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Moderation für die Koalition

Österreich hat seit 140 Tagen keine neue Regierung, weil bereits zwei Runden von Koalitionsverhandlungen gescheitert sind. Erst konnten sich die Parteispitzen von ÖVP, SPÖ und NEOS nicht einigen, dann gingen jene von ÖVP und FPÖ ohne Ergebnis auseinander. Eine externe Moderation hätte vermutlich geholfen.

von Roman Kellner und Elisabeth Gräf

Koalitionsgespräche besser mit ModerationVorweg: Wir sind nicht naiv. Wir wissen, dass es bei Politik und damit bei Koalitionsverhandlungen um Macht geht, Partikularinteressen und Pfründe sind im Spiel, auch Interessen und Intrigen. Da wird um Maßnahmen und Zugeständnisse gerungen und um Prozente und Posten gefeilscht.

Es geht um etwas. Aber am Ende soll eine Lösung, idealerweise in Form einer Einigung, herausschauen. Und das läuft in der Regel schneller und angenehmer für alle Involvierten ab, wenn eine hochprofessionelle Moderation den Prozess begleitet. Damit sitzt mit den Streitparteien jemand am Tisch, der neutral und mit Äquidistanz zu allen Beteiligten das große Ziel vor Augen hat – jenseits der Partikularinteressen. Das ist der Job einer externen Moderation. Niemand ist als Mensch neutral, doch in der Funktion des Moderators ist das sehr wohl möglich. Er oder sie achtet darauf, dass alle zum Zug kommen, dass alle gehört werden und das große Ganze nicht aus dem Blickfeld gerät.

Koalitionsverhandlungen mögen besonders folgenreich sein, und doch sind es im Grunde Gespräche zwischen Menschen wie anderswo auch. Diese haben bestimmte Vorstellungen und Ziele, Gefühle und Bedürfnisse, Werte und Verpflichtungen – kurz: unterschiedliche Wirklichkeiten. Eine Moderation hilft dabei, diese Wirklichkeiten in Verbindung zu bringen.

Die Aufgaben einer Moderation

Viele denken bei Moderation an Nachrichtensprecherinnen oder Abendshows, doch hier geht es um etwas anderes: „Moderation ist „eine strukturgebende Einflussnahme einer inhaltlich neutralen, außenstehenden Person auf den Kommunikationsprozess einer Gruppe“, so definiert es Redlich 1997.

Die Moderation strukturiert die Kommunikation und nimmt der Gruppe, in diesem Fall den Verhandler:innen, einige Aufgaben ab:

  • Sie begleitet sie schon zu Beginn bei der Suche nach einer gemeinsamen Zielvorstellung. Sie achtet darauf, dass diese für alle passt, verbündet sich damit und behält dieses gemeinsame große Ziel den gesamten Prozess über im Auge.
  • Sie achtet auf Äquidistanz, ist also allparteilich und bevorzugt niemanden. Wenn man das einer Einzelperson nicht zutraut, bewährt sich vielleicht eine Moderation im Duo, und die muss nicht aus dem betroffenen Land kommen.
  • Die Moderation strukturiert den Prozess und zieht, wenn nötig, Methodenpfeile aus ihrem Köcher, die destruktive Verhandlungsmuster auch einmal durchbrechen.
  • Sie behält die Zeit und auch die Energie der Gruppe im Auge, sie erkennt, wann eine Pause notwendig ist.
  • Sie sorgt für die Sicherheit der Teilnehmenden, indem sie zum Beispiel auf den Ton achtet oder darauf, dass alle ausreichend Raum bekommen.

Wir ahnen, was Sie sich nun denken: „In welcher Traumwelt lebt ihr? Das ist doch knallharte Politik, da gewinnt der Stärkere. Bei Verhandlungen geht es ums Gewinnen, hier braucht es kein Achten auf Befindlichkeiten.“ Allein: Die Politiker:innen sollen dann ja vier oder fünf Jahre zusammenarbeiten. Klar, das müssen sie dann auch ohne Moderation schaffen. Aber wäre es nicht sinnvoll, die Augenhöhe schon in den Koalitionsverhandlungen gut zu verankern, bevor Porzellan zerschlagen wird?

Die Vertrauensfrage

Eine früher hochrangige Politikerin meinte im Gespräch mit uns, eine Moderation sei aus einem weiteren Grund undenkbar: Niemand würde einer externen Person vertrauen, aus Angst, es könnte etwas nach außen dringen. Aber ließe sich dem nicht begegnen? Es gibt sensible Branchen, bei denen Verträge, zum Teil mit hohen Pönalen im Falle einer Verschwiegenheitsverletzung, gang und gäbe sind. Auch wir haben schon solche Erklärungen unterzeichnet.

Ein weiterer Punkt für die Moderation: Es handelt sich bei den Verhandelnden um gewählte Volksvertreter:innen, die mit einem Resultat aus den Gesprächen kommen möchten, ja sogar müssen! Wer darauf achtet, dass alle ein Ergebnis heimbringen, kann einerseits früh aufzeigen, falls Differenzen unüberbrückbar und weitere Gespräche nicht aussichtsreich sind – dann wird Zeit gespart. Andererseits wird ein Kompromiss wahrscheinlicher.

Der Weg zum Kompromiss

Denn am Ende wird bei Koalitionsverhandlungen ein Kompromiss stehen. Laut Bundespräsident van der Bellen ist dieser aber „in Verruf geraten“. Am 12. Februar 2025, am Tag nach dem Scheitern der zweiten Verhandlungsrunde, meinte er (auf Youtube nachzusehen):

„Irgendwann hat sich die Meinung eingeschlichen, dass einen Kompromiss zu schließen etwas für Verlierer ist. Dabei ist es nur ein anderes Wort für eine gemeinsame Lösung und wenn jeder auf seinem Standpunkt beharrt, dann gibt es eben keine Lösung. […] Es geht nicht darum, immer einer Meinung zu sein, ganz im Gegenteil. Aber um zu einem Kompromiss zu kommen, muss man akzeptieren, dass die andere Meinung genauso zählt wie die eigene. […] Aus dem eigenen Standpunkt A und dem Standpunkt B des anderen kann dann sehr oft ein neuer, besserer Standpunkt C resultieren.“

Der Weg dahin ist steinig. Eine Moderation hilft, Steine aus dem Weg zu räumen.

In diesem Blog geht es ja nur selten um Politik, aber, wenn Sie dieser Beitrag interssiert hat dann ist vielleicht auch unsere Analyse der Wahlplakate vor der vergangenen Nationalratswahl etwas für Sie.

Präsentationen: Fokus statt Folien-Hokuspokus

Wer bei Präsentationen oder Workshops allein auf PowerPoint und elektronische Hilfsmittel setzt, macht sich von diesen abhängig. Ein Plan B schadet nie.

Auf diesem Bild sieht man Flipchart und Bildschirm für PPT-Folien. Wir sind auf beides vorbereitet.Im Büro von WORT & WEISE, eine Woche vor dem Workshop:

Roman: Morgen gehe ich die Skripten für das Seminar kopieren, schaust du nochmal drüber?
Elisabeth: Skripten? Echt? Für ein IT-Unternehmen? Vereinbart waren doch nur die Powerpoint-Folien, weil dort alles digital läuft.
Roman: Ja, das haben die gesagt, aber es ist ein Zweitages-Seminar mit viel Inhalt. Das ist alles im Skript viel ausführlicher behandelt. Wenn es wer nachlesen will …
Elisabeth: Hast recht, die meisten Menschen haben doch ganz gern etwas in der Hand, auch wenn sie das selbst oft nicht wissen. Ja, lass uns trotzdem Skripten machen!

Im Büro von WORT & WEISE, am Vorabend des Workshops:

Elisabeth: Ich pack unsere Flipcharts für das Seminar auch ein, gut?
Roman: Die Teilnehmenden rechnen aber mit Powerpoint-Folien – und bei einem Unternehmen wie diesem gehe ich vor Ort eigentlich von allen Raffinessen der Technik aus.
Elisabeth: Ich pack die Flips trotzdem ein, damit wir je nach Situation entscheiden und auch abwechseln können.

Diese Entscheidung war – ebenso wie die erste – eine gute. Warum?
Auch in einem IT-Unternehmen kann – wie im konkreten Fall aufgrund eines Kabelgebrechens im Seminarraum – die Technik versagen. Und Menschen, die den ganzen Tag am Computer sitzen, freuen sich ungemein, wenn sie gedruckte, gebundene Skripten in der Hand halten.

Was lernen wir daraus? Wer eine Präsentation oder einen Workshop plant, sollte sich nicht auf seine digitalen Folien verlassen. Ob Prezzi, Powerpoint oder Google Slides – sie sind kein Ersatz für eine gute, eigene Ablaufplanung (siehe auch Blogbeitrag: Weder Power noch am Punkt).
Idealerweise sprechen wir bei einem Vortrag frei und haben den Ablauf unabhängig von den Folien im Kopf oder auf einem Zettel vor uns. Nummerierte Karten mit Stichworten helfen uns bei einer längeren Präsentation besonders gut weiter. All das lässt uns unabhängig agieren, auch wenn die Technik Mätzchen macht – und das soll ja ab und an vorkommen.

