Kategorie-Archiv: Moderation

Allparteilich handeln als Moderationspflicht

Warum Alfons Haider völlig zu Recht gescholten wurde, und was er hätte sagen können, wäre er professionell in seiner Moderatoren-Rolle geblieben.

Auf den ersten Blick alles perfekt bei Alfons Haider: Moderationskarten, Mikro, gepflegtes Äußeres. Innerlich geht es allerdings rund bei ihm. Und das hätte er sich nicth anmerken lassen dürfen.Man muss ein wenig ausholen: Das Burgenland feiert Mitte August 2021 sein 100-jähriges Bestehen mit einer Landesausstellung in der Burg Schlaining. 400 Ehrengäste wohnen der Eröffnung bei. Wer im Burgenland Rang und Namen hat, tritt auf. Moderiert wird der Festakt von Alfons Haider – ein Routinier, dem man auch den Opernball und ORF-Shows wie Dancing Stars anvertraut.

Dann bringt der Musiker Alexander Köck ein wenig Irritation in den Abend. Die Duo-Hälfte von Cari Cari thematisiert während seines Gigs die niedrigen Gagen der Auftretenden. Die Orchester-Mitglieder neben ihm, kritisiert er, würden zum Beispiel nur 30 Euro für den Abend bekommen. Das sei besonders seltsam, als sich das Burgenland für seine Seefestspiele Mörbisch gleich zwei Intendanten leiste.

Während seine Worte ein wenig Irritation, aber auch leisen Applaus ernten, kommt der Moderator dazu und schießt sich – hoch emotional und mit falschen Fakten – auf Köck ein. Erst Haiders Worte, das ist förmlich spürbar, verwandeln die kleine Aktion des Musikers in ein wirklich unangenehmes Erlebnis für die Zuschauer.

Und wie hätte Haider richtig reagieren sollen?

Mit seiner Wortmeldung wollte Köck das Publikum, das mit Feierlichkeiten, aber nicht mit offener Kritik gerechnet hat, ganz bewusst wachrütteln, vielleicht sogar etwas vor den Kopf stoßen. Dazu kann man stehen, wie man will, den Rahmen als unpassend erachten oder die Wortwahl als unbedacht. Es gibt auch unterschiedliche Möglichkeiten, darauf als Moderator*in zu reagieren. Eines jedoch darf man keinesfalls tun: auf die Kritik persönlich, verärgert und rechtfertigend kontern, wie Alfons Haider es getan hat.

Wer moderiert, verbündet sich mit dem Ziel

Alfons Haider moderiert seit vielen Jahren. Er hätte wissen müssen, was das oberste Ziel einer Moderation ist: dem Ziel der Veranstaltung zu dienen.

Nehmen wir die konkreten Feierlichkeiten als Beispiel. Das Ziel des Festakts ist vielfältig: Das Burgenland will damit nicht nur seine 100-jährige Zugehörigkeit zu Österreich feiern, sondern das Publikum unterhalten und in der Öffentlichkeit Bewusstsein für die Qualitäten dieses Landes schaffen. Schon allein in dieser kurzen Zielbeschreibung würden zahlreiche Möglichkeiten stecken, als Moderator*in im Sinne des Ziels zu kontern. Etwa, indem man genau dieses Ziel thematisiert und fragt, ob diese Wortmeldung nicht vielleicht in einem anderen Kontext oder Rahmen besser aufgehoben wäre. Oder indem man den Kritikpunkt als gehört aufnimmt, eventuell sogar Verständnis dafür äußert, dass MusikerInnen unter der Corona-Zeit besonders zu leiden hatten, und abermals auf den Rahmen verweist, eventuell verspricht, dem nachzugehen, um dann aber wieder zum Programm überzuleiten. Absurderweise kam genau dieser Impuls dann nicht vom Moderator, sondern vom Kritik übenden Musiker selbst: „Spielen wir weiter.“ Immerhin er hatte dann wieder das gemeinsame Ziel vor Augen.

Wer moderiert, ist allparteilich

Alfons Haider konterte beim Festakt auf einen Vorwurf des Redners, durch den er sich persönlich angegriffen fühlt; zusätzlich hatte er ihn falsch verstanden. Doch selbst wenn er ihn richtig verstanden hätte: Hier stand er nicht als Privatperson und auch nicht als Musikintendant der Seefestspiele Mörbisch, als der er sich angegriffen fühlte, auf der Bühne, sondern als Moderator. Und als der hatte er folgenden Auftrag: Du handelst im Sinne der Auftretenden und legst ihnen den roten Teppich aus; du agierst im Sinne des Publikums, und zwar so, dass die Veranstaltung ihr Ziel beim Publikum erreicht. Diesen Auftrag hat Alfons Haider bei diesem Festakt nicht nur nicht erfüllt, sondern er hat zusätzlich seine Moderationsrolle sträflich missbraucht. Er nützt die Macht des Moderators, das Wort zu ergreifen, rechtfertigt sich aber dann persönlich bzw. als Intendant der Seefestspiele und im Sinne der Veranstalter.

Jetzt könnte man sagen: Klar, die haben ihn ja beauftragt. Richtig. Aber als Moderator steht er eben nicht nur im Dienst der Auftraggeber*innen. Er steht im Dienst des Ziels, das es auch für Auftretende und Publikum zu erfüllen gilt. Ein Moderator ist allen Beteiligten gleichermaßen verpflichtet – das nennt man allparteilich. Er bezieht deshalb auch nicht persönlich Stellung. Wenn er es doch tut,  dann muss er offenlegen, dass er jetzt für sich als Person spricht bzw. in einer anderen Funktion. In Haiders Fall als Intendant der Seefestspiele Mörbisch und nicht als Moderator.

Nicht falsch verstehen: Natürlich muss ein Moderator eingreifen, wenn es Schwierigkeiten gibt. Und zwar dann, wenn er das gemeinsame Ziel der Veranstaltung gefährdet sieht. Es geht hier um das Wie: Wenn der Moderator auf den Rahmen verweist, sich etwa beim Publikum für die Unterbrechung entschuldigt oder ihm für seine Geduld dankt, sachlich darauf hinweist, dass hier zum kritisierten Punkt bestimmt noch eine Aufklärung von anderer Stelle folgen wird und den Musiker dann bittet, weiterzuspielen, handelt er professionell – und allparteilich im Sinne aller Beteiligten. Agiert er auf einer persönlichen Ebene und verlässt seine Rolle, werden alle Beteiligten peinlich berührt sein. Das war letztlich auf Burg Schlaining der Fall.

Was lernen wir daraus?
  • Moderieren ist ein Handwerk mit klaren Regeln, das man lernen kann. Wer sie kennt, tut sich leichter. Allparteilich zu handeln ist eine davon.
  • Im Umgang mit Konflikten erkennt man die Meisterschaft in der Moderation.
  • Und: Prominenz und Bühnenpräsenz allein machen noch lange keinen Moderationsprofi.

Wer sich mit dem neuen Wissen das Ereignis noch einmal ansehen möchte, findet es hier: https://www.youtube.com/watch?v=pi6ru6MiTkQ

Und wir haben zu diesem Thema auch ein Youtube-Video gedreht. Schauen Sie sich das an!

Wer mehr über die Kunst der Moderation lernen möchte, werfe doch einen Blick auf unsere Angebote zum Thema Moderation und Präsentation.

Systemisches Konsensieren: Widerstände aufzeigen

Systemisches Konsensieren (SK) ist eine Bewertungsart, bei der alle Beteiligten wirklich gehört werden – und ein wichtiges Werkzeug im Methodenkoffer von ModeratorInnen.

Für Systemisches Konsensieren braucht es nicht unbedingt eigenes Material - es funktioniert auch mit Handzeichen.

Was haben die Fußball-WM, der Song-Contest und die Präsidentschaftswahlen gemeinsam? Genau, es gibt am Ende bei allen dreien einen Gewinner oder eine Gewinnerin. Die Wege allerdings, wie der erste Platz jeweils ermittelt wird, könnten unterschiedlicher kaum sein. Tatsächlich kennen wir noch viel mehr Möglichkeiten zu ermitteln, wer gesiegt hat. Sie haben alle ihre Vor- und Nachteile.

