Schlagwort-Archiv: Bindestrich

Besserwisser-Infos für Zusammenschreibungsprobleme

Heißt es Online Training wie im Englischen, Online-Training oder Onlinetraining? Bindestrich – ja oder nein? Finden Sie es heraus!

Unlängst habe ich einige Seiten für den Internetauftritt einer großen Firma korrigiert. Die Marketing-Agentur, die mich gebucht hatte, schickte mir die Datei mit folgendem Kommentar: „Fehlende Bindestriche in Zusammenhang mit Produkt- oder Firmennamen bitte nicht einfügen, ist vom Kunden nicht erwünscht. Hoffe, Sie halten das aus!“

Ich hielt es aus – immerhin war das Problembewusstsein vorhanden. Aber wie oft kommt es vor, dass mir etwa Studierende in der Rechtschreib-Einheit des Textworkshops erklären wollen, dass man All-you-can-eat-Angebot auf keinen Fall durchkoppeln dürfe! „Da kann es keine Regel geben“, meinen sie – und wissen es nach dem Kurs besser.

Von Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänsmützen und Schneeeulen
So manche Schreibweisen, sei es nun mit oder ohne Bindestrich, schmerzen mehr als der Biss einer Schneeeule. Oder wäre hier Schnee-Eule besser?
Bissspuren von Schneeeulen führen zu Stresssituationen. So viele Dreifachbuchstaben!

Wenn wir im Deutschen Hauptwörter bilden, können wir sie einfach so lange zu einem einzigen Wort zusammensetzen, wie wir denken, dass es noch verstanden wird.

Wollen wir das Wort gliedern, damit es einfacher zu lesen ist, machen wir das mit einem Bindestrich (Divis). Wie der Name schon erahnen lässt, verbindet er Wörter. (Und aus Coronazeiten wissen wir nur zur Genüge, dass ein Abstand nicht der Verbindung dient, zumindest nicht physisch.) Wir können uns nun aussuchen, ob wir das Zufußgehen schreiben oder das Zu-Fuß-Gehen. Der Bindestrich hilft uns, die einzelnen Elemente des zusammengesetzten Wortes zu erfassen. Mein Lieblingsbeispiel ist

  • Kindergarten-Sessel versus
  • Kinder-Gartensessel.

Der Unterschied in der Bedeutung ist mit dem Divis auf einen Blick erkennbar, während ich bei Kindergartensessel erst mal grübeln muss (und die deutschen Mitlesenden werden auch noch über Sessel stolpern, weil sie bei Sessel an einen Fauteuil denken und nicht an einen Stuhl wie die meisten in Österreich).
Empfehlenswert ist diese Trennung übrigens auch, wenn man die Häufung gleicher Buchstaben vermeiden möchte, wenn etwa Bissspuren einer Schneeeule zu Stresssituationen führen. Spätestens wenn der Zooornithologe einen Sicherheitscheck durchführt, würde ich ganz intensiv für einen Bindestrich plädieren! Denn man darf ihn zur Gliederung auch dann setzen, wenn es bereits ein Fugen-s gibt, der Sicherheits-Check wäre in dieser Schreibung bestimmt verständlicher (ganz im Sinne der Zoo-Organisations-Optimierung 😉 ).

Quality Check beim All-you-can-eat-Angebot

Muss ich Wörter aus einer Fremdsprache also auch mit einem Divis verbinden? Ja, wenn sie damit zu einem Bestandteil der deutschen Sprache werden. Hier die Erklärung:

Sind beide Bestandteile der Zusammensetzung fremdsprachige Wörter, z. B. in Quality Check, darf ich es so stehen lassen. Quality-Check wäre aber auch in Ordnung, weil der Check bereits im Deutschen angekommen ist. (Und warum eigentlich nicht Qualitätsprüfung?) Wird also mit einem Wort, das Bestandteil der deutschen Sprache ist, verbunden, gelten die Regeln der deutschen Sprache, etwa in: Quality-Management-Expertin. Ich darf die Wörter also nicht wie im Englischen mit Abstand schreiben!
Auch in Verbindung mit Namen (und damit im Grunde auch bei Produkt- und Firmennamen) gilt diese Regel. Während ich also im Englischen the Harry Potter book series schreiben darf, muss es im Deutschen die Harry-Potter-Buchserie sein.

Warum sich manche dennoch darüber hinwegsetzen? Nun ja, die Regeln des Regelwerks für deutsche Rechtschreibung sind für öffentliche Institutionen, Bildungseinrichtungen und Ämter verbindlich. Als Privatperson bzw. selbständiges Unternehmen darf ich mir aussuchen, inwieweit ich mich daran halten will: je nachdem, welchen Eindruck ich erzielen will.

