Kategorie-Archiv: Texten

Wie schreibe ich verständlich?

Klingen Ihre Texte kompliziert und sind schwer zu verstehen? Dann probieren Sie diese einfache Methode, um die Verständlichkeit zu erhöhen.

Für bessere Verständlichkeit mit der Schau-Methode stellen Sie sich einfach ein Kind vor, dem Sie die Inhalte erklären.Vor jedem Textseminar bitten wir in einem Mail alle TeilnehmerInnen, uns ihre größten Schwierigkeiten beim Schreiben zu nennen. Diese Probleme und Anliegen sammeln wir schon vor Beginn des Workshops auf einem Flipchart-Papier.

„Wie verpacke ich komplizierte Inhalte in einen ansprechenden Text?“ steht immer ganz weit oben auf der Liste. Einfach und verständlich schreiben – damit kämpfen manche Berufsgruppen wie Techniker/innen oder Jurist/innen besonders, aber fast jede/r kennt das Problem.

Das ist auch kein Wunder, wir alle sind Experten und Expertinnen in irgendetwas. Dem Soziologen und Bourdieu-Experten sind Fachbegriffe wie „symbolisches Kapital“  vertraut, die IT-Expertin hat vielleicht täglich mit ASCII-Dateien zu tun und der Installateur wundert sich, was man an einem JetFlow-System noch extra erklären muss. Der Experten-Status macht uns mitunter blind für das, was andere wissen. Blöderweise sind die Leser/innen unserer Texte nicht immer Fach-Kollegen und -Kolleginnnen.

Bessere Verständlichkeit heißt nicht, banal oder eintönig zu schreiben

Manchmal schreiben wir auch komplizierter als nötig, weil wir Angst haben, dass Verständlichkeit mit Banalität verwechselt wird oder dass wir nicht ernst genommen werden. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Gerade wer fähig ist, Dinge in eine fachfremde Sprache zu übersetzen, beweist ja, dass er oder sie etwas wirklich versteht. Albert Einstein wird der Spruch zugeordnet: „Wenn du es einem Sechsjährigen nicht erklären kannst, dann hast du es selbst nicht verstanden.“ Ein anderes Genie, Stephen Hawkings, hat ein Kinderbuch geschrieben, war sich also nicht zu blöd, seine Erkenntnisse auf eine sehr einfache Sprache herunterzubrechen.

Lassen wir uns nicht vom Gruppendruck oder eigenen Glaubenssätzen davon abhalten, klare Texte für Leser und Leserinnen zu verfassen. Eine eindeutige Sprache mit Begriffen und Beispielen, die dem Universum der Zielgruppe entstammen, ist nicht banal, sondern fair und kommunikationsorientiert.

Die Schau-Methode für höhere Verständlichkeit

Und wie durchbricht man nun das Gefängnis der eigenen Begrifflichkeiten? Probieren Sie beim nächsten Mal, wenn Sie einen komplexen Inhalt zu Papier oder Computer bringen sollen, Folgendes: Lehnen Sie sich noch einmal zurück, stellen Sie sich eine fachfremde Person vor, am besten ein Kind oder einen alten Menschen, und erklären Sie dieser Person in einfachen Worten, worum es geht. Beginnen Sie mit: „Schau“ – kein herablassendes „Schau“, sondern eines der Bereitschaft, eine Erklärung in passender Sprache zu liefern. Vielleicht beinhaltet die Erklärung Bilder, Metaphern und Beispiele aus einem bekannten Bereich, auf jeden Fall aber spart sie Fachbegriffe aus. Beim geschriebenen Text lassen Sie das „Schau“ natürlich weg. Hier drei Erklärungsanfänge für oben genannte Beispiele:

  • JetFlow-System: (Schau), das Wasser, das von der Heizung zurückfließt, ist ja kälter. Damit im hinteren Bereich des Kessels keine Kaltzone oder Schwitzwasser entsteht, lenkt dieses System das Wasser ganz gezielt …
  • ASCII-Datei: (Schau), jedes Zeichen muss ja bei der Digitalisierung irgendwie codiert sein. ASCII ist ein alter, aber immer noch gängiger Zeichencode, der …
  • Symbolisches Kapital: (Schau), du weißt was ökonomisches Kapital ist? Der französische Soziologe Pierre Bourdieu hat diesen Kapitalbegriff auf andere Bereiche ausgeweitet, etwa kulturelles, soziales und eben symbolisches Kapital. Letzteres verhilft zu gesellschaftlicher Anerkennung …

Probieren Sie es aus – Ihre Leser/innen werden es Ihnen danken.
Übrigens haben wir zu diesem Thema auch ein Video auf Youtube.

Mehr, viel mehr solcher Tipps erhalten Sie in unseren Workshops und Beratungen zu schriftlicher Kommunikation.

Ein E-Mail – zwei Ebenen

So kurz ein E-Mail auch sein mag, es ist immer Platz für zwei Ebenen: eine sachlich-inhaltliche und eine persönliche.

Sandwichmethode: Beziehungsebene – Sachebene – Beziehungsebene. (Funktioniert genauso mit Burger.)Stellen Sie sich vor, Sie sitzen mit einer Person Ihrer Wahl im Kaffeehaus und unterhalten sich. Sie sehen den Menschen, sie hören ihn, sie spüren seine Präsenz, ja, sie nehmen die Person auch – jenseits des Bewussten – geruchlich wahr. Kurz: Sie „lesen“ die Person mit fast allen Ihren Sinnen.

Am nächsten Tag finden Sie von dieser Person ein E-Mail in Ihrem Eingangsordner. Diesmal bleiben Ihnen nur die Augen, um die Botschaft zu lesen. Und doch werden Sie sich diesen Menschen vorstellen, ihn sprechen hören und vielleicht auch sonst sinnlich wahrnehmen. Die übrigen Sinne helfen Ihren Augen, ein vollständiges Bild zu erzeugen.

Das tun wir auch, wenn wir E-Mails von Menschen erhalten, die wir nicht kennen. Der Herr Doppeldoktor, der sich mit vorzüglicher Hochachtung verabschiedet, lässt ein anderes Bild entstehen als Claudia, die sofort per Du ist und mit „herzlichst“ ihr E-Mail beendet.

Es geht nicht nur ums Sachliche

E-Mails sind ein Kanal, der im Grunde nur einen Sinn bedient, und doch füllen wir die fehlenden Informationen auf. Wir können gar nicht anders. Wenn wir das schon wissen, dann sollten wir das Bild, das auf der anderen Seite entsteht, nicht dem Zufall überlassen. Überlegen Sie zum Beispiel bewusst, welche Begrüßung und Verabschiedung Sie wählen. Sie sollte zu Ihnen und zu der Beziehung zwischen Ihnen und dem/der E-Mail-Empfänger/in passen.
Und es ist, bei aller gebotenen Kürze der Textsorte E-Mail, nie verkehrt, vor dem eigentlichen Sachthema einen Satz auf Beziehungsebene einzustreuen – ein „Danke“ für ein E-Mail oder eine Information, eine Entschuldigung für eine entstandene Unannehmlichkeit, ein Wunsch nach Genesung oder ein schönes Wochenende.