Gruppen oder Teams, die zwischen mehreren Möglichkeiten wählen können, tun das meist mittels Mehrheitsentscheidung. Das geht schnell und ist unkompliziert, kann aber bedeuten, dass bis zu 49 Prozent komplett unter die Räder kommen und etwas mittragen müssen, was für sie gar nicht passt. Was werden sie tun? Wenn es wirklich wichtig ist, wenn ihre Widerstände allzu groß sind, werden sie nicht nur die Entscheidung, sondern das ganze System bekämpfen.

Widerstände abfragen

Wie wäre es nun, wenn ein Bewertungssystem stattdessen die Lösung mit den geringsten Widerstände und Konflikte fände? Mit dem Prinzip des Systemischen Konsensierens, das die beiden Grazer Erich Visotschnig und Siegfried Schrotta ab den 1970er-Jahren entwickelt haben, ist genau das möglich.

Die Methode funktioniert nicht nach dem Minderheiten ausschließenden Mehrheitsprinzip und fragt nicht nach den Favoriten, sondern nach Widerständen. Die so gefundenen Lösungen sind somit nachhaltiger und tragfähiger.

Wie funktioniert nun diese Wunder-Methode?

Eine Gruppe sucht eine Lösung für ein Problem oder muss eine Entscheidung für einen Kandidaten aus mehreren Bewerbungen treffen. Der/die Moderierende sammelt verschiedene Vorschläge und listet sie auf, idealerweise mindestens drei. Dazu kommt die sogenannte Passivlösung (PL). Das ist jene Variante, bei der der Status quo erhalten bleibt, es passiert also nichts oder so, wie es immer geschehen ist, z. B. entscheidet eine andere zuständige Instanz.

Erhobene Hände signalisieren Widerstände

Nun werden Idee für Idee oder Kandidatin für Kandidat die Widerstände abgefragt, auch für die Passivlösung. Beim vereinfachten Konsensieren via Handzeichen gibt es drei Möglichkeiten:

  1. Beide Hände am Schoss (oder über der Brust gekreuzt) bedeutet kein Widerstand,
  2. eine erhobene Hand etwas Widerstand,
  3. beide erhobenen Hände großen Widerstand.

Der/die Moderator/in zählt alle Hände zusammen und errechnet den Gesamtwiderstand. Jene Idee oder jene/r Kandidat/in mit dem geringsten Widerstand hat zugleich die höchste Akzeptanz. Wichtig: Sie muss niedriger sein als die Passivlösung, weil ja sonst der Status quo besser wäre.

Kommt es zu Gleichstand oder beinhaltet die Siegeridee auch vereinzelt hohen Widerstand, empfiehlt sich eine Diskussionsrunde, bei der Lösungen gefunden werden, um die Ideen zu verbessern und so den Widerstand zu senken. Danach kann man noch einmal die Widerstände abfragen. Der Vorteil dieser Methode ist nämlich auch, dass Ideenbringer/innen alles versuchen werden, ihre Ideen anzupassen, das führt eher zu einem Interessensausgleich als zu einem Überstimmen.

Neben dieser Kurzvariante arbeiten ausgebildete Moderator/innen auch mit elaborierteren Formen – etwa mit Zählkarten von 1 bis 10 oder einer App.

Ich (Roman Kellner) habe selbst vor einigen Jahren die Ausbildung zum SK-Moderator gemacht und greife seither immer wieder auf diese integrative Methode zurück, sie führt auch bei scheinbar aussichtslosen Gruppenentscheidungen zu akzeptierten Lösungen. Denn, so Siegfried Schrott: „Beim Konsensieren zählt die Qualität des Vorschlags aus der Sicht der ganzen Gruppe. Das SK-Prinzip ist also ein Weg zum größtmöglichen Interessensausgleich und gelebter Solidarität.“

Literaturauswahl:

Paulus, Georg/Schrotta, Siegfried/Visotschnig, Erich: Systemisches Konsensieren. Der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg, Holzkirchen 2013.

Visotschnig, Erich: Nicht über unsere Köpfe. Wie ein neues Wahlsystem unsere Demokratie retten könnte, München 2018.

Mehr Informationen:

http://www.sk-prinzip.eu/

Mehr über solche Methoden und unsere Angebote rund ums Moderieren finden Sie unter Moderation & Präsentation.

Wie stoppt man Dauerredner?

Dauerredner/innen gehören zu den häufigsten Störungen in einer Veranstaltung. Was kann man als Moderator/in tun? Wie stoppt man sie? Und wie macht man es, ohne unhöflich zu wirken?

Vor einigen Jahren hielten wir ein Moderationsseminar für Zweigstellen-Leiter/innen einer großen Bildungsinstitution. Einer davon stand kurz vor seiner Pensionierung – und fiel uns gleich zu Beginn auf, weil er, kaum hatte er das Wort ergriffen, nicht mehr zu stoppen war. In der Pause meinten die anderen Teilnehmenden, uns trösten zu müssen: „Der ist immer so.“ „Der hört nie auf.“ „Der ist schwierig, den könnt ihr nicht einbremsen.“

Challenge accepted!
In der Pause dachten wir darüber nach, was die Gründe für den anhaltenden Redeschwall sein könnten, und legten uns ein paar Strategien zurecht, um den Dauerredner zu stoppen. Und siehe da, es gelang. Er zeigte sich von da an den ganzen Tag über von seiner konstruktivsten Seite.

Wie hatten wir das hinbekommen?

Rollenklarheit

Wer moderiert, muss wissen, was seine Rolle und seine Aufgaben sind. Moderatoren/Moderatorinnen sorgen für Klarheit für alle, sie strukturieren die Kommunikation im Sinne des Ziels. Diesem und allen Teilnehmenden sind sie gleichermaßen verbunden – das schließt einen Dauerredner mit ein, heißt aber auch, dass man ihn unter Hinweis auf das gemeinsame Ziel und die begrenzte Zeit unterbrechen darf. Wer das weiß und es eventuell vorher schon, z. B. als Grundregel für das gemeinsame Arbeiten, ausgesprochen hat, kann leichter eingreifen.

Was braucht der Dauerredner, was braucht die Gruppe?

Dauerredner/innen finden nicht aus Bosheit kein Ende. Vielleicht sind sie frustriert oder verärgert, sehen den Sinn einer Maßnahme nicht, haben Angst vor Veränderung oder das Gefühl, nicht wertgeschätzt zu werden.

Uns vor Augen zu führen, dass hinter jeder Störung eine Ursache mit einem spezifischen Bedürfnis liegt, hilft uns beim Moderieren. Andererseits gibt es uns Sicherheit zu wissen, dass wir im Sinne der Gruppe aktiv werden (müssen), weil wir allen gleichermaßen verpflichtet sind. Wenn Sie beim Moderieren in diese Situation kommen, müssen Sie also handeln.

Unterbrechen und anknüpfen

Erst einmal müssen Sie zu Wort kommen. Dazu können Sie z. B. auf eine Atempause warten (und sei sie noch so kurz) und dann beherzt übernehmen. „An dieser Stelle muss ich Sie leider unterbrechen, weil …“, „Vielen Dank, Herr X, das ist spannend und detailliert, sprengt aber unseren Rahmen.“ Es hilft, wenn Sie dazu aufstehen oder zumindest eine klare Geste setzen.

Sie müssen unterbrechen wollen. Und im Sinne des Prozesses dürfen Sie das auch! Viele Moderierende glauben, dass sie unhöflich sind, wenn sie unterbrechen. Wer das für die anderen – höflich und bestimmt – tut, macht es aber richtig.

Wenn Sie am Wort sind, haben Sie folgende Möglichkeiten:

  • Auf das Ziel verweisen und wieder zum Thema zurückführen.
  • Paraphrasieren: Fassen Sie zusammen, was Sie gehört haben. „Ich habe jetzt gehört, dass Ihnen … wichtig ist/dass die wichtigste Maßnahme YZ wäre …“ „Habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie finden, Z wäre eine gute Lösung?“ Wenn die Person korrigieren möchte, was Sie zusammengefasst haben, stellen Sie möglichst konkrete Fragen, oft sind W-Fragen hilfreich (Was genau war da anders? Wo könnte man das einsetzen?).
  • Stellen Sie Fragen und achten Sie darauf, dass sie klar und eingegrenzt sind. „Wenn Sie jetzt auf das gemeinsame Ziel schauen, könnten Sie Ihre Empfehlung in einem Wort/einem Satz zusammenfassen?“ „Ich schreibe die Inputs jetzt auf das Flipchart – was schreibe ich auf?“ „Hier sind wir schon sehr detailliert unterwegs – können Sie das Wesentliche in einen einzigen Satz packen?“
  • Versuchen Sie, das ungestillte Bedürfnis der Person hinter der Dauerrede herauszuhören. Das bedeutet: Vielleicht ist hinter dem Redeschwall eine andere Melodie zu hören – eine traurige vielleicht, eine enttäuschte, eine wütende. Vielleicht bringen Sie diese Melodie, indem sie sie aufgreifen, sogar mit gemeinsamen Zielen in Einklang.

