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Schweigsame Helden

Roman- und Filmfiguren kommunizieren oft viel zu lange viel zu wenig. Das macht Geschichten spannender, aber wir sollten uns daran kein Beispiel nehmen.

Frodo Beutelin kommuniziert recht wenig.Es ist ein fixer Bestandteil vieler Storys: der einsame Held, der alles mit sich selbst ausmacht. Natürlich genauso die Heldin, die aus lauter Rücksicht oder der Überzeugung, sie brauche keine Hilfe, alles in sich hineinfrisst.

Wir, die Leser/innen oder Zuschauer/innen reagieren mit einem Aufatmen, wenn sie es dann endlich schaffen, sich jemandem anzuvertrauen, sei es, um ihre geheime Identitäten zu enthüllen, ihre Geheimnisse zu verraten oder ihre Liebe zu gestehen. Davor möchte man in den Fernseher rufen: „Redet doch endlich! Sprecht darüber!“

Kommuniziert!

Frodo glaubt die längste Zeit, alles mit sich allein ausmachen zu müssen, obwohl er mit Sam die verständnisvollste Person von Mittelelerde an seiner Seite hat. Harry Potter verheimlicht seinen Freunden Ron und Hermine in fast jedem Band und Film aufs Neue, wie es wirklich um ihn steht, und die Serie Friends hätte vermutlich keine zweite Staffel erlebt, wenn Ross und Rachel endlich einmal ehrlich zueinander gewesen wären.

Filme und natürlich schon viel länger Bücher leben vom Aufbau der Spannung, vom Ausreizen der Zuschauergeduld und dem Hinauszögern des Moments der Offenbarung. Kommt dieser Moment und damit die Wahrheit endlich ans Licht, neigen sich Film oder Buch meist dem Ende zu.

Wir sind im echten Leben. Wir müssen keine Sendezeit füllen und sind nicht für die Spannung beim Publikum zuständig. Wir sind keine Superhelden. Oder vielleicht doch – aber nicht, weil wir Dinge in uns hineinfressen. Im Gegenteil! Vielleicht werden wir im Alltag zu Superhelden, wenn wir gerade das nicht tun!

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