Die einfache Formel für ein E-Mail lautet: Beziehungsebene – Sachebene – Beziehungsebene. Natürlich werden diese drei Teile nicht gleich lang sein. Erst recht gilt diese „Sandwichmethode“ für eine unangenehme Nachricht. Schlechte Neuigkeiten sind leichter verdaubar, wenn sie in etwas Nettes oder Persönliches eingebettet werden. Fallen Sie also nicht mit der Tür ins E-Mail-Haus, sondern klopfen Sie vorher an, grüßen Sie und puffern Sie eine Absage oder eine andere negative Nachricht entsprechend. Es geht eben, wie bei jeder anderen Interaktion zwischen Menschen, nicht nur um das, was man sagt, sondern auch darum, wie man etwas sagt.

Wenn Sie die Textsorte E-Mail interessiert oder Sie noch Fragen dazu haben, dann ist vielleicht unser Seminar „Mühelos E-Mailen“ etwas für Sie.

Lesen Sie doch noch andere Blogbeiträge zum Thema Mails, zum Beispiel “Sehr geehrter Untergebener”, “Kleiner E-Mail-Knigge” oder “Kleiner E-Mail-Knigge II”.

 

„Sehr geehrter Untergebener …“

Im Stil einer Mail zeigt sich immer auch das Verhältnis zwischen Sender/in und Empfänger/in. Wenn wir Menschen auf Augenhöhe begegnen wollen, sollten wir uns auch so ausdrücken – gerade in der Kundenkorrespondenz.

„Wir legen zugrunde, dass Sie nach unserer bis dato mehr als kulanten Vorgangsweise nunmehr gleichwohl Ihren Part der gegenständlichen Angelegenheit ohne unnötige Weiterungen erledigen und zeichnen in Erwartung Ihrer unverzüglichen Kontaktaufnahme mit vorzüglicher Hochachtung …“

So endet eine Mail, die mir unlängst zwischen die Finger geraten ist. Kurzes Ratespiel:

  1. Wer, glauben Sie, ist der Verfasser dieses Schreibens?
    Ist es ein Unternehmen, das eine Kundenbeziehung aufbauen oder halten möchte oder ist es vielleicht eine Rechtsanwaltskanzlei, die einen Konfliktpartner anschreibt?
  2. Welches Ziel hatte wohl die schreibende Person, als sie den Text verfasst hat?
    Möchte sie Nähe und Verbindung zu Adressaten/zur Adressatin herstellen und Verständnis erzeugen oder ist das Ziel vielmehr, Distanz zu halten, die Zähne zu zeigen und das Gegenüber so zum Handeln zu zwingen?

Was lernen wir daraus? Die Art, wie ein Text verfasst ist, lässt Rückschlüsse auf sein Ziel zu. Leider ist das nicht allen Menschen immer bewusst. Sie schreiben auch in der alltäglichen Kundenkorrespondenz Mails mit amtlichen und distanzierten Floskeln, weil sie das vielleicht irgendwann einmal so gelernt oder als „korrekten Schriftverkehrsstil“ in sich abgespeichert haben.

Der Kunde als Gegner?

Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren nicht nur die Textsorte Mail, sondern auch die Gesellschaft gewandelt. Der Stil im Schriftverkehr orientierte sich lange am Stil von Behörden und Ämtern. Diese verkörperten eine mächtige, dominante Institution, der gegenüber die Bürger und Bürgerinnen als Bittstellende aufzutreten hatten. Kundennähe war ein Fremdwort.
Diese Dominanzkultur hat heute Sprünge bekommen. Unsere Gesellschaft, in der Kunden und Kundinnen immer mehr Wahlfreiheit und Rechte haben, zeigt vermehrt Züge einer partnerschaftlichen Kultur. Das bedeutet, dass sich die Kommunikationspartner auf Augenhöhe begegnen. Unternehmen möchten oder müssen eine Beziehung zu ihren Kundinnen und Kunden aufbauen, deren Bedürfnisse rücken stärker in den Mittelpunkt. Und das zeigt sich auch in der Sprache.

Fragen Sie sich vor ihrer nächsten Mail, ob es ein Schriftwechsel zwischen Gegnern sein soll oder ob Sie der anderen Person auf Augenhöhe schreiben möchten. Ist für den Adressaten eher autoritäre Distanz oder partnerschaftlicher Austausch adäquat?

Wenn die andere Person ein Gegner ist, der per Mail besiegt oder mundtot gemacht werden soll, schreiben Sie wie im Beispiel oben.

Wenn Sie aber eine positive Beziehung aufbauen wollen, wählen Sie keine Wörter, die nie in Gebrauch sind und dadurch Distanz schaffen, sondern solche, die Sie auch beim Sprechen verwenden. Verzichten Sie in Ihrer Kundenkorrespondenz auf nichtssagende Floskeln, hochkomplizierte Satzkonstruktionen und verstaubte Formulierungen. Passen Sie die Sprache an das Ziel Ihres Schreibens und die jeweiligen Empfänger an. Und denken Sie daran: Sie können auch höflich sein, wenn Sie einfach, klar und verständlich schreiben.

Wenn Sie sich beim Verfassen von Mails sicher fühlen möchten, dann schauen Sie sich unsere Angebote zum Thema Schreiben an.

Lesen Sie doch noch andere Blogbeiträge zum Thema Mails, zum Beispiel “Ein Mail – zwei Ebenen”, “Kleiner E-Mail-Knigge” oder “Kleiner E-Mail-Knigge II”.

KORREKT? RESPEKT!

Warum ein fehlerfreier Text Ausdruck von Respekt ist

Stellen Sie sich vor, Sie gehen zu einem Vorstellungsgespräch. Sie möchten bei Ihrem Gegenüber nicht nur mit dem, was Sie sagen, sondern Sie wollen insgesamt einen guten Eindruck machen. Werden Sie ein zerknittertes Sakko mit Fettflecken am Revers anziehen, schmutzige, löchrige Jeans und irgendwelche Bequemlatschen, weil Sie in die halt schnell reinschlupfen konnten? Nein? Eben!

Dem/der Kommunikationspartner/in respektvoll zu begegnen, bedeutet unter anderem auch, nicht nur auf die eigene Bequemlichkeit zu achten, sondern auch dem letzten Schliff ein wenig Aufmerksamkeit zu widmen. Und ganz genau so ist es bei schriftlicher Kommunikation.

Grobe Fehler im Text sind wie Flecken am Sakko

Wer – im beruflichen Kontext – mit einem Text überzeugen will, sollte sich nicht nur überlegen, was das Textziel ist, welchen Kanal er/sie wählt und wie er/sie seine Botschaft in Worte fasst! Eine letzte Prüfung auf Verständlichkeit, vor allem im Satzbau, auf korrekte Schreibung und Komma-Regeln vermeidet Doppeldeutigkeiten, Missverständnisse – und nicht zuletzt Ärger bei den Leserinnen und Lesern des Textes.

Wir reden hier nicht von einem Posting auf Social Media, einer Status-Meldung oder einem Mini-Kommentar in einem Forum, wo es um kurze persönliche Statements an die Allgemeinheit geht. Klar wäre auch hier korrektes Deutsch schön, aber das Ziel ist ein anderes als etwa in einem Geschäftsbrief oder -mail, einer Werbeanzeige oder einem Newsletter. Hier will ich mein Gegenüber erreichen, Kundinnen und Kunden ansprechen, Interesse wecken – und überzeugen. Und hier sind wir wieder am Beginn: Sakko mit Fettflecken, zerknitterte Jeans …?

Noch einmal Drüberlesen bringt’s!

Erweisen Sie den Leserinnen und Lesern Ihrer Aussendungen Respekt. Gehen Sie noch einmal drüber!

