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Allparteilich handeln als Moderationspflicht

Warum Alfons Haider völlig zu Recht gescholten wurde, und was er hätte sagen können, wäre er professionell in seiner Moderatoren-Rolle geblieben.

Auf den ersten Blick alles perfekt bei Alfons Haider: Moderationskarten, Mikro, gepflegtes Äußeres. Innerlich geht es allerdings rund bei ihm. Und das hätte er sich nicth anmerken lassen dürfen.Man muss ein wenig ausholen: Das Burgenland feiert Mitte August 2021 sein 100-jähriges Bestehen mit einer Landesausstellung in der Burg Schlaining. 400 Ehrengäste wohnen der Eröffnung bei. Wer im Burgenland Rang und Namen hat, tritt auf. Moderiert wird der Festakt von Alfons Haider – ein Routinier, dem man auch den Opernball und ORF-Shows wie Dancing Stars anvertraut.

Dann bringt der Musiker Alexander Köck ein wenig Irritation in den Abend. Die Duo-Hälfte von Cari Cari thematisiert während seines Gigs die niedrigen Gagen der Auftretenden. Die Orchester-Mitglieder neben ihm, kritisiert er, würden zum Beispiel nur 30 Euro für den Abend bekommen. Das sei besonders seltsam, als sich das Burgenland für seine Seefestspiele Mörbisch gleich zwei Intendanten leiste.

Während seine Worte ein wenig Irritation, aber auch leisen Applaus ernten, kommt der Moderator dazu und schießt sich – hoch emotional und mit falschen Fakten – auf Köck ein. Erst Haiders Worte, das ist förmlich spürbar, verwandeln die kleine Aktion des Musikers in ein wirklich unangenehmes Erlebnis für die Zuschauer.

Und wie hätte Haider richtig reagieren sollen?

Mit seiner Wortmeldung wollte Köck das Publikum, das mit Feierlichkeiten, aber nicht mit offener Kritik gerechnet hat, ganz bewusst wachrütteln, vielleicht sogar etwas vor den Kopf stoßen. Dazu kann man stehen, wie man will, den Rahmen als unpassend erachten oder die Wortwahl als unbedacht. Es gibt auch unterschiedliche Möglichkeiten, darauf als Moderator*in zu reagieren. Eines jedoch darf man keinesfalls tun: auf die Kritik persönlich, verärgert und rechtfertigend kontern, wie Alfons Haider es getan hat.

Wer moderiert, verbündet sich mit dem Ziel

Alfons Haider moderiert seit vielen Jahren. Er hätte wissen müssen, was das oberste Ziel einer Moderation ist: dem Ziel der Veranstaltung zu dienen.

Nehmen wir die konkreten Feierlichkeiten als Beispiel. Das Ziel des Festakts ist vielfältig: Das Burgenland will damit nicht nur seine 100-jährige Zugehörigkeit zu Österreich feiern, sondern das Publikum unterhalten und in der Öffentlichkeit Bewusstsein für die Qualitäten dieses Landes schaffen. Schon allein in dieser kurzen Zielbeschreibung würden zahlreiche Möglichkeiten stecken, als Moderator*in im Sinne des Ziels zu kontern. Etwa, indem man genau dieses Ziel thematisiert und fragt, ob diese Wortmeldung nicht vielleicht in einem anderen Kontext oder Rahmen besser aufgehoben wäre. Oder indem man den Kritikpunkt als gehört aufnimmt, eventuell sogar Verständnis dafür äußert, dass MusikerInnen unter der Corona-Zeit besonders zu leiden hatten, und abermals auf den Rahmen verweist, eventuell verspricht, dem nachzugehen, um dann aber wieder zum Programm überzuleiten. Absurderweise kam genau dieser Impuls dann nicht vom Moderator, sondern vom Kritik übenden Musiker selbst: „Spielen wir weiter.“ Immerhin er hatte dann wieder das gemeinsame Ziel vor Augen.

Wer moderiert, ist allparteilich

Alfons Haider konterte beim Festakt auf einen Vorwurf des Redners, durch den er sich persönlich angegriffen fühlt; zusätzlich hatte er ihn falsch verstanden. Doch selbst wenn er ihn richtig verstanden hätte: Hier stand er nicht als Privatperson und auch nicht als Musikintendant der Seefestspiele Mörbisch, als der er sich angegriffen fühlte, auf der Bühne, sondern als Moderator. Und als der hatte er folgenden Auftrag: Du handelst im Sinne der Auftretenden und legst ihnen den roten Teppich aus; du agierst im Sinne des Publikums, und zwar so, dass die Veranstaltung ihr Ziel beim Publikum erreicht. Diesen Auftrag hat Alfons Haider bei diesem Festakt nicht nur nicht erfüllt, sondern er hat zusätzlich seine Moderationsrolle sträflich missbraucht. Er nützt die Macht des Moderators, das Wort zu ergreifen, rechtfertigt sich aber dann persönlich bzw. als Intendant der Seefestspiele und im Sinne der Veranstalter.

Jetzt könnte man sagen: Klar, die haben ihn ja beauftragt. Richtig. Aber als Moderator steht er eben nicht nur im Dienst der Auftraggeber*innen. Er steht im Dienst des Ziels, das es auch für Auftretende und Publikum zu erfüllen gilt. Ein Moderator ist allen Beteiligten gleichermaßen verpflichtet – das nennt man allparteilich. Er bezieht deshalb auch nicht persönlich Stellung. Wenn er es doch tut,  dann muss er offenlegen, dass er jetzt für sich als Person spricht bzw. in einer anderen Funktion. In Haiders Fall als Intendant der Seefestspiele Mörbisch und nicht als Moderator.

Nicht falsch verstehen: Natürlich muss ein Moderator eingreifen, wenn es Schwierigkeiten gibt. Und zwar dann, wenn er das gemeinsame Ziel der Veranstaltung gefährdet sieht. Es geht hier um das Wie: Wenn der Moderator auf den Rahmen verweist, sich etwa beim Publikum für die Unterbrechung entschuldigt oder ihm für seine Geduld dankt, sachlich darauf hinweist, dass hier zum kritisierten Punkt bestimmt noch eine Aufklärung von anderer Stelle folgen wird und den Musiker dann bittet, weiterzuspielen, handelt er professionell – und allparteilich im Sinne aller Beteiligten. Agiert er auf einer persönlichen Ebene und verlässt seine Rolle, werden alle Beteiligten peinlich berührt sein. Das war letztlich auf Burg Schlaining der Fall.

Was lernen wir daraus?
  • Moderieren ist ein Handwerk mit klaren Regeln, das man lernen kann. Wer sie kennt, tut sich leichter. Allparteilich zu handeln ist eine davon.
  • Im Umgang mit Konflikten erkennt man die Meisterschaft in der Moderation.
  • Und: Prominenz und Bühnenpräsenz allein machen noch lange keinen Moderationsprofi.

