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Kreativität im Team: Gegenseitig Inspiration sein

Auch wenn in unseren Köpfen der Mythos vom einsamen kreativen Genie verankert ist: Meist braucht es eine Inspiration von außen – zum Beispiel vom Teamkollegen.

Blick von der Burg AggsteinEs war auf einer unserer zweitägigen Klausuren, bei der es darum ging, aus der Reflexion unserer Arbeit eine Vision für die nächsten Jahre zu entwerfen. Die erste Corona-Zeit mit all ihren Lockdowns und Einbrüchen war gerade vorbei und eine Neuorientierung stand an. Es galt, gedanklich weit aufzumachen: Wie wollen wir weitertun? Wo wollen wir in fünf Jahren stehen?

Aber wie so oft bei großen Fragen schlitterte ich in eine komplette Denkblockade. „Tut mir leid, es geht nicht, in meinem Kopf herrscht Leere, ich kann nichts beitragen“, seufzte ich. Da saßen wir also in der Sonne an einem Tisch auf der Ruine Aggstein und brachten nichts weiter – und das war meine Schuld. „Wir könnten es doch einfach mal mit Freewriting versuchen“, brach Roman die von trüben Gedanken schwere Stille. Da regte sich etwas bei mir: In meiner Verzweiflung hatte ich ganz vergessen, dass es Methoden gibt, die Blockaden lockern können. Schön, wenn man in so einer Situation nicht allein vor sich hindenken muss. Noch schöner, wenn man in einer kreativen Denkblockade steckt und ein Gegenüber hat, das Vorschläge macht. Schlimmer konnte es nicht werden und mehr, als dass ich zehn Minuten mit sinnlosem Schlingen-Malen vergeudete, konnte schließlich nicht passieren.

Kreativ mit Methode

Also stellten wir uns den Timer am Handy und schrieben los. Alles war erlaubt, nur abzusetzen nicht: Der Stift sollte immer in Bewegung sein, selbst wenn einer von uns nur lalalala schrieb. Ich notierte also mal, was mir durch den Kopf ging, wie sehr ich mich über meine Blockade ärgerte, dass ich nichts beizutragen hatte, dass mir nichts einfiel und so weiter und so fort. Irgendwann begann ich zu zeichnen – in kindlichem Stil eine kleine Königin und einen kleinen König auf einer Burg, und daneben schrieb ich alles, was mir zu diesen beiden aus dem Bauch raus so einfiel. In der Mitte stand ein großer Pokal, in den ich auch einige Worte füllte.

Nach zehn Minuten klingelte das Handy. Ich zuckte die Achseln und sagte: „Bei mir kam keine Erkenntnis, ich habe nur vor mich hingezeichnet.“ Ich las zuerst meinen bruchstückhaften Jammer-Text vor, dann zeigte ich – etwas ratlos – Roman das Bild. Er jedoch meinte: „Aber da ist doch alles drin!“ Nachdem er seine Gedanken aus dem Freewriting mit mir geteilt hatte, begannen wir, über das Bild in Zusammenhang mit seinen Überlegungen zu reden. Und siehe da: Es entwickelten sich daraus einige Ideen für die nächsten Projekte und die ersten Schritte dazu. Das Freewriting bzw. die dabei entstandene Zeichnung war die Inspiration gewesen, um kreative Ideen zu entwickeln und eine andere Perspektive einzunehmen.

Menschen als Inspirationsquelle

Was heißt das? Kreativität kommt manchmal von allein – aber leider nicht immer. So ziemlich alle großen schöpferische Geister wie Dichter und Komponisten wussten, dass sie Inspiration auch aktiv suchen mussten, sei es in der Natur, durch das Zitieren von Kollegen, psychoaktive Substanzen oder den Austausch im Kollektiv. Und Blockaden kannten sie auch – alle! Kreativität fließt jedenfalls deutlich besser, wenn sie einen Anstoß bekommt. Und dieser kann einerseits von einer anderen Person kommen – idealerweise sogar der, mit welcher man arbeitet – oder durch eine kreative Technik, die man vielleicht sogar gemeinsam durchführt. Ganz auf sich gestellt, ohne jegliche Anregung und auf Druck, sind Blockaden vorprogrammiert. Daher: Menschen und Methoden können helfen, sie zu lösen – im Idealfall sogar eine Kombination daraus!

Zur Methode Freewriting haben wir – übrigens auf genau dieser Klausur – auch ein Video gedreht.

Wenn Sie Methoden dieser Art mit Ihrem Team anwenden wollen, buchen Sie ein Inhouse-Seminar  für Ihre Organisation oder Ihr Unternehmen mit uns.

Wenn Sie Kreativitätstechniken alleine durchführen möchten, erarbeiten wir mit Ihnen gern Lösungen mit passenden Methoden in einem Fachcoaching.

Wer Vertrauen hat, schafft Vertrauen

Wer Vertrauen sät, wird Vertrauen ernten. Oder: Wie mich ein Hund etwas Grundlegendes über Vertrauen lehrte.

