Kategorie-Archiv: Rechtschreibung und Grammatik

Welche Anführungszeichen sind denn jetzt wirklich die richtigen?

Kurz gesagt, setzen Sie Anführungszeichen, wenn Sie eine direkte Rede oder Werktitel kennzeichnen oder etwas zitieren wollen, im Deutschen so: „Am Beginn unten und am Ende oben ist es richtig.“
Warum das nicht immer klappt und wie man Fehler vermeidet, ist hier zu lesen.

Mit Anführungszeichen lassen sich coole Bilder erzeugen. Im ersten Bild ist ein Hund zu sehen, im zweiten ein Reh. Erst das dritte zeigt die korrekten typographischen Gänsefüßchen.Über das Aussehen von Anführungszeichen machen wir uns üblicherweise wenig Gedanken. Wir tippen sie in die Tastatur und das Textverarbeitungsprogramm wird’s schon richten. Word etwa weiß*, dass wir im Deutschen die Anführungszeichen unten am Beginn und oben am Ende setzen. Grafikprogramme wissen das aber oft schon nicht. Und was, wenn wir etwas auf Social Media schreiben, einen Blog in WordPress verfassen oder auf einer Seite Kommentare posten? Sind die Anführungszeichen dann immer so richtig, wie sie eingestellt sind? Leider nein. Denn nicht jedes Programm unterstützt typografische Anführungszeichen.

Klar, wenn wir auf einer unbedeutenden Seite einen Userkommentar hinterlassen, kann es uns ziemlich egal sein, ob die Zeichen alle korrekt sind. Aber wenn wir für unser Unternehmen einen Insta-Beitrag verfassen, einen Folder drucken oder eine Werbung schalten, kommt es doch deutlich seriöser rüber, wenn alle Satzzeichen korrekt sind.

Es gibt doch diese geraden Anführungsstriche oben, kann ich die nicht verwenden?

Die geraden Anführungszeichen oben, die sowohl am Beginn als auch am Ende gesetzt werden, sind die des Schreibmaschinensatzes. Damit hat es Folgendes auf sich: Auf der Schreibmaschine gab es früher nur eine Taste für Anführungszeichen; sie wurde auch als Zoll- und Sekundenzeichen eingesetzt. Die Variante des Schreibmaschinensatzes ist allerdings nur zulässig, wenn man keine andere Möglichkeit hat, weil man beispielsweise gerade auf einer alten Schreibmaschine tippt.

Wann verwende ich einfache Anführungszeichen?

Wird ein Werktitel in einer direkten Rede wiedergegeben oder muss man in ein Zitat ein weiteres einbauen, verwendet man einfache Anführungszeichen. Sie sind ebenfalls unten und oben zu setzen, das sieht zum Beispiel so aus: „Die Reporterin Rita Skeeter vom ,Daily Prophet‘ ist nicht seriös“, stellt Harry Potter fest.

Manchmal sind Anführungszeichen so komisch gebogen. Macht das einen Unterschied?

Tatsächlich macht es bei Anführungszeichen im Deutschen einen Unterschied, in welche Richtung sie gebogen sind bzw. wo das dickere Ende des Zeichens ist. Manche Schriftarten oder Programme tun sich mit den korrekten deutschen Anführungszeichen jedoch sehr schwer. Es werden dann z. B. oben die englischen Zeichen verwendet, die in die falsche Richtung gebogen sind. Eine einfache Merkhilfe sind die Zahlen 99 – für Anführungszeichen unten – und 66 für Anführungszeichen oben. Hier sieht man auf einen Blick, dass das dicke Ende immer zur Zeile hinzeigt und wie die Krümmung aussieht.

Und was sind Gänsefüßchen?

Entstanden ist der Begriff, weil die französischen Anführungszeichen dem Abdruck von Gänsefüßen ähnelten. Tatsächlich kann man den Ausdruck Gänsefüßchen heute generell als Synonym verwenden, egal wie die Anführungsstriche aussehen. Wenn Sie mit Gänsefüßchen die Pfeilchen meinen, die als Anführungszeichen fungieren – hier ist zu unterscheiden: Zeigen die Pfeilchen nach innen (Beispiel: »Die Reporterin Rita Skeeter vom ›Daily Prophet‹ ist nicht seriös«, stellt Harry Potter fest.), dann kann man sie im Deutschen auch verwenden. Man nennt sie auch Chevrons. Tatsächlich greift der Buchdruck gern auf diese Variante zurück, weil sie als edel gilt.

Die nach außen zeigenden Gänsefüßchen, auch «Guillemets» genannt, sind allerdings der Schweiz und Frankreich vorbehalten.