Wer sich mit dem neuen Wissen das Ereignis noch einmal ansehen möchte, findet es hier: https://www.youtube.com/watch?v=pi6ru6MiTkQ

Und wir haben zu diesem Thema auch ein Youtube-Video gedreht. Schauen Sie sich das an!

Wer mehr über die Kunst der Moderation lernen möchte, werfe doch einen Blick auf unsere Angebote zum Thema Moderation und Präsentation.

Systemisches Konsensieren: Widerstände aufzeigen

Systemisches Konsensieren (SK) ist eine Bewertungsart, bei der alle Beteiligten wirklich gehört werden – und ein wichtiges Werkzeug im Methodenkoffer von ModeratorInnen.

Für Systemisches Konsensieren braucht es nicht unbedingt eigenes Material - es funktioniert auch mit Handzeichen.

Was haben die Fußball-WM, der Song-Contest und die Präsidentschaftswahlen gemeinsam? Genau, es gibt am Ende bei allen dreien einen Gewinner oder eine Gewinnerin. Die Wege allerdings, wie der erste Platz jeweils ermittelt wird, könnten unterschiedlicher kaum sein. Tatsächlich kennen wir noch viel mehr Möglichkeiten zu ermitteln, wer gesiegt hat. Sie haben alle ihre Vor- und Nachteile.

Gruppen oder Teams, die zwischen mehreren Möglichkeiten wählen können, tun das meist mittels Mehrheitsentscheidung. Das geht schnell und ist unkompliziert, kann aber bedeuten, dass bis zu 49 Prozent komplett unter die Räder kommen und etwas mittragen müssen, was für sie gar nicht passt. Was werden sie tun? Wenn es wirklich wichtig ist, wenn ihre Widerstände allzu groß sind, werden sie nicht nur die Entscheidung, sondern das ganze System bekämpfen.

Widerstände abfragen

Wie wäre es nun, wenn ein Bewertungssystem stattdessen die Lösung mit den geringsten Widerstände und Konflikte fände? Mit dem Prinzip des Systemischen Konsensierens, das die beiden Grazer Erich Visotschnig und Siegfried Schrotta ab den 1970er-Jahren entwickelt haben, ist genau das möglich.

Die Methode funktioniert nicht nach dem Minderheiten ausschließenden Mehrheitsprinzip und fragt nicht nach den Favoriten, sondern nach Widerständen. Die so gefundenen Lösungen sind somit nachhaltiger und tragfähiger.

Wie funktioniert nun diese Wunder-Methode?

Eine Gruppe sucht eine Lösung für ein Problem oder muss eine Entscheidung für einen Kandidaten aus mehreren Bewerbungen treffen. Der/die Moderierende sammelt verschiedene Vorschläge und listet sie auf, idealerweise mindestens drei. Dazu kommt die sogenannte Passivlösung (PL). Das ist jene Variante, bei der der Status quo erhalten bleibt, es passiert also nichts oder so, wie es immer geschehen ist, z. B. entscheidet eine andere zuständige Instanz.

Erhobene Hände signalisieren Widerstände

Nun werden Idee für Idee oder Kandidatin für Kandidat die Widerstände abgefragt, auch für die Passivlösung. Beim vereinfachten Konsensieren via Handzeichen gibt es drei Möglichkeiten:

  1. Beide Hände am Schoss (oder über der Brust gekreuzt) bedeutet kein Widerstand,
  2. eine erhobene Hand etwas Widerstand,
  3. beide erhobenen Hände großen Widerstand.

Der/die Moderator/in zählt alle Hände zusammen und errechnet den Gesamtwiderstand. Jene Idee oder jene/r Kandidat/in mit dem geringsten Widerstand hat zugleich die höchste Akzeptanz. Wichtig: Sie muss niedriger sein als die Passivlösung, weil ja sonst der Status quo besser wäre.

Kommt es zu Gleichstand oder beinhaltet die Siegeridee auch vereinzelt hohen Widerstand, empfiehlt sich eine Diskussionsrunde, bei der Lösungen gefunden werden, um die Ideen zu verbessern und so den Widerstand zu senken. Danach kann man noch einmal die Widerstände abfragen. Der Vorteil dieser Methode ist nämlich auch, dass Ideenbringer/innen alles versuchen werden, ihre Ideen anzupassen, das führt eher zu einem Interessensausgleich als zu einem Überstimmen.

Neben dieser Kurzvariante arbeiten ausgebildete Moderator/innen auch mit elaborierteren Formen – etwa mit Zählkarten von 1 bis 10 oder einer App.

Ich (Roman Kellner) habe selbst vor einigen Jahren die Ausbildung zum SK-Moderator gemacht und greife seither immer wieder auf diese integrative Methode zurück, sie führt auch bei scheinbar aussichtslosen Gruppenentscheidungen zu akzeptierten Lösungen. Denn, so Siegfried Schrott: „Beim Konsensieren zählt die Qualität des Vorschlags aus der Sicht der ganzen Gruppe. Das SK-Prinzip ist also ein Weg zum größtmöglichen Interessensausgleich und gelebter Solidarität.“

Literaturauswahl:

Paulus, Georg/Schrotta, Siegfried/Visotschnig, Erich: Systemisches Konsensieren. Der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg, Holzkirchen 2013.

Visotschnig, Erich: Nicht über unsere Köpfe. Wie ein neues Wahlsystem unsere Demokratie retten könnte, München 2018.

Mehr Informationen:

http://www.sk-prinzip.eu/

Mehr über solche Methoden und unsere Angebote rund ums Moderieren finden Sie unter Moderation & Präsentation.

Wie stoppt man Dauerredner?

Dauerredner/innen gehören zu den häufigsten Störungen in einer Veranstaltung. Was kann man als Moderator/in tun? Wie stoppt man sie? Und wie macht man es, ohne unhöflich zu wirken?

Vor einigen Jahren hielten wir ein Moderationsseminar für Zweigstellen-Leiter/innen einer großen Bildungsinstitution. Einer davon stand kurz vor seiner Pensionierung – und fiel uns gleich zu Beginn auf, weil er, kaum hatte er das Wort ergriffen, nicht mehr zu stoppen war. In der Pause meinten die anderen Teilnehmenden, uns trösten zu müssen: „Der ist immer so.“ „Der hört nie auf.“ „Der ist schwierig, den könnt ihr nicht einbremsen.“

Challenge accepted!
In der Pause dachten wir darüber nach, was die Gründe für den anhaltenden Redeschwall sein könnten, und legten uns ein paar Strategien zurecht, um den Dauerredner zu stoppen. Und siehe da, es gelang. Er zeigte sich von da an den ganzen Tag über von seiner konstruktivsten Seite.