Noch besser: zusätzliche Präsentationsalternativen einplanen. Man muss sie dann ja nicht verwenden – aber sie geben Sicherheit! Überlegen Sie: Welche Inhalte können Sie so visualisieren oder auditiv unterstützen, dass sie gut in Erinnerung bleiben? Dazu müssen Sie nicht unbedingt Flipcharts mitnehmen. Lassen sich vielleicht Gegenstände finden, die zu Ihren Inhalten passen, können Sie Anschauungsmaterial aufhängen oder durchgeben, können Sie etwas vorzeigen? Gibt es Hörbeispiele? (Zugegeben, dafür braucht es doch auch technische Hilfsmittel.) Können Sie vielleicht etwas szenisch darstellen, haben Sie eine Geschichte oder eine Metapher parat, die das Gehörte für das Publikum greifbar macht? Und natürlich: Wo können die Teilnehmenden selbst etwas tun?

Live erleben statt an Folien kleben

Nichts davon ist Pflicht, aber bedenken Sie: Ein Plan B im Hinterkopf wird Ihnen schon in der Vorbereitung helfen, auf das Wesentliche zu fokussieren. Und das lässt Sie selbst souveräner agieren – auch wenn Sie im Endeffekt doch auf ein Programm mit Folien zurückgreifen. Es kann, es muss aber nicht alles digital sein. Im Gegenteil!

Möchten Sie wissen, wie das einhellige Feedback auf unser Seminar in besagtem IT-Unternehmen lautete? „Oh, wie schön, dass wir Skripten bekommen haben! Ich kann  keine Folien mehr sehen!“ und „Danke, dass ihr auch am zweiten Tag, als die Technik funktionierte, auf den Beamer verzichtet habt. Es war so angenehm, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und einfach mitzumachen, anstatt Folien zu lesen.“

Tatsächlich reflektiert das Feedback den häufigsten Folien-Fehler: zu viel Text. Gerechtfertigt wird das meist damit, dass die Unterlagen ja danach an die Teilnehmenden ausgehändigt werden. Das Problem lässt sich lösen: Nicht alle Folien, die man vorbereitet, muss man zeigen. Fast jedes Tool kennt die Ausblenden-Funktion. Sie können also Text-Folien für die Dokumentation und dazu passende Visualisierungs-Folien erstellen – und den Text bei Ihrer Präsentation ausblenden. Sie müssen dann frei zum Bild sprechen, dabei werden Sie automatisch lebendiger mit dem Publikum interagieren. Ihr Vortrag wird davon profitieren.

Das klingt anstrengend? Stimmt! Denn ob ansprechende Folienpräsentation oder alternative Visualisierungsmethoden: In einem guten Vortrag steckt viel Arbeit. Es lohnt sich, diese in die Vorbereitung zu stecken.

Brauchen Sie Unterstützung bei der Vorbereitung auf eine Präsentation? Wir helfen Ihnen gerne.
 
Präsentationscoaching oder Workshop hier anfragen!

Mir fällt nichts ein!

Immer wieder meinen Teilnehmer*innen in unseren Seminaren für Kreativitätstechniken: „Mir fällt nichts ein.“ Und Hand aufs Herz, wer von uns hat das nicht schon frustriert geseufzt? Dabei steckt in dieser Äußerung bereits die Antwort auf das Problem.

Das Wort Kreativität kommt vom lateinischen Wort creare, was schaffen oder hervorbringen bedeutet. Da ist also durchaus von etwas Aktivem die Rede: Man muss etwas tun, um Ideen zu erhalten, sie fallen einem nicht einfach zu. Das mag irritierend sein, haben wir nicht alle das Bild vom Künstler im Kopf, der beim Spaziergang mit einer Idee heimkehrt, vom Genie, das beim Nichtstun von der Muse geküsst wird? Ich will dieses Bild nicht völlig verwerfen und werde am Ende auch noch einmal darauf zurückkommen. Doch es ist eben nur ein Teil der Wahrheit. Ohne Anstrengung, ohne Auseinandersetzung mit einem Thema und vor allem ohne Perspektivenwechsel wird der Geistesblitz fernbleiben.

Ich möchte das anhand einer Übung zeigen, die wir gerne in unseren Schreibseminaren einsetzen. Sie hilft, den aktiven Wortschatz zu erweitern und damit Wortwiederholungen zu vermeiden. Und sie funktioniert so: Wir geben den Teilnehmer*innen ein sehr neutrales und häufig gebrauchtes Verb, etwa essen, gehen oder sagen. Nun lautet die Aufgabe, 2,5 Minuten lang möglichst viele Synonyme zu finden. Wir weisen extra darauf hin, dass die Bedeutungsgleichheit auch nur in bestimmten Situationen bestehen darf. So könnte man das Wort gehen situativ passend durch Wörter wie schlendern, eintreten, waten, hetzen, staksen oder schweben ersetzen. Es gäbe wohl weit über hundert Möglichkeiten.

Nachdem die Zeit verstrichen ist, lassen wir die Teilnehmer*innen ihre gefundenen Wörter zählen. Die Bandbreite reicht da von vier oder fünf bis zu 25 Wörtern. Auch hier hören wir immer wieder den Satz: „Mir ist nichts eingefallen.“ Jetzt stelle ich die Frage an jene in der Runde, die die meisten Wörter gefunden haben: „Wie seid ihr vorgegangen? Was habt ihr in der Zeit gemacht?“

Gedanken auf die Reise schicken

Und nun zeigt sich regelmäßig, dass jene, die viele Synonyme auf ihren Zetteln notiert haben, aktiver waren. Sie haben sich auf die Suche begeben, sich Fragen gestellt und ihre Gedanken auf Reise geschickt. Am Beispiel gehen: Wie geht ein König am roten Teppich, eine Managerin am Weg zum Meeting, ein Kind nach der Schule? Wie gehen Soldaten, Models oder alte Menschen? Wie geht jemand unter Zeitdruck, wie jemand, der kein Ziel hat? Wie geht jemand in Turnschuhen, wie in High Heels oder in schweren Stiefeln?

Wenn wir uns solche Fragen stellen, wenn wir Situationen kreieren, ändern, wegschieben und durch neue ersetzen, kurz: die Richtung der Gedanken verändern, dann kommen wir auf Neues. Das Geheimnis lautet: Perspektivenwechsel. Und das wiederum könnte man fast als Synonym für Kreativität verwenden.

Was nicht funktioniert: dasitzen und warten, dass einem Synonyme oder eben Ideen einfallen. Tut man das, bleibt hernach tatsächlich oft nur ein: „Mir fällt nichts ein.“

Die passive Seite der Kreativität

Und doch: Zum Abschluss kommt noch eine kleine Rettung der passiven Seite von Kreativität. Einige Bücher bringen den Begriff der Kreativität auch mit dem lateinischen Wort crescere in Verbindung, was gedeihen, wachsen oder entstehen bedeutet. Die Herleitung ist zwar falsch, weil die beiden Wörter etymologisch nichts miteinander zu tun haben, sie weist uns aber auf die passive Seite von Kreativität hin. Denn: Ja, die gibt es auch! Das Unterbewusste, der Schlaf, die Ruhe sind natürlich auch wunderbare Ideenlieferanten. Manchmal muss man Dinge sich setzen lassen, wir kennen es als drüberschlafen, um dann – immer wieder aufs Neue überrascht – festzustellen, dass die Muse etwas abgeliefert hat. Doch die Wahrheit ist: Da hat man sich zuvor ausführlich mit einem Thema beschäftigt! Die Lehre daraus: aktiv an etwas arbeiten – Sie wissen schon: Gedanken auf die Reise schicken … und dann ruhen lassen. Und siehe: Mir fällt etwas ein.

Mehr Infos finden Sie in diesem Blog-Beitrag über Perspektivenwechsel!

Sie brauchen Hilfe dabei, als Einzelperson oder als Team ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen, dann schauen Sie doch unsere Angebote durch.

Kreativitätscoaching oder Seminar gleich anfragen!

Wahlplakate 2024: Wie Botschaften wirken

Vor der Nationalratswahl im September 2024 verwandelt sich der öffentliche Raum in ein Dickicht politischer Slogans und Appelle. Machen wir das Beste daraus und lernen an den plakatierten Beispielen, wie Texte wirken – und warum. Hier eine Analyse einiger Wahlplakate.

ÖVP – Bedürfnisse der Mitte

Wahlplakate der ÖVP: Stabilität für Österreich.Die ÖVP kommt auf ihren Plakaten – schon traditionell – mit wenig Text und wenig konkreten Inhalt aus. Hat schon Sebastian Kurz im Jahr 2019 mit „Klarheit schaffen. Kurz wählen!“ geworben, folgt ihm Bundeskanzler Nehammer mit „Stabilität für Österreich.“ oder „Sicherheit für Wien.“ Klarheit, Sicherheit und Stabilität sind Grundbedürfnisse aller Menschen, etwas, zu dem jeder und jede nickt, einfach, weil wir das alle brauchen – auch wenn natürlich völlig unklar bleibt, wie diese Bedürfnisse im konkreten Fall durch die wahlwerbende Partei befriedigt werden.