In jedem Fall: Geben Sie der Person das Gefühl, gehört worden zu sein. Meist haben Menschen die Strategie des Dauerredens entwickelt, weil sie Wertschätzung, z. B. für vergangene Leistungen, oder Sinn, z. B. einer Maßnahme, vermissen.

Um zu unserem Beispiel zurückzukehren:
Der Mann stand kurz vor seiner Pension. Er schaute auf eine Institution, die einst florierte und der nun Förderungen und damit Standorte gestrichen wurden. Das kam uns in der Pause in den Sinn – und wir konnten mitfühlen, dass das nicht leicht für ihn war. Deshalb wiesen wir nachher vor allen darauf hin, dass wir hier eine Person mit dabeihätten, von deren jahrzehntelanger Erfahrung alle in der Gruppe profitieren könnten. Wir forderten ihn auf, den Jungen möglichst klar alles Wichtige für die Weiterführung der Institution mitzugeben – aufgrund seiner Erfahrung; und wir baten ihn zu einigen Themen um ganz konkrete Inputs.

Es funktionierte – und am Ende waren alle glücklich: die Moderierenden, die anderen Teilnehmenden – und der Dauerredner selbst.

Zu diesem Thema haben wir auch ein Video auf Youtube gestellt.

Viel mehr solche Tipps erhalten Sie in unseren Seminaren zu  Moderation und Präsentation.

Die Qual der Methodenwahl

Wer moderiert, kreative Prozesse steuert oder sonstwie partizipativ mit Gruppen arbeitet, dem stehen unzählige Methoden und Techniken zur Verfügung. Wie findet man die richtige Methode?

Nicht jede Methode passt für jedes Problem!Ein Besuch in der Buchhandlung des Vertrauens, eine kurze Recherche auf Google oder ein Gespräch unter Kolleg_innen beweist es immer wieder aufs Neue: Es existieren viel mehr Methoden, als ein/e einzelne/r kennen, geschweige denn einsetzen kann. Als Antwort auf diesen Berg an Möglichkeiten lockt der einfache Weg, nur auf Altbewährtes zu setzen und die Hände von allem Neuen zu lassen.

Oder aber, wir klären erst genau ab, was wir brauchen und welchen Rahmen wir bespielen, und entscheiden uns dann für die richtige Methode. Hier ein paar Tipps, wie Sie aus dem Dschungel herausfinden. Die erste Frage, die Sie sich stellen sollten ist folgende:

  • Was will ich? Oder: Was soll nach der Veranstaltung anders sein? Sollen alle Teilnehmer/innen zu Wort gekommen sein? Soll eine Entscheidung getroffen worden sein? Oder sollen möglichst viele Ideen am Tisch liegen?

Widmen Sie dieser Frage die nötige Zeit und schummeln Sie sich nicht vorbei. Erst wenn Sie wissen, wohin Sie und die Teilnehmer/innen wollen, können Sie überlegen, welche Methode Sie unterstützt, Ihr Ziel zu erreichen.

Welche Methode für welche Denkrichtung?

Bei kreativen Prozessen hilft zusätzlich die Unterscheidung in zwei Denkrichtungen, in die sich die meisten Techniken einteilen lassen.

Divergierendes Denken: Hier geht es darum, gedanklich aufzumachen, breit oder out oft the box zu denken. Der Klassiker Brainstorming gehört hier hinein, aber auch zum Beispiel die Kopfstandmethode, Imaginäres Brainstorming oder 6-3-5. Das Ziel ist, viele Ideen zu generieren und ungewöhnliche Ansätze zuzulassen. Es gilt in diesem Stadium, mutig zu sein, und Ideen (noch) nicht zu bewerten. Quantität vor Qualität.

Konvergierendes Denken: Hier werden Ideen geclustert, reduziert, bewertet, gegeneinander abgewogen und auf ihre Brauchbarkeit abgeklopft. Am Ende benötigen wir nie 100 Ideen, sondern nur die eine (beste) Lösung. In diese Phase gehören zum Beispiel E. de Bonos PMI-Technik und sämtliche Bewertungsmethoden.

Die Denkrichtung bestimmt die Methode: divergierendes oder konvergierendes Denken?Oft folgen diese beiden Phasen zeitlich aufeinander, aber das muss nicht so sein, wenn zum Beispiel ein Team zusammenkommt, um nur eine oder mehrere Ideen zu bewerten.

Wenn das nächste Mal die Verzweiflung die Begeisterung über die Vielfalt an Methoden ablöst oder wenn Sie sich gezielt auf die Suche nach der richtigen Technik machen wollen, dann klären Sie mit Hilfe der obigen Fragen, wofür sie diese brauchen.

Diese Fragen können Ihnen helfen, den Rahmen für Methoden einzugrenzen:
  • Wie viele Personen nehmen teil? Drei oder vier, sodass man noch leicht um einen Tisch sitzen und ungezwungen plaudern kann? Unter zwölf, so dass die Person am Flipchart noch eine Chance hat, alle Ideen aufzuschreiben? Oder deutlich mehr, sodass sich die Arbeit in Kleingruppen geradezu aufdrängt?
  • Wie stehen die Teilnehmer/innen zueinander? Verhindern Hierarchien oder Grabenkämpfe, dass sich alle trauen, den Mund aufzumachen? Wenn ja, ist vielleicht eine anonyme Technik, etwa eine Form des Brainwritings das Richtige.
  • Wie viel Zeit habe ich? Eine Stunde, drei Stunden oder einen Tag? Versuchen Sie nicht eine komplexe Technik, die aus mehreren Schritten besteht und vielleicht im Vorfeld einiges an Erklärungszeit benötigt, in allzu kurze Zeit durchzupeitschen.
  • Wie viel Platz habe ich? Kann ich überhaupt Kleingruppen bilden, die sich aus dem Weg gehen sollen und ausreichen Rückzugsraum benötigen?

Wenn Sie mehr über die Methoden oder die Arbeit mit Gruppen erfahren möchten, dann nützen Sie doch unsere Angebote rund um Teamwork und Kreativität oder besuchen Sie eines unserer Seminare zu Moderation und Präsentation.

Eine unserer Prämissen bei der Moderation lautet übrigens, dass die Haltung noch wichtiger ist als die einzelne Methode. Wir haben dazu auch einmal einen eigenen Blogbeitrag geschrieben.

Stellt mehr Fragen!

Goethes Gretchen und die Sphinx tun es, Hamlet und Handke, Kinder und Kant, Sokrates und Journalisten, Narren wie Rebellen: Fragen stellen und hinterfragen. Wir sollten es ihnen nachmachen.

„Eine richtige Frage stellte ich mir vor als Geschenk!“
Peter Handke, Spiel vom Fragen

Fragen bringen oft mehr als Antworten.Haben Sie schon einmal über Fragen nachgedacht? Sie sind ein selbstverständlicher Teil der Sprache, und deshalb hinterfragen wir selten, was wir da tun. Dabei können sie viel mehr als „nur“ Wissen in Erfahrung zu bringen. Sie beziehen Zuhörer/innen oder Leser/innen ein und helfen Coaching-Kund/inn/en auf die Sprünge. Briefing-Geber/innen helfen sie zu genaueren Angaben und Selbstreflexion. Sie fungieren als Türöffner oder um genauer nachzuforschen. Sie können provozieren und aufdecken.

Welche Fragen gibt es?