Wie hatten wir das hinbekommen?

Rollenklarheit

Wer moderiert, muss wissen, was seine Rolle und seine Aufgaben sind. Moderatoren/Moderatorinnen sorgen für Klarheit für alle, sie strukturieren die Kommunikation im Sinne des Ziels. Diesem und allen Teilnehmenden sind sie gleichermaßen verbunden – das schließt einen Dauerredner mit ein, heißt aber auch, dass man ihn unter Hinweis auf das gemeinsame Ziel und die begrenzte Zeit unterbrechen darf. Wer das weiß und es eventuell vorher schon, z. B. als Grundregel für das gemeinsame Arbeiten, ausgesprochen hat, kann leichter eingreifen.

Was braucht der Dauerredner, was braucht die Gruppe?

Dauerredner/innen finden nicht aus Bosheit kein Ende. Vielleicht sind sie frustriert oder verärgert, sehen den Sinn einer Maßnahme nicht, haben Angst vor Veränderung oder das Gefühl, nicht wertgeschätzt zu werden.

Uns vor Augen zu führen, dass hinter jeder Störung eine Ursache mit einem spezifischen Bedürfnis liegt, hilft uns beim Moderieren. Andererseits gibt es uns Sicherheit zu wissen, dass wir im Sinne der Gruppe aktiv werden (müssen), weil wir allen gleichermaßen verpflichtet sind. Wenn Sie beim Moderieren in diese Situation kommen, müssen Sie also handeln.

Unterbrechen und anknüpfen

Erst einmal müssen Sie zu Wort kommen. Dazu können Sie z. B. auf eine Atempause warten (und sei sie noch so kurz) und dann beherzt übernehmen. „An dieser Stelle muss ich Sie leider unterbrechen, weil …“, „Vielen Dank, Herr X, das ist spannend und detailliert, sprengt aber unseren Rahmen.“ Es hilft, wenn Sie dazu aufstehen oder zumindest eine klare Geste setzen.

Sie müssen unterbrechen wollen. Und im Sinne des Prozesses dürfen Sie das auch! Viele Moderierende glauben, dass sie unhöflich sind, wenn sie unterbrechen. Wer das für die anderen – höflich und bestimmt – tut, macht es aber richtig.

Wenn Sie am Wort sind, haben Sie folgende Möglichkeiten:

  • Auf das Ziel verweisen und wieder zum Thema zurückführen.
  • Paraphrasieren: Fassen Sie zusammen, was Sie gehört haben. „Ich habe jetzt gehört, dass Ihnen … wichtig ist/dass die wichtigste Maßnahme YZ wäre …“ „Habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie finden, Z wäre eine gute Lösung?“ Wenn die Person korrigieren möchte, was Sie zusammengefasst haben, stellen Sie möglichst konkrete Fragen, oft sind W-Fragen hilfreich (Was genau war da anders? Wo könnte man das einsetzen?).
  • Stellen Sie Fragen und achten Sie darauf, dass sie klar und eingegrenzt sind. „Wenn Sie jetzt auf das gemeinsame Ziel schauen, könnten Sie Ihre Empfehlung in einem Wort/einem Satz zusammenfassen?“ „Ich schreibe die Inputs jetzt auf das Flipchart – was schreibe ich auf?“ „Hier sind wir schon sehr detailliert unterwegs – können Sie das Wesentliche in einen einzigen Satz packen?“
  • Versuchen Sie, das ungestillte Bedürfnis der Person hinter der Dauerrede herauszuhören. Das bedeutet: Vielleicht ist hinter dem Redeschwall eine andere Melodie zu hören – eine traurige vielleicht, eine enttäuschte, eine wütende. Vielleicht bringen Sie diese Melodie, indem sie sie aufgreifen, sogar mit gemeinsamen Zielen in Einklang.

In jedem Fall: Geben Sie der Person das Gefühl, gehört worden zu sein. Meist haben Menschen die Strategie des Dauerredens entwickelt, weil sie Wertschätzung, z. B. für vergangene Leistungen, oder Sinn, z. B. einer Maßnahme, vermissen.

Um zu unserem Beispiel zurückzukehren:
Der Mann stand kurz vor seiner Pension. Er schaute auf eine Institution, die einst florierte und der nun Förderungen und damit Standorte gestrichen wurden. Das kam uns in der Pause in den Sinn – und wir konnten mitfühlen, dass das nicht leicht für ihn war. Deshalb wiesen wir nachher vor allen darauf hin, dass wir hier eine Person mit dabeihätten, von deren jahrzehntelanger Erfahrung alle in der Gruppe profitieren könnten. Wir forderten ihn auf, den Jungen möglichst klar alles Wichtige für die Weiterführung der Institution mitzugeben – aufgrund seiner Erfahrung; und wir baten ihn zu einigen Themen um ganz konkrete Inputs.

Es funktionierte – und am Ende waren alle glücklich: die Moderierenden, die anderen Teilnehmenden – und der Dauerredner selbst.

Zu diesem Thema haben wir auch ein Video auf Youtube gestellt.

Viel mehr solche Tipps erhalten Sie in unseren Seminaren zu  Moderation und Präsentation.

Fünf, äh, Tipps gegen, ähm, Verzögerungslaute

Wenn Laute wie „ahm“, „äh“ oder „hm“ geballt auftreten, werden sie lästig – manchmal für die Sprecher/innen, immer für die Zuhörer/innen. Die gute Nachricht: Man kann etwas dagegen tun.

Die sechste Schulstunde, die Zeiger der Klassenuhr scheinen festzukleben, der Lehrer hält einen Monolog, niemand hört zu – und doch scheinen ein paar Kinder mitzuschreiben. Aber es sieht nur so aus, tatsächlich achten Sie auf die „Ähms“ der Lehrkraft und tragen sie als Stricherl in eine Liste ein. Hatten Sie auch so eine Liste?

Diskurspartikel wie „äh“ oder „ahm“ werden Füll- oder Verzögerungslaute genannt. Wir fügen sie ein, während wir unsere Gedanken ordnen oder das nächste Wort suchen. Sie haben keine lexikalische Bedeutung und in Wahrheit auch gar keine richtige Funktion – für den Zuhörer. Tatsächlich wirkt zum Beispiel eine Vortragende, die zu viele bedeutungslose Silben in ihre Rede oder Präsentation streut, schnell unprofessionell, unkonzentriert und unsicher. Wer will das schon?

