger Raumtemperatur spart sechs Prozent der Heizkosten. Aber das zählt als Argument nicht, wenn nur einer das Opfer bringt, wenn einem, in dem Fall einer, einfach kalt ist.

Daher: Versuchen Sie nie, den oder die andere/n von etwas zu überzeugen, was einer subjektiven Empfindung entgegensteht. Eine Temperatur-Diskussion zwischen einer Schnee-Eule und einem Känguru würde schließlich auch nichts bringen.

Kompromisse und Lösungen

Sie fragen sich, wie man das aushalten kann? Wie ich überlebe, ohne zu schmelzen? Nun: Leiden, damit nur der oder die andere sich wohl fühlt, ist keine Lösung. Und wahrscheinlich haben Sie es schon vermutet: Einfache Lösungen gibt es selten. Aber es gibt sie, die Möglichkeiten. Sie befinden sich allerdings jenseits der Zone „Recht haben/Recht bekommen“. In unserem Fall wäre das: Finden Sie Kompromisse und kreative Lösungen. Arbeiten Sie in getrennten Zimmern. Setzen Sie die hitzige Person näher zum Fenster. Denken Sie sich zeitliche Regelungen aus. Arbeiten Sie nicht gleichzeitig. Schaffen Sie eine Warm- und eine Kühlzone. Wie auch immer die Lösung in Ihrem Fall aussehen könnte: Stehen Sie zu Ihren Bedürfnissen. Aber akzeptieren Sie die Bedürfnisse des/der anderen als gleichwertig. Das vermeidet Streit. Und schafft manchmal ein ganz neues Arbeitsklima.

Neugierig geworden auf mehr Tipps und Tricks, wie Sie als Paar oder Team gut zusammenarbeiten, dann besuchen Sie doch unsere Angebote zu den Themen.

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Partizipation – ein Missverständnis

Die Partizipationspyramide von Gaby Straßburger und Judith RiegerPartizipation – alle reden davon und jeder meint etwas anderes

Ein Unternehmen möchte die interne Kultur verbessern und startet den Prozess mit einer MitarbeiterInnenversammlung. Eine Organisation legt Fragebögen auf, um eine Veranstaltung zu evaluieren. Eine Bürgerinitiative fordert Mitsprache bei einem Straßenprojekt.

Was haben diese drei Beispiele gemeinsam? Der Titel verrät es bereits. In allen drei Fällen geht es um Partizipation. Und sie zeigen: Partizipation ist ein weites Feld. Die lateinischen Herkunftswörter pars (Teil) und capere (fangen, ergreifen, nehmen) führen zu einem Begriff, unter dem jede/r etwas anderes versteht. Immer geht es aber um eine Form der Einflussnahme, der Mitbestimmung und der Teilhabe.

In unseren Seminaren und Beratungen rund um Themen wie Moderation, Kreativität und Kommunikation ist Partizipation ein zentrales Thema, zu dem viele Fragen auftauchen: Wann beginnt sie? Wieviel Teilhabe ist möglich oder erwünscht? Mit welchen Methoden binde ich meine MitarbeiterInnen bestmöglich ein?

Die Partizipationspyramide

Gaby Straßburger und Judith Rieger stellen in ihrem Buch „Partizipation kompakt“ die verschiedenen Grade der Partizipation sehr anschaulich als Pyramide dar. Das Modell ist von zwei Seiten zu lesen, von der “institutionell-professionellen Perspektive” (etwa einer Gemeinde) und von der Perspektive der BürgerInnen (bzw. anderer Partizipierenden) aus. Die drei Reihen an der Basis (rot) nennen sie „Vorstufen der Partizipation“, weil der Grad der Einflussnahme noch sehr gering ist. Ganz unten geht es lediglich um Information. Darüber dürfen die Betroffenen ihre Meinung äußern und auf Stufe drei ist immerhin die Lebensweltexpertise der Betroffenen gefragt.

Darüber folgen drei Stufen echter Partizipation (orange): Es wird schon abgestimmt, etwas höher sogar Entscheidungskompetenz abgegeben und schließlich auf Stufe sechs die Entscheidungsmacht völlig übertragen. Die Fachkräfte unterstützen und begleiten in diesem Fall nur mehr.

Die Spitze schließlich ist zivilgesellschaftlichen Eigenaktivitäten vorenthalten. All das also, was BürgerInnen, MitarbeiterInnen oder andere Betroffene gemeinschaftlich organisieren und eigenständig verwirklichen. Deshalb ist die gelbe Spitze auch nur halb, weil hier nur mehr die Perspektive der BürgerInnen (MitarbeiterInnen etc.) eine Rolle spielt. Die institutionell-professionelle AkteurInnen-Perspektive endet mit Stufe sechs.