  • Bringen Sie den Text in Form und prüfen Sie ihn auf Fehler.
  • Lesen Sie ihn laut und drucken Sie ihn in einer anderen Schriftart oder Formatierung aus. Das schafft einen neuen Blick und hilft beim Korrekturlesen.
  • Schlagen Sie im Zweifelsfall nach.
  • Frischen Sie doch einmal die Regeln zu Kommasetzung, Groß- und Kleinschreibung und Doppel-S auf. Und wenn Sie dafür keine Zeit haben und sich nicht sicher sind:
  • Formulieren Sie doch einfach um! Komplexe Wortgebilde und wilde Satzkonstruktionen führen oft zu Missverständnissen – das lässt sich vermeiden.
  • Machen Sie einfachere Sätze, wenn Sie die Regeln zur Beistrichsetzung nicht parat haben. Ihre Texte werden davon profitieren – und die Beziehung zu Ihren Kundinnen und Kunden auch!

Eine respektvolle Begegnung ist auch schriftlich in einfacher Sprache möglich – aber korrekt muss sie sein.*

Wenn Sie Unterstützung bei der Auffrischung der Regeln zu Rechtschreibung und Kommasetzung brauchen, schauen Sie sich unsere Angebote an.

*Anmerkung: Ich beziehe mich in diesem Artikel auf Texte, bei denen man muttersprachliche Kompetenz voraussetzt, nicht auf Übungstexte oder solche, die von Menschen anderer Muttersprache verfasst werden.

Schlag nach bei … ja, wo eigentlich?

Wie man das Österreichische Wörterbuch richtig benutzt, haben wir in der Volksschule gelernt. Und wo schlagen wir heute nach, wenn wir nach der richtigen Schreibung oder Rechtschreibregeln suchen?

Man muss nicht alles wissen, aber man sollte wissen, wo man sich das fehlende Wissen holt..„Wenn ich nicht weiß, wie man etwas schreibt, such ich’s im Internet!“ Geht es um die richtige Schreibung von Datums- oder Währungsangaben, von Abkürzungen oder um die Gliederung von Zahlen, kann man bei der Suche im Netz seine blauen Wunder erleben. Wer Glück hat, findet zu einem der Themen Blogbeiträge von Expert/inn/en, die alle Variantenschreibungen auflisten und erklären. Mit etwas Pech landet er aber auf einer Seite selbsternannter Sprachpolizisten, die ihre Lieblingsschreibweise  herauspicken und sie für die einzig richtige erklären. Im schlimmsten Fall ist sie sogar falsch. Und, was machen wir dann?

An welche Normen will oder muss ich mich halten?

Eines vorweg: Verbindlich an die Rechtschreibregeln müssen Sie sich dann halten, wenn Sie amtliche Texte verfassen oder für eine Bildungsinstitution schreiben. Maßgeblich dafür ist das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung mit Regeln und Wörterverzeichnis. Grundregeln und Neuerungen der Rechtschreibreform(en) finden sich darin.

Vieles jedoch, was Menschen bei ihrer täglichen Arbeit mit Texten brauchen, ist dort nicht geregelt. Rechtschreibregeln für den Schriftverkehr finden sich etwa in der – rechtlich nicht bindenden – Norm DIN 5008. Da diese für Deutschland erstellt wurde, darf natürlich eine eigene ÖNORM nicht fehlen, die ÖNORM A 1080. Damit nicht genug, gibt es auch noch die ISO – die weltweite Vereinigung offizieller Normungsinstitute. Sie regelt etwa internationale Währungscodes, die in bestimmten Kontexten verbindlich sind. Und dann gibt es ja auch noch Wörterbücher wie den Duden oder das Österreichische Wörterbuch. Wikipedia wäre auch eine Quelle. Und woran halten wir uns jetzt?

Klarheit über alles

Hilfreich ist zuerst einmal zu wissen, ob es im Unternehmen oder der Organisation, für die man schreibt, eine Norm gibt, an die man sich halten muss. Ein Handelsunternehmen mit viel Korrespondenz im deutschen Sprachraum wird sich vielleicht an der DIN 5008 orientieren, ein amtliches Dokument hingegen muss etwa bei Währungsangaben den ISO-Standards folgen. Österreichische Unternehmen orientieren sich in Fragen des Schriftverkehrs meist an der ÖNORM A 1080. Weiß man darüber einmal Bescheid, hat man einen ersten Leitfaden, wenn man etwas im Regelwerk für deutsche Rechtschreibung nicht findet.

Arbeit mit dem Duden

In jedem Fall aber ist es günstig, ein Wörterbuch, am ehesten wohl den aktuellen Duden, im Haus zu haben. Warum? Der Duden ist zwar nicht (mehr) die verbindliche Instanz, wenn es um Rechtschreibung geht, aber er folgt natürlich dem Regelwerk. Zusätzlich bietet er Empfehlungen, falls man nicht genau weiß, für welche Variante man sich entscheiden soll, wenn ein Wort mehrere mögliche Schreibungen (z. B. in: du hast Recht oder du hast recht) erlaubt.

Zusätzlich finden sich bei schwierigen Wörtern rot unterlegte Kästen, die die Varianten oder unterschiedliche Redewendungen, in denen dieses Wort (vielleicht in unterschiedlicher Schreibung) vorkommt, auflisten. Das hilft vor allem dann, wenn man innerhalb einer Organisation zu einheitlichen Schreibungen kommen möchte – man einigt sich praktischerweise auf die Duden-Empfehlung. Zusätzlich sind im vorderen Teil des Wörterbuchs alle Rechtschreibregeln zusammengefasst – wer also Komma-Regeln nachlernen will, kann das auch mit Hilfe eines Duden tun.

Nicht zuletzt gibt es eine Redaktion, die neue Wörter in den Duden aufnimmt und uns empfiehlt, wie man etwa geliket oder downgeloadet schreibt (so nämlich). Natürlich können Sie auch auf andere Wörterbücher zurückgreifen. Wichtig ist nur, dass man sich innerhalb eines Unternehmens auf dasselbe einigt. Und wenn Sie nach Schreibungen von Zahlen, Wochentagen oder Monaten suchen, hier noch ein Tipp: immer beim ersten Vertreter im Alphabet nachsehen. Wenn Sie also nach Verbindungen mit Zwanzig suchen, werden Sie vermutlich bei Achtzig fündig. Für Freitag bei Dienstag. Und für Oktober … na, wo müssen Sie nachschlagen?

Wenn Sie Lust auf mehr Tipps haben und Antworten auf Ihre ganz persönlichen Rechtschreibfragen suchen: Die gibt’s in unseren Angeboten zum Thema Schreiben.

Worte, die wir für uns schreiben

Ein Block, ein Stift, mehr braucht es nicht.Freewriting ist eine bewährte Methode, die Gedankenschleusen zu öffnen und ohne Eigenzensur Buchstaben zu Papier zu bringen. Das tut dem Schreibenden gut – und oft auch dem Text.

Schon in einem früheren Blog-Beitrag haben wir uns des schönen Films „Forrester – Gefunden!“ (engl.: Finding Forrester) bedient. Damals zitierten wir den Satz „Die erste Version schreibt man mit dem Herzen, die zweite mit dem Verstand.“ Nun haben wir den Film wieder einmal in der letzten Einheit unseres Textworkshops mit den FH-StudentInnen angesehen und sind auf ein weiteres Juwel gestoßen: „Warum sind Worte, die wir für uns schreiben, immer besser als Worte, die wir für andere schreiben?“, fragt Sean Connery als alternder Autor William Forrester den jungen Jamal Wallace.