Mut zur Pause
Wenn die bedeutungslosen Einsilber keine andere Funktion haben, als Ihnen eine kleine Denkpause zu gönnen, dann lautet die Lösung: Denken Sie ruhig, aber halten Sie den Mund dabei. Die Zuhörer/innen werden es Ihnen danken.

Dazu ist es notwendig, sich der eigenen „Ähs“ zunächst bei einem zwanglosen Gespräch oder einem Routine-Vortrag bewusst zu werden. Wählen Sie dazu aber auf keinen Fall einen bedeutenden Auftritt. Denn nicht selten bündelt die Konzentration auf die „Ähs“ die gesamte Aufmerksamkeit und die fehlt dann für den Inhalt. Sie können natürlich auch jemanden bitten, auf Ihre Verzögerungslaute zu achtet oder, oft grausam, Sie nehmen Ihren Vortrag, z. B. mit dem Handy, auf.

Probieren Sie nun mit diesen fünf Tricks die Laute loszulassen:

  1. Machen Sie immer wieder kurze Pausen und halten Sie diese aus. Atmen Sie tief ein und aus, denken Sie und seien Sie sich bewusst, dass die Pause Ihnen selbst viel länger vorkommt als jenen, die zuhören. Sie kennen die Inhalte, Ihre Zuhörenden nicht, gönnen Sie ihnen doch die Pausen, um das Gehörte zu verdauen.
  2. Reden Sie langsamer. Viele Vortragende sprechen zu schnell, nur wenige zu langsam. Schenken Sie sich mit dem Senken des Sprechtempos Zeit, um nach den nächsten Worten zu suchen.
  3. Senken Sie am Ende jedes Satzes die Stimme. „Ein Satz – eine Aussage“ lautet eine alte Gliederungsregel; wenn Sie mit der Stimme das Ende eines Satzes markieren, helfen Sie sich und dem Publikum sich zu orientieren.
  4. Machen Sie kürzerer Sätze. Wer Satzlabyrinthe aufbaut, braucht natürlich Zeit, um wieder heraus zu finden.
  5. Stressen Sie sich nicht. Jede/r kann die seltsamen Laute aus seiner Präsentation verbannen, aber das funktioniert nicht von heute auf morgen. Und: Ein „äh“ ab und zu zerstört Ihre Präsentation noch lange nicht.

Wenn Sie das mit Profis ausprobieren oder noch viel mehr Tipps zum Thema Präsentation bekommen möchten, besuchen Sie doch eines unserer Angebote zu Moderation und Präsentation.

Die Qual der Methodenwahl

Wer moderiert, kreative Prozesse steuert oder sonstwie partizipativ mit Gruppen arbeitet, dem stehen unzählige Methoden und Techniken zur Verfügung. Wie findet man die richtige Methode?

Nicht jede Methode passt für jedes Problem!Ein Besuch in der Buchhandlung des Vertrauens, eine kurze Recherche auf Google oder ein Gespräch unter Kolleg_innen beweist es immer wieder aufs Neue: Es existieren viel mehr Methoden, als ein/e einzelne/r kennen, geschweige denn einsetzen kann. Als Antwort auf diesen Berg an Möglichkeiten lockt der einfache Weg, nur auf Altbewährtes zu setzen und die Hände von allem Neuen zu lassen.

Oder aber, wir klären erst genau ab, was wir brauchen und welchen Rahmen wir bespielen, und entscheiden uns dann für die richtige Methode. Hier ein paar Tipps, wie Sie aus dem Dschungel herausfinden. Die erste Frage, die Sie sich stellen sollten ist folgende:

  • Was will ich? Oder: Was soll nach der Veranstaltung anders sein? Sollen alle Teilnehmer/innen zu Wort gekommen sein? Soll eine Entscheidung getroffen worden sein? Oder sollen möglichst viele Ideen am Tisch liegen?

Widmen Sie dieser Frage die nötige Zeit und schummeln Sie sich nicht vorbei. Erst wenn Sie wissen, wohin Sie und die Teilnehmer/innen wollen, können Sie überlegen, welche Methode Sie unterstützt, Ihr Ziel zu erreichen.

Welche Methode für welche Denkrichtung?

Bei kreativen Prozessen hilft zusätzlich die Unterscheidung in zwei Denkrichtungen, in die sich die meisten Techniken einteilen lassen.

Divergierendes Denken: Hier geht es darum, gedanklich aufzumachen, breit oder out oft the box zu denken. Der Klassiker Brainstorming gehört hier hinein, aber auch zum Beispiel die Kopfstandmethode, Imaginäres Brainstorming oder 6-3-5. Das Ziel ist, viele Ideen zu generieren und ungewöhnliche Ansätze zuzulassen. Es gilt in diesem Stadium, mutig zu sein, und Ideen (noch) nicht zu bewerten. Quantität vor Qualität.

Konvergierendes Denken: Hier werden Ideen geclustert, reduziert, bewertet, gegeneinander abgewogen und auf ihre Brauchbarkeit abgeklopft. Am Ende benötigen wir nie 100 Ideen, sondern nur die eine (beste) Lösung. In diese Phase gehören zum Beispiel E. de Bonos PMI-Technik und sämtliche Bewertungsmethoden.

Die Denkrichtung bestimmt die Methode: divergierendes oder konvergierendes Denken?Oft folgen diese beiden Phasen zeitlich aufeinander, aber das muss nicht so sein, wenn zum Beispiel ein Team zusammenkommt, um nur eine oder mehrere Ideen zu bewerten.

Wenn das nächste Mal die Verzweiflung die Begeisterung über die Vielfalt an Methoden ablöst oder wenn Sie sich gezielt auf die Suche nach der richtigen Technik machen wollen, dann klären Sie mit Hilfe der obigen Fragen, wofür sie diese brauchen.

Diese Fragen können Ihnen helfen, den Rahmen für Methoden einzugrenzen:
  • Wie viele Personen nehmen teil? Drei oder vier, sodass man noch leicht um einen Tisch sitzen und ungezwungen plaudern kann? Unter zwölf, so dass die Person am Flipchart noch eine Chance hat, alle Ideen aufzuschreiben? Oder deutlich mehr, sodass sich die Arbeit in Kleingruppen geradezu aufdrängt?
  • Wie stehen die Teilnehmer/innen zueinander? Verhindern Hierarchien oder Grabenkämpfe, dass sich alle trauen, den Mund aufzumachen? Wenn ja, ist vielleicht eine anonyme Technik, etwa eine Form des Brainwritings das Richtige.
  • Wie viel Zeit habe ich? Eine Stunde, drei Stunden oder einen Tag? Versuchen Sie nicht eine komplexe Technik, die aus mehreren Schritten besteht und vielleicht im Vorfeld einiges an Erklärungszeit benötigt, in allzu kurze Zeit durchzupeitschen.
  • Wie viel Platz habe ich? Kann ich überhaupt Kleingruppen bilden, die sich aus dem Weg gehen sollen und ausreichen Rückzugsraum benötigen?