Missverständnisse vermeiden

Es ist nur ein Modell, das Möglichkeiten abbildet. Es geht nicht darum, zu bewerten, wie viel Teilhabe genau richtig ist. Das hängt von den Umständen der zu treffenden Maßnahmen oder Entscheidungen ab. Ganz wichtig ist allerdings, dass alle Beteiligten dasselbe unter Partizipation verstehen und dass sich die Erwartungen der Teilnehmenden mit den Angeboten decken. Wenn MitarbeiterInnen davon ausgehen, dass sie mitbestimmen dürfen, dann aber lediglich um ihre Einschätzung gebeten werden, ist böses Blut garantiert.

Natürlich hat es viele Vorteile, wenn ich Betroffene in der Gemeinde, im Unternehmen oder in der Schule bei Entscheidungen mit ins Boot hole. Das führt, richtig gemacht, zu einer höheren Identifikation mit Lösungen und damit zu besseren, verbindlicheren und nachhaltigeren Beschlüssen. Umgekehrt können partizipative Prozesse langwierig sein, falsche Erwartungen wecken und, wenn sie scheitern oder zu hochschwellig angesetzt sind, zu Frustration führen.

Welche Methoden für einen partizipativen Prozess am besten passen, hängt von Faktoren wie der Gruppengröße, der Zeit- und Raumressourcen und natürlich vom Ziel ab. Dazu werden Sie vielleicht in dem einen oder anderen Blog-Beitrag fündig, ganz sicher aber in unseren Seminaren zu den Themen Moderation und Präsentation.

Lesetipp: Gaby Straßburger/Judith Rieger (Hg.): Partizipation kompakt – Für Studium, Lehre und Praxis sozialer Berufe, Weinheim und Basel: Beltz Juventa 2014.

 

Kreativität den Weg bereiten

"Für mein kreatives Pensum gehe ich unter die Dusche."2014 hat Mason Currey in seinem Buch „Für mein kreatives Pensum gehe ich unter die Dusche“ die Rituale und Gewohnheiten von rund 80 berühmten Künstlern zusammengetragen. Der Autor lässt Joyce, Eco, Fellini, Austen, Picasso, Tolstoi und viele mehr zu Wort kommen und erzählen, wie und wo sie am kreativsten sind. Wenn sich eines sagen lässt, dann das: Es gibt kein Patentrezept für Kreativität. Gut, es kommen erstaunlich oft Alkohol und Kaffee vor, aber das war es auch schon.

Marcel Proust arbeitete zum Beispiel am liebsten in der Nacht, für Günther Grass war das undenkbar und William Faulkner bevorzugte den frühen Morgen.

Stephen King schreibt jeden Tag, ausnahmslos, selbst an Geburts- und Feiertagen hämmert er in die Tasten, sein tägliches Minimum beträgt 2.000 Wörter. Jean-Paul Sartre ging es da deutlich relaxter an und Gertrude Stein reichte überhaupt eine halbe Stunde pro Tag.

Igor Strawinski konnte nur bei geschlossenem Fenster komponieren, Pjotr I. Tschaikowski, Sören Kierkegaard oder Ludwig van Beethoven schwörten dagegen auf ausgedehnte Spaziergänge, um ihre Kreativität in Schwung zu bringen. Friedrich Schiller sagt man nach, er hätte faulige Äpfel in einer Schublade seines Schreibtisches gelagert, weil ihn der Geruch des Verderbens anregte, und Edith Sitwell schrieb fast nur im Bett.

Sie sehen: So viele Menschen, so viele Zugänge zur Kreativität. Aber ganz bestimmt gibt es etwas, das auch Ihnen hilft, kreativ zu sein. Brauchen Sie eher wie Francis Bacon das Chaos oder wie Thomas Hobbes oder Twyla Tharp den exakten Ablauf und die Ordnung? Ist die Stille das Ihre oder die anregende Geräuschkulisse durch Musik oder einen laufenden Fernseher? Ist es die Energie des Morgens oder jene des Abends, die Ihnen bei ihrem Projekt hilft?

Was brauchen Sie, um kreativ zu sein? Wie muss Ihr idealer Arbeitsplatz aussehen? Was muss vorher passiert sein? (Aber Vorsicht vor Prokrastination! Müssen die Fenster wirklich geputzt sein, bevor sie mit der Arbeit beginnen können?) Was hilft Ihnen? Die Tasse Tee oder Kaffee, das offene Fenster, die Sicherheit, dass niemand sie stört, ein klärendes Gespräch?

