Wie lange muss eine Story sein?

Fragen, die uns gerne gestellt werden: Braucht Storytelling nicht sehr viel Zeit und Platz? Wie soll ich auf Sozialen Medien eine ganze Geschichte unterbringen? Was braucht eine Story mindestens?

Ja, es ist möglich, in einem Bild eine Story zu erzählen, wenn die wichtigsten Element des Storytellings vorkommen. Sehen wir uns dazu ein Bild an. Ich habe ein Plakat gewählt, das die Stadt Wien entlang großer Baustellen aufstellt. Es ist Teil einer ganzen Reihe, die Bürgersorgen auffangen sollen. Hier geht es um den Baustellen-Lärm.

Was sehen wir?

Zwei Protagonist*innen, vermutlich Vater und Tochter, wir erfahren also auch etwas über ihre Beziehung. Der Ort: am Rande einer Bausstelle. Die beiden handeln, indem sie einen kurzen Dialog führen. Der Vater zeigt Emotion, er ist von dem Baulärm offensichtlich genervt und fragt: „Hat der Baustellenlärm nie a End?“ Das gut gelaunte Mädchen an seiner Seite kontert: „Sicher – und dann musst du mit mir zum neuen Spielplatz!“

Die beiden bringen somit zwei Zeitperspektiven ins Spiel: das Jetzt, da gearbeitet wird, und die Zukunft, wenn alles fertig ist, wenn also eine Transformation stattgefunden hat. Die Kernbotschaft, unverzichtbar für jede Story: “Hier wird (auch) etwas für dich gebaut.” Damit schafft sie einen neuen Rahmen (Frame) oder eine neue Blickrichtung.

Zielgruppe dort abholen, wo sie ist

Was hier auch gut gelungen ist: Die Kampagne stülpt nicht einfach eine neue Perspektive über den Ärger, sondern sie holt zunächst die Emotionen und damit die Zielgruppe dort ab, wo sie ist: Ja, der Lärm ist lästig, aber er ist irgendwann vorbei und dann haben wir etwas für dich gebaut.

Wir sehen, man kann also auch mit wenig Platz, ja sogar auf nur einem einzelnen Bild, eine relativ komplexe Geschichte erzählen, wenn die wichtigsten Elemente des Storytellings vorkommen:

  • Ein/e Protagonist/in oder Held/in (VAter und Tochter),
  • der oder die ein wenig ausgestattet wird und handelt (Gewand, Mimik, Gestik, Sprechblasen),
  • ein Ort  (vor der Baustelle),
  • irgendeine Art der Änderung, eine Überwindung eines Feindes oder einer Schwierigkeit (Ärger über den Lärm hin zu Einsicht oder Akzeptanz, weil man auch etwas davon hat),
  • eine Kernbotschaft (Wir bauen hier auch für dich.).

Voilà, eine Geschichte – oder zumindest der Ansatz einer solchen. Natürlich ist das noch keine Heldenreise mit 12 Stationen oder das Skript für einen eineinhalbstündigen Film. Aber dafür ist oft auch kein Platz.

Wenn Sie mehr dazu erfahren möchten, besuchen Sie doch unsere Angebote rund um Storytelling.

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