Die Antwort liegt auf der Hand: Ist ein Text für niemanden bestimmt, haben die Zensoren Pause. Wer kennt sie nicht? Die kleinen unsichtbaren Männchen, die da links und rechts auf der Schuler sitzen und einem ins Ohr flüstern: „Der Text wird sicher schlecht!“, „“So kannst du das nicht schreiben!“, „Was werden die Leser/innen denken?“

Natürlich haben die Kerle auch eine Funktion, sie helfen uns irgendwann, Texte noch besser zu machen, bewahren uns vielleicht davor, einen allzu schlechten Text abzugeben. Aber sie können auch wirklich lästig sein, vor allem am Beginn des Schreibprozesses, wenn es um die Rohfassung geht.

Hat ein Text aber keine Zielgruppe, entsteht er für die Schublade, ist er frei von solchen Ängsten. Warum sind die Abschiedsreden von Politiker/innen oft die besten? Weil sie frei sind von Zwängen und Pflichten, weil sie von Herzen kommen. So ist es auch bei Texten, die einfach so entstehen.

Seit den 1960er-Jahren nennt man diese Methode Freewriting, tatsächlich ist sie viel, viel älter. Allerdings verstecken sich hinter dem Fachbegriff zahlreiche unterschiedliche Ansätze: Vera F. Birkenbihl zum Beispiel nannte das Schreiben für die Seele „Kläranlage des Geistes“, sie empfahl, abends vor dem Schlafengehen zu einem Stift zu greifen, um Belastendes zu Papier und damit aus dem Kopf zu bringen. Susan Cameron spricht in ihrem Bestseller „Der Weg des Künstlers“ von Morgenseiten und rät zu einem zwölfwöchigen Schreibritual in der Früh. Während diese beiden eher das Schreiben ohne Thema propagieren, gibt es andere, die sehr wohl auch ein Thema an den Anfang stellen. Allen aber ist gemeinsam, dass es ein Schreiben ohne Innehalten, Bewerten und Nachdenken sein soll.

Und so geht’s

Stellen Sie eine Uhr, Ihr Handy oder den Herd so ein, dass es nach zehn oder fünfzehn Minuten läutet. Nun brauchen Sie sich um die Zeit nicht weiter zu kümmern. Nehmen Sie einen Block und ein Schreibgerät zur Hand und legen Sie los. Zur Hand ist tatsächlich besser für den Schreibfluss, aber natürlich können Sie auch eine Tastatur verwenden. Schreiben Sie nun alles auf, was Ihnen durch den Kopf geht – ohne abzusetzen. Sie müssen nicht bei einem Thema bleiben, sie müssen auch keine Gedanken fertig denken, Sie müssen gar nichts. Doch: eines, weiterschreiben. Wenn Ihnen ein Gedanke dazwischenfährt, schreiben Sie ihn auf. Stoppen Sie nie, um nachzudenken oder das Geschriebene durchzulesen. Das können Sie nach der abgelaufenen Zeit tun – oder auch nicht.

Wenn Sie sich auf das Freewriting einlassen, dann erleben Sie vielleicht das, was gerne Flow genannt wird, oder sie stoßen auf einen interessanten Gedanken oder auf die Erkenntnis, dass Sie tatsächlich zehn oder fünfzehnt Minuten am Stück schreiben können. Und das ist doch schon etwas! Wenn Sie das nämlich können, dann schreiben Sie beim nächsten Mal vielleicht auch einen verlangten Text mit mehr Lockerheit und zeigen den Zensoren ganz einfach die Zunge.

Zum Abschluss noch ein Tipp und noch einmal William Forrester: „Hau in die Tasten, verdammt!“

Mehr solche Tipps, viel mehr solche Tipps bekommen Sie in unseren Angeboten zum Thema Schreiben.

 

Stellt mehr Fragen!

Goethes Gretchen und die Sphinx tun es, Hamlet und Handke, Kinder und Kant, Sokrates und Journalisten, Narren wie Rebellen: Fragen stellen und hinterfragen. Wir sollten es ihnen nachmachen.

„Eine richtige Frage stellte ich mir vor als Geschenk!“
Peter Handke, Spiel vom Fragen

Fragen bringen oft mehr als Antworten.Haben Sie schon einmal über Fragen nachgedacht? Sie sind ein selbstverständlicher Teil der Sprache, und deshalb hinterfragen wir selten, was wir da tun. Dabei können sie viel mehr als „nur“ Wissen in Erfahrung zu bringen. Sie beziehen Zuhörer/innen oder Leser/innen ein und helfen Coaching-Kund/inn/en auf die Sprünge. Briefing-Geber/innen helfen sie zu genaueren Angaben und Selbstreflexion. Sie fungieren als Türöffner oder um genauer nachzuforschen. Sie können provozieren und aufdecken.

Welche Fragen gibt es?

Wir kennen viele unterschiedliche Arten. Für Journalist*innen sind zum Beispiel die Fragen nach den sechs Ws (Wer, was, wann, wo, wie und warum) ein wichtiges Handwerkszeug und Interviewer/innen setzen personen-, sach- und meinungszentrierte Fragen ein. Menschen in therapeutischen oder beratenden Berufen haben es etwa mit skalierenden, zirkulären oder reflexiven Fragen zu tun. Und es gibt noch viel mehr: absurde, berechtigte, drängende, einfache, knifflige, peinliche, persönliche, unbequeme, entscheidende …
Eines haben sie fast alle gemeinsam. Sie helfen – wenn sie nicht versteckte Antworten sind – aufzumachen und Räume zu schaffen, während Antworten eher schließen und beenden. Deshalb haben Antworten tendenziell auch etwas Starres. Antworten schränken eher ein, Fragen machen auf. „Hin und wieder ist es sinnvoll, ein Fragzeichen hinter Dinge zu setzen, die wir schon lange für selbstverständlich nehmen“, riet der Philosoph und Mathematiker Bertrand Russell. Wer nach Veränderung trachtet, stellt Fragen. Wer einzementieren möchte, gibt ausschließlich Antworten.

Was ist eine gute Frage?

Das hängt natürlich von der Situation ab, aber mit Sicherheit ist es eine, die wertschätzend formuliert ist. Eine, die nicht drängt, die Zeit lässt, die nicht nur eine Antwort zulässt. Deshalb sind offene Fragen auch viel interessanter als geschlossene. Wenn der NS-Propagandaminister Goebbels fragt „Wollt ihr den totalen Krieg?“, so ist das keine offene Frage, es ist eine rhetorische und in der Situation auch keine, die mehrere Antworten erlaubt oder zur Reflexion anregt.

Für den Kommunikationswissenschaftler Neil Postman waren Fragen das wichtigste Denkwerkzeug des Menschen überhaupt. Wir können das aus unserer langjährigen Arbeit mit den unterschiedlichsten Formen der Kommunikation nur bestätigen: Ob schriftlich oder mündlich, ob im Kontakt mit einzelnen Menschen oder mit Gruppen, ob es um neue Ideen oder gute Gespräche geht, sie helfen weiter. Wenn irgendwo keine gestellt werden (dürfen), ist das höchst fragwürdig.

Also: Stellen Sie Fragen! Fragen Sie nach! Stellen Sie Selbstverständliches in Frage! Alles klar?