Und so setzen Sie typografische Anführungszeichen unten und oben auf Windows (funktioniert meistens, aber nicht immer):

ALT gedrückt halten und 0132 am Nummernblock eingeben:

ALT gedrückt halten und 0147 am Nummernblock tippen:

Wer ein Zitat im Zitat angeben will und einfache Anführungsstriche braucht:

ALT gedrückt halten und 0130 am Nummernblock eingeben:

ALT gedrückt halten und 0145 am Nummernblock eingeben:

Falls es nicht klappt: in Word richtig erzeugen und an die betreffende Stelle kopieren.

Und auf Apple?

ALT (auch Options- oder Wahltaste genannt) gedrückt halten und auf das Circonflexe-Zeichen (Dacherl) tippen: [^]: „

ALT (auch Options- oder Wahltaste genannt) gedrückt halten und die Ziffer 2 eingeben: “

 

* Wenn man es richtig eingestellt hat. Dazu muss man unter Optionen/Dokumentprüfung in der Tabelle „gerade durch typografische Anführungszeichen ersetzen“ anhaken.

Sie sind bei Satzzeichen generell nicht ganz sicher? Buchen Sie ein Schreibcoaching zum Thema Satzzeichen/korrekte Schreibweisen bei uns!

Was ist ein Hauptsatz, was ist ein Nebensatz?

Wie man Haupt- und Nebensatz unterscheidet – kurz erklärt.

Der Hauptsatz endet, wo der Nebensatz beginnt. Ein Komma trennt sie.

Es gibt Fragen, die stellt man nicht.
Warum? Weil eine Stimme im Hinterkopf sagt: Damit blamierst du dich! Das müsstest du längst wissen!
Die Frage, was einen Hauptsatz und was einen Nebensatz ausmacht, ist so eine.
Dabei wäre es so praktisch, es zu wissen, wenn man sich etwa mit Kommaregeln beschäftigt oder beschäftigen muss. Schließlich heißt es doch so oft: Das Komma trennt Haupt- und Nebensatz voneinander.
Ups! Und was ist jetzt …?

Deshalb hier kurz und knapp, ein für allemal der Unterschied zwischen Hauptsatz und Nebensatz.

 

Hauptsatz

  • Harry fliegt auf einem Besen.
  • Fliegt Harry auf einem Besen?
  • Flieg schneller, Harry, und fang den Schnatz!
Das macht alle drei Sätze oben zu Hauptsätzen:
  1. Die Bedeutung ist ohne eine weitere Ergänzung erkennbar, der Satz kann alleinstehen. Man braucht also keine Erklärung oder auch Frage davor, um den ganzen Inhalt zu verstehen. Und:
  2. Das Prädikat steht an erster oder zweiter Stelle.
    (Okay, und was ist jetzt ein Prädikat? Das ist das Zeitwort, das sich in Person, Zahl, Zeit verändern lässt und die Hauptaussage des Satzes trägt, also bezeichnet, wer etwas tut. In unserem Beispiel ist das „fliegt“.)

Ich persönlich finde ja, dass das die zweite die klarere der beiden Regeln ist. Denn sobald ein Hauptsatz und ein Nebensatz zusammen ein so genanntes Satzgefüge bilden, ist auf den ersten Blick manchmal gar nicht so klar, wer von den beiden da jetzt ohne weitere Erklärung Sinn ergibt. Halten Sie sich also im Zweifelsfall daran, an welcher Stelle im Satz das Prädikat zu finden ist.

Probieren wir es aus:

Nebensatz

  • Madame Hooch sieht, dass Harry auf einem Besen fliegt.

Madame Hooch ist das Subjekt, sieht ist das Prädikat, es steht an zweiter Stelle. Deshalb ist das der Hauptsatz.
Nach dem Komma steht nun noch etwas, nämlich „dass Harry auf einem Besen fliegt“. Das Prädikat („fliegt“) befindet sich am Ende. Das ist der Gliedsatz oder Nebensatz. Bei einem Nebensatz steht also das Prädikat an letzter Stelle.

Übrigens: Auch wenn wir den Nebensatz vor den Hauptsatz stellen, ist das so.

  • Weil er Draco verfolgt, fliegt Harry auf einem Besen.

Verfolgt steht an letzter Stelle –> Nebensatz.
Fliegt steht an erster Stelle –> Hauptsatz.

Und wenn wir ganz sicher sein wollen, schauen wir genauer hin.