Wenn Sie mehr über die Methoden oder die Arbeit mit Gruppen erfahren möchten, dann nützen Sie doch unsere Angebote rund um Teamwork und Kreativität oder besuchen Sie eines unserer Seminare zu Moderation und Präsentation.

Eine unserer Prämissen bei der Moderation lautet übrigens, dass die Haltung noch wichtiger ist als die einzelne Methode. Wir haben dazu auch einmal einen eigenen Blogbeitrag geschrieben.

Augenhöhe – eine Begriffsrettung

 

augenhöheWarum der Begriff Augenhöhe zwar oft missbräuchlich verwendet wird, aber alles andere als ein Mythos ist.

Es gibt ein häufig zu beobachtendes Phänomen: Journalisten oder Journalistinnen nehmen einen Begriff, verstehen ihn falsch oder stellen fest, dass er falsch verwendet wird, und diskreditieren ihn dann – erklären ihn etwa zum „Mythos“. So führte es Karin Bauer unlängst in einem Standardartikel mit dem Begriff Augenhöhe vor.

Leider greift die Autorin, wenn es darum geht, die Bedeutung des Begriffs Augenhöhe zu erfassen, auf Vergleiche zurück, die jegliche Differenzierung vermissen lassen, argumentiert polemisch und urteilt pauschal. Augenhöhe wird bei ihr mit einem naiven Konzept von Gleichheit und Hierarchielosigkeit in Verbindung gebracht. In einer differenzierten Auseinandersetzung hat der Begriff der Augenhöhe aber mit den in Karin Bauers erwähnten einfachen Lösungen, einem Wohlfühldiskurs und einer Ikea-Politik so viel gemeinsam wie ein Pfau mit einem Pfauenauge.

Ja, nicht alle, die behaupten, anderen auf Augenhöhe zu begegnen, tun das auch. Ja, gerade bei der eben angelobten Regierung sehen auch wir viele Gründe, skeptisch zu sein. Und ja: Auch in der Wirtschaft wird der Begriff mitunter missbräuchlich eingesetzt.

Haltung, nicht Mythos

In Wirklichkeit ist Augenhöhe eine innere kommunikative Haltung und – hier hat die Autorin im letzten Satz Recht – ein dauerhaftes Bemühen um einen Dialog; nicht jedoch um ein krampfhaft erzeugtes Wir, einen faulen Kompromiss oder um ein Aufweichen der eigenen Position. Im Gegenteil.

Auf Augenhöhe bedeutet, dass ich mir meines Wertes und meiner Position bewusst bin und zugleich die Fähigkeit entwickle, auch den Wert und die Position des anderen als genauso gerechtfertigt anzuerkennen wie die eigene. Das muss nicht bedeuten, meine Position aufzugeben, aber ich stelle zwei Meinungen, Personen, Ansichten gleichwertig und gleichberechtigt nebeneinander und bin daran interessiert, die Ursachen für die Meinung meines Gegenübers und seine Bedürfnisse zu sehen und anzunehmen. Dann, erst dann kann man von Augenhöhe sprechen. Mit „Ich bin einer von euch“ hat das genau nichts zu tun.

Chef und Angestellte auf Augenhöhe

Denn wenn der Chef, wie Karin Bauer schreibt, das 30-fache seiner Angestellten verdient, tut sich zwar eine unangemessene Gehaltsschere auf, es verhindert aber nicht, dass er der Mitarbeiterin zuhört, ihre Bedürfnisse wahrnimmt und ihre Interessen wahrt beziehungsweise in Entscheidungen einbezieht.

Und dass eine Vorgesetzte mit ihrem Team Gespräche auf Augenhöhe sucht, heißt auch noch lange nicht, dass sie nicht willens wäre, ihre Führungsfunktion wahrzunehmen und Entscheidungen zu treffen. Aber Kommunikation auf Augenhöhe kann die Basis für ihre Entscheidungen sein und ist ein unverzichtbares Element ethischen Führens.

Das Konzept der Augenhöhe gibt es bereits, es muss nicht aus dem Mythos oder der „Sehnsucht danach etwas Neues entstehen“ – dieses Neue ist bereits da, man muss es nur korrekt wiedergeben.

Elisabeth Gräf und Roman Kellner sind Trainer für schriftliche und mündliche Kommunikation in Wien, www.wortundweise.at

Das Mikrofon – vom Feind zum Verbündeten

mikro„Ich hasse Mikrofone!“, „Das Mikrofon ist mein Feind“, „Wenn es irgendwie geht, lasse ich das Mikro weg“: Wir hören solche Aussagen regelmäßig von Teilnehmern und Teilnehmerinnen unserer Seminare. Das Mikrofon wird als lästiger und riskanter Störfaktor betrachtet. Und, ja, es ist ungewohnt.

Aber es ist auch ein Signal an die Zuhörerschaft, dafür, dass man am Wort ist, es kann Autorität und Status verleihen, ein wenig die Funktion eines Zepters einnehmen – vorausgesetzt, man weiß damit umzugehen. Befolgen Sie diese Ratschläge und das Mikrofon ist beim nächsten Mal vielleicht schon Ihr Verbündeter:

  • Fürchten Sie sich nicht davor und betrachten Sie es als Unterstützung. Es ist niemandem geholfen, wenn man Sie in der letzten Reihe nicht mehr hört, weil Sie Ihre Stimme über- und die Umgebungsgeräusche unterschätzt haben.
  • Mikrofone sind verschieden und verschieden eingestellt, aber üblicherweise muss man nicht schreien. Es empfiehlt sich, ein Handmikrofon sehr knapp vor dem Mund zu halten und leicht darüber hinweg zu sprechen. Achten Sie wegen der Rückkoppelung auf die Lautsprecher.
  • Machen Sie eine Probe, wenn irgendwie möglich: Das gibt Ihnen Sicherheit und hilft, Unvorhergesehenes zu vermeiden.
  • Um welche Art von Mikrofon geht es? Werden Sie es in der Hand halten? Dann denken Sie daran, dass Ihnen eine Hand weniger für andere Tätigkeiten zur Verfügung steht. Elisabeth Gräf präsentierte vor einigen Jahren auf der Leipziger Buchmesse unser Buch „Ziele und Zaubersprüche. Von Harry Potter und seiner Welt lernen“. Weil es da im übertragenen Sinn um Zauberei geht und sie die Lesung unterhaltsam angehen wollte, hatte sie zwei Zaubertricks einstudiert. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass sie mit einer Hand ein Mikro halten würde. Diese Hand fehlte ihr nun. Der Zaubertrick war schließlich auch ohne Sprache möglich.
  • Haben Sie es mit einem Standmikro zu tun? Dann markieren Sie den Standort und die richtige Höhe mit einem Stück Tape, vor allem natürlich, wenn weitere Sprecher/innen eine andere Einstellung benötigen. Es gibt einen Grund, warum so viele Clowns Nummern mit Mikro- oder Notenständern im Repertoire haben.
  • Sprechen Sie erst, wenn Sie Blickkontakt mit dem Publikum haben. Halten Sie diesen kurzen Moment aus. Sprechen Sie niemals in den Applaus hinein.