Keenoa, der Hund der mich einiges über Vertrauen lehrteIch erinnere mich noch gut, als mir meine Freundin zum ersten Mal während ihres einwöchigen Urlaubs ihren Hund Keenoa überließ. Ich war voll der Bewunderung, wie unheimlich gut erzogen er war – zumindest im Vergleich zu meinem sturen Rauhaardackel, den ich in meiner Kindheit gehabt hatte. Keenoa war so wohlerzogen, dass er ohne Leine folgte. Dennoch sagte meine Freundin: „Sollte er ein Reh sehen, wird er drauflos rennen, aber in der Regel macht er eine Runde und kommt zurück.“

Was für ein Hund!

Als ich eines Tages mit ihm am Cobenzl unterwegs war, geschah es tatsächlich. Keenoa erspähte ein Reh und startete drauflos. Ich, komplett überzeugt von der Verlässlichkeit dieses Hundes, pfiff einmal kurz lässig und wartete einfach darauf, dass der Hund die Kurve zurück machte. Genau so geschah es, der Hund drehte ab, lief eine kleine Runde und war sofort zurück. Spaziergänger, die das Ganze beobachtet hatten, pfiffen bewundernd durch die Zähne. Was für ein Hund!

Als meine Freundin vom Urlaub zurückkam und ich ihr davon erzählte, war sie erstaunt: „Er hat sofort umgedreht?“ „Klar“, sagte ich, „hast du doch gesagt!“ Sie lachte. „Im Idealfall, ja! Aber nicht unbedingt sofort. Ich meinte, er dreht eine Runde und kommt dann zurück. Wahrscheinlich hat er aber gespürt, dass du dir absolut sicher warst, dass er kommt. Es gab gar keinen Zweifel. Deshalb hat er gleich umgedreht. Wäre ich mit ihm gegangen, wäre ich wohl nicht so sicher gewesen.“

Hunde spiegeln oft, was ihr Gegenüber spürt und körpersprachlich ausstrahlt. Meinem eigenen Hund vertraue ich – trotz aller Bemühungen – nicht annähernd so sehr wie damals Keenoa, auch wenn er ebenfalls sehr gut erzogen ist. Ich habe mehr Angst um ihn, ich weiß mehr über ihn – und das strahle ich mit Sicherheit auch aus. Hundetrainer*innen bestätigen das: Hunde lesen unsere Körpersprache sehr genau. Zweifel an unserer Einstellung erkennen sie, auch wenn sie nur leise in uns keimen. Meine Klarheit gegenüber Keenoa entstammte einer gewissen Naivität. Ich hatte mit ihm bisher keinerlei Erfahrungen gemacht, die mein Vertrauen getrübt hätten. Dadurch konnte ich damals wohl so klar agieren, wie ich es getan hatte.

Vertrauen springt über

Was ich damit sagen will? Ob Hund oder Mensch – felsenfestes Vertrauen springt über. Und Klarheit entsteht ebenfalls durch Vertrauen: Als erstes muss man selbst daran glauben. Dann kann man das Vertrauen auch dem Gegenüber schenken.

Ist das ein Plädoyer dafür, anderen blind zu vertrauen? Nein. Nur ein Beispiel dafür, wie Klarheit, das eigene Vertrauen und das in andere zusammenhängen. Das bedeutet nicht, dass man andere nicht auch kennen (lernen) muss, um Vertrauen zu entwickeln. Keenoa war ein Hund, der mein Vertrauen in ihn durch sein Verhalten immer wieder bestätigt hat. Meiner hingegen kommt in gewissen Situationen an die Leine. ?

Kein Streit trotz unterschiedlicher Stimmungen

Krachen Stimmungen  aneinander, sind oft dahinterliegende Bedürfnisse zu unterschiedlich. Wie lässt sich in solchen Situationen Streit vermeiden?

Mit den Koffern kommt auch viel Außenstimmunge ins Haus.Was für ein Seminar! Der Startrainer kehrt nach Hause zurück. Im Kopf und Gepäck das euphorische Feedback von 12 Teilnehmer*innen. Natürlich wird es einen Folgeworkshop geben. Und Spaß hatten wir! Gut, die Nacht zwischen den beiden Seminartagen war ein wenig kurz ausgefallen, aber wenn die Stimmung passt, lassen sich Schlafdefizit und Kopfweh gut wegzustecken. So komme ich nach Hause. Kaum sind die Koffer abgestellt, beginne ich zu erzählen. Ach was, erzählen – es sprudelt aus mir heraus. Ich will meine Frau und Partnerin teilhaben lassen und sie anstecken. Es ist ja nicht nur mein Erfolg, es ist der von WORT & WEISE – also von uns beiden.

Zwei Menschen – zwei Stimmungen

Doch sie schaut nur müde und scheint sich überhaupt nicht zu freuen. Irgendwann kommt sie zu Wort, erwähnt, ein Sohn hätte Zoff mit einem Freund, mit dem Hund hätte sie zum Tierarzt fahren müssen und, ach ja, die Heizung mache schon wieder Probleme. Sie sei in der Zwischenzeit überhaupt nicht dazu gekommen, die Angebote zu schreiben, die sie sich vorgenommen hatte. Ja, okay, blöd, ich war halt nicht da, ich bringe mich jetzt ohnedies ein, aber sie könnte sich ja dennoch freuen oder ein bisschen mitfeiern. In kurzer Zeit ist meine Euphorie verflogen, es bleibt das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden.