Die Charakteristika eines Nebensatzes sind:
  • Das Prädikat steht an letzter Stelle.
  • Er kann nicht alleinstehen, ohne dass er eingeleitet bzw. ergänzt wird (es fehlt etwas Sinnhaftes). Er heißt auch Gliedsatz, weil er an einen anderen Satz angegliedert ist, in unserem Fall hängt er sich an den Hauptsatz „fliegt Harry auf einem Besen“ an.
  • Es gibt ein Wort, das den Satz einleitet, z. B. ein Bindewort (dass, weil, während …), ein Fragewort (warum, wer …) oder ein Relativpronomen (der, die, welches …)

Wenn jetzt noch Fragen offen sind (das ist der Nebensatz), freuen wir uns darüber in den Kommentaren (das ist der Hauptsatz). ?

Wer skeptisch ist oder einfach mehr wissen will: Auf zum Duden, und zwar zur genauen Erklärung von Haupt- und Nebensatz:

Viel mehr Antworten auf Fragen zum Thema Rechtschreibung oder zum Schreiben generell bekommen Sie in unseren Angeboten zur schriftlichen Kommunikation. 
Gern begrüßen wir Sie jederzeit für ein Einzelcoaching  in unserem Wiener Büro im 2. Bezirk. Vereinbaren Sie einfach per Mail einen Termin.

 

Besserwisser-Infos für Zusammenschreibungsprobleme

Heißt es Online Training wie im Englischen, Online-Training oder Onlinetraining? Bindestrich – ja oder nein? Finden Sie es heraus!

Unlängst habe ich einige Seiten für den Internetauftritt einer großen Firma korrigiert. Die Marketing-Agentur, die mich gebucht hatte, schickte mir die Datei mit folgendem Kommentar: „Fehlende Bindestriche in Zusammenhang mit Produkt- oder Firmennamen bitte nicht einfügen, ist vom Kunden nicht erwünscht. Hoffe, Sie halten das aus!“

Ich hielt es aus – immerhin war das Problembewusstsein vorhanden. Aber wie oft kommt es vor, dass mir etwa Studierende in der Rechtschreib-Einheit des Textworkshops erklären wollen, dass man All-you-can-eat-Angebot auf keinen Fall durchkoppeln dürfe! „Da kann es keine Regel geben“, meinen sie – und wissen es nach dem Kurs besser.

Von Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänsmützen und Schneeeulen
So manche Schreibweisen, sei es nun mit oder ohne Bindestrich, schmerzen mehr als der Biss einer Schneeeule. Oder wäre hier Schnee-Eule besser?
Bissspuren von Schneeeulen führen zu Stresssituationen. So viele Dreifachbuchstaben!

Wenn wir im Deutschen Hauptwörter bilden, können wir sie einfach so lange zu einem einzigen Wort zusammensetzen, wie wir denken, dass es noch verstanden wird.

Wollen wir das Wort gliedern, damit es einfacher zu lesen ist, machen wir das mit einem Bindestrich (Divis). Wie der Name schon erahnen lässt, verbindet er Wörter. (Und aus Coronazeiten wissen wir nur zur Genüge, dass ein Abstand nicht der Verbindung dient, zumindest nicht physisch.) Wir können uns nun aussuchen, ob wir das Zufußgehen schreiben oder das Zu-Fuß-Gehen. Der Bindestrich hilft uns, die einzelnen Elemente des zusammengesetzten Wortes zu erfassen. Mein Lieblingsbeispiel ist

  • Kindergarten-Sessel versus
  • Kinder-Gartensessel.

Der Unterschied in der Bedeutung ist mit dem Divis auf einen Blick erkennbar, während ich bei Kindergartensessel erst mal grübeln muss (und die deutschen Mitlesenden werden auch noch über Sessel stolpern, weil sie bei Sessel an einen Fauteuil denken und nicht an einen Stuhl wie die meisten in Österreich).
Empfehlenswert ist diese Trennung übrigens auch, wenn man die Häufung gleicher Buchstaben vermeiden möchte, wenn etwa Bissspuren einer Schneeeule zu Stresssituationen führen. Spätestens wenn der Zooornithologe einen Sicherheitscheck durchführt, würde ich ganz intensiv für einen Bindestrich plädieren! Denn man darf ihn zur Gliederung auch dann setzen, wenn es bereits ein Fugen-s gibt, der Sicherheits-Check wäre in dieser Schreibung bestimmt verständlicher (ganz im Sinne der Zoo-Organisations-Optimierung 😉 ).