Wir kennen viele unterschiedliche Arten. Für Journalist*innen sind zum Beispiel die Fragen nach den sechs Ws (Wer, was, wann, wo, wie und warum) ein wichtiges Handwerkszeug und Interviewer/innen setzen personen-, sach- und meinungszentrierte Fragen ein. Menschen in therapeutischen oder beratenden Berufen haben es etwa mit skalierenden, zirkulären oder reflexiven Fragen zu tun. Und es gibt noch viel mehr: absurde, berechtigte, drängende, einfache, knifflige, peinliche, persönliche, unbequeme, entscheidende …
Eines haben sie fast alle gemeinsam. Sie helfen – wenn sie nicht versteckte Antworten sind – aufzumachen und Räume zu schaffen, während Antworten eher schließen und beenden. Deshalb haben Antworten tendenziell auch etwas Starres. Antworten schränken eher ein, Fragen machen auf. „Hin und wieder ist es sinnvoll, ein Fragzeichen hinter Dinge zu setzen, die wir schon lange für selbstverständlich nehmen“, riet der Philosoph und Mathematiker Bertrand Russell. Wer nach Veränderung trachtet, stellt Fragen. Wer einzementieren möchte, gibt ausschließlich Antworten.

Was ist eine gute Frage?

Das hängt natürlich von der Situation ab, aber mit Sicherheit ist es eine, die wertschätzend formuliert ist. Eine, die nicht drängt, die Zeit lässt, die nicht nur eine Antwort zulässt. Deshalb sind offene Fragen auch viel interessanter als geschlossene. Wenn der NS-Propagandaminister Goebbels fragt „Wollt ihr den totalen Krieg?“, so ist das keine offene Frage, es ist eine rhetorische und in der Situation auch keine, die mehrere Antworten erlaubt oder zur Reflexion anregt.

Für den Kommunikationswissenschaftler Neil Postman waren Fragen das wichtigste Denkwerkzeug des Menschen überhaupt. Wir können das aus unserer langjährigen Arbeit mit den unterschiedlichsten Formen der Kommunikation nur bestätigen: Ob schriftlich oder mündlich, ob im Kontakt mit einzelnen Menschen oder mit Gruppen, ob es um neue Ideen oder gute Gespräche geht, sie helfen weiter. Wenn irgendwo keine gestellt werden (dürfen), ist das höchst fragwürdig.

Also: Stellen Sie Fragen! Fragen Sie nach! Stellen Sie Selbstverständliches in Frage! Alles klar?

Wenn Sie dieser Blog-Beitrag interessiert hat, dann sind vielleicht unsere Angebote zum Thema Kreativität etwas für Sie.

Der geeignete Seminarraum: Worte über gute Orte

Manche Räume sind eben gänzlich ungeeignet.
Manche Räume sind eben gänzlich ungeeignet.

Wie sieht der geeignete Seminarraum aus? Oder jener für Meetings und Klausuren? Ein paar Tipps für Moderatoren und Workshopleiterinnen

Ein großer, heller Raum, locker bestückt mit gemütlichen Stühlen, sorgt für angenehme Atmosphäre; zwei Flipchartständer, zwei Pinnwände und ein gut gewarteter Moderationskoffer stehen zur Unterstützung bereit; ein zweiter angrenzender Raum eröffnet die Möglichkeit, sich in Teilgruppen zu spalten; vor der Türe wartet ein kleines Buffet mit Kaffee, Obst und Keksen; vor dem Fenster lädt ein Park zu Aktivitäten im Freien ein.

Die Realität sieht oft anders aus

So etwas gibt es wohl, aber halt leider nicht immer. In so manchem Seminarraum nimmt eine Säule genau in der Mitte die Sicht, oder man hat vergessen, Fenster einzubauen. Vielleicht zieht auch ein schimmliger Teppich geruchlich die Aufmerksamkeit auf sich, oder fix verankerte Tische schaffen die Atmosphäre einer Vorstandskonferenz, wo doch Teambuilding angesagt wäre. Oder die Stifte schreiben nicht, oder der Flipchartständer kann sich kaum auf den drei Beinen halten, oder es hat 40 Grad – oder zehn Grad, oder die Kaffeemaschine spuckt statt Kaffee heißes Wasser quer durch die drei Häusertrakte entfernte Küche, oder die Decke ist so niedrig, dass man Angst hat aufzustehen, oder es war eben nur mehr das Kellerabteil frei. Da gäbe es viele Geschichten zu erzählen.

Es gibt Grenzen des Erträglichen und Grenzen des Möglichen: Sie können 20 Teilnehmer/innen nicht auf zwölf Quadratmetern Seminarraum aktiv sein lassen. Sie können keine Konzentration einfordern, wenn vor der Tür ein Presslufthammer den Asphalt zerstückelt oder die Zentralheizung nach einem Service ruft.

Hilfreiche Tipps

Klären Sie im Vorfeld, was Sie als Moderator/in oder Workshopleiter/in brauchen. Das könnten sinnvolle Fragen für Sie sein:

• Wie viel Platz brauchen Sie? Das hängt nicht nur von der Anzahl der Teilnehmer/innen ab, sondern auch von der Sitzordnung, der Art der Aktivitäten, der Notwendigkeit, Kleingruppen zu bilden oder der Länge der Veranstaltung.

• Wie möchten Sie, dass die Teilnehmer/innen sitzen? Brauchen Sie Tische? Eine Tischreihe in Form eines Os oder eines Us kann bequem sein, baut aber eine Barriere zwischen Ihnen und den Teilnehmer/innen bzw. zwischen den Teilnehmer/innen untereinander auf. Auch das mögen Ihre Gäste oft, ist aber vielleicht nicht im Sinne des Zieles. Ein Sesselkreis gibt Ihnen die Möglichkeit, näher an die Teilnehmer/innen heranzukommen, dafür fühlen diese sich verletzlicher und Sie ernten vielleicht von einem/einer ängstlichen, aber vordergründig coolen Teilnehmer/in einen Satz wie: „Ah, eine Selbsterfahrungsrunde!“ oder „Jö, wie im Kindergarten!“

• Wie freundlich muss der Ort sein? Unsere Antwort: Je freundlicher, desto besser. Ein gemütlicher, heller Ort wird sich auf Ihr Ergebnis positiv auswirken. Das Europäische Forum Alpbach gibt es nun schon über 70 Jahre, nicht zuletzt dank des Ortes: Das kleine Dorf Alpbach in den Tiroler Alpen beruhigt gestresste Teilnehmer/innen und bietet zahlreiche Meetingplätze jenseits stickiger Seminarräume.

• Was benötigen Sie an technischen Hilfsmitteln und Moderationszubehör? Bringen Sie es selbst mit, wenn Sie befürchten müssen, dass Sie es vor Ort nicht finden werden.

• Welche Möglichkeiten gibt es in den Pausen? Idealerweise können sich die Teilnehmer/innen ein wenig die Beine vertreten und frische Luft schnappen oder auf Wunsch auch im Gegenteil: schlechte Luft inhalieren.

Mehr, viel mehr solche Tipps erhalten Sie in unseren Moderationsseminaren.

Tipps aller Art – zum Flipchart

Der Umgang mit dem Flipchart ist keine Hexerei, aber ein paar Tipps gilt es zu beachten.Das Flipchart gehört zu den wichtigsten Utensilien bei Moderationen, Trainings und Präsentationen. Grund genug, sich etwas näher mit dem Papierständer zu befassen.

Szenario 1: Lautlos schiebt Startrainerin Esmeralda Immerbesser den Flipchartständer auf drei Rollen näher in Richtung der gebannt wartenden ZuhörerInnen. Mit einer eleganten Bewegung blättert sie das Begrüßungsplakat um und ein wunderschönes und farblich ansprechendes Plakat mit der Agenda für den Tag erscheint. Eine rasche Handbewegung, ein kaum wahrnehmbarer Riss entlang der Perforation und schon hat Frau Immerbesser es in der Hand. Mit zwei Pins zaubert sie es auf eine der drei seitlich aufgestellten Pinnwände.

Szenario 2: Marion Pechvogel, Trainerin von Teufels Gnaden, versucht den dreibeinigen Flipchart-Ständer näher zu den TeilnehmerInnen zu rücken. Dabei knickt der hintere Steher ein, das Gerät kracht um. Mit rotem Kopf stellt Frau Pechvogel es wieder auf, aber beim Versuch, das zerknitterte Deckblatt umzublättern, löst sich der Block und zieht sämtliche Stifte und noch einen Ohrring der Trainerin mit in die Tiefe. Am Boden sitzend versucht die verzweifelte Frau die Seite mit der Agenda abzulösen, aber diese reißt ein paar Handbreit unter der Perforation ab. Schließlich hängt das halbe Flipchart schief an der einzigen verbogenen Stecknadel, die zur Verfügung steht.