Wenn Sie dieser Blog-Beitrag interessiert hat, dann sind vielleicht unsere Angebote zum Thema Kreativität etwas für Sie.

Stilvolle Storys statt gehaltlose G’schichteln

Der Begriff Storytelling ist in aller Munde, es werden ihm zahlreiche Wunder nachgesagt, dennoch gibt es Grenzen. Storytelling kann viel, aber nicht alles.

 Treffen sich vier Freunde abends auf ein Bier. Jeder von ihnen hat ein Buch über Storytelling gelesen, aber jeder ein anders. Der erste sagt: „In meinem Buch steht, ich kann mit der richtigen Story mein Produkt besser verkaufen.“ Darauf der zweite: „Ach, das ist ja gar nichts. Mein Buch weiß, wie ich mit einer Story mein Produkt finde.“ „Ha, wie bescheiden!“, lacht da der dritte. „Mein Buch behauptet, dass die Story mein Produkt ist.“ Der vierte hat ruhig zugehört und ergänzt nun gelassen: „Die Essenz meines Buches: Ich bin die Story.“

Die Geschichte hat sich so nie zugetragen, aber wenn vier Menschen vier Bücher zu dem Thema lesen, könnte das schnell einmal passieren. Denn der Begriff ist angesagt, wird immer breiter eingesetzt und weckt dementsprechend Erwartungen. Dabei geht im Kraut-und-Rüben-Meer schon einmal unter, worum es wirklich geht: um das Erzählen von Geschichten. Der Begriff mag gerade hipp sein, die Methode ist so alt wie die Menschheit.

Was Storys können – und was nicht

Dass das Erzählen von Geschichten eine der ältesten Kulturtechniken überhaupt ist, hat Gründe. Geschichten unterhalten Menschen. Sie sprechen die Emotionen an. Man merkt sie sich besser. Sie helfen, sich mit einer Person oder einer Sache zu identifizieren. Deshalb begegnen uns reale und fiktive Geschichten ja so häufig – in der Werbung, in der Unterhaltungsindustrie, bei Präsentationen und Reden, im therapeutischen Kontext oder beim narrativen Management, um nur einige Anwendungsgebiete zu nennen

Aber: Storys sind kein Ersatz für Fakten, für Qualität oder für Authentizität. Ich muss wissen, als wer ich etwas erzähle, wem ich etwas erzähle, was ich erzähle und warum ich etwas erzähle. Erst dann sollte ich mein Augenmerk darauf lenken, welche Story ich wähle und wie ich etwas erzähle.

Die Firmenchefin, die glaubt, ihren Angestellten mit einer Story die anstehenden Kündigungen schmackhaft zu machen, hat nichts verstanden. Der Verkäufer, der mit einer Story Defizite eines Produktes wegerzählen möchte, liegt falsch. Genauso wie der Liebhaber, der seiner Angebeteten die absurdesten Geschichten erzählt. Das geht – aber nur kurz.

Immer wieder kommen Kunden in unser Storytelling-Seminar, die schon einige solche Seminare besucht haben. Dort hat man Ihnen tolle Beispiele gezeigt von Produkten, die angeblich dank einer tollen Story zum Verkaufshit wurden. Das Tückische an diesen Erfolgsgeschichten: Sie analysieren immer im Nachhinein, warum etwas, z. B. die Werbekampagne, funktioniert hat. In den einschlägigen Seminaren erfährt man dann immer: Storytelling war das Erfolgsrezept. Aber: Hat man einen Hammer in der Hand, sieht alles aus wie ein Nagel. Ein Erfolg kann durchaus auf einer guten Story basieren. Er muss aber nicht. Er kann auch andere Gründe haben. Und: Im Nachhinein analysieren ist oft leichter, als die eigene Story zu verfassen.

In unseren Angeboten zum Thema Storytelling geben wir Ihnen deshalb das Werkzeug in die Hand, selbst Geschichten zu erzählen. Das funktioniert und macht Spaß. Aber Vorsicht: So mancher geht auch ernüchtert. Storytelling ist nicht der Wunderwuzzi, der Klarheit ersetzt. Eine tolle Methode ist es allemal.

Das Recht auf Unterhaltung

buchTexte können viele Funktionen haben, aber fast alle sollten so geschrieben sein, dass sie den Leser/innen Unterhaltung bieten. Das erhöht die Chance, dass sie auch bis zum Ende gelesen werden.

„Nichts ist leichter als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht.“
Arthur Schopenhauer

Vor mir liegen zwei Bücher zum Thema Ökonomie: „Die Zukunft des Wachstums. Theoriegeschichte, Nachhaltigkeit und die Perspektiven einer neuen Wirtschaft“ von Fred Luks und „Zahlen bitte! – Die Kosten der Krise tragen wir alle“ von Markus Marterbauer. Wir können davon ausgehen, dass beide Autoren (und ihre Verlage) sich viele LeserInnen wünschen. Doch wie versuchen sie diese zu locken? Marterbauers erster Satz lautet: „Ist es angemessen, die Steuerpflichtigen in Österreich für die Staatsschuldenkrise in Griechenland, Irland und Portugal zahlen zu lassen?“ Eine Frage also am Beginn, ein kraftvoller Opener, der Neugier auf die Antwort weckt.

Der Klappentext von Luks’ Buch klingt hingegen so: „Das Leitbild einer zukunftsfähigen Entwicklung, dessen Zielsetzung ein menschenwürdiges Leben und Bedürfnisbefriedigung heute und in Zukunft ist und das auf der Forderung nach intra- und intergenerativer Gerechtigkeit beruht, erfordert eine intensive Auseinandersetzung mit Fragen nach der Möglichkeit und Wünschbarkeit weiteren Wachstums.“ Ein Endlossatz, mit weit voneinander getrennten Subjekt und Prädikat, dafür gespickt mit Fremdwörtern – da ist er eingeschlafen, der Leser, da hat sie das Buch wegegelegt, die Leserin.

Ich habe diese Beispiele gewählt, weil beides Sachbücher sind und weil beide die für viele langweiligen Themen Wirtschaftskrise, Wachstum und Nachhaltigkeit behandeln. Diese Themen sind natürlich überhaupt nicht langweilig – wenn sie spannend aufbereitet werden.

Ein Recht auf Unterhaltung

Den Anspruch, einen Text so unterhaltsam zu schreiben, wie es der Rahmen erlaubt, sollte jeder Verfasser und jede Verfasserin an sich stellen. Und der Rahmen erlaubt meist mehr, als Sie glauben. Natürlich ist ein Roman eine andere Textsorte als ein Bericht, ein Newsletter verfolgt andere Ziele als ein Gesetzestext. Und doch sollten auch Berichte und Gesetzestext so verfasst sein, dass die Zielgruppen sie gerne lesen, dass die Leser und Leserinnen keine unnötigen Hürden überwinden müssen.

Nehmen wir die traurigste Textsorte, die wir kennen: die Parte. Wenn es kein Recht auf Unterhaltung gäbe, wenn nur Texte, die dem Vergnügen dienen, ausgeschmückt und ansprechend gestaltet wären, dann müsste sie als schmuckloser und rein informativer Zettel daher kommen. Tut sie aber im seltensten Falle. Weil es den Hinterbliebenen ein Anliegen ist, die traurige Nachricht mit einem Zitat, einem Bild und den richtigen Worten zu versehen. Und weil sie finden, dass die Empfänger/innen der Nachricht ein Anrecht darauf haben. So ist es mit Texten, so sollte es mit allen Texten sein.