Quality Check beim All-you-can-eat-Angebot

Muss ich Wörter aus einer Fremdsprache also auch mit einem Divis verbinden? Ja, wenn sie damit zu einem Bestandteil der deutschen Sprache werden. Hier die Erklärung:

Sind beide Bestandteile der Zusammensetzung fremdsprachige Wörter, z. B. in Quality Check, darf ich es so stehen lassen. Quality-Check wäre aber auch in Ordnung, weil der Check bereits im Deutschen angekommen ist. (Und warum eigentlich nicht Qualitätsprüfung?) Wird also mit einem Wort, das Bestandteil der deutschen Sprache ist, verbunden, gelten die Regeln der deutschen Sprache, etwa in: Quality-Management-Expertin. Ich darf die Wörter also nicht wie im Englischen mit Abstand schreiben!
Auch in Verbindung mit Namen (und damit im Grunde auch bei Produkt- und Firmennamen) gilt diese Regel. Während ich also im Englischen the Harry Potter book series schreiben darf, muss es im Deutschen die Harry-Potter-Buchserie sein.

Warum sich manche dennoch darüber hinwegsetzen? Nun ja, die Regeln des Regelwerks für deutsche Rechtschreibung sind für öffentliche Institutionen, Bildungseinrichtungen und Ämter verbindlich. Als Privatperson bzw. selbständiges Unternehmen darf ich mir aussuchen, inwieweit ich mich daran halten will: je nachdem, welchen Eindruck ich erzielen will.

Im Fall des Namens empfinden es viele Unternehmen als Verunstaltung, wenn die Bezeichnung mittels Bindestrich an das Zielwort angeklebt wird oder fürchten, dass ein Produktname bei einer Kopplung nicht mehr klar erkennbar ist. Aus Marketing-Sicht kann es also sinnvoll sein, bewusst eine Regel zu brechen – nämlich die der korrekten Schreibung – und bewusst bestimmten Marketingzielen, wie der Erkennbarkeit der Marke, zu opfern.

Trotzdem wichtig zu wissen: Wenn jemand im Lektorat/Korrektorat auf die Bindestrich-Schreibung ausbessert, ist er/sie natürlich im Recht. Wer es anders haben möchte, sollte im Bewusstsein, die Regel zu brechen, bei einer Korrektur vorab darauf hinweisen – so, wie es die Agentur in meinem Beispiel getan hat.

Mehr, viel mehr solcher Tipps und Informationen bekommen Sie in unserem Seminar “Richtig schreiben, Fehler vermeiden”.

KORREKT? RESPEKT!

Warum ein fehlerfreier Text Ausdruck von Respekt ist

Stellen Sie sich vor, Sie gehen zu einem Vorstellungsgespräch. Sie möchten bei Ihrem Gegenüber nicht nur mit dem, was Sie sagen, sondern Sie wollen insgesamt einen guten Eindruck machen. Werden Sie ein zerknittertes Sakko mit Fettflecken am Revers anziehen, schmutzige, löchrige Jeans und irgendwelche Bequemlatschen, weil Sie in die halt schnell reinschlupfen konnten? Nein? Eben!

Dem/der Kommunikationspartner/in respektvoll zu begegnen, bedeutet unter anderem auch, nicht nur auf die eigene Bequemlichkeit zu achten, sondern auch dem letzten Schliff ein wenig Aufmerksamkeit zu widmen. Und ganz genau so ist es bei schriftlicher Kommunikation.

Grobe Fehler im Text sind wie Flecken am Sakko

Wer – im beruflichen Kontext – mit einem Text überzeugen will, sollte sich nicht nur überlegen, was das Textziel ist, welchen Kanal er/sie wählt und wie er/sie seine Botschaft in Worte fasst! Eine letzte Prüfung auf Verständlichkeit, vor allem im Satzbau, auf korrekte Schreibung und Komma-Regeln vermeidet Doppeldeutigkeiten, Missverständnisse – und nicht zuletzt Ärger bei den Leserinnen und Lesern des Textes.

Wir reden hier nicht von einem Posting auf Social Media, einer Status-Meldung oder einem Mini-Kommentar in einem Forum, wo es um kurze persönliche Statements an die Allgemeinheit geht. Klar wäre auch hier korrektes Deutsch schön, aber das Ziel ist ein anderes als etwa in einem Geschäftsbrief oder -mail, einer Werbeanzeige oder einem Newsletter. Hier will ich mein Gegenüber erreichen, Kundinnen und Kunden ansprechen, Interesse wecken – und überzeugen. Und hier sind wir wieder am Beginn: Sakko mit Fettflecken, zerknitterte Jeans …?

Noch einmal Drüberlesen bringt’s!

Erweisen Sie den Leserinnen und Lesern Ihrer Aussendungen Respekt. Gehen Sie noch einmal drüber!

