Schwierige Gespräche meistern – aber wie?
Mit Hintergrundwissen und der richtigen Vorbereitung gelingt die Kommunikation.
Mein Sohn war drei Jahre alt. Wir standen eng zwischen vielen, vielen Menschen auf der Treppe zu einer großen Wasserrutsche in einem Hallenbad. Da fragte er plötzlich: „Mama, wie werden Frauen eigentlich schwanger?“ Wenn Sie jetzt gelächelt haben, dann deshalb, weil Sie spüren, dass das eine fordernde Situation für einen Elternteil ist.
Wir erkennen intuitiv, wann ein Gespräch schwierig ist – verstehen aber selten, woran es genau liegt. Und die Frage, wie wir damit umgehen sollen, bereitet uns oft Kopfzerbrechen. Aber gleich wissen Sie mehr!
Wann ist ein Gespräch schwierig?
Natürlich gibt es viele Gründe, die ein Gespräch scheitern lassen. Meistens lassen sich die Ursachen auf drei Bereiche eingrenzen.
- Rahmen: Die Situation ist schwierig
Kommen wir zur Situation von oben zurück. Mehrere Rahmenbedingungen erschweren hier eine gelungene Kommunikation zwischen Mutter und Kind, und zwar in Bezug auf Zeit, Raum und den Kommunikationskanal.
- Der Ort ist eine rutschige Wendeltreppe. Sich sicher zu fühlen ist aber eine Grundbedingung für ein gutes Gespräch. Erste Schwierigkeit.
- Die Atmosphäre ist alles andere als vertraulich, weil den umstehenden Menschen plötzlich große Ohren wachsen. Das macht es nicht leichter.
- Der Kommunikationskanal ist nicht störungsfrei: Die beiden sprechen zwar persönlich miteinander, aber Plätschern und Geschrei in der Schwimmhalle lassen den Kopf dröhnen. Es ist hier schwer möglich, klar und ruhig zu sprechen.
- Die Zeit drängt. Gleich werden die beiden oben auf der Rutsche angekommen sein – das Gespräch ist auf wenige Minuten beschränkt. Dem Thema jetzt gerecht zu werden, ist unrealistisch.
- Sachebene: Das Thema ist schwierig oder komplex
Es gibt Themen, bei denen man vielleicht nicht ganz sattelfest ist, die noch Recherche benötigen oder für die man sich Hintergrundinfos besorgen möchte. In unserem Beispiel ist das Thema vor allem eins, das jede*r auf eine persönliche Art angehen wird (siehe oben – geschützter Rahmen ist auf der Rutschentreppe nicht gegeben) und für das der Elternteil vielleicht auch noch gern unterstützendes Material, z. B. Bilder, verwenden würde.
- Beziehungsebene: Ist die Beziehung zwischen den Kommunikationspartner*innen schwierig, belastet das auch die Kommunikationssituation. In unserem Beispiel ist das nicht der Fall.
Es kann aber durchaus sein, dass eine Schwierigkeit durch das soziale Gefüge entsteht – wenn etwa eine Tochter das Gespräch mit ihrem Vater sucht, weil sie Sorge hat, dass er an Demenz leidet, ist das Gespräch nicht nur thematisch schwierig, sondern auch weil das gewohnte Autoritätsverhältnis auf den Kopf gestellt wird. Dazu kommen die Emotionen auf beiden Seiten. Hier ist gute Vorbereitung gefragt.
Schwierigkeiten im Gespräch offenlegen
Wenn wir wissen, wo uns Schwierigkeiten begegnen können, ist es auch leichter, damit umzugehen. Wir können z. B. das Gespräch auf einen Zeitpunkt oder an einen Ort verlegen, der besser passt oder darauf hinweisen, dass das Thema noch Vorbereitung braucht. Oder wir weisen in der Situation selbst darauf hin, dass der Rahmen schwierig ist: „Der Ort ist ungünstig, es ist ungemütlich und sehr laut. Lieber würde ich das in Ruhe besprechen. Jetzt gebe ich dir gern eine kurze Antwort.“
Genauso ist es auf Sach- und Beziehungsebene. Wer mögliche Schwierigkeiten anspricht, bietet dem anderen die Chance, darauf zu reagieren. „Ich weiß, das ist vielleicht komisch für dich, weil es ausgerechnet von deiner Tochter kommt.“ Oder „Warte, das Thema ist echt komplex. Ich möchte mich vorher nochmal schlau machen, bevor wir weiterreden.“
Vorbereitung auf ein schwieriges Gespräch mit 3 Fragen
Geht es um ein geplantes Gespräch, das schwierig verlaufen könnte, müssen wir uns vorbreiten. Ein erster Schritt ist zu klären, was das Gespräch schwierig macht – siehe oben.
Dann kann es in die Tiefe gehen. Drei Fragen helfen dabei:
- Als wer führe ich das Gespräch?
Was weiß ich in Bezug auf den Rahmen und das Thema? Was brauche ich noch für das Gespräch, um sicher hineinzugehen? In welcher Rolle führe ich das Gespräch? Ich bin Tochter, aber vielleicht auch Mutter, Wissenschafterin, Leserin, Teamleiterin … Welche Ressourcen (Erfahrungen, Werte, Eigenschaften) bringe ich – auch aus den unterschiedlichen Rollen – mit?
- Mit wem führe ich das Gespräch?
Was weiß ich über die Person? Führt sie das Gespräch freiwillig? Welche Erwartung hat sie wohl an das Gespräch? Welches Wissen und welche Erfahrungen bringt sie mit? Könnte auch die andere Person Ängste haben? Welche?
- Die wichtigste Frage: Was ist das Ziel des Gesprächs?
Ein Gespräch hat nur Aussicht auf Erfolg, wenn ich weiß, wozu es gut ist. Das kann ein ganz kleines Ziel sein, zum Beispiel: Wir haben wieder ein paar Worte gewechselt. Es kann aber auch größer sein: Wir haben geklärt, was die nächsten Schritte in Bezug auf … sind.
Ziele, die bei der Vorbereitung helfen können, sind:
- Nachher haben wir uns über … ausgetauscht.
- Ich habe gehört, wie die Person über … denkt.
- Die andere Person hat gehört, wie ich darüber denke.
- Nachher habe ich Klarheit über …
Die Vorbereitung hilft, selbst innerlich klar zu sein. Das wiederum verleiht uns Authentizität und Sicherheit. Und so schaffen wir die Basis, damit ein gutes Gespräch gelingt.
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Zu einem konstruktiven Dreh in einem schwierigen Gespräch verhilft auch die Ja-und-Methode.