Schlagwort-Archiv: Nervositiät

Vertrauen in die eigene Stärke

Wie mich das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten durch eine Einschlafkrise geführt hat.

Ich weiß noch genau, wann es anfing. Es ist über zehn Jahre her, ich übernachtete am Tag vor einem Schreibseminar in einem kleinen bayrischen Ort. Als ich kurz vor Mitternacht im Hotelzimmer das Buch zur Seite legte und das Nachtlicht abdrehte, begannen meine Gedanken zu kreisen. Nichts, was ich nicht kannte, allerdings hörte es diesmal nicht auf. Irgendwann begann ich zu schwitzen und langsam keimte ob der fehlenden Nachtruhe Panik auf; mein Herz raste, Ideen, Erinnerungen und Bedenken jagten einander, dazwischen immer wieder der Blick auf die Uhr – 1.30, 2.00, 2.30 und gegen die Vernunft das Rechnen, wie viel Schlaf noch bleibt, wenn, ja, wenn der sich endlich einstellte. Irgendwann muss ich dann doch eingeschlafen sein, ich glaube mich zu erinnern, dass noch etwas mehr als drei Stunden von der Nacht übrigwaren.

Ich erinnere mich weiter, dass es nicht bei dieser einen Nacht blieb. Auch in den folgenden Wochen und Monaten hielt mich irgendetwas vom Schlafen ab. Ich könnte nicht sagen, was – ich durchlebte damals keine besonders belastende oder stressige Zeit. Und irgendwann, etwa ein halbes Jahr später, fand der Spuk plötzlich sein Ende.

Natürlich passiert mir auch heute noch, dass ich wach im Bett liege und irgendwelche Gedanken wälze, anstatt mich für den nächsten Tag zu erholen. Das kennt wohl jede/r. Doch heute dauert so etwas nicht mehr so lange und kommt vor allem nicht mehrere Nächte hintereinander vor.

Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten

Ich bin sehr dankbar, dass diese Phase ein Ende gefunden hat, und dennoch habe ich in der schwierigen Zeit etwas Wichtiges gelernt: Auch nach solch „kurzen“ Nächten musste ich am nächsten Tag meine Seminare oder Moderationen halten. Und es ging – sogar gut! Natürlich habe ich es am Abend danach gespürt und mehrere Tage hintereinander lässt sich so etwas schwer durchhalten, doch ich weiß heute: Ich kann „performen“, ich kann in der gleichen Qualität einen ganzen Tag lang vor Menschen bestehen, auch wenn ich in der Nacht davor kaum Schlaf hatte. Und dieses Wissen hat mich unglaublich beruhigt. Und diese Einsicht habe ich mir in langen Nächten dann auch in Erinnerung gerufen. Im Endeffekt hat mir diese Erkenntnis und damit das Vertrauen, dass der nächste Tag mit wenig Schlaf zwar anstrengend werden würde, aber bewältigbar ist, geholfen – und vermutlich hat mich genau das aus der Krise wieder herausgeholt.

Fünf, äh, Tipps gegen, ähm, Verzögerungslaute

Wenn Laute wie „ahm“, „äh“ oder „hm“ geballt auftreten, werden sie lästig – manchmal für die Sprecher/innen, immer für die Zuhörer/innen. Die gute Nachricht: Man kann etwas dagegen tun.

Die sechste Schulstunde, die Zeiger der Klassenuhr scheinen festzukleben, der Lehrer hält einen Monolog, niemand hört zu – und doch scheinen ein paar Kinder mitzuschreiben. Aber es sieht nur so aus, tatsächlich achten Sie auf die „Ähms“ der Lehrkraft und tragen sie als Stricherl in eine Liste ein. Hatten Sie auch so eine Liste?

Diskurspartikel wie „äh“ oder „ahm“ werden Füll- oder Verzögerungslaute genannt. Wir fügen sie ein, während wir unsere Gedanken ordnen oder das nächste Wort suchen. Sie haben keine lexikalische Bedeutung und in Wahrheit auch gar keine richtige Funktion – für den Zuhörer. Tatsächlich wirkt zum Beispiel eine Vortragende, die zu viele bedeutungslose Silben in ihre Rede oder Präsentation streut, schnell unprofessionell, unkonzentriert und unsicher. Wer will das schon?

Mut zur Pause
Wenn die bedeutungslosen Einsilber keine andere Funktion haben, als Ihnen eine kleine Denkpause zu gönnen, dann lautet die Lösung: Denken Sie ruhig, aber halten Sie den Mund dabei. Die Zuhörer/innen werden es Ihnen danken.

Dazu ist es notwendig, sich der eigenen „Ähs“ zunächst bei einem zwanglosen Gespräch oder einem Routine-Vortrag bewusst zu werden. Wählen Sie dazu aber auf keinen Fall einen bedeutenden Auftritt. Denn nicht selten bündelt die Konzentration auf die „Ähs“ die gesamte Aufmerksamkeit und die fehlt dann für den Inhalt. Sie können natürlich auch jemanden bitten, auf Ihre Verzögerungslaute zu achtet oder, oft grausam, Sie nehmen Ihren Vortrag, z. B. mit dem Handy, auf.