  • Bringen Sie den Text in Form und prüfen Sie ihn auf Fehler.
  • Lesen Sie ihn laut und drucken Sie ihn in einer anderen Schriftart oder Formatierung aus. Das schafft einen neuen Blick und hilft beim Korrekturlesen.
  • Schlagen Sie im Zweifelsfall nach.
  • Frischen Sie doch einmal die Regeln zu Kommasetzung, Groß- und Kleinschreibung und Doppel-S auf. Und wenn Sie dafür keine Zeit haben und sich nicht sicher sind:
  • Formulieren Sie doch einfach um! Komplexe Wortgebilde und wilde Satzkonstruktionen führen oft zu Missverständnissen – das lässt sich vermeiden.
  • Machen Sie einfachere Sätze, wenn Sie die Regeln zur Beistrichsetzung nicht parat haben. Ihre Texte werden davon profitieren – und die Beziehung zu Ihren Kundinnen und Kunden auch!

Eine respektvolle Begegnung ist auch schriftlich in einfacher Sprache möglich – aber korrekt muss sie sein.*

Wenn Sie Unterstützung bei der Auffrischung der Regeln zu Rechtschreibung und Kommasetzung brauchen, schauen Sie sich unsere Angebote an.

*Anmerkung: Ich beziehe mich in diesem Artikel auf Texte, bei denen man muttersprachliche Kompetenz voraussetzt, nicht auf Übungstexte oder solche, die von Menschen anderer Muttersprache verfasst werden.

Schlag nach bei … ja, wo eigentlich?

Wie man das Österreichische Wörterbuch richtig benutzt, haben wir in der Volksschule gelernt. Und wo schlagen wir heute nach, wenn wir nach der richtigen Schreibung oder Rechtschreibregeln suchen?

Man muss nicht alles wissen, aber man sollte wissen, wo man sich das fehlende Wissen holt..„Wenn ich nicht weiß, wie man etwas schreibt, such ich’s im Internet!“ Geht es um die richtige Schreibung von Datums- oder Währungsangaben, von Abkürzungen oder um die Gliederung von Zahlen, kann man bei der Suche im Netz seine blauen Wunder erleben. Wer Glück hat, findet zu einem der Themen Blogbeiträge von Expert/inn/en, die alle Variantenschreibungen auflisten und erklären. Mit etwas Pech landet er aber auf einer Seite selbsternannter Sprachpolizisten, die ihre Lieblingsschreibweise  herauspicken und sie für die einzig richtige erklären. Im schlimmsten Fall ist sie sogar falsch. Und, was machen wir dann?

An welche Normen will oder muss ich mich halten?

Eines vorweg: Verbindlich an die Rechtschreibregeln müssen Sie sich dann halten, wenn Sie amtliche Texte verfassen oder für eine Bildungsinstitution schreiben. Maßgeblich dafür ist das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung mit Regeln und Wörterverzeichnis. Grundregeln und Neuerungen der Rechtschreibreform(en) finden sich darin.

Vieles jedoch, was Menschen bei ihrer täglichen Arbeit mit Texten brauchen, ist dort nicht geregelt. Rechtschreibregeln für den Schriftverkehr finden sich etwa in der – rechtlich nicht bindenden – Norm DIN 5008. Da diese für Deutschland erstellt wurde, darf natürlich eine eigene ÖNORM nicht fehlen, die ÖNORM A 1080. Damit nicht genug, gibt es auch noch die ISO – die weltweite Vereinigung offizieller Normungsinstitute. Sie regelt etwa internationale Währungscodes, die in bestimmten Kontexten verbindlich sind. Und dann gibt es ja auch noch Wörterbücher wie den Duden oder das Österreichische Wörterbuch. Wikipedia wäre auch eine Quelle. Und woran halten wir uns jetzt?

Klarheit über alles

Hilfreich ist zuerst einmal zu wissen, ob es im Unternehmen oder der Organisation, für die man schreibt, eine Norm gibt, an die man sich halten muss. Ein Handelsunternehmen mit viel Korrespondenz im deutschen Sprachraum wird sich vielleicht an der DIN 5008 orientieren, ein amtliches Dokument hingegen muss etwa bei Währungsangaben den ISO-Standards folgen. Österreichische Unternehmen orientieren sich in Fragen des Schriftverkehrs meist an der ÖNORM A 1080. Weiß man darüber einmal Bescheid, hat man einen ersten Leitfaden, wenn man etwas im Regelwerk für deutsche Rechtschreibung nicht findet.

Arbeit mit dem Duden

In jedem Fall aber ist es günstig, ein Wörterbuch, am ehesten wohl den aktuellen Duden, im Haus zu haben. Warum? Der Duden ist zwar nicht (mehr) die verbindliche Instanz, wenn es um Rechtschreibung geht, aber er folgt natürlich dem Regelwerk. Zusätzlich bietet er Empfehlungen, falls man nicht genau weiß, für welche Variante man sich entscheiden soll, wenn ein Wort mehrere mögliche Schreibungen (z. B. in: du hast Recht oder du hast recht) erlaubt.

