Das Flipchart gehört zu den wichtigsten Utensilien bei Moderationen, Trainings und Präsentationen. Grund genug, sich etwas näher mit dem Papierständer zu befassen.
Szenario 1: Lautlos schiebt Startrainerin Esmeralda Immerbesser den Flipchartständer auf drei Rollen näher in Richtung der gebannt wartenden ZuhörerInnen. Mit einer eleganten Bewegung blättert sie das Begrüßungsplakat um und ein wunderschönes und farblich ansprechendes Plakat mit der Agenda für den Tag erscheint. Eine rasche Handbewegung, ein kaum wahrnehmbarer Riss entlang der Perforation und schon hat Frau Immerbesser es in der Hand. Mit zwei Pins zaubert sie es auf eine der drei seitlich aufgestellten Pinnwände.
Szenario 2: Marion Pechvogel, Trainerin von Teufels Gnaden, versucht den dreibeinigen Flipchart-Ständer näher zu den TeilnehmerInnen zu rücken. Dabei knickt der hintere Steher ein, das Gerät kracht um. Mit rotem Kopf stellt Frau Pechvogel es wieder auf, aber beim Versuch, das zerknitterte Deckblatt umzublättern, löst sich der Block und zieht sämtliche Stifte und noch einen Ohrring der Trainerin mit in die Tiefe. Am Boden sitzend versucht die verzweifelte Frau die Seite mit der Agenda abzulösen, aber diese reißt ein paar Handbreit unter der Perforation ab. Schließlich hängt das halbe Flipchart schief an der einzigen verbogenen Stecknadel, die zur Verfügung steht.
Okay, so schlimm wie Marion Pechvogel muss es einem nicht ergehen, aber der Umgang mit Flipcharts birgt schon einige Tücken. Wir haben Flipchartständer erlebt, die kaum selbständig stehen wollten, in die man nur ein Blatt Papier einklemmen konnte oder die den Block um jeden Preis wieder loswerden wollten. Wir waren schon mit Magnetwänden konfrontiert, auf denen Magnete nur dann haften, wenn sie nichts halten müssen. Und es gibt Pinnwände, die so hart sind, dass selbst die härtesten Nadeln keine Chance haben einzudringen. Und dass Flipchart-Stifte ausgetrocknet, untauglich oder gar nicht vorhanden sind, gehört zum Alltag.
Tipps für den Umgang mit dem Flipchart
Ganz ohne Flips geht es aber auch nicht, sie sind gut sicht- und flexibel einsetzbar. Daher hier ein paar Tipps, wie Sie unangenehme Situationen möglichst vermeiden:
- Vertrauen Sie niemals auf das Material vor Ort: Wenn ein geordneter Moderationskoffer auf uns wartet, freuen wir uns, aber wir fahren nie ohne eigenes Material zu einem Auftrag, dazu gehören auch Schnüre mit Kluppen (Wäscheklammern), Klebestreifen, ein paar Magnete und Pins zum Aufhängen der Plakate sowie ein paar leere Not-Flipcharts.
- Machen Sie sich mit dem Flipchartständer vor Ort vertraut. Wie stabil ist er? Kann man ihn bewegen?
- Schauen Sie vor Beginn der Veranstaltung, wo Sie Plakate aufhängen können und klären Sie, ob zum Beispiel der Klebestreifen einen Teil der Wand mitnimmt?
- Probieren Sie die Stifte, bevor es losgeht, zumindest ein dunkler (schwarz oder blau) und ein heller (grün oder rot, für die Überschriften) sollten gut schreiben.
- Sprechen Sie nicht, während Sie etwas zu Papier bringen oder malen. Es gilt die TTT-Regel „touch, turn, talk“, also hinzeigen, umdrehen und erst dann sprechen.
- Überschriften schreiben Sie am besten in Großbuchstaben, den Rest um der Lesbarkeit willen in Groß- und Kleinbuchstaben. Wählen Sie eine Schriftgröße, die auch von hinten noch gut sichtbar ist und beschränken Sie sich auf das Wesentliche.
- Manche TrainerInnen raten dazu, alle Flips coram publico zu gestalten. Bei allem Respekt vor dem Wunsch, die eigenen gestalterischen und zeichnerischen Fähigkeiten zu präsentieren, aber die Zeit der TeilnehmerInnen ist ein kostbares Gut. Natürlich ist es nötig, Erarbeitetes oder Spontanes live zu Papier zu bringen. Wo es möglich ist, helfen jedoch vorbereitete Flipcharts oft, Zeit und Nerven zu sparen.
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