Mehr solche Tipps, viel mehr solche Tipps erhalten Sie in unseren Seminaren und Einzelcoachings.

Brainstorming – aber richtig!

Viele Ideen alleine reichen freilich auch nicht.Ende der 30er-Jahre entwickelte der Werbefachmann Alex F. Osborn den so genannten „Gehirnsturm“. Noch heute ist er auf Grund seiner Einfachheit die beliebteste Kreativtechnik. Die Methode hat ihre Grenzen, sie ist aber nicht so unwirksam wie immer wieder behauptet. Die meisten Kritiker/innen konstruieren ein falsches Bild von Brainstorming und geben es dann zum Abschuss frei. Ein typisches Beispiel ist dieser Artikel im Standard. Nach der Überschrift „Brainstorming macht kreativ? Irrtum!“ leitet der Text ein: „Zu dritt, zu viert, mit Zettel und Stift entstehen die besten Einfälle? Stimmt nicht, sagen die Wissenschafter.“ Bleibt zu hoffen, dass die zitierten Expertinnen und Experten sich besser damit auseinander gesetzt haben als die Redakteurin. Denn ein bisschen mehr als drei bis vier Leute, Zettel und Stift gehört zum echten Brainstorming schon dazu.

Weil das aber auch da draußen in den Firmen und Organisationen oft falsch gehandhabt wird, geben wir hier Antwort auf die Frage: Wie geht es also richtig?
Ein Team von vier bis maximal zwölf Personen sucht Ideen zu einem bestimmten Thema, die gut sichtbar notiert werden. Diese Ideenfindungsphase ist streng zu trennen von einer Ideenbewertungsphase. Osborn selbst gibt in seinem Buch „How To Think Up“ (1942) vier Regeln an, die unbedingt einzuhalten sind:

  • Übe keine Kritik!
  • Je mehr Ideen, desto besser!
  • Ergänze und verbessere bereits vorhandene Ideen!
  • Je ungewöhnlicher die Idee, desto besser!
Ein paar Tipps darüber hinaus helfen ebenfalls:
  • Die Frage muss klar und einfach formuliert und für alle Beteiligten akzeptabel und gut sichtbar sein, am besten auf einem eigenen Flipchart.
  • Der Rahmen muss stimmen, Humor ist erlaubt oder sogar erwünscht.
  • Dass Kritik und Killerphrasen keine Chance bekommen, dafür ist die Moderation und im besten Fall die ganze Gruppe verantwortlich. Verweisen Sie vor Beginn der Suchphase noch einmal auf die Regeln.
  • Bei der Ideensuche gilt: Quantität vor Qualität. Schreiben Sie auch seltsame Ideen auf, gerade sie führen über unkonventionelle Zugänge und schräge Perspektiven oft zu guten Ideen.
  • Durchtauchen Sie das Ideentief: Üblicherweise kommen am Beginn die gängigen Ideen, jene Dinge, die schon versucht wurden oder das, was ohnedies immer passiert. Nach einigen Minuten sind diese Ideen alle notiert und es tritt eine Pause ein. Die ersten TeilnehmerInnen werden bocken und schimpfen, dass es nichts bringt und dass sie es ohnedies schon immer gewusst hätten. Es ist nun Ihre Aufgabe als Moderator/in neu zu motivieren, noch ein volles Flipchart, zehn Minuten Weiterarbeit oder 15 weitere Ideen einzufordern. Ist das Ideentief einmal durchtaucht, winken als Belohnung auf der anderen Seite oft gute und brauchbare Ideen.

Im Anschluss clustern Sie die Ideen, reduzieren und – so das in der Kompetenz dieser Gruppe liegt – bewerten sie, zum Beispiel mittels Punkten. Schließlich bleiben einige wenige Ideen über, die Sie (mit anderen Methoden) weiterverfolgen.

Einfach und akzeptiert

Brainstorming ist eine einfach durchzuführende Methode, die sich eignet, wenn Sie viele verschiedene Ideen brauchen. Sie benötigt relativ wenig Moderationserfahrung und ruft kaum Widerstand hervor, weil die meisten damit vertraut sind. Idealerweise und wenn die Ideenfindung tatsächlich von der Ideenbewertung getrennt wird, regen sich die Teilnehmer/innen gegenseitig an und schwingen sich gemeinsam zu neuen Höhen auf.

Natürlich ist bei dieser Methode das Potential für revolutionäre Ideen begrenzt. Außerdem kann bei einer so offenen Methode wie Brainstorming die Gruppendynamik eine Rolle spielen. Vielleicht kommen wieder nur Inputs von den üblichen Wortführerinnen und Wortführern und die Schweiger tun wieder einmal, was sie am besten können: schweigen.

Mehr, viel mehr über Kreativität und Kreativitätstechniken erfahren Sie, wenn Sie an einem unserer Seminare teilnehmen oder ein Einzelcoaching besuchen.

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Tipps aller Art – zum Flipchart

Der Umgang mit dem Flipchart ist keine Hexerei, aber ein paar Tipps gilt es zu beachten.Das Flipchart gehört zu den wichtigsten Utensilien bei Moderationen, Trainings und Präsentationen. Grund genug, sich etwas näher mit dem Papierständer zu befassen.

Szenario 1: Lautlos schiebt Startrainerin Esmeralda Immerbesser den Flipchartständer auf drei Rollen näher in Richtung der gebannt wartenden ZuhörerInnen. Mit einer eleganten Bewegung blättert sie das Begrüßungsplakat um und ein wunderschönes und farblich ansprechendes Plakat mit der Agenda für den Tag erscheint. Eine rasche Handbewegung, ein kaum wahrnehmbarer Riss entlang der Perforation und schon hat Frau Immerbesser es in der Hand. Mit zwei Pins zaubert sie es auf eine der drei seitlich aufgestellten Pinnwände.