Okay, so schlimm wie Marion Pechvogel muss es einem nicht ergehen, aber der Umgang mit Flipcharts birgt schon einige Tücken. Wir haben Flipchartständer erlebt, die kaum selbständig stehen wollten, in die man nur ein Blatt Papier einklemmen konnte oder die den Block um jeden Preis wieder loswerden wollten. Wir waren schon mit Magnetwänden konfrontiert, auf denen Magnete nur dann haften, wenn sie nichts halten müssen. Und es gibt Pinnwände, die so hart sind, dass selbst die härtesten Nadeln keine Chance haben einzudringen. Und dass Flipchart-Stifte ausgetrocknet, untauglich oder gar nicht vorhanden sind, gehört zum Alltag.

Tipps für den Umgang mit dem  Flipchart

Ganz ohne Flips geht es aber auch nicht, sie sind gut sicht- und flexibel einsetzbar. Daher hier ein paar Tipps, wie Sie unangenehme Situationen möglichst vermeiden:

  • Vertrauen Sie niemals auf das Material vor Ort: Wenn ein geordneter Moderationskoffer auf uns wartet, freuen wir uns, aber wir fahren nie ohne eigenes Material zu einem Auftrag, dazu gehören auch Schnüre mit Kluppen (Wäscheklammern), Klebestreifen, ein paar Magnete und Pins zum Aufhängen der Plakate sowie ein paar leere Not-Flipcharts.
  • Machen Sie sich mit dem Flipchartständer vor Ort vertraut. Wie stabil ist er? Kann man ihn bewegen?
  • Schauen Sie vor Beginn der Veranstaltung, wo Sie Plakate aufhängen können und klären Sie, ob zum Beispiel der Klebestreifen einen Teil der Wand mitnimmt?
  • Probieren Sie die Stifte, bevor es losgeht, zumindest ein dunkler (schwarz oder blau) und ein heller (grün oder rot, für die Überschriften) sollten gut schreiben.
  • Sprechen Sie nicht, während Sie etwas zu Papier bringen oder malen. Es gilt die TTT-Regel „touch, turn, talk“, also hinzeigen, umdrehen und erst dann sprechen.
  • Überschriften schreiben Sie am besten in Großbuchstaben, den Rest um der Lesbarkeit willen in Groß- und Kleinbuchstaben. Wählen Sie eine Schriftgröße, die auch von hinten noch gut sichtbar ist und beschränken Sie sich auf das Wesentliche.
  • Manche TrainerInnen raten dazu, alle Flips coram publico zu gestalten. Bei allem Respekt vor dem Wunsch, die eigenen gestalterischen und zeichnerischen Fähigkeiten zu präsentieren, aber die Zeit der TeilnehmerInnen ist ein kostbares Gut. Natürlich ist es nötig, Erarbeitetes oder Spontanes live zu Papier zu bringen. Wo es möglich ist, helfen jedoch vorbereitete Flipcharts oft, Zeit und Nerven zu sparen.

Wenn Sie dieser Text interessiert hat, dann sind Sie vielleicht in unseren Seminaren zu Präsentation oder Moderation richtig.

 

Spielregeln bei Moderationen und Workshops

grundregeln_groß„Was mache ich, wenn die Leute einander bei Diskussionen nicht ausreden lassen?“ „Wie soll ich mit schwierigen Teilnehmern umgehen?“ „Wie halte ich den roten Faden?“

Für die häufigsten Fragen in unseren Moderationsseminaren gibt es kein Patentrezept. Aber in vielen Fällen hilft schon ein einfacher Tipp: Ein/e Moderator/in oder ein/e Workshopleiter/in hat es leichter, wenn er oder sie sich schon vor Beginn der gemeinsamen Arbeit mit der Gruppe auf Regeln verständigt hat.

Regeln verbessern die Zusammenarbeit
In der Ratgeberliteratur finden Sie dazu häufig den Tipp, gemeinsam mit der Gruppe Spielregeln zu erarbeiten. In einer Zeit, in der in Workshops, Klausuren und Arbeitsgruppen etwa dreimal so viele Themen in der halben Zeit bearbeitet werden soll, ist das aber unrealistisch.

Auf Regeln des Zusammenspiels  sollten Sie dennoch keinesfalls verzichten! Warum? Steht schon vor Beginn der gemeinsamen Arbeit auf einem Flipchart, dass Handys ausgeschaltet oder stumm bleiben, haben Sie beim ersten Telefonläuten die ganze Gruppe hinter sich, wenn Sie die betreffende Person höflich darauf hinweisen.

Spielregeln sorgen für Klarheit – auch bei Ihnen

Wenn es Spielregeln gibt, gibt es auch einen Spielleiter – der sind Sie, wenn Sie moderieren. Das bedeutet, Sie müssen die Regeln kennen, befolgen und einfordern können. Schreiben Sie daher nicht Regeln aus einem Moderationsratgeber ab – die Regeln müssen zu Ihrem Workshop, Ihrem Stil und nicht zuletzt dem Ziel der Arbeitsgruppe passen.

  1. Überlegen Sie sich schon in der Vorbereitung, welche Regeln für Sie zum Arbeiten mit der Gruppe wichtig sind. Am besten beschränken Sie sich auf drei, maximal fünf Punkte.
  2. Bringen sie diese in eine Form, die Sie der Gruppe zu Beginn des Workshops (nach der Begrüßung, vor dem Arbeitsteil) präsentieren können (Flipchart, Ausdruck, Powerpoint).
  3. Erklären Sie diese Regeln, bevor die thematische Arbeit beginnt. Bitten Sie die Gruppe um Ergänzungen („Gibt es noch etwas, was auf das Plakat soll, damit Sie gut arbeiten können? Fehlt für Sie noch etwas als Grundregel?“)
  4. Achten Sie darauf, dass es nicht zu viele Regeln werden. Lieber drei oder vier wirkungsvolle Abmachungen als ein dickes Regelwerk, an das sich keine/r hält.
    Um auf die beiden Eingangsfragen zurückzukommen: „Wir lassen einander ausreden“ könnte ein Satz sein, der als Grundregel notiert wird. Vergessen Sie in diesem Fall nicht auf einen weiteren Satz. Der/die Moderator/in darf unterbrechen! Das ist wichtig – denn sonst werden sich Vielredner/innen unter Verweis auf die Regeln nicht stoppen lassen!
  5. Lassen Sie sich von jedem Teilnehmer und jeder Teilnehmerin diese Regeln abnicken. Nur dann haben Sie eine Chance, dass Sie in der Situation dann auch wirkungsvoll auf die Vereinbarungen hinweisen können („Das haben Sie ja nur da hingepinnt. Ich hab‘ nie ja dazu gesagt!“)
Was passt zur Gruppe?

Halten Sie sich nicht sklavisch an diese Empfehlungen, sondern finden Sie das Richtige für die Gruppe. Um beim Begriff Spielregeln zu bleiben – im Umgang mit ernsthafteren Persönlichkeiten empfehlen wir eine andere Wortwahl, etwa Grundregeln, Basisregeln oder Kommunikationsregeln. Und dann gibt es Gruppen, die schreiend davonlaufen, wenn Sie mit einem Regel-Flipchart antanzen. Verzichten Sie in diesem Fall trotzdem nicht auf Ihre Grundsätze, auch wenn Sie vielleicht keine Basisregeln aufhängen. Machen Sie diese aber zumindest in der Einleitung klar. Auch das hilft bereits. Haben Sie schon einmal erwähnt:„Für eine gute Diskussion ist es nötig, dass Sie einander ausreden lassen. Ich als Moderatorin nehme mir dabei das Recht heraus, zu unterbrechen, weil … “, ist die Sache für alle von vornherein klar. Und für Klarheit zu sorgen ist eine wichtige Aufgabe eines Moderators oder einer Moderatorin.

Mehr solche Tipps, viel mehr solche Tipps erhalten Sie in unseren Moderationsseminaren. Infos dazu finden Sie HIER.

Merken

Moderationsmethoden: Menschen vor Methoden

Viele Moderationsmethoden zu kennen, ist hilfreich, es kann aber auch blockieren.Moderationsmethoden sind wichtig, aber Menschen, ihre Bedürfnisse und Ziele sind wichtiger.