Probieren Sie nun mit diesen fünf Tricks die Laute loszulassen:

  1. Machen Sie immer wieder kurze Pausen und halten Sie diese aus. Atmen Sie tief ein und aus, denken Sie und seien Sie sich bewusst, dass die Pause Ihnen selbst viel länger vorkommt als jenen, die zuhören. Sie kennen die Inhalte, Ihre Zuhörenden nicht, gönnen Sie ihnen doch die Pausen, um das Gehörte zu verdauen.
  2. Reden Sie langsamer. Viele Vortragende sprechen zu schnell, nur wenige zu langsam. Schenken Sie sich mit dem Senken des Sprechtempos Zeit, um nach den nächsten Worten zu suchen.
  3. Senken Sie am Ende jedes Satzes die Stimme. „Ein Satz – eine Aussage“ lautet eine alte Gliederungsregel; wenn Sie mit der Stimme das Ende eines Satzes markieren, helfen Sie sich und dem Publikum sich zu orientieren.
  4. Machen Sie kürzerer Sätze. Wer Satzlabyrinthe aufbaut, braucht natürlich Zeit, um wieder heraus zu finden.
  5. Stressen Sie sich nicht. Jede/r kann die seltsamen Laute aus seiner Präsentation verbannen, aber das funktioniert nicht von heute auf morgen. Und: Ein „äh“ ab und zu zerstört Ihre Präsentation noch lange nicht.

Wenn Sie das mit Profis ausprobieren oder noch viel mehr Tipps zum Thema Präsentation bekommen möchten, besuchen Sie doch eines unserer Angebote zu Moderation und Präsentation.

Nervosität – eine Volkskrankheit

Nervosität: Der Moment, da man sich am liebsten hinter dem Rednerpult verstecken möchte.Die Hände schwitzen und das Herz pocht, als ob es Signale nach draußen senden möchte. Der Kopf hämmert “nein”, der Widerwille, die Stimme zu erheben, ist übergroß. Dann die ersten Worte: Und gleich im ersten Satz ein Versprecher. Kennen Sie das? Steht Ihnen manchmal auch die Nervosität im Weg?

Sie sind damit nicht allein. Immer wieder zeigen Studien, dass für viele Menschen die Angst vor dem Reden den Top-Platz unter allen möglichen Ängsten einnimmt, noch vor Krankheiten, Schlangen oder gar dem Tod. Und unzählige prominente Persönlichkeiten haben sich öffentlich zu ihrer Nervosität vor Auftritten bekannt, etwa Peter Alexander, Maria Callas oder John Lennon. Der Burgtheater-Schauspieler Peter Simonischek erzählte in einem Interview in der Wiener Zeitung einmal, dass die Aufregung nicht nur den Moment vor dem Auftritt betrifft: „Es ist immer ein gewisser Anspannungspegel da. Schon morgens, wenn ich aufstehe, ist der Tag, an dem ich abends eine Vorstellung habe, nicht der gleiche wie der Tag, an dem ich nicht spiele. Der ganze Tag ist ausgerichtet auf den Moment, wenn am Abend der Vorhang hochgeht. Wer bereit ist, was zu riskieren, der hat auch Lampenfieber.“

Nervosität annehmen, statt sie zu bekämpfen

Das ist doch schon mal gut, wenn wir das Lampenfieber mit prominenten und erfolgreichen Menschen, die viel auf Bühnen stehen, teilen. Das beweist, dass dieser Zustand einen erfolgreichen Auftritt offenbar nicht verhindert. Und tatsächlich ist der wichtigste Ratschlag, Nervosität nicht zu bekämpfen, sondern sie eher zu akzeptieren. Physiologisch betrachtet ist sie ein Erregungs- und/oder Hemmungszustand, der zu Hormonausschüttungen führt – wie bei drohender Gefahr. Und wie bei dieser hat er seine Funktion, er macht uns wach und aufmerksam. Vor mehr Menschen als gewöhnlich etwas vorzutragen ist ein Ausnahmezustand, das Gefühl dazu ist es auch.

Hier ein paar Tipps zum Umgang mit allzu großem Lampenfieber:
  • Nutzen Sie die Energie, sie ist etwas Positives. Lassen Sie sich aber von Ihr nicht das Tempo vorgeben, indem Sie etwa schneller sprechen als normal.
  • Finden Sie möglichst viel über den Auftritt und das Setting heraus. Wenn Sie zum Beispiel den Raum schon kennen, in dem Sie eine Rede halten müssen, kann Ihnen das Sicherheit geben.
  • Bereiten Sie sich rechtzeitig gut vor. Proben sie zumindest die ersten zwei bis drei Sätze mehrmals vorab. Üblicherweise legt sich die Aufregung mit der Zeit.
  • Lenken Sie sich ab, wenn es davor nichts mehr zu tun gibt. Es bringt nichts, wie das erschreckte Kaninchen auf die Schlange zu starren.
  • Schauen Sie, was Ihnen unmittelbar vor dem „Auftritt“ hilft. Vielleicht gibt Ihnen eine bestimmte Musik die nötige Kraft, vielleicht ein paar tiefe Atemzüge, vielleicht ein Spaziergang.
  • Wählen sie ein Outfit, in dem Sie sich wohlfühlen. Der Nutzen des superengen Anzugs oder der riskanten High Heels ist geringer als das Risiko, dass sie Ihnen den nötigen Atem oder die Standfestigkeit nehmen.
  • Betrachten Sie das Publikum nicht als Feind, sondern als Verbündeten. Richten Sie Ihr Augenmerk von Beginn an auf zwei oder drei gut im Raum verteilte wohlwollende Gesichter. Und vertrauen Sie darauf, dass Zuhörer/innen Ihre Aufregung nie in dem Maße mitbekommen wie Sie glauben.
  • Freuen Sie sich auf den Auftritt. Ja, es ist eine Herausforderung, das heißt, dass Sie Ihre Komfortzone verlassen. Aber daran wachsen Sie. Danach werden Sie stolz sein, dass Sie sich getraut oder es gemeistert haben

Mehr Tipps, Tricks und Techniken zu Präsentationen und Auftreten vor Publikum gibt es in unseren Seminaren und Einzelcoachings zu den Themen Moderation und Präsentation.

Newsletter abonnieren