Es geht nicht darum, immer Geschichten zu erzählen, Literatur zu verfassen oder zu jedem Thema einen Schwank parat zu haben. Aber überlegen Sie sich doch als ersten Schritt in Ihrem nächsten Mail, in Ihrer nächsten Einladung oder Aussendung, ob Sie auf die formale Standardfloskel zurückgreifen oder ob Sie nicht doch einen etwas persönlicheren oder auf die Adressatin/den Adressaten zugeschnittenen ersten Satz finden – oder auch nur ein Wort. Das kann ein klein wenig mühsamer sein, Floskeln sind mitunter zeitsparend. Aber die Leser/innen werden es ihnen danken und für die schreiben Sie schließlich.

Mehr, viel mehr solche Informationen warten in unsren angeboten zum Thema Schreiben oder Storytelling.

„Ich brauch kein Lektorat. Word findet eh alle Fehler.“

wordJa? Nun, Word wird weder Stilfehler wie Wortwiederholungen noch falsche Satzkonstruktionen oder gar komplett sinnlose Absätze für Sie ausfindig machen. Ein Lektorat ersetzt dieses fabelhafte Programm also nicht.

Die Rechtschreibprüfung von Word findet zwar oft Komma- und Bezugsfehler, allerdings zeigt sie auch zahlreiche Wörter und Schreibweisen, z. B. von Komposita, die Word nicht kennt, als falsch an.

Verlassen Sie sich also nicht darauf, dass immer stimmt, was Word unterstreicht oder korrigiert. Wie Sie herausfinden, was nun wirklich richtig ist und welche Tools wirklich hilfreich sind, erfahren Sie hier.

 

Gedankenstriche
Vor und nach einem Abstand – so zum Beispiel – macht Word die Striche automatisch lang. Leider nicht immer. Schreibe ich z. B. 100 Euro als 100,-, weiß Word nicht, dass der Strich hier lang gehört (also 100,–). Man kann ihn sich aber mit einem Kurzbefehl einrichten (meist mit STRG shift – bzw. auf Apples meist Apfel shift -).

Achtung bei Gedankenstrichen, die Word fälschlich anstatt eines Bindestrichs einfügt: Maschinen-Import- und -Export wandelt Word (falsch!) in Maschinen-Import und –Export (mit langem Strich vor dem E)! Hier muss man nachträglich einen kurzen Bindestrich statt des Gedankenstrichs einfügen.

Versalien-Eszett
Seit der letzten Reform gibt es ß auch als Großbuchstaben, nämlich
Man erzeugt es in Word auf neueren Tastaturen mit shift+ altgr+ß, wenn das nicht gelingt, aus einem Text über das große Eszett aus dem Internet kopieren und einfügen.
Bitteschön: ẞ

Anführungszeichen
Richtige Anführungszeichen sind im Deutschen immer zuerst unten, dann oben. Das dicke Ende der beiden Striche weist zur Zeile hin, außerdem sind sie von innen nach außen hin gekrümmt. So:

RICHTIG:             „  “                                                    FALSCH:               ”          oder     ”

Apostrophe
Auch diese weisen eine Krümmung auf und werden zur Zeile hin dünner.

RICHTIG: Max’ Auto, s’ ist halt so schön         FALSCH: Max‘ Auto; s`ist halt so schön

Achtung: Das Aussehen dieser Striche variiert nach Schriftart! Für korrekte Anführungszeichen in Word unter Word-Optionen/Dokumentprüfung/Autokorrektur-Optionen „Gerade Anführungszeichen in typographische umwandeln“ anklicken. In anderen Programmen wie Corel Draw lassen sie sich meist aus Word ins Dokument kopieren.

Geschütztes Leerzeichen
Um bei Abkürzungen Umbrüche zwischen den Zeichen zu verhindern, fügt man das geschützte Leerzeichen ein. Bestandteile einer Abkürzung mit Punkten erfordern ebenfalls ein Leerzeichen. Ganz korrekt heißt es also  z. B. (nicht z.B.), d. h., s. o., i. d. R.

Gezeigt wird das geschützte Leerzeichen durch einen kleinen Ring. Es handelt sich um einen festen Abstand. Man kann, wenn der Abstand kleiner sein soll (etwa in z. B.) die Schriftgröße für den Abstand verändern, InDesign und LaTex haben hier Lösungen mit einem halben Abstand.

Das geschützte Leerzeichen lässt sich unter Windows durch die Tastenkombination STRG shift Space-Taste erzeugen, am Mac mit alt und Space-Taste. Der HTML-Code lautet  
Kann man in Internet-Texten mangels Eingabemöglichkeit von HTML, etwa auf Social Media, Umbrüche nicht verhindern, wird oft auf den Abstand verzichtet, z. B. wird dann z.B. geschrieben. Deshalb kommt es uns auch allen so vertraut vor. Gefällt uns das nicht, lautet die Alternative ausschreiben.

Worttrennungen einfügen/weiche Trennung
Trennungen im Wort kann man mit STRG – so einstellen, dass Word erkennt, wo das Wort getrennt werden soll, dieses aber bei späteren Veränderungen im Layout auch wieder zusammenschreibt. Man sieht diese weiche Trennung als eine Art Bindestrich mit einem rechts nach unten weisenden kleinen Haken im Wort. Dieser wird – wie der kleine Ring für das geschützte Leerzeichen – nicht gedruckt.

Wenn Sie diese Dinge beachten, sind Sie einem guten Text einen Schritt näher. Wer auch immer danach Ihr Werk einem Lektorat unterzieht – er oder sie wird es Ihnen danken.

Mehr davon?
Lesen Sie auch unseren Beitrag über Doppelpunkte oder über Punkte, kleine und große Buchstaben.

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KLEINER E-MAIL-KNIGGE II

Anreden in E-Mails: Gar so viele Möglichkeiten gibt es gar nicht.Es sollte nur ein kurzes E-Mail werden, zwei Sätze, die sind schnell geschrieben, und dann kosten die Anrede und die Verabschiedung plötzlich so viel Zeit: Welche Begrüßung passt denn nun? Wie förmlich muss sie sein? Und gibt es wirklich keine Alternativen zu „Lieber …“ und „Liebe Grüße“?

Welche Begrüßung und Verabschiedung am besten zu Ihrem Mail passen, hängt von Ihnen und von Ihrem Verhältnis zum/zur Empfänger/in ab. Von Ihnen, weil Sie sich damit wohl fühlen sollen. Die einen sind auch im persönlichen Kontakt eher umgängliche Typen, die schnell zum Du-Wort greifen, den anderen sind vielleicht Distanz oder Höflichkeit wichtig und sie möchten das auch von Beginn an klarstellen.

Und natürlich wird sich auch die Art des Verhältnisses (Auftraggeberin/Kundin; Kollege/Vorgesetzte; öffentliches Amt/Privatperson), in dem die beiden Kontaktpersonen zueinander stehen, auf den Grad der Förmlichkeit auswirken. Generell ist das E-Mail ein relativ informelles Medium, dennoch werden wir mit Unbekannten eher per Sie sein und mit einem „Sehr geehrte/r …“ beginnen. Ausnahmen bestätigen die Regel: Es kann durchaus Branchen geben, in denen sich auch unter einander Unbekannten das Du-Wort und ein lockerer Ausdruck durchgesetzt hat.