Manche Akquisegespräche führen nicht zu Aufträgen und das ist auch gut so. Ich erinnere mich noch genau an ein Gespräch mit dem Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens. Wir waren eingeladen, mit ihm über ein Moderationsseminar in seiner Firma zu verhandeln.

Schon bald war klar: Der Mann war ein Trophäen-Sammler. Seine Trophäen bestanden aus verbrauchten Trainern und eingesetzten Moderationsmethoden. Tatsächlich zeigte er uns eine Mappe, in der alle Trainer/innen aufgelistet waren, die schon für ihn gearbeitet hatten. Keiner war gut genug gewesen. Von uns wollte er vor allem etwas Neues, eine neue Methode, einen neuen Ansatz. Wenig überraschend: Das Gespräch war bald zu Ende, wir haben uns nie wieder gesehen.

Nicht, weil wir nicht ein paar Namen von Methoden hätten fallen lassen können, von denen der Geschäftsführer noch nie gehört hätte, sondern weil wir bei dem durchschaubaren Spiel nicht mitmachen wollten.

Nie um der Methode willen

Wenn Sie einmal in die Situation kommen, dass Sie eine neue Moderationsmethode kennen gelernt haben und die unbedingt ausprobieren wollen, dann seien Sie bitte nicht ungeduldig, sondern warten Sie auf den richtigen Zeitpunkt, sie einzusetzen. Es passt einfach nicht jede Technik für jede Situation! Methoden sind wichtig, und viele Methodenpfeile im Köcher zu haben macht flexibel und garantiert, dass den TeilnehmerInnen und einem selbst nicht fad wird. Aber Methoden dürfen nie Selbstzweck sein. Und es bringt auch nichts, sie als Trophäen zu betrachten. Sie sind ein Werkzeug, um ein Ziel zu erreichen. Es gibt aber Situationen, da reichen eine einfache Diskussion, geduldiges Zuhören oder ein paar Fragen, um Wunder zu bewirken.

Entscheidend ist, wer in einem Seminar, einem Gespräch oder sonst einer kommunikativen Situation das Gegenüber ist. Was will und was braucht die Person oder Gruppe? Und was ist das Ziel einer Moderation, eines Gespräches, eines Workshops? Erst wenn das geklärt ist, kann ich den Methodenkoffer öffnen und schauen, was zu dieser Person oder Gruppe und zu diesen Zielen passt. Halte ich diese Reihenfolge nicht ein, sehe ich überall Karotten, weil ich eine neue Karottenreibe habe, oder – als Bild berühmter – überall Nägel, weil ich nur einen Hammer besitze.

Wenn Sie mehr zu dem Thema erfahren wollen, schauen Sie sich doch unsere Angeboten zu den Themen Moderation/Präsentation oder zu Kreativität an.

Über die konkreten Methoden Brainstorming verkehrt und die Reizworttechnik haben wir Videos auf Youtube gestellt.

Welches Outfit passt für Präsentation, Moderation oder Seminar?

beine2Was soll ich als Moderatorin nur anziehen ? Und welches Outfit passt als Teilnehmerin?

Ich erinnere mich gut, als ich vor ein paar Jahren an einem Fortbildungsseminar der Wirtschaftskammer teilnahm. Das erste, was ich von der Vortragenden sah und sich mir sofort ins Gehirn brannte, waren ihre roten, extrem hochhackigen Lacklederpumps, deren Absätze stricknadelgroße Löcher in den Teppichboden bohrten. Ich starrte diesen Inbegriff von Selbstbewusstsein an und begann, mich vor der Trainerin zu fürchten. Zu Recht.

Als es zur Vorstellungsrunde kam und ich in kurzen, zugegeben etwas schüchternen Worten mein Tätigkeitsfeld umriss, unterbrach sie mich: „So stellt man sich nicht vor.“ Es fühlte sich an, als hätte sich einer der Absätze in mein Herz gebohrt. Beschämt starrte ich an meinen Jeans zu meinen löchrigen Converse hinunter. Die Frau hatte mich nicht ernst genommen. Nicht, weil ich nicht gut vor Publikum sprechen konnte. Nein, auch damals schon blickte ich auf über ein Jahrzehnt Bühnenerfahrung zurück. Einerseits hatte mich mein Outfit deklassiert: Alte Jeans, ein Pulli und löchrige Converse – so jemand konnte in den Augen der Lack-Stöckelfrau keine Ahnung davon haben, wie man sich selbst präsentiert. Andererseits hatte ihr Outfit bereits seine vollständige abschreckende Wirkung bei mir entfaltet: Die Dame im Business-Kostüm mit den super hochhackigen Lacklederpumps wirkte auf mich so arrogant und selbstgefällig, dass ich mich schon unwohl fühlte, bevor das Seminar überhaupt begonnen hatte.

Was also ist die richtige Kleidung? Das, worin man sich wohl fühlt? Dann hätte ich in Jeans und Converse ja brillieren müssen – denn das ist für mich Wohlfühlkleidung pur. Und hat sich die Trainerin in ihren Lieblingsschuhen nicht vielleicht auch superwohl, weil superschick gefühlt?

Ein Tick eleganter als das Publikum

Wahrscheinlich ist beides falsch. Grundregel bei Präsentationen: Sei immer einen Tick besser gekleidet als dein Publikum. Das bedeutet, der/die Vortragende sollte einschätzen können, welches Publikum zu seinem/ihrem Vortrag kommt. Im Zweifelsfall hat man noch ein edleres Sakko oder elegantere Schuhe mit, die man noch rasch vorher wechseln kann, sollte man underdressed sein. Bei aller Schönheit: Wichtig ist immer, dass man sich im Gewand auch wohlfühlt. Das schickste Kleid wird mir nicht helfen, wenn ich darin nicht atmen oder die Arme nicht heben kann – im Gegenteil, ich werde nicht so authentisch rüberkommen, wie ich das vielleicht möchte.
Gewand verleiht Status. Wenn man sein Publikum erreichen möchte, ist es also hilfreich, stilmäßig nicht allzu weit von den TeilnehmerInnen entfernt zu sein. Im beschriebenen Beispiel hat die Vortragende ihren Status durch die Wahl eines sehr selbstbewussten Business-Outfits mehr als unterstrichen – den Kontakt zu den TeilnehmerInnen hat dieser Auftritt nicht verbessert.

Ein paar Fragen vor der Wahl des Outfits

Und als Teilnehmer/in? Auch hier muss ich mich fragen: Als wer gehe ich dorthin? Wer wird noch dort sein? Und wie will ich gesehen werden? Wenn ich also bei einem Seminar nicht als unscheinbare Studentin wahrgenommen werden will, sollte ich dort vielleicht auch nicht unbedingt in alten Jeans, Pulli und Sneakers aufkreuzen. Und umgekehrt: Wenn ich ein Seminar für Studierende halte und für sie nahbar bleiben möchte, werde ich mich nicht voll in Schale werfen, aber eventuell habe ich zu den Jeans noch irgendein Teil dabei, das meinem Outfit einen seriöseren Anstrich verleiht – vielleicht nicht unbedingt hochhackige rote Lacklederpumps.

Wenn Sie an mehr, an viel mehr solchen Tipps interessiert sind, dann besuchen Sie doch unsere Seminare zu den Themen Präsentation und Moderation.

Merken

Merken

Ja, und …

"Ja, und" zu sagen, heißt Dinge anzunehmen.Richtig „ja“ sagen ist schwierig. Dass wir oft „ja“ sagen, aber „nein“ meinen, zeigt eine kleine Übung, die wir oft mit unseren TeilnehmerInnen in Seminaren machen.

Dabei geht es darum, bedingungslos zu dem, was der Gesprächspartner vorschlägt, „ja“ zu sagen und dem noch etwas hinzuzufügen. Die Übung kommt aus dem Improvisationstheater, der Theaterform, die bedingungslos „ja“ zur aktuellen Situation sagt. Dieses Theater entsteht aus dem Moment und dem konstruktiven Zusammenspiel zwischen den SpielerInnen. Wer im Impro-Theater „ja, und“ sagt, meint: Ich nehme die Situation so an, wie du sie kreiert hast. Ein Beispiel: Eine Person betritt die Bühne und hebt den Arm. Sie denkt, sie stellt eine Malerin vor ihrem Bild dar. Jetzt kommt der zweite Spieler dazu und sagt: „Halt! Nicht schießen!“ – denn er hat in der Geste einen Speerwerfer gesehen. Die Ja-und-Regel anzuwenden würde nun bedeuten, dass die Spielerin einfach annimmt, was vom Gegenüber kommt und als Speerwerferin weitermacht, anstatt mit „Ja, aber ich bin doch eine Malerin und male grade ein Bild!“ zu kontern. Was das bringt? Es setzt die beiden AkteurInnen in Beziehung, sie einigen sich auf ein Grundmuster und bringen so die Handlung voran.