So etwas kann passieren. So etwas ist uns passiert – und zwar in beide Richtungen. Auch Elisabeth ist schon endorphingeladen, laut und randvoll mit Außenwelt bei der Tür hereingekommen – und auf das personifizierte Gegenteil gestoßen. Weil ich vielleicht gerade mit Alltäglichkeiten eingedeckt war, in einer leisen Stimme der Häuslichkeit steckte und das hohe Energielevel als aggressiv empfand.

Verschiedene Stimmungen als Konfliktursache, das gibt es in privaten Paarbeziehungen, in beruflichen Beziehungen und selbstverständlich auch, wenn man als privates Paar zusätzlich beruflich zusammenarbeitet. Schnell fühlt sich ein Part unverstanden, nicht gehört oder überrollt. Und doch sind wir diesem Aufeinanderkrachen von Stimmungen nicht hilflos ausgeliefert, und doch können wir den dreohenden Streit vermeiden.

Unterschiedlichen Bedürfnissen auf den Grund gehen

Wir können solche Konflikte mit ein wenig Erfahrung vorhersehen und entsprechend reagieren. Zwei Menschen erleben verschiedene Dinge und treffen dann mit entsprechend unterschiedlichen Gefühlen aufeinander, das ist in Ordnung. Die Gefühle der einen Person und auch das andere Energielevel, die Lautstärke oder das Tempo sind kein Angriff auf die andere Person. Wir müssen es nicht auf uns beziehen. Wir können uns in Erinnerung rufen, dass wir gerade in verschiedenen Welten unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Wir können jeder und jede feststellen und damit auch aussprechen, dass wir gerade beide jeweils woanders stehen und unterschiedliche Bedürfnisse haben.

Auch wenn beide gerade ihre Realität mit dem anderen teilen würden: Offenbar braucht gerade jede*r etwas anderes. Was wir brauchen, dessen sollten wir versuchen, uns bewusst zu werden. Ist es Ruhe? Ist es Austausch – aber zu einer anderen Zeit? Dann können wir auch sagen, was wir brauchen. Im Idealfall äußern wir das in einer positiv formulierten, freundlichen, aber klaren Bitte – die der andere auch erfüllen kann.

Wir können kurz innehalten und uns fragen, was denn der andere gerade braucht – oder ihn bzw. sie selbst fragen. Wichtig ist dabei, ein Dialogfeld zu öffnen, das frei von Schuldzuweisungen bleibt – und dem Gegenüber zuzuhören und dessen Stimmung wahrzunehmen. Wir können darauf achten, beiden Beteiligten Raum zu geben und damit Streit vermeiden. Wenn beide diesen Raum bekommen, sei es durch Zeit, Ruhe oder ein offenes Ohr, dann ist Begegnung auch aus verschiedenen Wahrnehmungswelten und in verschiedenen Stimmungen leichter möglich – sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld.

Suchen Sie auch nach den richtigen Worten? Kommen Sie zu einem Kommunikationstraining von WORT & WEISE oder zum Kommunikations-Coaching für Einzelpersonen!

 

Jobsharing: Verschiedenheit als Chance

Teilen sich zwei Menschen einen Job, treffen unterschiedliche Arbeitsweisen aufeinander. Das führt häufig zu Konflikten und einem Ende der Zusammenarbeit. Dabei können gerade Gegensätze beim Jobsharing ein großer Vorteil sein.

Nichts kann existieren ohne Ordnung, nichts kann entstehen ohne Chaos.
Albert Einstein

Unterschiede in der Teamarbeit sind wie Regen und Sonne. Beide braucht es für gute Zusammenarbeit.
Unterschiede in der Teamarbeit sind wie Regen und Sonne. Beide braucht es für gute Zusammenarbeit.

 

Der Volksmund kennt zwei Weisheiten, die sich zu widersprechen scheinen:
„Gleich und gleich gesellt sich gern“ und „Unterschiede ziehen sich an“.
Viele haben diesen Widerspruch schon bei Paarbeziehungen aufgedeckt.
Aber wie ist es beim Jobsharing?

Wenn zwei Menschen sich eine Arbeit teilen oder einfach nur eng zusammenarbeiten, ist es dann besser, wenn sie einander möglichst ähnlich sind? Oder haben Unterschiede auch ihre Vorteile?

12 erfolgreiche Arbeitspaare im Interview

Wir durften für ein (noch nicht erschienenes) Buch zum Thema „Arbeiten zu zweit“ zwölf berufliche Paare interviewen. Sie alle haben zumindest über einige Jahre gut als Zweierteam zusammengearbeitet. Dabei hat sich ein Erfolgsrezept herauskristallisiert: Auf Werteebene braucht es eine gewisse Übereinstimmung, auch bei den Visionen und Zielen, in der Art zu arbeiten allerdings können Unterschiede sogar ein Vorteil sein.