Zusätzlich finden sich bei schwierigen Wörtern rot unterlegte Kästen, die die Varianten oder unterschiedliche Redewendungen, in denen dieses Wort (vielleicht in unterschiedlicher Schreibung) vorkommt, auflisten. Das hilft vor allem dann, wenn man innerhalb einer Organisation zu einheitlichen Schreibungen kommen möchte – man einigt sich praktischerweise auf die Duden-Empfehlung. Zusätzlich sind im vorderen Teil des Wörterbuchs alle Rechtschreibregeln zusammengefasst – wer also Komma-Regeln nachlernen will, kann das auch mit Hilfe eines Duden tun.

Nicht zuletzt gibt es eine Redaktion, die neue Wörter in den Duden aufnimmt und uns empfiehlt, wie man etwa geliket oder downgeloadet schreibt (so nämlich). Natürlich können Sie auch auf andere Wörterbücher zurückgreifen. Wichtig ist nur, dass man sich innerhalb eines Unternehmens auf dasselbe einigt. Und wenn Sie nach Schreibungen von Zahlen, Wochentagen oder Monaten suchen, hier noch ein Tipp: immer beim ersten Vertreter im Alphabet nachsehen. Wenn Sie also nach Verbindungen mit Zwanzig suchen, werden Sie vermutlich bei Achtzig fündig. Für Freitag bei Dienstag. Und für Oktober … na, wo müssen Sie nachschlagen?

Wenn Sie Lust auf mehr Tipps haben und Antworten auf Ihre ganz persönlichen Rechtschreibfragen suchen: Die gibt’s in unseren Angeboten zum Thema Schreiben.

„Ich brauch kein Lektorat. Word findet eh alle Fehler.“

wordJa? Nun, Word wird weder Stilfehler wie Wortwiederholungen noch falsche Satzkonstruktionen oder gar komplett sinnlose Absätze für Sie ausfindig machen. Ein Lektorat ersetzt dieses fabelhafte Programm also nicht.

Die Rechtschreibprüfung von Word findet zwar oft Komma- und Bezugsfehler, allerdings zeigt sie auch zahlreiche Wörter und Schreibweisen, z. B. von Komposita, die Word nicht kennt, als falsch an.

Verlassen Sie sich also nicht darauf, dass immer stimmt, was Word unterstreicht oder korrigiert. Wie Sie herausfinden, was nun wirklich richtig ist und welche Tools wirklich hilfreich sind, erfahren Sie hier.

 

Gedankenstriche
Vor und nach einem Abstand – so zum Beispiel – macht Word die Striche automatisch lang. Leider nicht immer. Schreibe ich z. B. 100 Euro als 100,-, weiß Word nicht, dass der Strich hier lang gehört (also 100,–). Man kann ihn sich aber mit einem Kurzbefehl einrichten (meist mit STRG shift – bzw. auf Apples meist Apfel shift -).

Achtung bei Gedankenstrichen, die Word fälschlich anstatt eines Bindestrichs einfügt: Maschinen-Import- und -Export wandelt Word (falsch!) in Maschinen-Import und –Export (mit langem Strich vor dem E)! Hier muss man nachträglich einen kurzen Bindestrich statt des Gedankenstrichs einfügen.

Versalien-Eszett
Seit der letzten Reform gibt es ß auch als Großbuchstaben, nämlich
Man erzeugt es in Word auf neueren Tastaturen mit shift+ altgr+ß, wenn das nicht gelingt, aus einem Text über das große Eszett aus dem Internet kopieren und einfügen.
Bitteschön: ẞ

Anführungszeichen
Richtige Anführungszeichen sind im Deutschen immer zuerst unten, dann oben. Das dicke Ende der beiden Striche weist zur Zeile hin, außerdem sind sie von innen nach außen hin gekrümmt. So:

RICHTIG:             „  “                                                    FALSCH:               ”          oder     ”

Apostrophe
Auch diese weisen eine Krümmung auf und werden zur Zeile hin dünner.

RICHTIG: Max’ Auto, s’ ist halt so schön         FALSCH: Max‘ Auto; s`ist halt so schön

Achtung: Das Aussehen dieser Striche variiert nach Schriftart! Für korrekte Anführungszeichen in Word unter Word-Optionen/Dokumentprüfung/Autokorrektur-Optionen „Gerade Anführungszeichen in typographische umwandeln“ anklicken. In anderen Programmen wie Corel Draw lassen sie sich meist aus Word ins Dokument kopieren.

