Nervosität – eine Volkskrankheit

Nervosität: Der Moment, da man sich am liebsten hinter dem Rednerpult verstecken möchte.Die Hände schwitzen und das Herz pocht, als ob es Signale nach draußen senden möchte. Der Kopf hämmert “nein”, der Widerwille, die Stimme zu erheben, ist übergroß. Dann die ersten Worte: Und gleich im ersten Satz ein Versprecher. Kennen Sie das? Steht Ihnen manchmal auch die Nervosität im Weg?

Sie sind damit nicht allein. Immer wieder zeigen Studien, dass für viele Menschen die Angst vor dem Reden den Top-Platz unter allen möglichen Ängsten einnimmt, noch vor Krankheiten, Schlangen oder gar dem Tod. Und unzählige prominente Persönlichkeiten haben sich öffentlich zu ihrer Nervosität vor Auftritten bekannt, etwa Peter Alexander, Maria Callas oder John Lennon. Der Burgtheater-Schauspieler Peter Simonischek erzählte in einem Interview in der Wiener Zeitung einmal, dass die Aufregung nicht nur den Moment vor dem Auftritt betrifft: „Es ist immer ein gewisser Anspannungspegel da. Schon morgens, wenn ich aufstehe, ist der Tag, an dem ich abends eine Vorstellung habe, nicht der gleiche wie der Tag, an dem ich nicht spiele. Der ganze Tag ist ausgerichtet auf den Moment, wenn am Abend der Vorhang hochgeht. Wer bereit ist, was zu riskieren, der hat auch Lampenfieber.“

Nervosität annehmen, statt sie zu bekämpfen

Das ist doch schon mal gut, wenn wir das Lampenfieber mit prominenten und erfolgreichen Menschen, die viel auf Bühnen stehen, teilen. Das beweist, dass dieser Zustand einen erfolgreichen Auftritt offenbar nicht verhindert. Und tatsächlich ist der wichtigste Ratschlag, Nervosität nicht zu bekämpfen, sondern sie eher zu akzeptieren. Physiologisch betrachtet ist sie ein Erregungs- und/oder Hemmungszustand, der zu Hormonausschüttungen führt – wie bei drohender Gefahr. Und wie bei dieser hat er seine Funktion, er macht uns wach und aufmerksam. Vor mehr Menschen als gewöhnlich etwas vorzutragen ist ein Ausnahmezustand, das Gefühl dazu ist es auch.

Hier ein paar Tipps zum Umgang mit allzu großem Lampenfieber:
  • Nutzen Sie die Energie, sie ist etwas Positives. Lassen Sie sich aber von Ihr nicht das Tempo vorgeben, indem Sie etwa schneller sprechen als normal.
  • Finden Sie möglichst viel über den Auftritt und das Setting heraus. Wenn Sie zum Beispiel den Raum schon kennen, in dem Sie eine Rede halten müssen, kann Ihnen das Sicherheit geben.
  • Bereiten Sie sich rechtzeitig gut vor. Proben sie zumindest die ersten zwei bis drei Sätze mehrmals vorab. Üblicherweise legt sich die Aufregung mit der Zeit.
  • Lenken Sie sich ab, wenn es davor nichts mehr zu tun gibt. Es bringt nichts, wie das erschreckte Kaninchen auf die Schlange zu starren.
  • Schauen Sie, was Ihnen unmittelbar vor dem „Auftritt“ hilft. Vielleicht gibt Ihnen eine bestimmte Musik die nötige Kraft, vielleicht ein paar tiefe Atemzüge, vielleicht ein Spaziergang.
  • Wählen sie ein Outfit, in dem Sie sich wohlfühlen. Der Nutzen des superengen Anzugs oder der riskanten High Heels ist geringer als das Risiko, dass sie Ihnen den nötigen Atem oder die Standfestigkeit nehmen.
  • Betrachten Sie das Publikum nicht als Feind, sondern als Verbündeten. Richten Sie Ihr Augenmerk von Beginn an auf zwei oder drei gut im Raum verteilte wohlwollende Gesichter. Und vertrauen Sie darauf, dass Zuhörer/innen Ihre Aufregung nie in dem Maße mitbekommen wie Sie glauben.
  • Freuen Sie sich auf den Auftritt. Ja, es ist eine Herausforderung, das heißt, dass Sie Ihre Komfortzone verlassen. Aber daran wachsen Sie. Danach werden Sie stolz sein, dass Sie sich getraut oder es gemeistert haben

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