So erzählte uns die Co-Geschäftsführerin einer großen Non-Profit-Organisation, dass ihr Top-Jobsharing nur funktioniere, weil beide zum Beispiel einen ähnlichen Zugang zur Mitarbeiterführung hätten. Würde etwa eine vor allem auf Kontrolle und die andere auf Vertrauen setzen, wäre das ein Ding der Unmöglichkeit. Auf die Frage aber, ob die zwei Führungskräfte unterschiedliche Arbeitsstile haben dürften, antwortete sie: „Je unterschiedlicher die zwei Menschen sind, desto besser.“

Beim Jobsharing Unterschiede wahrnehmen und nutzen

Freilich gaben alle diese funktionierenden Paare an, dass sie diese Unterschiede akzeptieren, ja sogar für sich nutzen – als Korrektiv, als Ergänzung, als hilfreichen Antagonismus. Der Inhaber einer Werbeagentur, die er gemeinsam mit seinem Cousin betreibt, sah zum Beispiel nur Vorteile in dem Modell des Jobsharings, „weil wir unterschiedliche Sichtweisen und Lösungsansätze mitbringen.“

Natürlich könne es nerven – auch das erwähnen einige der Interviewten –, wenn das Gegenüber ganz anders tickt: wenn einer ordentlich ist und der andere das kreative Chaos liebt, eine schnell entscheidet und die andere sich viel Zeit zum Abwägen nimmt, wenn einer die Dinge aus der Vogelperspektive betrachtet und der andere das Augenmerk auf Details legt. Die Frage ist, ob wir die Unterschiede als Barriere betrachten oder ob wir sie als Bereicherung willkommen heißen, ob wir das Anderssein als falsch titulieren oder als Puzzlestück, das uns gemeinsam zu einem größeren Bild verhilft.

Regen und Sonnenschein

Der Kommunikationsexperte Friedemann Schulz von Thun hat sich viel mit solch antagonistischen Werten beschäftigt. In seinem berühmten Wertequadrat zeigt er, dass jede Eigenschaft als Ausgleich auch einen Gegenpol benötigt, weil sie sonst ins Extreme abzugleiten droht. Sparsamkeit kann schnell in Geiz abdriften, wenn da nicht Generosität für Ausgleich sorgt. Die wiederum braucht die Sparsamkeit, um vor Verschwendung gefeit zu sein. Und Genauigkeit kann zu Perfektionismus ausarten, wenn auf der anderen Seite nicht Lockerheit eine Balance schafft. Die freilich ist auf Genauigkeit angewiesen, weil sie sonst droht, in die Schlampigkeit abzugleiten.

Schulz von Thun sieht in der Kombination von Gegensätzen die Chance, auf eine noch höhere Qualitätsebene zu kommen. Er nennt sie „Regenbogenqualität“ und erklärt: „Der Regenbogen geht nur auf, wenn zwei konträre Erscheinungen – Regen und Sonnenschein – gleichzeitig vorhanden sind; erst dann entsteht diese besondere Schönheit einer Verbindung von Gegensätzlichem, das gleichzeitig vorhanden ist und sich durchdringt.“*

Vorteile statt Nachteile hervorstreichen

Nicken Sie innerlich und meinen, das sei doch klar? Dann denken Sie auch beim nächsten Mal daran, wenn Sie sich zum Beispiel über die „Langsamkeit“, „das Chaos“ oder die „Schludrigkeit“ ihres Gegenübers ärgern. Im Berufsalltag (wie auch in Beziehungen) vergessen wir schnell, dass die Haltung des Gegenübers auch einen Wert darstellt. Dann fehlt uns das Verständnis für das Anderssein. Dann sehen wir in der Sorgfalt nur die Pedanterie, und diese Person reagiert vielleicht, indem sie unsere Schnelligkeit als Oberflächlichkeit diffamiert.

Die komplementären Werte zu sehen und anzuerkennen, anstatt den anderen ändern zu wollen, kann Arbeit sein. Aber sie ist, wie wir in allen Interviews zu hören bekamen, eines der Geheimnisse erfolgreichen Jobsharings, ja erfolgreicher Zusammenarbeit überhaupt.

Es gehe darum, erzählte uns der weibliche Teil eines erfolgreichen Bühnen-Duos, an sich selbst und an der Beziehung zu arbeiten. Und darum, „die Unterschiede als Ressource zu sehen und nicht als Widerspruch“. Und ein Tischler, der mit seiner Frau seit Jahrzehnten exklusive Möbel herstellt, formuliert den konstruktiven Umgang der beiden mit ihrer Verschiedenheit so: „Wir haben im positiven Sinn die Unterschiedlichkeit kultiviert.“

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* Pörksen, Bernhard/ Schulz von Thun, Friedemann: Kommunikation als Lebenskunst, Heidelberg 2014, S. 117.

Wenn Sie Interesse an dem Buch haben, dann schreiben Sie uns ein kurzes Mail. Wir informieren Sie, sobald unser Werk erhältlich ist.

Sie möchten Ihre Zusammenarbeit verbessern? Kommen Sie mit Ihren Kolleg*innen zu unserem Team-Workshop oder Teamcoaching!

Gemeinsames Ziel? Team stabil!

Manche Konflikte beim Arbeiten im Team entstehen, weil die Mitglieder zu wenig Augenmerk auf das gemeinsame Ziel legen. Vor allem kleine Teams erleben oft Überraschungen.

Rosa und Linus sind sich einig: Nach jahrelangem Training in artistischen Künsten wie Akrobatik und Jonglieren möchten sie auftreten – und da sie seit vielen Jahren ein Paar sind, wollen sie es gemeinsam tun. „Wir zeigen eine coole Jongliernummer!“, sind sie sich einig, und eifrig machen sie sich an die Ausarbeitung der Idee.