Sie sind der Experte/die Expertin für sich, also hören Sie auf und in sich. Vielleicht kommt Ihnen ja auch bei der Lektüre von Mason Currey der eine oder andere Gedanke.

Literatur:
Mason Currey: “Für mein kreatives Pensum gehe ich unter die Dusche”, Zürich und Berlin: Kein & Aber 2014.

Mittlerweile gibt es einen Folgeband:
Mason Currey/Arno Frank: “Am kreativsten bin ich, wenn ich bügle”, Zürich und Berlin: Kein & Aber 2015.

Seminartipp:
Wenn Sie dieser Beitrag interessiert hat, dann sind Sie auch bei unseren Angeboten zum Thema Kreativität richtig.

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Perspektivenwechsel: von Nestroy zum Touchscreen

Perspektivenwechsel: Eine Blume, ein Käfer oder ein Punkt – das hängt von der Perspektive ab.Sie kennen bei Geräten mit Touchscreen sicher die Funktion, Bilder mit einer kleinen Fingerbewegung größer oder kleiner zu zoomen. Rund 150 Jahre vor der Verbreitung dieser Technologie hatte Nestroy gemeint, zum Glück gäbe es nur zwei Wege: „Entweder sich so hoch erheben, dass einem die Welt kleinwinzig erscheint, oder sich niederlassen in eine tiefe Furche, wo einem jeder Grashalm unserer Umgebung als etwas Großes erscheint.” Es geht um Perspektivenwechsel.

Das Prinzip ist dasselbe: Der Bildausschnitt bzw. die Perspektive verändert sich. Dieses bewusste Einengen oder Erweitern der Sichtweise ist auch eine bewährte Strategie bei der Suche nach Lösungen.
Vielleicht ist ein Problem zu vielschichtig oder eine Aufgabe zu groß? Dann kann ein Perspektivenwechsel helfen, sich etwa ein Detail anzusehen oder erst einmal nur einen kleinen ersten Schritt zu machen. Umgekehrt kann die Erweiterung des Blickwinkels Probleme relativieren und damit vielleicht die Dramatik nehmen. Ein größerer Zeithorizont lässt Sorgen oft schrumpfen. Der Blick auf ein übergeordnetes Ziel bringt nicht selten Orientierung zurück.

Von oben oder unten, im Großen oder im Detail

Ideen können Leben retten.Das Hinauf- und Hinunter-Chunken, wie es Vertreter des NLP auch nennen, machen wir unbewusst immer wieder. Gewöhnlich liegt einem eine Perspektive näher, je nachdem, ob man sich lieber pitzelig der Ausarbeitung von Details widmet oder ganz im Gegenteil große Entwürfe liebt und sich auch von Vorhaben, die einen großen Zeitraum umfassen, nicht stressen lässt (und dafür mitunter Details übersieht).

Spannend und hilfreich wird es, wenn man die unterschiedlichen Perspektiven auch bewusst einsetzt. In einen größeren Kontext gesetzt würde das z. B. heißen: Wie werde ich über das Problem in fünf Jahren denken? Oder: Wie sieht es aus der Vogelperspektive aus? Herangezoomt könnte man fragen:  Was kann ich im Detail erkennen? Was ist charakteristisch dafür, wo gibt es Gemeinsamkeiten mit etwas anderem? Kann ich eine konkrete Aufgabe erkennen?

Probieren Sie es aus. Vergrößern oder verkleinern Sie das nächste Mal, wenn Sie irgendwo gedanklich feststecken, ganz bewusst den Ausschnitt und nutzen Sie die veränderte Wahrnehmung zur Suche nach einer Lösung

Seminartipp:
Mehr, viel mehr solche Tipps warten in unseren Angeboten für mehr Kreativität auf Sie.

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Wort-Assoziation – eine Methode für schnelle Ideen

Wort-Assoziation: Assoziieren Sie zu jedem einzelnen Buchstaben ein Wort, das mit diesem Buchstaben beginnt.Die alten Griechen nannten es Akrostichon, die deutsche Management-Trainerin Vera Birkenbihl taufte es KaWa. Wir nennen es schlicht Wort-Assoziation: das Prinzip, die einzelnen Buchstaben eines Wortes als Assoziationsgeber einzusetzen. Wort-Assoziation – eine Methode für schnelle Ideen weiterlesen