Geschütztes Leerzeichen
Um bei Abkürzungen Umbrüche zwischen den Zeichen zu verhindern, fügt man das geschützte Leerzeichen ein. Bestandteile einer Abkürzung mit Punkten erfordern ebenfalls ein Leerzeichen. Ganz korrekt heißt es also  z. B. (nicht z.B.), d. h., s. o., i. d. R.

Gezeigt wird das geschützte Leerzeichen durch einen kleinen Ring. Es handelt sich um einen festen Abstand. Man kann, wenn der Abstand kleiner sein soll (etwa in z. B.) die Schriftgröße für den Abstand verändern, InDesign und LaTex haben hier Lösungen mit einem halben Abstand.

Das geschützte Leerzeichen lässt sich unter Windows durch die Tastenkombination STRG shift Space-Taste erzeugen, am Mac mit alt und Space-Taste. Der HTML-Code lautet  
Kann man in Internet-Texten mangels Eingabemöglichkeit von HTML, etwa auf Social Media, Umbrüche nicht verhindern, wird oft auf den Abstand verzichtet, z. B. wird dann z.B. geschrieben. Deshalb kommt es uns auch allen so vertraut vor. Gefällt uns das nicht, lautet die Alternative ausschreiben.

Worttrennungen einfügen/weiche Trennung
Trennungen im Wort kann man mit STRG – so einstellen, dass Word erkennt, wo das Wort getrennt werden soll, dieses aber bei späteren Veränderungen im Layout auch wieder zusammenschreibt. Man sieht diese weiche Trennung als eine Art Bindestrich mit einem rechts nach unten weisenden kleinen Haken im Wort. Dieser wird – wie der kleine Ring für das geschützte Leerzeichen – nicht gedruckt.

Wenn Sie diese Dinge beachten, sind Sie einem guten Text einen Schritt näher. Wer auch immer danach Ihr Werk einem Lektorat unterzieht – er oder sie wird es Ihnen danken.

Mehr davon?
Lesen Sie auch unseren Beitrag über Doppelpunkte oder über Punkte, kleine und große Buchstaben.

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Auf den Punkt gebracht

punktVon i-Punkt, G-Punkt, großen und kleinen Buchstaben.

Dass Substantive – oder, wie der Volksschulmund so schön sagt, Nomen oder Namenwörter – großgeschrieben werden, weiß jedes Kind. So manche/r Erwachsene hat auch schon gehört, dass das auch für Wörter gilt, die keine Substantive, aber Teil einer substantivierten Verbindung sind, das Auf-Facebook-Versandeln zum Beispiel oder die Ich-räum-gleich-auf-Lüge. Klar soweit? Logisch! Die Präposition, das Fürwort oder auch das Verb steht ja am Anfang einer Verbindung, die insgesamt als Substantiv gilt, also schreibe ich sie groß.

Warum aber, warum nur, schreibt man denn dann: der i-Punkt? Oder das km-Geld? Aus Bosheit? Weil das wieder einmal bestätigt, wie unlogisch doch die Rechtschreibregeln sind? Mitnichten. Es gibt eine Logik! Nicht immer aber erkennt man diese auf den ersten Blick, sondern braucht ein bisschen Hintergrundwissen:

i-Punkt: Der i-Punkt sitzt nur auf dem kleinen i. Wie logisch wäre es da, ihn dem Großbuchstaben anzudichten?

km-Geld: Die Abkürzung für Kilometer ist nun einmal – unveränderlich! – km und nicht Km. Deswegen heißt es, wenn man denn die Abkürzung verwenden will, km-Geld und nicht Km-Geld. Besser wäre es allerdings, Kilometergeld zu schreiben!

T-Shirt: Die Form des T-Shirts wurde dem großen T nachempfunden, nicht dem kleinen. Daher ist es das T-Shirt und eben nicht das t-Shirt!

G-Punkt: Der heißt nicht etwa so, weil die weibliche Anatomie der eines großen G gleichen würde, sondern weil er nach dem deutschen Arzt Ernst Gräfenberg benannt ist, dessen wissenschaftlicher Forschungsgegenstand die weiblichen Geschlechtsorgane waren. Man möge ihm das große G als Abkürzung gönnen.

Und um noch einmal zum Punkt zu kommen: Das Wort punkto ist eine Präposition, diese schreibt man klein. Kommt aber jemand um Punkt zwölf Uhr, kann man sich nicht darauf verlassen, dass das Wort Punkt hier adverbial verwendet und daher kleingeschrieben wird. Das war zwar einmal so – aber dann kam die Reform! Da schlägt’s dreizehn! Kann man sich denn auf gar nichts verlassen? Nun ja, die Reform wollte die Regeln vereinfachen. Und die neue lautet: Substantive, die Bestandteile fester Wendungen sind, werden immer großgeschrieben. Und Punkt in Verknüpfung mit einer Uhrzeit bildet eine solche. Somit heißt es Punkt zwölf Uhr. Punktum.