Darüber hinaus handelt es sich um extrem kurze Aussagen mit nur einem Element. Und egal, welchen Kulturkreis man sich in Hinblick auf Zahlensymbolik ansieht: Immer steht die eins, das eine Element für eine Einheit, die keine weitere Interpretation zulässt und Kraft vermittelt. Passend dazu geben sich die abgebildeten Personen seriös gekleidet und staatstragend. Mit „Wir. Die starke Mitte.“ oder mit „Die Mitte stärken.“ möchte sich die ÖVP von der SPÖ, besonders aber von der FPÖ abgrenzen, die oft als am rechten Rand bezeichnet wird – auch wenn die Analysen den Wahlprogrammen dieser beiden Parteien eine sehr große Überschneidung attestieren.

SPÖ – mit Herz und Hirn

SPÖ: Mit Herz und HirnWährend die ÖVP auf Ein-Element-Botschaften setzt, bietet die SPÖ zwei Elemente an: „Mit Herz + Hirn“ ist Teil fast aller ihrer Plakate. Zwei Elemente stehen üblicherweise für Vergleich und Kontrast, den Wähler*innen soll vermittelt werden: „Wir sind menschlich, aber auch kompetent.“

Interessant, dass das Herz, aus unserer Sicht etwas unglücklich, als Piktogramm dargestellt ist. Auch die SPÖ ist inhaltlich recht farblos, konkrete Umsetzungsstrategien oder Themen aus dem Wahlprogramm fehlen. Sie versucht hingegen auf einigen Wahlplakaten, mit der direkten Anrede und Slogans wie „Für dein besseres Österreich“ oder „Mit Herz und Hirn für deine Kinder“ Nähe und persönliche Betroffenheit herzustellen.

FPÖ – plakativ suggestiv

Wahlplakate der FPÖ: Euer Wille gescheheDie FPÖ, in den Umfragen auf Platz eins, verzichtet heuer auf den ganz großen Tabubruch. Komplett ohne geht es freilich auch nicht. Mit „EUER WILLE GESCHEHE“ klaut man aus dem Vater unser, dreht allerdings Ursache-Wirkung um. Mit demselben Stilmittel der Umkehrung arbeitet der Spruch „IHR SEID DER CHEF – ICH EUER WERKZEUG“. Offen bleibt, ob es nicht vielleicht genau umgekehrt gedacht sein könnte.

Die religiöse Anspielung kann zwei Ziele haben: einerseits die Zustimmung aus der katholischen Wählerschicht durch das Betonen christlicher Werte – in Abgrenzung zum Islam. Andererseits sorgt die Provokation zumindest für Proteste aus der katholischen Kirche. So bleibt man im Gespräch.

Neu ist der pathetische Bezug auf religiöse Formulierungen nicht. Norbert Hofer setzte zum Beispiel bei der Bundespräsidentenwahl im Jahr 2016 auf „SO WAHR MIR GOTT HELFE“. Spannend ist, dass die FPÖ bei diesen Plakaten wie schon in der Vergangenheit wieder als einzige Partei die Personalpronomen im Plural verwendet, also kaum „du“ und „dein“, sondern hauptsächlich „ihr“ und „euer“. Das kennen wir zum Beispiel von Haiders „Sie sind gegen ihn, weil er für euch ist.“ Es wird als gar nicht so sehr der oder die einzelne angesprochen, sondern gleich eine ganze scheinbar homogene Gruppe. Diese Gruppenansprache ergänzt sehr gut jene Plakatserie, die dann doch einzelne direkt adressiert, etwa: „KICKL. DEIN HERZ SAGT JA.“ Das wiederum passt zu den religiösen Bezügen:  suggestiv, emotional aufgeladen und, ja, auch affirmativ. Geschickt und gefährlich.
Zusätzlich gibt es einen Appell, der offenbar potentielle Wähler*innen ermutigen soll, erstmals der FPÖ die Stimme zu geben: „ES BEGINNT MIT DIR/MUTIG NEUES WAGEN“.

Die grafische Gestaltung gibt sich mit sehr viel Weißraum seriös und nahezu unantastbar. Dazu die rot-weiß-rote Hand mit erhobenen Daumen. Auch das gab es 1985 schon.

Grüne – Wähl dies statt das

Grüne: Klima oder Krise?Die Grünen versuchen den Spagat, Klima- und Umweltschutz als zentrales Thema zu plakatieren und dennoch positiv zu bleiben. Alles dreht sich um den Spruch „WÄHL, ALS GÄB‘S EIN MORGEN.“ Nicht schlecht – wenn er verstanden wird.

Dazu transportieren ihre Wahlplakate Zwei-Element-Botschaften, die als Kontraste aufgebaut sind: „BÄUME ODER BETON?“, „KLIMA ODER KRISE?“ Das könnte man fast als ein wenig platt ansehen und muss sich den Vorwurf gefallen lassen, Klima zum Problem zu erklären, wo doch Klimaschutz gemeint ist. Das kennen wir schon aus der Vergangenheit, wo immer wieder Atom und Gen die offenbar unzumutbar langen Wörter Atomkraft und Gentechnologie ersetzten.

Thematische Einzelangebote stehen zusätzlich zur Verfügung: „WÄHL KLIMASCHUTZ“, „WÄHL VERANTWORTUNG“, „WÄHL NATURSCHUTZ“, „WÄHL MITEINANDER“ – eine sprachlich direktere Art, Themen zu besetzen, kann es kaum geben. Die Themen sollen hier die ausschlaggebende Motivation sein, das Kreuzchen bei Grün zu setzen. Zusätzlich sind diese Botschaften mit teilweise drastischen Bildern unterlegt. Vergleicht man die Plakatbilder mit den Verkleinerungen auf der Webseite, zeigt sich, dass nicht alle in der Vergrößerung eine positive Verstärkung bewirken, weil die übergroßen Gesichter, etwa bei „WÄHL MITEINANDER“, fast verzerrt scheinen.

Was uns außerdem auffiel: Bei „WÄHL VERNUNFT&ZUVERSICHT“ fehlen die Abstände vor und nach dem &-Zeichen. Für uns als Textprofis ist es immer ärgerlich, wenn sich Grafiker*innen durchsetzen und Rechtschreibregeln außer Kraft setzen.

NEOS – Hauptsache Kraft

Wahlplakate der NEOS, hier z. B. TRANS PARENZBei den NEOS dreht sich alles um Kraft – mal tritt sie in Verbindung mit Frontfrau Beate Meinl-Reisinger als „DIE ENTSCHEIDENDE KRAFT“, mal als „DIE VERBINDENDE KRAFT“ auf. Oder die Neos bezeichnen sich selbst als „REFORMKRAFT“, danach folgen schöne Alliterationen wie „FÜR ECHTE ENTLASTUNG“ oder „FÜR BESSERE BILDUNG“ und mehr oder eher weniger konkrete Forderungen wie „STEUERN SENKEN“ oder „FLÜGEL HEBEN“ – auch dies ein schöne Kontrastmetapher.

Haben wir bei den Grünen schon grammatikalische Fehler im Namen der Optik beanstandet, gilt das für die NEOS erst recht: Das abgeteilte Wort REFORM KRAFT ohne Satzzeichen ließe sich ja noch irgendwie argumentieren, aber TRANS PARENZ in zwei verschiedenen Zeilen geht einfach gar nicht. Ein fehlender Bindestrich ist und bleibt ein Fehler. Immerhin: Beim Plakat „POSTENSCHACHER stoppen“ hat das Werbeteam einen kurzen Strich nach Posten zugestanden.

KPÖ – eine Stimme für …

Wahlplakate der KPÖ: Eine Stimme für ...Die Kommunisten versuchen, den Wähler*innen-Stimmen einen ganz konkreten Sinn zu geben. Auf Einleitungen wie „EINE STIMME AUS DER PFLEGE“ oder „EINE STIMME FÜR LEISTBARES WOHNEN“ folgt der Standardsatz „Eine Stimme für die KPÖ“. Einerseits greifen sie damit auf das klassische, starke Stilmittel der Anapher zurück. Andererseits bilden sie so auch Zweierfiguren, die eine gedankliche Verknüpfung anstreben; ganz ähnlich finden wir das bei wirkungsvollen Werbeslogans, etwa „Have a break, have a KitKat.“

Optisch gestalten sich die Wahlplakate wild und bunt. Eine Textanalyse endet allerdings spätestens bei den Farben – so auch diese.

Was sind eure Eindrücke? Wir freuen uns über Ergänzungen und Kommentare.

Ergänzung/DISCLAIMER:
Wir vertreten hier keine Position einer bestimmten Partei und betreiben keine Wahlwerbung. Eine Plakatwerbung kann hochprofessionell und wirksam, die Ideologie der Wahlwerbenden dahinter dennoch verwerflich sein. Im Übrigen gehen wir davon aus, dass niemand aufgrund einer Plakatwerbung sein oder ihr Kreuzerl macht!

Zuhören und die Bereitschaft, Neues zu hören

Missverständnisse vermeiden: ein Rezept für konstruktive Gespräche

Ein Gespräch eskaliert, weil beide Seiten ihre Perspektive beibehalten. Genau zuhören und nachfragen hilft, Missverständnissen auf die Schliche zu kommen.