Einige Wochen später beginnt sich die Planung des gemeinsamen Projekts allerdings auf die Beziehung der beiden auszuwirken, denn obwohl ihnen das gemeinsame Training im Turnsaal nach wie vor Freude macht, streiten sie über jede Kleinigkeit, die die zukünftige Nummer betrifft: Kostüme, Requisiten, Musikauswahl – sind sie sich in einer Sache einig, diskutieren sie bereits heftig über die nächste. Warum?

Wir müssen wissen, wie das Ziel aussieht

Denn wie für den einen „Hund“ ganz selbstverständlich eine Dogge ist, so hat die andere vielleicht einen Scotchterrier vor Augen. Bei der Vorstellung vom Ziel kann das ähnlich sein.Wenn Unternehmen und Organisationen ein Projekt in großen Teams planen, findet oft ein Auftakt-Workshop statt oder eine Informationsveranstaltung, in welche Richtung die gemeinsame Arbeit gehen soll. Es gibt Zielfindungsprozesse oder Klausuren, um das gemeinsame Vorgehen abzustimmen.

Schließt man sich aber in etwas informellerem Rahmen zu zweit oder dritt für eine gemeinsame Arbeit zusammen, passiert so etwas meist nicht. Die kleine Gruppe ist oft trügerisch: Dass die Gruppe überschaubar ist, verleitet dazu, ohne Vorbereitung loszulegen, weil auf den ersten Blick alles klar scheint. Wenn es dann während der Umsetzung von Projekten in Zweier- oder Dreiterteams hapert, liegt die Ursache aber oft darin, dass vielleicht schon die Ziele im Grunde für jeden anders aussehen, ohne dass es den Beteiligten wirklich bewusst ist.

Denn wie für den einen „Hund“ ganz selbstverständlich eine Dogge ist, so hat die andere vielleicht einen Scotchterrier vor Augen. Bei Zielen ist das ähnlich. Haben wir nicht dieselbe Vorstellung vom Ziel, werden wir einander bei der gemeinsamen Anstrengung, es zu erreichen, in die Quere kommen – und als Team möglicherweise scheitern.

Selbstklärung und Ziel für sich selbst definieren, dann darüber reden

Am besten ist es also, wenn alle in einem ersten Schritt für sich klären, was sie jeweils ganz persönlich mit dem Ziel verbinden und wie sie es sich vorstellen, um in einem zweiten Schritt darüber in Austausch zu treten.

Bekommen wir z. B. als Team den Auftrag, eine Hundehütte zu bauen, ist es ratsam, vor der Errichtung darüber zu sprechen, wie sie sich jede/r einzelne vorstellt. „Für mich ist ein Hund ein Scotchterrier. Die Hütte ist in meinem Kopf nicht sehr groß. Wie sieht für dich ein Hund und die passende Hütte aus?“

Es klingt banal und ist es nicht. Was wir als selbstverständlich annehmen, kann für den anderen absurd sein. Denn mit jedem Ziel sind mitunter ganz eigene Unterziele, Wertvorstellungen und Wünsche an die Wirkung verbunden, die uns im ersten Moment nicht bewusst sind – und die bei allen Menschen unterschiedlich sein können.

Tipps, um Ziele für sich und andere zu klären

Wenn Sie also in einem (kleinen) Team arbeiten und feststellen, dass es immer und immer wieder hakt bzw. wenn Sie beginnen, ein gemeinsames Projekt zu planen, stellen Sie sich – vorerst jede/r für sich – folgende Fragen:

  1. Wie sieht das Ziel für mich aus? Was soll, wenn es erreicht ist, anders sein?
  2. Welche Wirkung will ich damit erzielen? Was wollen wir als Team damit bewirken? Welche Wirkung will vielleicht mein/e Partner/in erreichen?
  3. Was, von dem, was mir persönlich wichtig ist, sehe ich auch in diesem Ziel verwirklicht?
  4. Warum will ich das Ziel erreichen? Was treibt mich an?
  5. Wer wird oder soll einen Nutzen davon haben? Welchen?

Beantworten Sie die Fragen erst einzeln. Treten Sie dann in Austausch und hören Sie auch, wie das Ziel für andere im Team aussieht, was ihnen wichtig ist. Finden Sie dann mögliche Gemeinsamkeiten, besprechen Sie Punkte, in denen Sie von Grund auf unterschiedliche Ansichten haben.

Wenn Sie so wesentliche Dinge zu Beginn offenlegen, sparen Sie möglicherweise viel Energie in der weiteren Zusammenarbeit. Denn irgendwann stehen unterschiedliche Zielvorstellungen der Umsetzung ganz gehörig im Weg. Es ist gut, das vorab herauszufinden und mögliche Konflikte aufzudecken. Denn auch unterschiedliche Vorstellungen vom Ziel können produktiv sein: etwa durch die Anpassung des Projekts, die Veränderungen von Zuständigkeiten, das Finden von gemeinsamen Unterzielen.

Linus und Rosa haben sich die einzelnen Punkte rund um das Ziel genauer angesehen und festgestellt, dass sie völlig unterschiedliche Vorstellungen von einer gemeinsamen Jongliernummer haben. Gelöst haben sie ihr Problem, indem sie einen gemeinsamen Rahmen fanden, jede/r für sich aber eine kleine Solonummer eingebaut hat. Möglich wurde es, weil sie sich die Zeit genommen haben, das Ziel, gemeinsam aufzutreten, vor der Umsetzung im Detail genau unter die Lupe zu nehmen. Probieren Sie es auch aus, es lohnt sich!