Szenario 2: Marion Pechvogel, Trainerin von Teufels Gnaden, versucht den dreibeinigen Flipchart-Ständer näher zu den TeilnehmerInnen zu rücken. Dabei knickt der hintere Steher ein, das Gerät kracht um. Mit rotem Kopf stellt Frau Pechvogel es wieder auf, aber beim Versuch, das zerknitterte Deckblatt umzublättern, löst sich der Block und zieht sämtliche Stifte und noch einen Ohrring der Trainerin mit in die Tiefe. Am Boden sitzend versucht die verzweifelte Frau die Seite mit der Agenda abzulösen, aber diese reißt ein paar Handbreit unter der Perforation ab. Schließlich hängt das halbe Flipchart schief an der einzigen verbogenen Stecknadel, die zur Verfügung steht.

Okay, so schlimm wie Marion Pechvogel muss es einem nicht ergehen, aber der Umgang mit Flipcharts birgt schon einige Tücken. Wir haben Flipchartständer erlebt, die kaum selbständig stehen wollten, in die man nur ein Blatt Papier einklemmen konnte oder die den Block um jeden Preis wieder loswerden wollten. Wir waren schon mit Magnetwänden konfrontiert, auf denen Magnete nur dann haften, wenn sie nichts halten müssen. Und es gibt Pinnwände, die so hart sind, dass selbst die härtesten Nadeln keine Chance haben einzudringen. Und dass Flipchart-Stifte ausgetrocknet, untauglich oder gar nicht vorhanden sind, gehört zum Alltag.

Tipps für den Umgang mit dem  Flipchart

Ganz ohne Flips geht es aber auch nicht, sie sind gut sicht- und flexibel einsetzbar. Daher hier ein paar Tipps, wie Sie unangenehme Situationen möglichst vermeiden:

  • Vertrauen Sie niemals auf das Material vor Ort: Wenn ein geordneter Moderationskoffer auf uns wartet, freuen wir uns, aber wir fahren nie ohne eigenes Material zu einem Auftrag, dazu gehören auch Schnüre mit Kluppen (Wäscheklammern), Klebestreifen, ein paar Magnete und Pins zum Aufhängen der Plakate sowie ein paar leere Not-Flipcharts.
  • Machen Sie sich mit dem Flipchartständer vor Ort vertraut. Wie stabil ist er? Kann man ihn bewegen?
  • Schauen Sie vor Beginn der Veranstaltung, wo Sie Plakate aufhängen können und klären Sie, ob zum Beispiel der Klebestreifen einen Teil der Wand mitnimmt?
  • Probieren Sie die Stifte, bevor es losgeht, zumindest ein dunkler (schwarz oder blau) und ein heller (grün oder rot, für die Überschriften) sollten gut schreiben.
  • Sprechen Sie nicht, während Sie etwas zu Papier bringen oder malen. Es gilt die TTT-Regel „touch, turn, talk“, also hinzeigen, umdrehen und erst dann sprechen.
  • Überschriften schreiben Sie am besten in Großbuchstaben, den Rest um der Lesbarkeit willen in Groß- und Kleinbuchstaben. Wählen Sie eine Schriftgröße, die auch von hinten noch gut sichtbar ist und beschränken Sie sich auf das Wesentliche.
  • Manche TrainerInnen raten dazu, alle Flips coram publico zu gestalten. Bei allem Respekt vor dem Wunsch, die eigenen gestalterischen und zeichnerischen Fähigkeiten zu präsentieren, aber die Zeit der TeilnehmerInnen ist ein kostbares Gut. Natürlich ist es nötig, Erarbeitetes oder Spontanes live zu Papier zu bringen. Wo es möglich ist, helfen jedoch vorbereitete Flipcharts oft, Zeit und Nerven zu sparen.

Wenn Sie dieser Text interessiert hat, dann sind Sie vielleicht in unseren Seminaren zu Präsentation oder Moderation richtig.

 

Spielregeln bei Moderationen und Workshops

grundregeln_groß„Was mache ich, wenn die Leute einander bei Diskussionen nicht ausreden lassen?“ „Wie soll ich mit schwierigen Teilnehmern umgehen?“ „Wie halte ich den roten Faden?“

Für die häufigsten Fragen in unseren Moderationsseminaren gibt es kein Patentrezept. Aber in vielen Fällen hilft schon ein einfacher Tipp: Ein/e Moderator/in oder ein/e Workshopleiter/in hat es leichter, wenn er oder sie sich schon vor Beginn der gemeinsamen Arbeit mit der Gruppe auf Regeln verständigt hat.

Regeln verbessern die Zusammenarbeit
In der Ratgeberliteratur finden Sie dazu häufig den Tipp, gemeinsam mit der Gruppe Spielregeln zu erarbeiten. In einer Zeit, in der in Workshops, Klausuren und Arbeitsgruppen etwa dreimal so viele Themen in der halben Zeit bearbeitet werden soll, ist das aber unrealistisch.

Auf Regeln des Zusammenspiels  sollten Sie dennoch keinesfalls verzichten! Warum? Steht schon vor Beginn der gemeinsamen Arbeit auf einem Flipchart, dass Handys ausgeschaltet oder stumm bleiben, haben Sie beim ersten Telefonläuten die ganze Gruppe hinter sich, wenn Sie die betreffende Person höflich darauf hinweisen.

Spielregeln sorgen für Klarheit – auch bei Ihnen

Wenn es Spielregeln gibt, gibt es auch einen Spielleiter – der sind Sie, wenn Sie moderieren. Das bedeutet, Sie müssen die Regeln kennen, befolgen und einfordern können. Schreiben Sie daher nicht Regeln aus einem Moderationsratgeber ab – die Regeln müssen zu Ihrem Workshop, Ihrem Stil und nicht zuletzt dem Ziel der Arbeitsgruppe passen.

  1. Überlegen Sie sich schon in der Vorbereitung, welche Regeln für Sie zum Arbeiten mit der Gruppe wichtig sind. Am besten beschränken Sie sich auf drei, maximal fünf Punkte.
  2. Bringen sie diese in eine Form, die Sie der Gruppe zu Beginn des Workshops (nach der Begrüßung, vor dem Arbeitsteil) präsentieren können (Flipchart, Ausdruck, Powerpoint).
  3. Erklären Sie diese Regeln, bevor die thematische Arbeit beginnt. Bitten Sie die Gruppe um Ergänzungen („Gibt es noch etwas, was auf das Plakat soll, damit Sie gut arbeiten können? Fehlt für Sie noch etwas als Grundregel?“)
  4. Achten Sie darauf, dass es nicht zu viele Regeln werden. Lieber drei oder vier wirkungsvolle Abmachungen als ein dickes Regelwerk, an das sich keine/r hält.
    Um auf die beiden Eingangsfragen zurückzukommen: „Wir lassen einander ausreden“ könnte ein Satz sein, der als Grundregel notiert wird. Vergessen Sie in diesem Fall nicht auf einen weiteren Satz. Der/die Moderator/in darf unterbrechen! Das ist wichtig – denn sonst werden sich Vielredner/innen unter Verweis auf die Regeln nicht stoppen lassen!
  5. Lassen Sie sich von jedem Teilnehmer und jeder Teilnehmerin diese Regeln abnicken. Nur dann haben Sie eine Chance, dass Sie in der Situation dann auch wirkungsvoll auf die Vereinbarungen hinweisen können („Das haben Sie ja nur da hingepinnt. Ich hab‘ nie ja dazu gesagt!“)
Was passt zur Gruppe?