Wer die Ente sieht und nicht bereit ist, den Blickwinkel zu verändern und auf seiner Wahrnehmung beharrt, wird nie den Hasen sehen. Eine Wahrheit wird verborgen bleiben. Schlau wäre, dem anderen zuzuhören und zu erfahren, was er oder sie sieht.Ich erinnere mich an eine Kundin, die vor einigen Jahren für ein Kommunikationscoaching bei uns war. Kerstin arbeitete in einer sozialen Institution in Niederösterreich, die Menschen im Alltag begleitet. Sie wandte sich an uns, weil sie in Gesprächen, so diese nicht im therapeutischen Kontext mit Klient*innen stattfanden, oft emotional wurde; vor allem mit Team-Kolleg*innen fiel es ihr schwer, Nerven und Ruhe zu bewahren.

Einmal schilderte sie ein typisches Beispiel: Nach einem stationären Aufenthalt wurde Kerstins Klient vom Spital ein Medikament verordnet. Als er sich dieses in der Apotheke abholen wollte, schickte man ihn fort – mit dem Hinweis, er habe kein Rezept. Der Klient wandte sich an Kerstin mit der Bitte um Hilfe, und sie griff sofort zum Hörer. Das Gespräch verlief in etwa so:

Kerstin: Sie haben meinen Klienten wieder fortgeschickt, obwohl ihm das Medikament im Spital verordnet wurde.

Apothekerin: Dafür brauche ich ein Rezept, er hatte keines.

Kerstin: Aber das Spital hat ihm doch dieses Medikament verordnet!

Apothekerin: Dafür brauche ich aber ein Rezept.

Kerstin: Ja, aber Sie haben doch ein Rezept!! Das Spital hat das doch verschrieben!

Apothekerin: Damit ich das verbuchen kann, brauche ich ein Rezept von einem Arzt.

Kerstin: Wollen Sie mir sagen, dass im Spital keine Ärzte arbeiten? Er war ja gerade im Spital beim Arzt!!! Warum geben Sie ihm das Medikament nicht?

Apothekerin: Jetzt habe ich es Ihnen schon TAUSENDMAL gesagt: Ich brauche ein REZEPT!

Kerstin: SCHREIEN SIE MICH NICHT AN!

Erst bei der Nachbearbeitung im Coaching wurde Kerstin klar, dass weder sie noch die Apothekerin einander wirklich zugehört hatten. Sie waren nicht bereit gewesen, ihre Vorannahmen in Zweifel zu ziehen, vielleicht einmal zu wiederholen, was die jeweils andere gesagt hatte oder eine konkrete, weiterführende Frage zu stellen. Für Kerstin war klar: Der Patient hat eine Verschreibung vom Spital, das kann ja nichts anderes als ein Rezept sein. Warum stellt sich die Apothekerin so an?
Für die Apothekerin war klar: Sie braucht zum Abrechnen mit der Krankenkasse ein Rezept – und die Medikamentenliste des Spitals ist kein solches.

Hinhören und nachfragen

Hätte eine von beiden genauer hingehört oder nachgefragt, wäre das Telefonat nicht in einem Streit geendet. Idealerweise hätte eine der beiden die Situation beschrieben und dann eine Frage gestellt. Damit wären sie aus ihrer eigenen Tunnel-Wahrnehmung ausgestiegen.

Im Fall von Kerstin zum Beispiel: Der Patient war gerade im Spital. Er hat einen Zettel mit Medikamenten, die er nehmen soll, erhalten. Ist das, was er hat, denn kein Rezept? Oder: Sie sagen, er braucht ein Rezept. Wo bekommt er denn ein Rezept her, wenn nicht im Krankenhaus?

Im Fall der Apothekerin: Sie sagen, das Spital hat das Medikament verschrieben. Ist das nicht vielleicht nur eine Medikamentenliste im Entlassungsbrief? Oder: Ein Rezept stellt eine niedergelassene Arztpraxis mit Kassenvertrag aus. War der Patient denn nach dem Krankenhaus schon beim Arzt? Oder mit einer Nachfrage: Sie sagen, Sie haben ein Rezept. Wie sieht Ihres denn genau aus?

So aber blieb jede in ihrer eigenen Story. Kerstin war überzeugt, der Entlassungsbrief aus dem Spital sei einem Rezept ebenbürtig. Sie fragte nicht, was denn als nächstes zu tun sei. Die Apothekerin blieb bei ihrer Formulierung, dass sie ein Rezept brauche, obwohl ihr Gegenüber ganz offensichtlich nicht wusste, was sie darunter verstand. Sie fragte nicht nach, was denn der Patient erhalten hatte, sie erklärte den Begriff nicht genauer, auch als eigentlich klar sein musste, dass sie von verschiedenen Dingen sprachen. Der Konflikt eskalierte, die beiden brüllten sich am Telefon an – und Kerstin kam ins Coaching.

Scheinbar Selbstverständliches in Frage stellen

Was lernen wir daraus? Ein Gespräch verläuft konstruktiv, wenn wir bereit sind, das, was wir als selbstverständlich erachten, auch in Frage zu stellen. Für die Apothekerin war klar, was ein Rezept ist – war es das aber für den Patienten und seine Betreuerin auch? Eine simple Frage an die andere Person, eine Beobachtung, dass hier vielleicht ein Missverständnis zum Begriff vorliegt – und schon wären die beiden vom Konfliktpfad abgekommen. Ebenso hätte die Diskussion einen konstruktiven Weg genommen, wäre Kerstin bereit gewesen nachzufragen, was denn ihr Gegenüber wirklich brauchte, wie denn ihre Arbeitsrealität aussah!

Daher: Gehen Sie nicht davon aus, dass Ihr Gegenüber dasselbe Vorwissen hat wie Sie. Fragen Sie sich auch einmal, was er oder sie brauchen könnte. Stellen Sie Fragen! Treten Sie einen Schritt zurück, wenn die Emotionen zu brodeln beginnen, und versuchen Sie zu erkennen, was da gerade passiert – in diese Beobachtung können Sie auch die andere Person einbeziehen. Menschen sind vielfältig und niemand ist im Besitz der einzigen Wahrheit. Zu zweit kommt man ihr aber oft näher, wenn man sich wirklich austauscht. Daher: Bleiben Sie neugierig!

Wenn Sie Ihre Kommunikationspraxis auch verbessern möchten, kommen Sie zum Coaching!

Schweigsame Helden

Roman- und Filmfiguren kommunizieren oft viel zu lange viel zu wenig. Das macht Geschichten spannender, aber wir sollten uns daran kein Beispiel nehmen.

Frodo Beutelin kommuniziert recht wenig.Es ist ein fixer Bestandteil vieler Storys: der einsame Held, der alles mit sich selbst ausmacht. Natürlich genauso die Heldin, die aus lauter Rücksicht oder der Überzeugung, sie brauche keine Hilfe, alles in sich hineinfrisst.

Wir, die Leser/innen oder Zuschauer/innen reagieren mit einem Aufatmen, wenn sie es dann endlich schaffen, sich jemandem anzuvertrauen, sei es, um ihre geheime Identitäten zu enthüllen, ihre Geheimnisse zu verraten oder ihre Liebe zu gestehen. Davor möchte man in den Fernseher rufen: „Redet doch endlich! Sprecht darüber!“

Kommuniziert!

Frodo glaubt die längste Zeit, alles mit sich allein ausmachen zu müssen, obwohl er mit Sam die verständnisvollste Person von Mittelelerde an seiner Seite hat. Harry Potter verheimlicht seinen Freunden Ron und Hermine in fast jedem Band und Film aufs Neue, wie es wirklich um ihn steht, und die Serie Friends hätte vermutlich keine zweite Staffel erlebt, wenn Ross und Rachel endlich einmal ehrlich zueinander gewesen wären.

Filme und natürlich schon viel länger Bücher leben vom Aufbau der Spannung, vom Ausreizen der Zuschauergeduld und dem Hinauszögern des Moments der Offenbarung. Kommt dieser Moment und damit die Wahrheit endlich ans Licht, neigen sich Film oder Buch meist dem Ende zu.

Wir sind im echten Leben. Wir müssen keine Sendezeit füllen und sind nicht für die Spannung beim Publikum zuständig. Wir sind keine Superhelden. Oder vielleicht doch – aber nicht, weil wir Dinge in uns hineinfressen. Im Gegenteil! Vielleicht werden wir im Alltag zu Superhelden, wenn wir gerade das nicht tun!

Kommunizieren kann man lernen. Hier!

Vertrauen in die eigene Stärke

Wie mich das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten durch eine Einschlafkrise geführt hat.

Ich weiß noch genau, wann es anfing. Es ist über zehn Jahre her, ich übernachtete am Tag vor einem Schreibseminar in einem kleinen bayrischen Ort. Als ich kurz vor Mitternacht im Hotelzimmer das Buch zur Seite legte und das Nachtlicht abdrehte, begannen meine Gedanken zu kreisen. Nichts, was ich nicht kannte, allerdings hörte es diesmal nicht auf. Irgendwann begann ich zu schwitzen und langsam keimte ob der fehlenden Nachtruhe Panik auf; mein Herz raste, Ideen, Erinnerungen und Bedenken jagten einander, dazwischen immer wieder der Blick auf die Uhr – 1.30, 2.00, 2.30 und gegen die Vernunft das Rechnen, wie viel Schlaf noch bleibt, wenn, ja, wenn der sich endlich einstellte. Irgendwann muss ich dann doch eingeschlafen sein, ich glaube mich zu erinnern, dass noch etwas mehr als drei Stunden von der Nacht übrigwaren.