“Ja, und …” in der Moderation

Was das in unsren Seminaren verloren hat? ein Beispiel: Als Moderatoren oder Moderatorinnen sind wir ständig mit Situationen konfrontiert, die vielleicht so nicht geplant waren. Der Scheinwerfer setzt aus, ein Redner spricht zu lang, der Beamer funktioniert nicht. Für das Publikum ist nichts schlimmer, als wenn nun eine lange Entschuldigung folgt und eine Erklärung, was jetzt an dieser Stelle eigentlich hätte sein sollen und warum das jetzt nicht geht, weil ja eigentlich … NEIN! Der Moderator sagt: „Ja! Und!“ Er oder sie sagt mit vollem Herzen „ja“ zur aktuellen Situation. Und dann kann er/sie darauf reagieren, etwas draufsetzen, etwas verändern.

“Ja, und …”  im Gespräch

Auch in Diskussionen kann es hilfreich sein, ein „Ja, und“ einmal ehrlich zu meinen, anstatt immer mit einem „Ja, aber“ zu kontern. Denn das „Aber“ killt das „Ja“. Weg ist es! Was bleibt ist: Blödsinn, das geht nicht! Wer in einer Diskussion „ja, und“ sagt, stimmt im ersten Schritt wirklich mit seinem Gegenüber überein: Ja. Ich erkenne deinen Standpunkt an. Ja, ich höre deinen Vorschlag. Ja, das ist deine Meinung.
Und dann kann ich etwas hinzufügen. Etwas, das den Vorschlag vielleicht ergänzt oder erweitert. Mein/e Gesprächspartner/in wird mir eher zuhören. Er/sie wird merken, dass er/sie wirklich gehört worden ist. Wenn ich es auch wirklich so meine.

Denn „ja“ und zu sagen, aber in Wirklichkeit „ja, aber“ und damit eigentlich „nein“ zu meinen, wird langfristig nicht erfolgreich sein. Wer das „Ja, und“ benützt, um andere zu manipulieren, wird die Gesprächsbasis dauerhaft schädigen. Und wer eigentlich „ja, aber“ meint, sollte am besten gleich höflich, ehrlich und freundlich „nein“ sagen.

Unlängst hat Magdalena Vachova vom Kurier über diese Methode einen kurzen Kommentar geschrieben und dabei auf WORT & WEISE Bezug genommen.

Wenn Sie an mehr solchen Tipps Interesse haben, besuchen Sie doch eines unserer Inhouse-Seminare oder ein Einzelcoaching.

Merken

Nervosität – eine Volkskrankheit

Nervosität: Der Moment, da man sich am liebsten hinter dem Rednerpult verstecken möchte.Die Hände schwitzen und das Herz pocht, als ob es Signale nach draußen senden möchte. Der Kopf hämmert “nein”, der Widerwille, die Stimme zu erheben, ist übergroß. Dann die ersten Worte: Und gleich im ersten Satz ein Versprecher. Kennen Sie das? Steht Ihnen manchmal auch die Nervosität im Weg?

Sie sind damit nicht allein. Immer wieder zeigen Studien, dass für viele Menschen die Angst vor dem Reden den Top-Platz unter allen möglichen Ängsten einnimmt, noch vor Krankheiten, Schlangen oder gar dem Tod. Und unzählige prominente Persönlichkeiten haben sich öffentlich zu ihrer Nervosität vor Auftritten bekannt, etwa Peter Alexander, Maria Callas oder John Lennon. Der Burgtheater-Schauspieler Peter Simonischek erzählte in einem Interview in der Wiener Zeitung einmal, dass die Aufregung nicht nur den Moment vor dem Auftritt betrifft: „Es ist immer ein gewisser Anspannungspegel da. Schon morgens, wenn ich aufstehe, ist der Tag, an dem ich abends eine Vorstellung habe, nicht der gleiche wie der Tag, an dem ich nicht spiele. Der ganze Tag ist ausgerichtet auf den Moment, wenn am Abend der Vorhang hochgeht. Wer bereit ist, was zu riskieren, der hat auch Lampenfieber.“

Nervosität annehmen, statt sie zu bekämpfen

Das ist doch schon mal gut, wenn wir das Lampenfieber mit prominenten und erfolgreichen Menschen, die viel auf Bühnen stehen, teilen. Das beweist, dass dieser Zustand einen erfolgreichen Auftritt offenbar nicht verhindert. Und tatsächlich ist der wichtigste Ratschlag, Nervosität nicht zu bekämpfen, sondern sie eher zu akzeptieren. Physiologisch betrachtet ist sie ein Erregungs- und/oder Hemmungszustand, der zu Hormonausschüttungen führt – wie bei drohender Gefahr. Und wie bei dieser hat er seine Funktion, er macht uns wach und aufmerksam. Vor mehr Menschen als gewöhnlich etwas vorzutragen ist ein Ausnahmezustand, das Gefühl dazu ist es auch.

Hier ein paar Tipps zum Umgang mit allzu großem Lampenfieber:
  • Nutzen Sie die Energie, sie ist etwas Positives. Lassen Sie sich aber von Ihr nicht das Tempo vorgeben, indem Sie etwa schneller sprechen als normal.
  • Finden Sie möglichst viel über den Auftritt und das Setting heraus. Wenn Sie zum Beispiel den Raum schon kennen, in dem Sie eine Rede halten müssen, kann Ihnen das Sicherheit geben.
  • Bereiten Sie sich rechtzeitig gut vor. Proben sie zumindest die ersten zwei bis drei Sätze mehrmals vorab. Üblicherweise legt sich die Aufregung mit der Zeit.
  • Lenken Sie sich ab, wenn es davor nichts mehr zu tun gibt. Es bringt nichts, wie das erschreckte Kaninchen auf die Schlange zu starren.
  • Schauen Sie, was Ihnen unmittelbar vor dem „Auftritt“ hilft. Vielleicht gibt Ihnen eine bestimmte Musik die nötige Kraft, vielleicht ein paar tiefe Atemzüge, vielleicht ein Spaziergang.
  • Wählen sie ein Outfit, in dem Sie sich wohlfühlen. Der Nutzen des superengen Anzugs oder der riskanten High Heels ist geringer als das Risiko, dass sie Ihnen den nötigen Atem oder die Standfestigkeit nehmen.
  • Betrachten Sie das Publikum nicht als Feind, sondern als Verbündeten. Richten Sie Ihr Augenmerk von Beginn an auf zwei oder drei gut im Raum verteilte wohlwollende Gesichter. Und vertrauen Sie darauf, dass Zuhörer/innen Ihre Aufregung nie in dem Maße mitbekommen wie Sie glauben.
  • Freuen Sie sich auf den Auftritt. Ja, es ist eine Herausforderung, das heißt, dass Sie Ihre Komfortzone verlassen. Aber daran wachsen Sie. Danach werden Sie stolz sein, dass Sie sich getraut oder es gemeistert haben

Mehr Tipps, Tricks und Techniken zu Präsentationen und Auftreten vor Publikum gibt es in unseren Seminaren und Einzelcoachings zu den Themen Moderation und Präsentation.

Das Protokoll – eine unterschätzte Textsorte

Das Protokoll kann viele Gestalten haben, wichtig ist, dass es seine Funktion und sein Ziel erfüllt.Ganz zu Beginn, weil wir das oft gefragt werden: Nein, es ist nicht sinnvoll, dass der/die Moderierende auch protokolliert, außer es handelt sich um ein Flipchart-Protokoll, das den Vorteil hat, dass es gleich für alle sichtbar ist.