Eine Frage des Verhältnisses: Von der Begrüßung …

Hier eine Liste der möglichen Begrüßungsformeln, von sehr leger bis sehr förmlich. Übrigens hat der Beistrich das Rufzeichen abgelöst, danach geht es klein weiter:

Hi Max,

Hallo Max,

Lieber Max,

Hallo Max Mustermüller,

Lieber Max Mustermüller,

Guten Tag, Herr Mustermüller,

Grüß Gott, Herr Mustermüller,

Sehr geehrter Herr Mustermüller,

… bis zur Verabschiedung

Sie sehen, besonders groß ist die Auswahl nicht. Ein bisschen mehr Spielraum eröffnet sich bei den Verabschiedungen. Hier eine mögliche Liste:

Liebe Grüße (lg)

Mit freundlichen/besten Grüßen (mfg)

Mit freundlichem Gruß

Einen freundlichen Gruß nach/freundliche Grüße aus …

Herbstliche/ sonnige/winterliche Grüße …

Eine schöne Woche wünscht Ihnen …

Einen guten Start in die Woche wünscht Ihnen …

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche …

Hochachtungsvoll (überholt)

Bedenken Sie, dass es nur dann sinnvoll ist, etwas zu wünschen, das sich auf einen konkreten Zeitpunkt wie ein Wochenende bezieht, wenn der/die Empfänger/in das Mail auch wirklich vorher erhält. Diese Liste ist natürlich nicht vollständig, weil Sie auf vielerlei Art etwas wünschen, etwas hoffen oder sich bedanken können. Auf alle Fälle haben Sie am Ende eher die Möglichkeit, die Floskel zu vermeiden und etwas Persönliches einzuflechten. Übrigens gehört zwischen Verabschiedung und Name kein Beistrich.

Lesen Sie auch den ersten Teil “E-Mail-Knigge I” oder die Blogbeiträge “Sehr geehrter Untergebener” und “Ein Mail – zwei Ebenen”.

Wenn Sie darüber hinaus noch mehr Fragen haben, ist vielleicht eines unserer Angebote zum Thema Schreiben etwas für Sie.

Auf den Punkt gebracht

punktVon i-Punkt, G-Punkt, großen und kleinen Buchstaben.

Dass Substantive – oder, wie der Volksschulmund so schön sagt, Nomen oder Namenwörter – großgeschrieben werden, weiß jedes Kind. So manche/r Erwachsene hat auch schon gehört, dass das auch für Wörter gilt, die keine Substantive, aber Teil einer substantivierten Verbindung sind, das Auf-Facebook-Versandeln zum Beispiel oder die Ich-räum-gleich-auf-Lüge. Klar soweit? Logisch! Die Präposition, das Fürwort oder auch das Verb steht ja am Anfang einer Verbindung, die insgesamt als Substantiv gilt, also schreibe ich sie groß.

Warum aber, warum nur, schreibt man denn dann: der i-Punkt? Oder das km-Geld? Aus Bosheit? Weil das wieder einmal bestätigt, wie unlogisch doch die Rechtschreibregeln sind? Mitnichten. Es gibt eine Logik! Nicht immer aber erkennt man diese auf den ersten Blick, sondern braucht ein bisschen Hintergrundwissen:

i-Punkt: Der i-Punkt sitzt nur auf dem kleinen i. Wie logisch wäre es da, ihn dem Großbuchstaben anzudichten?

km-Geld: Die Abkürzung für Kilometer ist nun einmal – unveränderlich! – km und nicht Km. Deswegen heißt es, wenn man denn die Abkürzung verwenden will, km-Geld und nicht Km-Geld. Besser wäre es allerdings, Kilometergeld zu schreiben!

T-Shirt: Die Form des T-Shirts wurde dem großen T nachempfunden, nicht dem kleinen. Daher ist es das T-Shirt und eben nicht das t-Shirt!

G-Punkt: Der heißt nicht etwa so, weil die weibliche Anatomie der eines großen G gleichen würde, sondern weil er nach dem deutschen Arzt Ernst Gräfenberg benannt ist, dessen wissenschaftlicher Forschungsgegenstand die weiblichen Geschlechtsorgane waren. Man möge ihm das große G als Abkürzung gönnen.

Und um noch einmal zum Punkt zu kommen: Das Wort punkto ist eine Präposition, diese schreibt man klein. Kommt aber jemand um Punkt zwölf Uhr, kann man sich nicht darauf verlassen, dass das Wort Punkt hier adverbial verwendet und daher kleingeschrieben wird. Das war zwar einmal so – aber dann kam die Reform! Da schlägt’s dreizehn! Kann man sich denn auf gar nichts verlassen? Nun ja, die Reform wollte die Regeln vereinfachen. Und die neue lautet: Substantive, die Bestandteile fester Wendungen sind, werden immer großgeschrieben. Und Punkt in Verknüpfung mit einer Uhrzeit bildet eine solche. Somit heißt es Punkt zwölf Uhr. Punktum.


Mehr davon?

Lesen Sie auch unseren Beitrag über Doppelpunkte.

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Wie weiter nach dem Doppelpunkt?

SemikolonSo haben es viele in der Schule gelernt: „Nach einem Doppelpunkt schreibt man doppelt so groß!“
Leider ist dieser Merksatz nicht nur schlecht, sondern auch noch falsch. Denn es gibt zahlreiche Fälle, in denen man nach diesem Satzzeichen, auch Kolon genannt, klein weiterschreibt.

Da es in Zeitschriften, im Internet und in zahlreichen Schularbeitsheften selbst von Lehrenden immer und immer wieder falschgemacht wird, hier noch einmal für alle die Regel, die man sich mit zwei einfachen Beispielsätzen merken kann:

  • Das muss man wissen: Man schreibt groß weiter, wenn auf den Doppelpunkt ein ganzer Satz folgt.
  • In diesem Fall schreibt man klein: bei einzelnen Wörtern oder wenn ein Satzteil folgt.

Kleine Einschränkung: Nomen schreibt man natürlich weiterhin groß. Und wenn der Doppelpunkt eine direkte Rede einleitet, zweifeln Sie doch gewiss nicht daran, dass man auch hier in jedem Fall groß weiterschreibt!

Wer immer noch skeptisch ist oder einfach mehr wissen will: Auf zum Duden, und zwar hier zum Doppelpunkt oder hierhin zur Groß- und Kleinschreibung unter D 93, Punkt 2.

Wenn Sie mehr zum Thema Rechtschreibung erfahren möchten oder Fragen haben, dann schauen Sie sich doch unsere Angebote zum Thema Texten und Rechtschreibung an.

Informationen für Redaktionen

Der Krankenstand nach Redaktionsschluss muss nicht sein.Die Arbeit in einer Redaktion kann wunderschön sein, wenn nach und nach – natürlich pünktlich – qualitätsvolle Texte eintreffen. Es gibt aber auch Momente, da wünscht man sich, man hätte die Texte besser alle selbst geschrieben.