Ich erinnere mich weiter, dass es nicht bei dieser einen Nacht blieb. Auch in den folgenden Wochen und Monaten hielt mich irgendetwas vom Schlafen ab. Ich könnte nicht sagen, was – ich durchlebte damals keine besonders belastende oder stressige Zeit. Und irgendwann, etwa ein halbes Jahr später, fand der Spuk plötzlich sein Ende.

Natürlich passiert mir auch heute noch, dass ich wach im Bett liege und irgendwelche Gedanken wälze, anstatt mich für den nächsten Tag zu erholen. Das kennt wohl jede/r. Doch heute dauert so etwas nicht mehr so lange und kommt vor allem nicht mehrere Nächte hintereinander vor.

Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten

Ich bin sehr dankbar, dass diese Phase ein Ende gefunden hat, und dennoch habe ich in der schwierigen Zeit etwas Wichtiges gelernt: Auch nach solch „kurzen“ Nächten musste ich am nächsten Tag meine Seminare oder Moderationen halten. Und es ging – sogar gut! Natürlich habe ich es am Abend danach gespürt und mehrere Tage hintereinander lässt sich so etwas schwer durchhalten, doch ich weiß heute: Ich kann „performen“, ich kann in der gleichen Qualität einen ganzen Tag lang vor Menschen bestehen, auch wenn ich in der Nacht davor kaum Schlaf hatte. Und dieses Wissen hat mich unglaublich beruhigt. Und diese Einsicht habe ich mir in langen Nächten dann auch in Erinnerung gerufen. Im Endeffekt hat mir diese Erkenntnis und damit das Vertrauen, dass der nächste Tag mit wenig Schlaf zwar anstrengend werden würde, aber bewältigbar ist, geholfen – und vermutlich hat mich genau das aus der Krise wieder herausgeholt.

Wer Vertrauen hat, schafft Vertrauen

Wer Vertrauen sät, wird Vertrauen ernten. Oder: Wie mich ein Hund etwas Grundlegendes über Vertrauen lehrte.

Keenoa, der Hund der mich einiges über Vertrauen lehrteIch erinnere mich noch gut, als mir meine Freundin zum ersten Mal während ihres einwöchigen Urlaubs ihren Hund Keenoa überließ. Ich war voll der Bewunderung, wie unheimlich gut erzogen er war – zumindest im Vergleich zu meinem sturen Rauhaardackel, den ich in meiner Kindheit gehabt hatte. Keenoa war so wohlerzogen, dass er ohne Leine folgte. Dennoch sagte meine Freundin: „Sollte er ein Reh sehen, wird er drauflos rennen, aber in der Regel macht er eine Runde und kommt zurück.“

Was für ein Hund!

Als ich eines Tages mit ihm am Cobenzl unterwegs war, geschah es tatsächlich. Keenoa erspähte ein Reh und startete drauflos. Ich, komplett überzeugt von der Verlässlichkeit dieses Hundes, pfiff einmal kurz lässig und wartete einfach darauf, dass der Hund die Kurve zurück machte. Genau so geschah es, der Hund drehte ab, lief eine kleine Runde und war sofort zurück. Spaziergänger, die das Ganze beobachtet hatten, pfiffen bewundernd durch die Zähne. Was für ein Hund!

Als meine Freundin vom Urlaub zurückkam und ich ihr davon erzählte, war sie erstaunt: „Er hat sofort umgedreht?“ „Klar“, sagte ich, „hast du doch gesagt!“ Sie lachte. „Im Idealfall, ja! Aber nicht unbedingt sofort. Ich meinte, er dreht eine Runde und kommt dann zurück. Wahrscheinlich hat er aber gespürt, dass du dir absolut sicher warst, dass er kommt. Es gab gar keinen Zweifel. Deshalb hat er gleich umgedreht. Wäre ich mit ihm gegangen, wäre ich wohl nicht so sicher gewesen.“

Hunde spiegeln oft, was ihr Gegenüber spürt und körpersprachlich ausstrahlt. Meinem eigenen Hund vertraue ich – trotz aller Bemühungen – nicht annähernd so sehr wie damals Keenoa, auch wenn er ebenfalls sehr gut erzogen ist. Ich habe mehr Angst um ihn, ich weiß mehr über ihn – und das strahle ich mit Sicherheit auch aus. Hundetrainer*innen bestätigen das: Hunde lesen unsere Körpersprache sehr genau. Zweifel an unserer Einstellung erkennen sie, auch wenn sie nur leise in uns keimen. Meine Klarheit gegenüber Keenoa entstammte einer gewissen Naivität. Ich hatte mit ihm bisher keinerlei Erfahrungen gemacht, die mein Vertrauen getrübt hätten. Dadurch konnte ich damals wohl so klar agieren, wie ich es getan hatte.

Vertrauen springt über

Was ich damit sagen will? Ob Hund oder Mensch – felsenfestes Vertrauen springt über. Und Klarheit entsteht ebenfalls durch Vertrauen: Als erstes muss man selbst daran glauben. Dann kann man das Vertrauen auch dem Gegenüber schenken.

Ist das ein Plädoyer dafür, anderen blind zu vertrauen? Nein. Nur ein Beispiel dafür, wie Klarheit, das eigene Vertrauen und das in andere zusammenhängen. Das bedeutet nicht, dass man andere nicht auch kennen (lernen) muss, um Vertrauen zu entwickeln. Keenoa war ein Hund, der mein Vertrauen in ihn durch sein Verhalten immer wieder bestätigt hat. Meiner hingegen kommt in gewissen Situationen an die Leine.

Story in einem Satz

Funktioniert Storytelling auch für ganz kurze Texte? Ja, hier ist einiges möglich! Wir zeigen anhand einer Hinweistafel, die aus nur vier Wörtern besteht, wie Elemente aus dem Storytelling auch in aller Kürze eine Mini-Story erzeugen.

Immer wieder fragen Kund*innen, die ihre Texte oder Präsentationen mit Geschichten aufpeppen möchten: „Wie umfangreich muss meine Story sein? Brauche ich dazu wirklich Heldinnen oder Helden, die eine 12-stufige Reise absolvieren?“ „Ich will doch“, sagen sie, „keine Romane schreiben und keinen abendfüllenden Spielfilm drehen.“

Die kurze Antwort: Nein, Geschichten müssen nicht immer lang sein. Schließlich muss man nie alle Storytelling-Elemente, die möglich sind, einsetzen.

Die etwas längere Antwort gebe ich anhand einer kleinen Hinweistafel, die allerorts in Wien zu finden ist. Ich möchte mit diesem Beispiel ein wenig Druck rausnehmen und zeigen, wie wenig es braucht, um einer Botschaft Emotion einzuhauchen und sie damit kraftvoll zu vermitteln – auch wenn man dafür nur ein paar Elemente des Storytellings auswählt.

Doch vorweg: Warum erzählen wir überhaupt Geschichten? Um Menschen zu erreichen, um unsere Inhalte oder Botschaften an die Zielgruppe zu bringen – möglichst eindringlich und dauerhaft. Hier helfen Geschichten: Sie bleiben besser in Erinnerung und sprechen im Idealfall auch die Emotionen an, dadurch dringen sie tiefer und schaffen eine ganz andere Ebene des Verständnisses.

Betreten der Rasenfläche verboten. Ein kurzer Text - aber noch lange keine Mini-Story.Nun zu meinem Beispiel: Die Stadt Wien möchte, dass die Menschen öffentliche Rasen nicht betreten, dazu stellt sie Schilder auf. Wir zeigen hier zwei.

Auf dem ersten ist „Betreten der Rasenfläche verboten.“ zu lesen. Es handelt sich also um eine sehr schlichte und direkte Nachricht, dass hier etwas verboten ist, ohne Emotion und ohne Begründung.

Storys funktionieren über Emotionen – die Mini-Story auch

Auf der zweiten Tafel steht folgender Text: „Vorsicht, hier schlafen Blumenzwiebeln!“.

Vorsicht, hier schlafen Blumenzwiebeln! Das erzeugt viel eher eine Mini-Story als die reine Aufforderung.Diese  Tafel dient natürlich dem selben Zweck: Menschen sollen nicht in die Wiese treten. Aber: Es wird eine Begründung mitgeliefert und diese Begründung liefert nicht nur Sinn, sondern sie bietet vor allem eine Identifikationsfläche. „In der Wiese schlafen Blumen.“ Wir wissen, wie es ist zu schlafen und auch wir werden dabei nicht gerne geweckt! Die Blumenzwiebeln verwandeln sich in Akteurinnen (bzw. Protagonistinnen oder Heldinnen), die etwas tun, nämlich: Sie schlafen. Dabei wollen wir sie nicht stören. Indem wir den Rasen umrunden, helfen wir ihnen dabei, wir werden sozusagen ihre Mentor*innen. Damit halten wir das Böse in Schach, das wäre das Aufwachen. Damit ist das Grundgerüst für eine minimale Geschichte gelegt – und sie wirkt.

Nicht zuletzt dadurch, dass Gefühle und vor allem auch Bedürfnisse hineinspielen – die der Blumen nach Schutz und Erholung, aber auch unsere eigenen, etwa jenes nach Beitragen oder Sinn. Und all das mit so wenigen Wörtern. Wie viel eingängiger und nahbarer ist doch das Schild, das durch das Bild der schlafenden Blumenzwiebeln eine Mini-Story erzeugt, gegenüber jenem Verbot, das nur auf Autorität setzt!