Mehr davon?

Lesen Sie auch unseren Beitrag über Doppelpunkte.

Und wenn Sie all das nicht aus einem Blog lernen wollen, sondern live, in gemütlicher Atmosphäre und von den WORT & WEISE-TrainerInnen persönlich, dann besuchen Sie doch eines unserer Angebote zum Thema Texten.

 

Bindestrich oder Binde-Strich?

BratheringWann verwendet man den Bindestrich? Wie schreibt man richtig zusammen? Und wo liegt der Unterschied zum Gedankenstrich? Das erfahren Sie in diesem Blog.

Verstehen Sie die beiden Wörter im gelben Kasten auf Anhieb?

Altbauch-Arme gelesen? Verzweifelt eine deutsche Übersetzung für das vermeintlich englische brathering gesucht? Sie sind nicht allein! Die vielen Anglizismen und die verstärkt gebrauchte (falsche!) Auseinanderschreibung lassen uns vergessen, dass die deutsche Sprache eine ganz besondere Eigenheit hat: Man darf in ihr Wörter verbinden und damit richtige Wortungetümer kreieren. Natürlich, die Donaudampfschifffahrtskapitänsmütze ist uns eher aus einem spielerischen Kontext bekannt, doch Ringmappeneinlegeblattlochverstärker, Lesbarkeitsförderungsmaßnahmen oder Problembewältigungsstrategien begegnen uns auch im Alltag.

So gehts richtig

Die gültige Rechtschreibung sieht vor, dass „im Deutschen die einzelnen Wortbestandteile entweder zusammengeschrieben (z.B. Hochseefischerei) oder mittels Bindestrich miteinander verbunden (z.B. Rosa-Luxemburg-Platz)“ werden. Der Bindestrich kann uns also helfen, die Struktur des Wortes zu verstehen. Bei Altbau-Charme wäre es sicher sinnvoll gewesen. Brat-Hering … naja, Geschmackssache. Wir finden ja, die LeserInnen und Leser dürfen sich ruhig auch selbst ein wenig Mühe geben. Schließlich ist Lesen immer auch ein produktiver Akt, bei dem man selbst Bedeutung konstruiert – das ist Teil des Lesens. Ohne Vorwissen lässt sich schwer lesen. Denn auch ein Bindestrich würde dem Leser nicht helfen, wenn er sich fragt, warum ein Schweineschnitzel ein Schnitzel aus Schweinefleisch ist, ein Kinderschnitzel aber bestimmt kein Kinderfleisch enthält! Wie die einzelnen Bestandteile eines Wortes also zueinander stehen, erklärt uns oft nicht einmal die Grammatik. Auch auf die Frage, was genau mit einem Bombenauto, einem Scheißhaus oder mit Traumarbeit gemeint sein könnte, gibt die Grammatik oder die Verwendung eines Bindestrichs keine Antwort. Aber ohne Mehrdeutigkeiten verlöre die Sprache doch auch ihren Reiz.

Aber keine Panik, beachten Sie einfach folgende Punkte:
  • Vermeiden Sie generell allzu lange Wörter. Schreiben Sie statt der oben genannten Problembewältigungsstrategien also lieber „Strategien, um Probleme zu bewältigen“. Ihr Text wird damit gleich viel leserInnenfreundlicher (oder LeserInnen-freundlicher!).
  • Trennen Sie mit Bindestrichen, wo es der Verständlichkeit dient, aber übertreiben Sie es nicht damit. Die Tee-Ernte ist der Teeernte vorzuziehen, die Mädchen-Handelsschule der Mädchenhandelsschule, aber es gibt keinen vernünftigen Grund, Brief-Marke oder Geld-Automat zu schreiben.
  • Reihen Sie nie einzelne Wortglieder wie im Englischen ohne Verbindung nebeneinander. Das ist nämlich ganz bestimmt falsch.
  • Und beachten Sie, dass es einen Unterschied zwischen den beiden Satzzeichen Bindestrich (kurz und ohne Abstand davor und danach) und dem Gedankenstrich (lang, Abstand davor und danach) gibt – das ist wichtig!

Bindestrich, Gedankenstrich, Zebrastreifen – alle haben irgendetwas mit Strichen zu tun.

Also, alles gar nicht so schlimm. Wenn Sie allerdings noch andere Fragen zur deutschen Sprache und gutem Stil haben, dann besuchen Sie doch einfach unsere Angebote zum Thema Texten.

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