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim Umsetzen Ihrer Ziele im kleinen Team.

Das ist der erste Beitrag unserer Reihe „Arbeit in kleinen Teams“; weitere folgen.
Gern betreuen wir natürlich auch persönlich Ihr (kleines) Team mit unseren Kommunikationstrainings und unseren anderen Angeboten zu dem Thema.

Augenhöhe – eine Begriffsrettung

 

augenhöheWarum der Begriff Augenhöhe zwar oft missbräuchlich verwendet wird, aber alles andere als ein Mythos ist.

Es gibt ein häufig zu beobachtendes Phänomen: Journalisten oder Journalistinnen nehmen einen Begriff, verstehen ihn falsch oder stellen fest, dass er falsch verwendet wird, und diskreditieren ihn dann – erklären ihn etwa zum „Mythos“. So führte es Karin Bauer unlängst in einem Standardartikel mit dem Begriff Augenhöhe vor.

Leider greift die Autorin, wenn es darum geht, die Bedeutung des Begriffs Augenhöhe zu erfassen, auf Vergleiche zurück, die jegliche Differenzierung vermissen lassen, argumentiert polemisch und urteilt pauschal. Augenhöhe wird bei ihr mit einem naiven Konzept von Gleichheit und Hierarchielosigkeit in Verbindung gebracht. In einer differenzierten Auseinandersetzung hat der Begriff der Augenhöhe aber mit den in Karin Bauers erwähnten einfachen Lösungen, einem Wohlfühldiskurs und einer Ikea-Politik so viel gemeinsam wie ein Pfau mit einem Pfauenauge.

Ja, nicht alle, die behaupten, anderen auf Augenhöhe zu begegnen, tun das auch. Ja, gerade bei der eben angelobten Regierung sehen auch wir viele Gründe, skeptisch zu sein. Und ja: Auch in der Wirtschaft wird der Begriff mitunter missbräuchlich eingesetzt.

Haltung, nicht Mythos

In Wirklichkeit ist Augenhöhe eine innere kommunikative Haltung und – hier hat die Autorin im letzten Satz Recht – ein dauerhaftes Bemühen um einen Dialog; nicht jedoch um ein krampfhaft erzeugtes Wir, einen faulen Kompromiss oder um ein Aufweichen der eigenen Position. Im Gegenteil.

Auf Augenhöhe bedeutet, dass ich mir meines Wertes und meiner Position bewusst bin und zugleich die Fähigkeit entwickle, auch den Wert und die Position des anderen als genauso gerechtfertigt anzuerkennen wie die eigene. Das muss nicht bedeuten, meine Position aufzugeben, aber ich stelle zwei Meinungen, Personen, Ansichten gleichwertig und gleichberechtigt nebeneinander und bin daran interessiert, die Ursachen für die Meinung meines Gegenübers und seine Bedürfnisse zu sehen und anzunehmen. Dann, erst dann kann man von Augenhöhe sprechen. Mit „Ich bin einer von euch“ hat das genau nichts zu tun.

Chef und Angestellte auf Augenhöhe

Denn wenn der Chef, wie Karin Bauer schreibt, das 30-fache seiner Angestellten verdient, tut sich zwar eine unangemessene Gehaltsschere auf, es verhindert aber nicht, dass er der Mitarbeiterin zuhört, ihre Bedürfnisse wahrnimmt und ihre Interessen wahrt beziehungsweise in Entscheidungen einbezieht.

Und dass eine Vorgesetzte mit ihrem Team Gespräche auf Augenhöhe sucht, heißt auch noch lange nicht, dass sie nicht willens wäre, ihre Führungsfunktion wahrzunehmen und Entscheidungen zu treffen. Aber Kommunikation auf Augenhöhe kann die Basis für ihre Entscheidungen sein und ist ein unverzichtbares Element ethischen Führens.

Das Konzept der Augenhöhe gibt es bereits, es muss nicht aus dem Mythos oder der „Sehnsucht danach etwas Neues entstehen“ – dieses Neue ist bereits da, man muss es nur korrekt wiedergeben.

Elisabeth Gräf und Roman Kellner sind Trainer für schriftliche und mündliche Kommunikation in Wien, www.wortundweise.at

Fünf Fachtipps für viele Verfasser

Viele Verfasser verderben den Text nicht unbedingt, so wie auch viele Köche nicht jeden Brei verderben.Viele Verfasser verderben einen Text – nicht unbedingt

Ein Text und mehrere Verfasser: Kann das gutgehen? Ja, aber beherzigen Sie folgende Ratschläge. Dann schreiben Sie ein Buch, eine Broschüre oder eine Studie im Kollektiv, ohne dass dabei gleich Beziehungen oder Teams in Brüche gehen.

  1. Verständigen Sie sich über das Ziel

Beantworten Sie diese Fragen gemeinsam im Team oder einzeln und tragen Sie die Antworten dann zusammen. Sie vermeiden damit Überraschungen im Nachhinein.