Hier ein paar Tipps für die Arbeit in der Redaktion, damit es öfter so ist wie im ersten Satz beschrieben:
  • Arbeiten Sie mit einem Blattspiegel und einem realistischen Zeitplan mit ausreichend Zeitpuffer. Planen Sie den Zeitplan vom Ende weg, also vom Erscheinen Ihres Produkts aus und gehen Sie zeitlich Schritt für Schritt zurück (Lieferung, Druck, Endlektorat …).
  • Schaffen Sie eine Vorlage, die Sie Ihren AutorInnen zeigen. Damit sollte geklärt sein, wie Ihre Publikation mit dem Thema Gendern umgeht, welche Mindestansprüche Sie haben, ob es ein bestimmtes Wording gibt, wie bei Ihnen Bildunterschriften, Headlines, Zwischentitel oder Heraussteller aussehen … Lassen Sie Ihren AutorInnen aber dennoch Freiheiten, es soll eine Hilfestellung sein, kein Korsett.
  • Ein gutes Briefing am Beginn spart viel Arbeit in der Redaktion danach. Klären Sie mit Ihrem/Ihrer Autor/in möglichst genau, worum es in dem Text gehen wird, um welche Textsorte es sich handelt, wie der rote Faden aussehen könnte, wie lange er sein soll (Zeichen inkl. Leerzeichen), wie die Überschrift(en) aussehen soll(en), ob es Zwischentitel geben soll etc. Stellen Sie sicher, dass Ihre AutorInnen verstanden haben, welche Zielgruppe sie ansprechen.
  • Planen Sie gerade bei den Abgabeterminen Ihrer AutorInnen Puffer ein, kommunizieren Sie die Existenz solcher Puffer aber nicht– sonst lösen diese sich automatisch in Luft auf. Seien Sie nicht zu nachgiebig, selbst dann nicht, wenn das Verfassen der Texte auf Freiwilligkeit beruht. Gehen Sie umgekehrt mit unbelohnten AutorInnen (und natürlich nicht nur mit diesen) immer wertschätzend um und fragen Sie sich, was Sie ihnen anbieten können.
  • Lesen Sie erhaltene Artikel laut durch, Sie werden so viel schneller die schwachen Stellen erkennen.
  • Wenn Texte viel zu lange sind, bringt es nichts, ewig an Füllwörtern herumzudoktern, manchmal müssen ganze Aspekte weg. Diese Erkenntnis spart Zeit und Energie.
  • Mitunter hängt man ewig lang an einzelnen langen Sätzen und versteht sie doch nicht. Suchen Sie in so einem Fall im Satz Subjekt und Prädikat. Diese beiden sollten die Hauptaussage bilden, bringen Sie die beiden im Satz nach vorne und schauen Sie, dass sie nicht durch zu viele Wörter getrennt sind. Orientieren Sie sich beim Redigieren an der Regel: Ein Satz – eine Aussagen, ein Absatz – ein Gedanke.
  • Lassen Sie am Ende immer einen externen Profi oder zumindest eine redaktionsfremde und kompetente Person über den Text gehen.

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Eine lehrreiche Leerzeichen-Geschichte

leerzeichenEs war einmal ein kleines Leerzeichen namens Spacey, das hüpfte fröhlich durch alle Texte. Es setzte sich zwischen z. und B., es ließ sich zwischen u., s. und w. gemütlich nieder und fühlte sich in Tabellen vor Prozentzeichen so richtig wohl. Als im Laufe der Jahre immer mehr Texte im Internet erschienen, stellte es mit Entsetzen fest, dass es zunehmend aus Texten verschwand, statt z. B. war z.B. zu lesen und die Menschen dachten: Tja, wenn in den englischen Texten kein Leerschritt vor einem Prozentzeichen gemacht wird, wieso sollte es im Deutschen anders sein?

Wütendes Leerzeichen

Da wurde das Leerzeichen von verzweifelter Wut gepackt. Es wollte sich nicht so einfach verbannen lassen, egal, was die Gründe waren – es hatte nämlich gehört, es würde nicht mehr gebraucht, weil es im Netz keine Möglichkeit gebe, das Leerzeichen gegen Zeilenumbrüche zu schützen –, es würde sich rächen. Und so beschloss es, sich andernorts niederzulassen, wenn man ihm schon seinen angestammten Platz streitig machte. „Ha!“, frohlockte es, „ich krall‘ mir die Markennamen und die zusammengesetzten Hauptwörter. Wenn die Menschen schon denken, man würde alles so machen wie im Englischen, etwa Abstände vor Prozentzeichen weglassen oder falsche Anführungszeichen verwenden, dann können sie zusammengesetzte Wörter auch gleich auseinanderschreiben.“ Anfangs wagte es sich nur zwischen deutsche und englische Wörter, Multiple-Choice-Test verwandelte sich in dem Multiple Choice Test und PR-Management in PR Management. Von Mal zu Mal wuchs der Mut, und flugs setzte sich das Leerzeichen auch zwischen die Delikatess-Gurken, zwischen den Drei-Liter-Motor, mitten in die Damentoilette und ins Megakino.

Kaum jemand schien sich daran zu stoßen, am wenigsten die Schreibenden und die Leser. Doch einer grollte gewaltig. Es war Divis, der Bindestrich. „Verdammt nochmal“, grummelte er, „wo kommt auf einmal dieses Deppen-Leerzeichen her und versucht, mich zu verdrängen?“ Da beschloss er, sich ebenfalls wichtig zu machen. Er begann, nicht nur Wortverbindungen verschiedener Wortart und Eigennamen in Verbindungen zu verkuppeln. Er fand, er könnte gut und gern auch statt der Zusammenschreibung verwendet werden. So war er plötzlich in der Marillen-Marmelade zu finden, im Herz-Infarkt und in der Handy-Hülle, die früher einfach ein Wort gewesen waren. Damit nicht genug, begann er schließlich, sich auch in der Ansichtskarte (Ansichts-Karte) oder im Sterbenswörtchen (Sterbens-Wörtchen) wohl zu fühlen.

Kaum jemanden schien das zu stören, wäre da nicht das Fugen-S gewesen, das nun seinerseits begann, Rachepläne zu schmieden. Wen wird das Fugen-S verdrängen? Wer wird dann zum Vergeltungsfeldzug blasen?

Beenden Sie den Krieg der Zeichen!

Wenn Sie es allen recht und vor allem richtig machen wollen, dann

  • fügen Sie bei Abkürzungen wie u. s. w. oder z. B. sowie vor Prozent- oder Paragraphenzeichen ein geschütztes Leerzeichen als Abstand ein. In Word finden Sie es mit der Tastenkombination Steuerung+Shift+Leertaste. Man erkennt es am kleinen Ring. Manche Programme bieten auch ein halbes Leerzeichen an – ein Kompromiss, der auch noch hübsch aussieht.
    Im Netz sollten Sie vor allem dann ein Leerzeichen setzen, wenn Sie in einer Html-Ansicht editieren können; sie lösen das geschützte Leerzeichen mit der Zeichenkette  &nsbp;  aus. Wenn Sie hingegen keinen Einfluss auf die Formatierung haben, etwa beim Posten in sozialen Medien, ist das Verzichten auf Abstände verzeihlich.
  • Schreiben Sie Wörter der deutschen Sprache, die Sie verbinden wollen, einfach zusammen; und wenn Sie Eigennamen oder fremdsprachliche Wörter mit einem deutschen zusammenfügen wollen oder lange Wortverbindungen wie das Aus-der-Haut-Fahren schaffen wollen, koppeln Sie den gesamten Ausdruck mit Bindestrichen durch.
  • Lassen Sie dem Fugen-S seine Funktion, Wörter zu verbinden. Es schafft das schon – ganz ohne Divis.

Möchten Sie Ihr Rechtschreibwissen auffrischen und Unsicherheiten beseitigen? Dann besuchen Sie doch ein Seminar oder Coaching zu dem Thema.

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