Im Fall des Namens empfinden es viele Unternehmen als Verunstaltung, wenn die Bezeichnung mittels Bindestrich an das Zielwort angeklebt wird oder fürchten, dass ein Produktname bei einer Kopplung nicht mehr klar erkennbar ist. Aus Marketing-Sicht kann es also sinnvoll sein, bewusst eine Regel zu brechen – nämlich die der korrekten Schreibung – und bewusst bestimmten Marketingzielen, wie der Erkennbarkeit der Marke, zu opfern.

Trotzdem wichtig zu wissen: Wenn jemand im Lektorat/Korrektorat auf die Bindestrich-Schreibung ausbessert, ist er/sie natürlich im Recht. Wer es anders haben möchte, sollte im Bewusstsein, die Regel zu brechen, bei einer Korrektur vorab darauf hinweisen – so, wie es die Agentur in meinem Beispiel getan hat.

Mehr, viel mehr solcher Tipps und Informationen bekommen Sie in unserem Seminar “Richtig schreiben, Fehler vermeiden”.

Bindestrich oder Binde-Strich?

BratheringWann verwendet man den Bindestrich? Wie schreibt man richtig zusammen? Und wo liegt der Unterschied zum Gedankenstrich? Das erfahren Sie in diesem Blog.

Verstehen Sie die beiden Wörter im gelben Kasten auf Anhieb?

Altbauch-Arme gelesen? Verzweifelt eine deutsche Übersetzung für das vermeintlich englische brathering gesucht? Sie sind nicht allein! Die vielen Anglizismen und die verstärkt gebrauchte (falsche!) Auseinanderschreibung lassen uns vergessen, dass die deutsche Sprache eine ganz besondere Eigenheit hat: Man darf in ihr Wörter verbinden und damit richtige Wortungetümer kreieren. Natürlich, die Donaudampfschifffahrtskapitänsmütze ist uns eher aus einem spielerischen Kontext bekannt, doch Ringmappeneinlegeblattlochverstärker, Lesbarkeitsförderungsmaßnahmen oder Problembewältigungsstrategien begegnen uns auch im Alltag.

So gehts richtig

Die gültige Rechtschreibung sieht vor, dass „im Deutschen die einzelnen Wortbestandteile entweder zusammengeschrieben (z.B. Hochseefischerei) oder mittels Bindestrich miteinander verbunden (z.B. Rosa-Luxemburg-Platz)“ werden. Der Bindestrich kann uns also helfen, die Struktur des Wortes zu verstehen. Bei Altbau-Charme wäre es sicher sinnvoll gewesen. Brat-Hering … naja, Geschmackssache. Wir finden ja, die LeserInnen und Leser dürfen sich ruhig auch selbst ein wenig Mühe geben. Schließlich ist Lesen immer auch ein produktiver Akt, bei dem man selbst Bedeutung konstruiert – das ist Teil des Lesens. Ohne Vorwissen lässt sich schwer lesen. Denn auch ein Bindestrich würde dem Leser nicht helfen, wenn er sich fragt, warum ein Schweineschnitzel ein Schnitzel aus Schweinefleisch ist, ein Kinderschnitzel aber bestimmt kein Kinderfleisch enthält! Wie die einzelnen Bestandteile eines Wortes also zueinander stehen, erklärt uns oft nicht einmal die Grammatik. Auch auf die Frage, was genau mit einem Bombenauto, einem Scheißhaus oder mit Traumarbeit gemeint sein könnte, gibt die Grammatik oder die Verwendung eines Bindestrichs keine Antwort. Aber ohne Mehrdeutigkeiten verlöre die Sprache doch auch ihren Reiz.

Aber keine Panik, beachten Sie einfach folgende Punkte:
  • Vermeiden Sie generell allzu lange Wörter. Schreiben Sie statt der oben genannten Problembewältigungsstrategien also lieber „Strategien, um Probleme zu bewältigen“. Ihr Text wird damit gleich viel leserInnenfreundlicher (oder LeserInnen-freundlicher!).
  • Trennen Sie mit Bindestrichen, wo es der Verständlichkeit dient, aber übertreiben Sie es nicht damit. Die Tee-Ernte ist der Teeernte vorzuziehen, die Mädchen-Handelsschule der Mädchenhandelsschule, aber es gibt keinen vernünftigen Grund, Brief-Marke oder Geld-Automat zu schreiben.
  • Reihen Sie nie einzelne Wortglieder wie im Englischen ohne Verbindung nebeneinander. Das ist nämlich ganz bestimmt falsch.
  • Und beachten Sie, dass es einen Unterschied zwischen den beiden Satzzeichen Bindestrich (kurz und ohne Abstand davor und danach) und dem Gedankenstrich (lang, Abstand davor und danach) gibt – das ist wichtig!

Bindestrich, Gedankenstrich, Zebrastreifen – alle haben irgendetwas mit Strichen zu tun.

Also, alles gar nicht so schlimm. Wenn Sie allerdings noch andere Fragen zur deutschen Sprache und gutem Stil haben, dann besuchen Sie doch einfach unsere Angebote zum Thema Texten.

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