  • Als wer schreiben Sie? Welche Rollen haben Sie? Was erwarten Sie sich von dem Produkt?
  • Wen wollen Sie mit dem Printprodukt erreichen? Was wissen Sie über Ihre Zielgruppe? Welche Sprache ist angemessen?
  • Wozu schreiben Sie den Text? Was soll nach dem Lesen passieren? Sind die Leser/innen lediglich informiert? Oder sollen Sie etwas tun oder etwas Bestimmtes über Sie denken?
  1. Klären Sie, welcher Stil passt

Jeder Mensch schreibt ein wenig anders, weil in Geschriebenes immer auch ein Stück der Persönlichkeit fließt. Das ist OK. Arbeiten Sie an einem Sammelband, hat es vielleicht sogar seinen Reiz, dass die Texte ganz verschieden daherkommen. Soll der Text aber aus einem sprachlichen Guss sein, ist es wichtig, dass Sie im Groben wissen, welcher Stil der richtige ist oder zumindest, wie sie verschiedene Stile kombinieren. Wenn A auf wissenschaftliche Sprache setzt und B in Anekdoten schreibt, liegen A und B vermutlich zu weit auseinander. Klären sie auch, ob und wie Sie gendern und wie Sie mit Abkürzungen oder Fachausdrücken umgehen wollen.

  1. Setzen Sie auf Ping-Pong

Klären Sie, wer was am besten kann. Jede/r sollte mit dem Teil beginnen, bei dem er/sie am meisten zu sagen hat oder bei dem er/sie am ehesten beginnen kann. Wenn der Schreiber oder die Schreiberin nicht mehr weiter weiß, wandert der Text weiter. Danach wieder zurück oder an die dritte Person. Wir haben oft erlebt, dass man am Ende gar nicht mehr sagen kann, wer welchen Text verfasst hat. Das ist gut, wenn es erwünscht ist.

  1. Oder bestimmen Sie eine letztverantwortliche Person

Im Idealfall gibt es eine/n Redakteur/in, der/die alles zusammenfasst und in einen Guss bringt. Steht so jemand nicht zur Verfügung, braucht es dennoch jemanden, der das letzte Wort hat, idealerweise jene Person, die am besten die deutsche Rechtschreibung beherrscht. Ihre Aufgabe ist es, die Texte zusammen zu führen, sie zu korrigieren und allzu große Unebenheiten zu bügeln.

  1. Stecken Sie Eitelkeiten zurück

Wenn zwei Menschen einen Schneemann bauen, sollte sich in der Skulptur die Handschrift von zwei Schneemannbauer/inne/n finden. Das ist normal und schön. Das heißt aber auch, dass sich nicht eine/r durchsetzen kann, sonst ist es besser, man baut gleich zwei Schneemänner nebeneinander. So ist es auch mit einem Schriftwerk. Akzeptieren Sie, dass es ein wenig anders wird, als wenn Sie es alleine geschrieben hätten.

Mehr, viel mehr solche Tipps erwarten Sie in unseren Schreibseminaren.

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Bedürfnisse oder die richtige Raumtemperatur

Ist es nun kalt oder warm? Das entscheidet weniger das Thermometer, sondern das subjektive Kälteempfinden.Über Bedürfnisse zu diskutieren, ist ein sinnloses Unterfangen.

Wir arbeiten im selben Raum an unseren Computern. Ich trage ein T-Shirt, von meiner Partnerin sieht man nur die Augen. Sie rollen knapp oberhalb des Rollkragenrandes hin und her – auf der Suche nach einer siebenten Schicht, in die sie sich hüllen könnte. Auch in der Nacht ist es nicht anders: Decke ich mich auf Grund nächtlicher Hitzewallungen ab, schnappt sie sofort die Tuchent, weil zwei Decken und die gesamte Winterschlaf-Kollektion mehrerer Gewandkataloge noch nicht ausreichen.

Die Wohlfühltemperatur meiner Partnerin liegt drei Grad über der meinen, mindestens. Darüber lässt sich streiten und darüber haben wir gestritten. Allein: die Diskussionen führen zu nichts. Die eigenen Bedürfnisse stehen denen eines anderen Menschen gegenüber. Eine Wirklichkeit trifft auf eine andere Wirklichkeit.

Argumente versus Bedürfnisse

Da hilft es auch nicht – glauben Sie mir, ich habe es versucht –, mit Heizkosten oder Statistiken zu argumentieren. Ihnen kann ich es ja verraten: Ein Grad weniger Raumtemperatur spart sechs Prozent der Heizkosten. Aber das zählt als Argument nicht, wenn nur einer das Opfer bringt, wenn einem, in dem Fall einer, einfach kalt ist.

Daher: Versuchen Sie nie, den oder die andere/n von etwas zu überzeugen, was einer subjektiven Empfindung entgegensteht. Eine Temperatur-Diskussion zwischen einer Schnee-Eule und einem Känguru würde schließlich auch nichts bringen.