Halten Sie sich nicht sklavisch an diese Empfehlungen, sondern finden Sie das Richtige für die Gruppe. Um beim Begriff Spielregeln zu bleiben – im Umgang mit ernsthafteren Persönlichkeiten empfehlen wir eine andere Wortwahl, etwa Grundregeln, Basisregeln oder Kommunikationsregeln. Und dann gibt es Gruppen, die schreiend davonlaufen, wenn Sie mit einem Regel-Flipchart antanzen. Verzichten Sie in diesem Fall trotzdem nicht auf Ihre Grundsätze, auch wenn Sie vielleicht keine Basisregeln aufhängen. Machen Sie diese aber zumindest in der Einleitung klar. Auch das hilft bereits. Haben Sie schon einmal erwähnt:„Für eine gute Diskussion ist es nötig, dass Sie einander ausreden lassen. Ich als Moderatorin nehme mir dabei das Recht heraus, zu unterbrechen, weil … “, ist die Sache für alle von vornherein klar. Und für Klarheit zu sorgen ist eine wichtige Aufgabe eines Moderators oder einer Moderatorin.

Mehr solche Tipps, viel mehr solche Tipps erhalten Sie in unseren Moderationsseminaren. Infos dazu finden Sie HIER.

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Welches Outfit passt für Präsentation, Moderation oder Seminar?

beine2Was soll ich als Moderatorin nur anziehen ? Und welches Outfit passt als Teilnehmerin?

Ich erinnere mich gut, als ich vor ein paar Jahren an einem Fortbildungsseminar der Wirtschaftskammer teilnahm. Das erste, was ich von der Vortragenden sah und sich mir sofort ins Gehirn brannte, waren ihre roten, extrem hochhackigen Lacklederpumps, deren Absätze stricknadelgroße Löcher in den Teppichboden bohrten. Ich starrte diesen Inbegriff von Selbstbewusstsein an und begann, mich vor der Trainerin zu fürchten. Zu Recht.

Als es zur Vorstellungsrunde kam und ich in kurzen, zugegeben etwas schüchternen Worten mein Tätigkeitsfeld umriss, unterbrach sie mich: „So stellt man sich nicht vor.“ Es fühlte sich an, als hätte sich einer der Absätze in mein Herz gebohrt. Beschämt starrte ich an meinen Jeans zu meinen löchrigen Converse hinunter. Die Frau hatte mich nicht ernst genommen. Nicht, weil ich nicht gut vor Publikum sprechen konnte. Nein, auch damals schon blickte ich auf über ein Jahrzehnt Bühnenerfahrung zurück. Einerseits hatte mich mein Outfit deklassiert: Alte Jeans, ein Pulli und löchrige Converse – so jemand konnte in den Augen der Lack-Stöckelfrau keine Ahnung davon haben, wie man sich selbst präsentiert. Andererseits hatte ihr Outfit bereits seine vollständige abschreckende Wirkung bei mir entfaltet: Die Dame im Business-Kostüm mit den super hochhackigen Lacklederpumps wirkte auf mich so arrogant und selbstgefällig, dass ich mich schon unwohl fühlte, bevor das Seminar überhaupt begonnen hatte.

Was also ist die richtige Kleidung? Das, worin man sich wohl fühlt? Dann hätte ich in Jeans und Converse ja brillieren müssen – denn das ist für mich Wohlfühlkleidung pur. Und hat sich die Trainerin in ihren Lieblingsschuhen nicht vielleicht auch superwohl, weil superschick gefühlt?

Ein Tick eleganter als das Publikum

Wahrscheinlich ist beides falsch. Grundregel bei Präsentationen: Sei immer einen Tick besser gekleidet als dein Publikum. Das bedeutet, der/die Vortragende sollte einschätzen können, welches Publikum zu seinem/ihrem Vortrag kommt. Im Zweifelsfall hat man noch ein edleres Sakko oder elegantere Schuhe mit, die man noch rasch vorher wechseln kann, sollte man underdressed sein. Bei aller Schönheit: Wichtig ist immer, dass man sich im Gewand auch wohlfühlt. Das schickste Kleid wird mir nicht helfen, wenn ich darin nicht atmen oder die Arme nicht heben kann – im Gegenteil, ich werde nicht so authentisch rüberkommen, wie ich das vielleicht möchte.
Gewand verleiht Status. Wenn man sein Publikum erreichen möchte, ist es also hilfreich, stilmäßig nicht allzu weit von den TeilnehmerInnen entfernt zu sein. Im beschriebenen Beispiel hat die Vortragende ihren Status durch die Wahl eines sehr selbstbewussten Business-Outfits mehr als unterstrichen – den Kontakt zu den TeilnehmerInnen hat dieser Auftritt nicht verbessert.

Ein paar Fragen vor der Wahl des Outfits

Und als Teilnehmer/in? Auch hier muss ich mich fragen: Als wer gehe ich dorthin? Wer wird noch dort sein? Und wie will ich gesehen werden? Wenn ich also bei einem Seminar nicht als unscheinbare Studentin wahrgenommen werden will, sollte ich dort vielleicht auch nicht unbedingt in alten Jeans, Pulli und Sneakers aufkreuzen. Und umgekehrt: Wenn ich ein Seminar für Studierende halte und für sie nahbar bleiben möchte, werde ich mich nicht voll in Schale werfen, aber eventuell habe ich zu den Jeans noch irgendein Teil dabei, das meinem Outfit einen seriöseren Anstrich verleiht – vielleicht nicht unbedingt hochhackige rote Lacklederpumps.

Wenn Sie an mehr, an viel mehr solchen Tipps interessiert sind, dann besuchen Sie doch unsere Seminare zu den Themen Präsentation und Moderation.

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Drei Fragen vor dem Moderieren

Eine wichtige Frage vor dem Moderieren: Wer hört mir zu?Ob die Moderation eines Meetings oder eine Klausur gelingt, hängt zu  einem guten Teil von der Vorbereitung ab. Beantworten Sie, bevor Sie moderieren, folgende drei Fragen und Sie werden deutlicher klarer wissen, was zu tun ist. Drei Fragen vor dem Moderieren weiterlesen

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