Wenn Sie mehr zu Storytelling erfahren möchten, unterstützen wir Sie gern mit Fachcoachings oder Seminaren in Ihrem Unternehmen.

Mehr Blog-Beiträge zum Thema Storytelling finden Sie hier:

Produktstory: Lernen von Fisherman’s Friend

Wie lange muss eine Story sein?

Stilvolle Storys statt gehaltlose G’schichteln

Storytelling – ein Erfolgsrezept?

Storytelling gilt als Erfolgsrezept. Dennoch oder gerade deshalb müssen wir vorher abklären, wofür und wie wir die Story einsetzen möchten.
Es braucht nur wenige Zutaten, damit eine Erfolgsrezept gelingt. Beim Storytelling ist es genauso.

Ob Marketing, Vortrag oder Firmentext: Storytelling begegnet uns derzeit als Methode für alles – eine Art Geheimrezept, das man nur Schritt für Schritt befolgen müsse, und schon seien alle Ziele erreicht. Gleichzeitig boomen Werbung und Angebote, Storytelling zu vermitteln. Aber wie bei einem richtig guten Geheimrezept werden meist nicht alle Zutaten veröffentlicht, variieren die Mengenangaben – und wenn es nicht klappt: Hat dann vielleicht einfach die Hand des Meisters gefehlt?

Nein! Der Irrtum beginnt schon früher. Ein Rezept für alles kann es nicht geben! Verwende ich denn wirklich dasselbe Rezept für ein achtgängiges Gala-Dinner, eine Geburtstagsparty oder eine Brettljause? Ja? Dann Prost Mahlzeit! Es wird bestimmt nicht allen schmecken. Zuerst muss ich klären, wofür ich das Rezept brauche. Dabei hilft es, drei Fragen zu beantworten:

  1. Wer kocht? Bin ich gefeierte Star-Gastronomin, bin ich ambitionierte Hobbyköchin oder habe ich noch nie einen Kochlöffel in der Hand gehabt? Welche Küche steht mir zur Verfügung und welches Kochwerkzeug? Voll ausgestattet oder gerade mal Topf und Löffel?
  2. Für wen koche ich? Wer soll das Zeug denn nachher essen? Ein Gault-Millau-Bewerter? Ein hungriges Baby? 200 Partygäste? Welche Infos habe ich über sie? Weiß ich etwa von Vorlieben oder Unverträglichkeiten?
  3. Was ist das Ziel des Rezepts/der Zubereitung? Alle satt – klar! Aber schmecken soll es doch auch. Im Idealfall erfüllt es je nachdem den Zweck der Brettljause/des Partybüffets/der Hauptmahlzeit.
Fünfgangmenü oder Brettljause?

Und was hat das jetzt, bitteschön, mit Storytelling zu tun? Eine ganze Menge! Es nützt uns nämlich nichts, wenn wir das berühmte Marketing-Storytelling-Skript über jeden unserer Einzeltexte stülpen, eine Heldenreise konstruieren und auf Krampf „die fünf magischen Schritte zur perfekten Story“ einhalten. Möglicherweise koche ich so ein Fünfgangmenü, obwohl es eine Brettljause gebraucht hätte. Vielleicht reicht es jedoch völlig aus, einzelne Elemente des Storytellings einzubauen. Natürlich ist es sinnvoll zu wissen, was eine gute Geschichte braucht. Dann aber muss es wie immer heißen: Ziel vor Methode! Wichtig ist: Was will ich erreichen – und ist Storytelling für meine Zwecke das richtige Tool?

Wer das beherzigt, hat das Erfolgsrezept schon fast in Händen – und kann Storytelling immer brauchen – und sich Anregungen holen. Denn auch im Rezept für das Galadinner könnte eine gute Idee für ein kleines Gericht stecken – und das mache ich dann!

Also: Setzen Sie Storytelling ein – aber überfordern Sie sich nicht und klären Sie zuerst den Zweck, für den Sie es brauchen.

  • Wen möchten Sie erreichen?
  • Legen Sie fest, welche Hauptbotschaft Sie vermitteln möchten: Was ist die wichtigste Aussage?
  • Fallen Ihnen dazu Bilder ein? Halten Sie diese fest – hier könnten schon Elemente einer Geschichte stecken, die Sie brauchen können! Das müssen gar nicht so viele sein. Halten Sie die Ideen fest und überlegen Sie, wie sie diese am besten kombinieren können.

Denn wie beim Kochen kommt es nicht immer auf die Menge, sondern oft auf die Qualität und die Zusammensetzung der Zutaten an. Und darauf, dass das Rezept zum Ziel passt.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Nachkochen!

Und welches Erfolgsrezept steckt hinter anderen Storys?
Lesen Sie dazu unsere Blog-Beiträge über die  Story bei  Fisherman’s friends oder  Wie man auch mit kurzen Texten überzeugt: Storys in einem Satz.

Wenn Sie mehr über die Grundlagen des Storytellings wissen möchten, sehen Sie sich unsere Seminare und Coaching-Angebote an.

Gern unterstützen wir  Sie im Einzelcoaching oder kommen für ein Seminar in Ihr Unternehmen!

Wenn Sie Begleitung bei der Umsetzung suchen, sind wir auch gern für Sie da!

 

Kein Streit trotz unterschiedlicher Stimmungen

Krachen Stimmungen  aneinander, sind oft dahinterliegende Bedürfnisse zu unterschiedlich. Wie lässt sich in solchen Situationen Streit vermeiden?

Mit den Koffern kommt auch viel Außenstimmunge ins Haus.Was für ein Seminar! Der Startrainer kehrt nach Hause zurück. Im Kopf und Gepäck das euphorische Feedback von 12 Teilnehmer*innen. Natürlich wird es einen Folgeworkshop geben. Und Spaß hatten wir! Gut, die Nacht zwischen den beiden Seminartagen war ein wenig kurz ausgefallen, aber wenn die Stimmung passt, lassen sich Schlafdefizit und Kopfweh gut wegzustecken. So komme ich nach Hause. Kaum sind die Koffer abgestellt, beginne ich zu erzählen. Ach was, erzählen – es sprudelt aus mir heraus. Ich will meine Frau und Partnerin teilhaben lassen und sie anstecken. Es ist ja nicht nur mein Erfolg, es ist der von WORT & WEISE – also von uns beiden.

Zwei Menschen – zwei Stimmungen

Doch sie schaut nur müde und scheint sich überhaupt nicht zu freuen. Irgendwann kommt sie zu Wort, erwähnt, ein Sohn hätte Zoff mit einem Freund, mit dem Hund hätte sie zum Tierarzt fahren müssen und, ach ja, die Heizung mache schon wieder Probleme. Sie sei in der Zwischenzeit überhaupt nicht dazu gekommen, die Angebote zu schreiben, die sie sich vorgenommen hatte. Ja, okay, blöd, ich war halt nicht da, ich bringe mich jetzt ohnedies ein, aber sie könnte sich ja dennoch freuen oder ein bisschen mitfeiern. In kurzer Zeit ist meine Euphorie verflogen, es bleibt das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden.

So etwas kann passieren. So etwas ist uns passiert – und zwar in beide Richtungen. Auch Elisabeth ist schon endorphingeladen, laut und randvoll mit Außenwelt bei der Tür hereingekommen – und auf das personifizierte Gegenteil gestoßen. Weil ich vielleicht gerade mit Alltäglichkeiten eingedeckt war, in einer leisen Stimme der Häuslichkeit steckte und das hohe Energielevel als aggressiv empfand.

Verschiedene Stimmungen als Konfliktursache, das gibt es in privaten Paarbeziehungen, in beruflichen Beziehungen und selbstverständlich auch, wenn man als privates Paar zusätzlich beruflich zusammenarbeitet. Schnell fühlt sich ein Part unverstanden, nicht gehört oder überrollt. Und doch sind wir diesem Aufeinanderkrachen von Stimmungen nicht hilflos ausgeliefert, und doch können wir den dreohenden Streit vermeiden.

Unterschiedlichen Bedürfnissen auf den Grund gehen

Wir können solche Konflikte mit ein wenig Erfahrung vorhersehen und entsprechend reagieren. Zwei Menschen erleben verschiedene Dinge und treffen dann mit entsprechend unterschiedlichen Gefühlen aufeinander, das ist in Ordnung. Die Gefühle der einen Person und auch das andere Energielevel, die Lautstärke oder das Tempo sind kein Angriff auf die andere Person. Wir müssen es nicht auf uns beziehen. Wir können uns in Erinnerung rufen, dass wir gerade in verschiedenen Welten unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Wir können jeder und jede feststellen und damit auch aussprechen, dass wir gerade beide jeweils woanders stehen und unterschiedliche Bedürfnisse haben.

Auch wenn beide gerade ihre Realität mit dem anderen teilen würden: Offenbar braucht gerade jede*r etwas anderes. Was wir brauchen, dessen sollten wir versuchen, uns bewusst zu werden. Ist es Ruhe? Ist es Austausch – aber zu einer anderen Zeit? Dann können wir auch sagen, was wir brauchen. Im Idealfall äußern wir das in einer positiv formulierten, freundlichen, aber klaren Bitte – die der andere auch erfüllen kann.