Wer immer für das Protokoll zuständig ist, muss vorher die Frage nach der Zielgruppe und dem Ziel beantworten (lassen): Wird es für die Anwesenden als Erinnerung verfasst oder eher für jene, die nicht da waren, zum Nachlesen? Sollen damit To-dos festgehalten werden? Dient es dazu, eine Chronologie von Entscheidungen zu dokumentieren? Soll es Prozesse für abwesende Personen transparent machen?

Viele Formen

Ob ein Arbeitsprotokoll in Stichworten oder in ganzen Sätzen, als Formular oder in freier Form verfasst wird, am Papier oder gleich am Laptop – womöglich sogar gleich für alle zum Mitlesen –, ist Geschmackssache. Viel wichtiger sind die Fragen, was hineinkommt, sprich, was von diesem Prozess für die Nachwelt festgehalten werden soll. Und das wird wohl nicht sein, Herr Müller hat dies gesagt und dann Frau Meier jenes.
Ein Protokoll hält Entscheidungen und eventuell die Art, wie sie zustande kamen, konkrete Aufgaben und relevante Inhalte fest, nur dann wird es auch gelesen werden. Meist sind Protokolle zu lang und rein dokumentarisch ohne Klarheit und ohne Ziel verfasst.

Protokolle als Selbstzweck können, wenn  sie ohne Ziel geschrieben werden und keine Ergebnisse festhalten, zu Frust führen. Wenn Ergebnisse in der Sitzung ausbleiben, sollte man im Protokoll festhalten, ob die Ziele des Meetings verändert, eine Entscheidung vertagt oder die Bearbeitung eines Themas für ein weiteres Meeting  aufgehoben wurde (Themenspeicher). Dann erfüllt es seinen Zweck.

Hilfreiche Kategorien

Wenn Sie es schwierig finden, in einem Protokoll den roten Faden zu halten, hilft Ihnen vielleicht  die Einteilung in folgende fünf Kategorien, um auf das Wesentlich zu fokussieren:

1. Rahmen: Wer, wann, wo?
2. Was wurde beschlossen?
3. Arbeitsaufträge: Wer macht was bis wann?
4. Infos und Termine
5. Themenspeicher

Mehr, viel mehr solche Tipps erwarten Sie in unseren Angeboten zur schriftlichen Kommunikation.

Merken

Partizipation – ein Missverständnis

Die Partizipationspyramide von Gaby Straßburger und Judith RiegerPartizipation – alle reden davon und jeder meint etwas anderes

Ein Unternehmen möchte die interne Kultur verbessern und startet den Prozess mit einer MitarbeiterInnenversammlung. Eine Organisation legt Fragebögen auf, um eine Veranstaltung zu evaluieren. Eine Bürgerinitiative fordert Mitsprache bei einem Straßenprojekt.

Was haben diese drei Beispiele gemeinsam? Der Titel verrät es bereits. In allen drei Fällen geht es um Partizipation. Und sie zeigen: Partizipation ist ein weites Feld. Die lateinischen Herkunftswörter pars (Teil) und capere (fangen, ergreifen, nehmen) führen zu einem Begriff, unter dem jede/r etwas anderes versteht. Immer geht es aber um eine Form der Einflussnahme, der Mitbestimmung und der Teilhabe.

In unseren Seminaren und Beratungen rund um Themen wie Moderation, Kreativität und Kommunikation ist Partizipation ein zentrales Thema, zu dem viele Fragen auftauchen: Wann beginnt sie? Wieviel Teilhabe ist möglich oder erwünscht? Mit welchen Methoden binde ich meine MitarbeiterInnen bestmöglich ein?

Die Partizipationspyramide

Gaby Straßburger und Judith Rieger stellen in ihrem Buch „Partizipation kompakt“ die verschiedenen Grade der Partizipation sehr anschaulich als Pyramide dar. Das Modell ist von zwei Seiten zu lesen, von der “institutionell-professionellen Perspektive” (etwa einer Gemeinde) und von der Perspektive der BürgerInnen (bzw. anderer Partizipierenden) aus. Die drei Reihen an der Basis (rot) nennen sie „Vorstufen der Partizipation“, weil der Grad der Einflussnahme noch sehr gering ist. Ganz unten geht es lediglich um Information. Darüber dürfen die Betroffenen ihre Meinung äußern und auf Stufe drei ist immerhin die Lebensweltexpertise der Betroffenen gefragt.

Darüber folgen drei Stufen echter Partizipation (orange): Es wird schon abgestimmt, etwas höher sogar Entscheidungskompetenz abgegeben und schließlich auf Stufe sechs die Entscheidungsmacht völlig übertragen. Die Fachkräfte unterstützen und begleiten in diesem Fall nur mehr.

Die Spitze schließlich ist zivilgesellschaftlichen Eigenaktivitäten vorenthalten. All das also, was BürgerInnen, MitarbeiterInnen oder andere Betroffene gemeinschaftlich organisieren und eigenständig verwirklichen. Deshalb ist die gelbe Spitze auch nur halb, weil hier nur mehr die Perspektive der BürgerInnen (MitarbeiterInnen etc.) eine Rolle spielt. Die institutionell-professionelle AkteurInnen-Perspektive endet mit Stufe sechs.

Missverständnisse vermeiden

Es ist nur ein Modell, das Möglichkeiten abbildet. Es geht nicht darum, zu bewerten, wie viel Teilhabe genau richtig ist. Das hängt von den Umständen der zu treffenden Maßnahmen oder Entscheidungen ab. Ganz wichtig ist allerdings, dass alle Beteiligten dasselbe unter Partizipation verstehen und dass sich die Erwartungen der Teilnehmenden mit den Angeboten decken. Wenn MitarbeiterInnen davon ausgehen, dass sie mitbestimmen dürfen, dann aber lediglich um ihre Einschätzung gebeten werden, ist böses Blut garantiert.

Natürlich hat es viele Vorteile, wenn ich Betroffene in der Gemeinde, im Unternehmen oder in der Schule bei Entscheidungen mit ins Boot hole. Das führt, richtig gemacht, zu einer höheren Identifikation mit Lösungen und damit zu besseren, verbindlicheren und nachhaltigeren Beschlüssen. Umgekehrt können partizipative Prozesse langwierig sein, falsche Erwartungen wecken und, wenn sie scheitern oder zu hochschwellig angesetzt sind, zu Frustration führen.

Welche Methoden für einen partizipativen Prozess am besten passen, hängt von Faktoren wie der Gruppengröße, der Zeit- und Raumressourcen und natürlich vom Ziel ab. Dazu werden Sie vielleicht in dem einen oder anderen Blog-Beitrag fündig, ganz sicher aber in unseren Seminaren zu den Themen Moderation und Präsentation.

Lesetipp: Gaby Straßburger/Judith Rieger (Hg.): Partizipation kompakt – Für Studium, Lehre und Praxis sozialer Berufe, Weinheim und Basel: Beltz Juventa 2014.

 

Was braucht eine gute Moderation

Für eine gute Moderation muss man weder die teuerste Moderationsausstattung besitzen noch die edelste Pinnwand oder die neueste Brainwriting-Software einsetzen. Wer eine Gruppe erfolgreich, nämlich zielgerichtet und teamorientiert, durch einen Arbeitsprozess führt, braucht vor allem eines: solides Wissen darüber, was seine wichtigsten Aufgaben sind. Zehn davon haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Eine gute Moderatorin bzw. ein guter Moderator …

aufloesung_800x445moderation_aufgaben

  1. schafft den geeigneten Rahmen für den Arbeitsprozess
  2. kennt Methoden, um die Potenziale der Teilnehmenden in der Gruppe bestmöglich zu nutzen
  3. wählt die richtigen Methoden, um das Ziel zu erreichen
  4. hält den roten Faden
  5. behält die Zeit im Auge
  6. ist für Struktur und den Ablauf verantwortlich
  7. gibt sich allparteilich
  8. erkennt Störungen als Stopp-Signal und gibt ihnen Vorrang
  9. achtet auf die Energie der Gruppe
  10. dokumentiert den Arbeitsprozess/die Ergebnisse

Wenn Sie diese Fertigkeiten der Moderation erlernen, vertiefen oder um weitere hilfreiche Moderationsmethoden ergänzen möchten, besuchen Sie unser Moderationsseminar.

Und im August 2021 haben wir ein Video zu Alfons Haiders Fehlern bei der Moderation der 100-Jahre-Burgenland-Feier gedreht. Schauen Sie sich das hier an.

 

Merken

Merken

Merken