Kompromisse und Lösungen

Sie fragen sich, wie man das aushalten kann? Wie ich überlebe, ohne zu schmelzen? Nun: Leiden, damit nur der oder die andere sich wohl fühlt, ist keine Lösung. Und wahrscheinlich haben Sie es schon vermutet: Einfache Lösungen gibt es selten. Aber es gibt sie, die Möglichkeiten. Sie befinden sich allerdings jenseits der Zone „Recht haben/Recht bekommen“. In unserem Fall wäre das: Finden Sie Kompromisse und kreative Lösungen. Arbeiten Sie in getrennten Zimmern. Setzen Sie die hitzige Person näher zum Fenster. Denken Sie sich zeitliche Regelungen aus. Arbeiten Sie nicht gleichzeitig. Schaffen Sie eine Warm- und eine Kühlzone. Wie auch immer die Lösung in Ihrem Fall aussehen könnte: Stehen Sie zu Ihren Bedürfnissen. Aber akzeptieren Sie die Bedürfnisse des/der anderen als gleichwertig. Das vermeidet Streit. Und schafft manchmal ein ganz neues Arbeitsklima.

Neugierig geworden auf mehr Tipps und Tricks, wie Sie als Paar oder Team gut zusammenarbeiten, dann besuchen Sie doch unsere Angebote zu den Themen.

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Arbeiten als Paar – mit einem klaren Ziel

Als Paar ein Buch schreiben, das kann klappen, muss es aber nicht.Egal, welche Arbeit man vor sich hat: Es ist wichtig zu wissen, was danach anders sein soll. Und das ist oft gar nicht so einfach. Angenommen, ich bin gerade dabei, einen Nagel einzuschlagen. Was ist mein Ziel? Ein gerade und korrekt eingeschlagener Nagel? Dass das Bild hängt? Ein schöneres Wohnzimmer? Oft bestimmt das Ziel, wie ich an eine Sache herangehe. Und hier wird es als Paar ganz besonders interessant. Schon allein ist es manchmal schwierig zu wissen, was man denn genau mit dem, was man tut, erreichen möchte. Zu zweit kann es eine echte Herausforderung sein.

Ein Buch, zwei Vorstellungen davon

Ich erinnere mich an unseren ersten gemeinsamen Buchversuch im Jahr 2004. Uns war klar, wir schreiben ein Buch über Verhörer, also Missverständnisse im Verstehen. Vermeintlich ein klares gemeinsames Ziel. Als die Arbeit jedoch nicht vorankam, mir nichts passte, was mein Partner schrieb und die Unzufriedenheit zunahm, wurde mir langsam klar: Ich fände zwar ein Verhörerbuch spannend, aber ich hätte es gern viel wissenschaftlicher. Kein nettes Büchlein mit anekdotisch verpackten, gesammelten Verhörern, sondern etwas, das mir als Sprachwissenschafterin gefiel. Und ich wollte, dass mein Partner dieses Ziel teilte. Ihm schwebte hingegen ein unterhaltsames, nettes Geschenkbuch für alle Gelegenheiten vor, ein wissenschaftliches Kapitel nur unter ferner liefen.

Erst nach und nach begriffen wir: Wir teilten nicht dieselbe Vorstellung vom Endprodukt. Wir versuchten uns zu einigen, allerdings brachte ich keine Energie auf, mich einem Buchprojekt zu widmen, zu dem ich nicht hundertprozentig stand. Das gemeinsame Projekt konnte nicht stattfinden. Kooperation gab es letztlich trotzdem: Roman schrieb sein Geschenkbuch – und ich ließ mein Wissen in ein Kapitel mit sprachwissenschaftlichem Hintergrund fließen. Das gemeinsame Schreiben, das gemeinsame Arbeiten an einem geteilten Ziel war jedoch vorerst gescheitert – unsere Vorstellungen vom Endprodukt waren zu unterschiedlich gewesen.

Neues Buch, neuer Versuch

Wie groß war also unsere Freude sechs Jahre später, als wir feststellten, dass wir die nächste Buch-Idee mit ähnlichen Zielvorstellungen angingen. Wir waren außerdem aus Erfahrung klug geworden. Jeder legte noch vor Projektbeginn offen, welche Vorstellungen er/sie in Bezug auf Umfang, Stil, Aufbau, Themen und Zielgruppe hatte. Im Gespräch konnten wir strittige Punkte ausräumen oder entsprechend der Kompetenzen verteilen. Je klarer die Ziele wurden, auch für die einzelnen Kapitel, desto eher konnten wir auch auf die Vorlieben des einzelnen achten – all das unter der Beachtung einer gemeinsamen, geteilten Vorstellung vom Endprodukt. Nie war arbeiten so schön. Wenn sich die Bilder beider Partner vom Ziel decken, ja, dann fällt die Arbeit mehr als doppelt so leicht.

Zu den Büchern:

Roman Kellner: Von Eisbärsalat bis Knöchelverzeichnis. Die besten Verhörer der deutschen Sprache, Wien: Ueberreuter 2005.
Das Buch hat zwei Auflagen erlebt und vergriffen, allerdings ist es gebraucht zu finden, z.B. hier und auch bei amazon. Es wird aber vermutlich demnächst als E-Book wieder auferstehen.

Elisabeth Gräf/Roman Kellner: Ziele und Zaubersprüche. Von Harry Potter und seiner Welt lernen, Potsdam: ÖkoSysteme-Verlag 2011.
Näheres unter: www.zieleundzaubersprueche.com

Seminartipp:

Wenn Sie das Thema interessiert, dann sind Sie auch bei unseren Angeboten für kleine Teams richtig.

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