Wir können kurz innehalten und uns fragen, was denn der andere gerade braucht – oder ihn bzw. sie selbst fragen. Wichtig ist dabei, ein Dialogfeld zu öffnen, das frei von Schuldzuweisungen bleibt – und dem Gegenüber zuzuhören und dessen Stimmung wahrzunehmen. Wir können darauf achten, beiden Beteiligten Raum zu geben und damit Streit vermeiden. Wenn beide diesen Raum bekommen, sei es durch Zeit, Ruhe oder ein offenes Ohr, dann ist Begegnung auch aus verschiedenen Wahrnehmungswelten und in verschiedenen Stimmungen leichter möglich – sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld.

Suchen Sie auch nach den richtigen Worten? Kommen Sie zu einem Kommunikationstraining von WORT & WEISE oder zum Kommunikations-Coaching für Einzelpersonen!

 

Paralleles Denken: Walt-Disney-Methode und PMI

Kreative Prozesse scheitern mitunter, weil die einzelnen Teammitglieder oder die verschiedenen eigenen inneren Anteile allzu unterschiedliche Positionen einnehmen. Hier hilft das sogenannten Parallele Denken und Techniken wie die Walt-Disney-Methode oder PMI.

Mickey Mouse zweifelt„Tatsächlich gab es drei Walts“, schrieb einst der NLP-Pionier Robert B. Dilts über Walt Disney, „den Träumer, den Realisten und den Spielverderber.“ Dieses Zitat und die Geschichte, Walt Disney hätte beim Wälzen neuer Ideen auf drei verschiedenen Stühlen oder gar in drei unterschiedlich gestalteten Räumen Platz genommen, ist die Basis für eine der populärsten Kreativitätstechniken: die Walt-Disney-Methode.

Bevor wir uns ihr und einer verwandten Methode widmen, wollen wir uns aber noch schnell ein wichtiges Denkprinzip ansehen: das Parallele Denken. Stellen wir uns ein Team von drei Personen vor, die sehr verschieden ticken. Da ist eine, wir nennen sie Sibylle, die sprüht vor Ideen und Visionen, ihre Kreativität ist kaum zu bändigen, sie spricht schnell und Hinweise auf die Machbarkeit ihrer Vorschläge wischt sie gerne weg. Dann haben wir eine zweite Person, sie soll hier Wolfgang heißen: Er ist der Typ IT, er ist sehr strukturiert und interessiert sich vor allem dafür, was umsetzbar ist. Und die dritte Person, Bernadette, hat ein gutes Gespür dafür, wo etwas scheitern könnte, sie äußert gerne ihre Ängste und Bedenken – mitunter nervt sie die anderen damit.

Diskussion über Haltungen statt über die Sache

Wenn Sibylle, Wolfgang und Bernadette über ein Problem oder eine Idee diskutieren, kommen sie schwer zusammen. So unterschiedlich, wie sie ticken, geht es oft gar nicht mehr um die Sache. Das Argument von A wird sofort von der Gegenrede durch B ausgebremst:

Gegen einander denken

Wie hilfreiches wäre es da, wenn sich alle gemeinsam und hintereinander die jeweiligen Positionen ansehen und die verschiedenen Perspektiven einnehmen könnten? Wenn alle Personen in die Richtung von A dächten und dann alle die Perspektive von B einnähmen? Dann sähe das bei zwei Personen so aus:

Paralleles Denken geht natürlich auch zu dritt. Das Geniale daran: Wolfgang und Bernadette werden sich leichter auf Sibylles „Spinnereien“ einlassen, wenn sie wissen, dass ihre Positionen auch noch drankommen. Und wer weiß, vielleicht finden sie Gefallen an dieser Betrachtungsebene und ändern ihre Meinung. Dasselbe kann natürlich auch passieren, wenn Sibylle und Bernadette Wolfgangs nüchterne Welt betreten, oder Sibylle und Wolfgang gemeinsam mit Bernadette die Schwächen einer Idee suchen.

Und genau das nannte der britischer Kreativitätsexperte Edward de Bono Paralleles Denken. Der Vorteil: Es hilft, andere Positionen zu verstehen, fördert die Toleranz und vermindert Reibungsverluste.

6 DenkhüteUnd nun zu den Methoden, die mit dem kreativen Ansatz des Parallelen Denkens arbeiten. De Bono selbst hatte dazu zwei Techniken entwickelt: die Sechs Denkhüte und die Methode PMI. Die Sechs Denkhüte sind mit sechs Positionen in drei Gegensatzpaaren doch etwas komplexer und verlangen eine Moderation, daher möchte ich hier PMI vorstellen.

Plus-Minus-Interessant

Es ist eine simple Methode zur genaueren Betrachtung eines Vorschlags oder einer neuen Idee, die man in einem kleinen bis mittelgroßen Team durchführen kann. Es braucht lediglich ein Flipchart mit drei Spalten, über denen Plus, Minus und Interessant steht. Nun denkt das gesamte Team ein paar Minuten nur über die Vorteile der Idee oder des Vorschlages nach, sie kommen alle in Spalte eins. Dann widmen sich alle der Minus-Spalte. Was spricht gegen die Idee? Welche Probleme fallen dem Team ein? Und schließlich denken alle drei vor der dritten Spalte über Aspekte nach, die weder Plus noch Minus sind. De Bono hat hier die Frage vorgeschlagen: „Es wäre interessant zu wissen, ob …“

Nichts spricht dagegen, danach noch eine Runde durch die verschiedenen Positionen zu drehen, wichtig ist nur, dass wirklich alle gemeinsam immer eine Denkrichtung einnehmen. Am Ende haben wir eine sehr klare Aufteilung der Vor- und Nachteile und eine gute Grundlage zur Weiterarbeit.

Walt-Disney-Methode

Ganz ähnlich und noch näher an unseren idealtypischen Charakteren von Sibylle, Wolfgang und Bernadette ist die Methode, die nach Walt Disney selbst benannt wurde. Wir haben drei Positionen: den Träumer (Donald Duck statt Bernadette), den Realisierer (Tick, Trick und Track statt Wolfgang) und den Kritiker (Micky Maus statt Bernadette). Diese Positionen bekommen Orte zugeteilt, seien es Ecken in einem großen Raum oder Tische mit Flipcharts. Es ist wichtig, dass das Team auch wirklich physisch den Ort wechTrick, Trick und Track als Realisiererselt und damit eine Denkzäsur schafft. Auch hier wieder nehmen wir abwechselnd und gemeinsam die jeweilige Position ein. Wir fangen mit dem Träumer an und klappern die verschiedenen Positionen ab, das Ganze in mehreren Durchgängen, weil jede Sichtweise den vorigen antworten kann.

Mickey Mouse als KritikerÜbrigens kann diese Methode natürlich auch eine einzelne Person einsetzen, um all ihren inneren Anteilen oder Teammitgliedern Gehör zu verschaffen. Die Regeln sind dieselben, eventuell erfordert es noch ein wenig mehr Disziplin von der Einzelperson.

Am Ende sind alle Perspektiven eingenommen und alle Teilnehmer*innen gehört worden. Beide Methoden, PMI und Walt Disney, garantieren, dass eine Einzelperson oder ein Team ein Problem oder eine Idee wirklich multiperspektivisch betrachtet und daraus die richtigen Schlüsse zieht.

Wenn Sie Methoden dieser Art mit Ihrem Team anwenden wollen, buchen Sie ein Inhouse-Seminar  für Ihre Organisation oder Ihr Unternehmen mit uns.

Wenn Sie Kreativitätstechniken alleine durchführen möchten, erarbeiten wir mit Ihnen gern Lösungen mit passenden Methoden in einem Fachcoaching.

Vielversprechende Antwort auf verbale Aggression

Oft fehlen uns die Worte, wenn uns verbale Aggression entgegenschlägt. So wie meiner Schwester früher, wenn sie im öffentlichen Raum Installationen aus Ballons errichtete. Doch nun hat sie einen Antwortsatz – und der erzielt seine Wirkung.

Teil einer riesigen Unterwasserlandschaft

Meine Schwester Sabina Kellner ist nicht nur studierte Raumplanerin und grüne Stadträtin in Purkersdorf, sondern auch hauptberuflich Ballonkünstlerin. Nein, es geht nicht um biegsame Latexhunde, sondern meist um Großinstallationen und Ballonlandschaften für Einkaufszentren, Messen oder Hochzeiten. Sie gewann im Jahr 2004 die Europameisterschaft, schaffte es mit einem internationalen Top-Team ins Buch der Rekorde und bereiste im Rahmen ihrer Tätigkeiten Länder wie China und Russland: Sie versteht ihren Job.

Doch auch das Schöne und Fragile hat seine Feinde. So kommt es immer wieder vor, dass bei Aufbauarbeiten im öffentlichen Raum jemand fragt: „Und was machst, wenn ich jetzt einen Ballon zerplatze?“ oder „Schau, ich habe da eine Zigarette.“ Nicht immer, aber meist sind es Männer.

Ich kenne Sabinas Werke, ich weiß, wieviel Freude sie Menschen bereiten. Die Idee, sie mutwillig kaputt zu machen, ist bizarr, aber offenbar rufen sie bei einigen Menschen destruktive Energien hervor. Vielleicht ist es gar nicht allzu böse gemeint, möglicherweise triggern die dünnheutigen Ballons etwas in den Passanten wie die Luftblasen in Verpackungsfolien. In jedem Fall aber ignorieren diese Personen, dass sie mit ihrer Bemerkung auch den Menschen verletzen. Meine Schwester beschäftigte daher die Frage: Was kann man auf so eine verbale Aggression kontern?

Die Frage elegant mit einer Gegenfrage parieren

Eine Weihnachtslandschaft - aus BallonsDas ist generell spannend, weil wir ja immer wieder mit Aussagen konfrontiert werden, die uns scheinbar ohnmächtig zurücklassen. Sie kommen vielleicht wie diese anlasslos, aggressiv oder gar bösartig daher. Viele Antworten gehen einem durch den Kopf. Sie speisen sich aus den verschiedenen Gefühlen, die da nach vorne drängen, etwa Zorn, Ohnmacht, Wut oder Hilflosigkeit. Oft hat Sabina mit Zynismus geantwortet: „Das hat ja noch nie jemand zu mir gesagt!“ oder „Wie originell!“

Doch mittlerweile ist sie bei folgender Antwort gelandet: „Und warum wollen Sie etwas Schönes zerstören?“ oder auch „Warum wollen Sie denn etwas, was so vielen gefällt, kaputt machen?“ Sie stellt die Frage weder aggressiv noch zynisch, sondern ruhig und aufrichtig.

Diese Antwort ist so schlicht wie genial. Sie hat die Eleganz ausweichender Bewegungen in asiatischen Kampfkünsten. Denn die ganze zerstörerische Kraft verbaler Aggression geht ins Leere oder kehrt sich sogar gegen den Angreifer. Das Ziel, die Ballonkünstlerin zu treffen, wurde verfehlt und die Angreifer bleiben, so die Erfahrung, verblüfft zurück oder ziehen, meist irgendetwas murmelnd, ab. Weil sie auf sich zurückgeworfen werden, weil sie eine Antwort zu ihren Beweggründen, Gefühlen oder Motiven geben müssten und weil sie so eine Antwort nicht haben oder nicht geben wollen.

Mehr Informationen zur Ballonkunst von Sabina Kellner: www.twistart.at

Suchen Sie auch nach den richtigen Worten? Kommen Sie zu einem Kommunikationstraining von WORT & WEISE oder zum Kommunikations-Coaching für Einzelpersonen!

 

Der Weg zur Inspiration

WORT & WEISE plaudert im Podcast der österreichischen Wochenzeitung DIE FURCHE über Kreativität und Inspiration

Fast 45 Minuten hat uns Manuela Tomic, Redakteurin der traditionsreichen Wochenzeitung DIE FURCHE, interviewt. Es ging um Kreativität, wie sie gedeiht und welche Hürden sich ihr in den Weg stellen, um Inspiration, um Mut und um den Druck zur Selbstoptimierung. Uns hat es Spaß gemacht, das Zuhören tut es auch.

WORT & WEISE als Gäste im FURCHE-Podcast

Das volle Interview ist hier nachzuhören:
Der Weg zur Inspiration: „Man muss mutig sein und neue Dinge ausprobieren“

Und dann ist auch noch ein Feature entstanden, in dem wir ebenfalls zu Wort kommen: „Fang den Fisch!“: So geht Kreativität auf Knopfdruck

Auf den Geschmack gekommen? Wenn Sie als Einzelperson oder als Unternehmen Ihre Kreativität voranbringen möchten, dann haben wir hier verschiedene Angebote zum Thema Kreativität für Sie.

Welche Anführungszeichen sind denn jetzt wirklich die richtigen?

Kurz gesagt, setzen Sie Anführungszeichen, wenn Sie eine direkte Rede oder Werktitel kennzeichnen oder etwas zitieren wollen, im Deutschen so: „Am Beginn unten und am Ende oben ist es richtig.“
Warum das nicht immer klappt und wie man Fehler vermeidet, ist hier zu lesen.

Mit Anführungszeichen lassen sich coole Bilder erzeugen. Im ersten Bild ist ein Hund zu sehen, im zweiten ein Reh. Erst das dritte zeigt die korrekten typographischen Gänsefüßchen.Über das Aussehen von Anführungszeichen machen wir uns üblicherweise wenig Gedanken. Wir tippen sie in die Tastatur und das Textverarbeitungsprogramm wird’s schon richten. Word etwa weiß*, dass wir im Deutschen die Anführungszeichen unten am Beginn und oben am Ende setzen. Grafikprogramme wissen das aber oft schon nicht. Und was, wenn wir etwas auf Social Media schreiben, einen Blog in WordPress verfassen oder auf einer Seite Kommentare posten? Sind die Anführungszeichen dann immer so richtig, wie sie eingestellt sind? Leider nein. Denn nicht jedes Programm unterstützt typografische Anführungszeichen.

Klar, wenn wir auf einer unbedeutenden Seite einen Userkommentar hinterlassen, kann es uns ziemlich egal sein, ob die Zeichen alle korrekt sind. Aber wenn wir für unser Unternehmen einen Insta-Beitrag verfassen, einen Folder drucken oder eine Werbung schalten, kommt es doch deutlich seriöser rüber, wenn alle Satzzeichen korrekt sind.

Es gibt doch diese geraden Anführungsstriche oben, kann ich die nicht verwenden?

Die geraden Anführungszeichen oben, die sowohl am Beginn als auch am Ende gesetzt werden, sind die des Schreibmaschinensatzes. Damit hat es Folgendes auf sich: Auf der Schreibmaschine gab es früher nur eine Taste für Anführungszeichen; sie wurde auch als Zoll- und Sekundenzeichen eingesetzt. Die Variante des Schreibmaschinensatzes ist allerdings nur zulässig, wenn man keine andere Möglichkeit hat, weil man beispielsweise gerade auf einer alten Schreibmaschine tippt.

Wann verwende ich einfache Anführungszeichen?

Wird ein Werktitel in einer direkten Rede wiedergegeben oder muss man in ein Zitat ein weiteres einbauen, verwendet man einfache Anführungszeichen. Sie sind ebenfalls unten und oben zu setzen, das sieht zum Beispiel so aus: „Die Reporterin Rita Skeeter vom ,Daily Prophet‘ ist nicht seriös“, stellt Harry Potter fest.

Manchmal sind Anführungszeichen so komisch gebogen. Macht das einen Unterschied?

Tatsächlich macht es bei Anführungszeichen im Deutschen einen Unterschied, in welche Richtung sie gebogen sind bzw. wo das dickere Ende des Zeichens ist. Manche Schriftarten oder Programme tun sich mit den korrekten deutschen Anführungszeichen jedoch sehr schwer. Es werden dann z. B. oben die englischen Zeichen verwendet, die in die falsche Richtung gebogen sind. Eine einfache Merkhilfe sind die Zahlen 99 – für Anführungszeichen unten – und 66 für Anführungszeichen oben. Hier sieht man auf einen Blick, dass das dicke Ende immer zur Zeile hinzeigt und wie die Krümmung aussieht.

Und was sind Gänsefüßchen?

Entstanden ist der Begriff, weil die französischen Anführungszeichen dem Abdruck von Gänsefüßen ähnelten. Tatsächlich kann man den Ausdruck Gänsefüßchen heute generell als Synonym verwenden, egal wie die Anführungsstriche aussehen. Wenn Sie mit Gänsefüßchen die Pfeilchen meinen, die als Anführungszeichen fungieren – hier ist zu unterscheiden: Zeigen die Pfeilchen nach innen (Beispiel: »Die Reporterin Rita Skeeter vom ›Daily Prophet‹ ist nicht seriös«, stellt Harry Potter fest.), dann kann man sie im Deutschen auch verwenden. Man nennt sie auch Chevrons. Tatsächlich greift der Buchdruck gern auf diese Variante zurück, weil sie als edel gilt.

Die nach außen zeigenden Gänsefüßchen, auch «Guillemets» genannt, sind allerdings der Schweiz und Frankreich vorbehalten.

Und so setzen Sie typografische Anführungszeichen unten und oben auf Windows (funktioniert meistens, aber nicht immer):

ALT gedrückt halten und 0132 am Nummernblock eingeben:

ALT gedrückt halten und 0147 am Nummernblock tippen:

Wer ein Zitat im Zitat angeben will und einfache Anführungsstriche braucht:

ALT gedrückt halten und 0130 am Nummernblock eingeben:

ALT gedrückt halten und 0145 am Nummernblock eingeben:

Falls es nicht klappt: in Word richtig erzeugen und an die betreffende Stelle kopieren.

Und auf Apple?

ALT (auch Options- oder Wahltaste genannt) gedrückt halten und auf das Circonflexe-Zeichen (Dacherl) tippen: [^]: „

ALT (auch Options- oder Wahltaste genannt) gedrückt halten und die Ziffer 2 eingeben: “

 

* Wenn man es richtig eingestellt hat. Dazu muss man unter Optionen/Dokumentprüfung in der Tabelle „gerade durch typografische Anführungszeichen ersetzen“ anhaken.

Sie sind bei Satzzeichen generell nicht ganz sicher? Buchen Sie ein Schreibcoaching zum Thema Satzzeichen/korrekte Schreibweisen bei uns!