Ja, und …
Richtig „ja“ sagen ist schwierig. Dass wir oft „ja“ sagen, aber „nein“ meinen, zeigt eine kleine Übung, die wir oft mit unseren TeilnehmerInnen in Seminaren machen.
Dabei geht es darum, bedingungslos zu dem, was der Gesprächspartner vorschlägt, „ja“ zu sagen und dem noch etwas hinzuzufügen. Die Übung kommt aus dem Improvisationstheater, der Theaterform, die bedingungslos „ja“ zur aktuellen Situation sagt. Dieses Theater entsteht aus dem Moment und dem konstruktiven Zusammenspiel zwischen den SpielerInnen. Wer im Impro-Theater „ja, und“ sagt, meint: Ich nehme die Situation so an, wie du sie kreiert hast. Ein Beispiel: Eine Person betritt die Bühne und hebt den Arm. Sie denkt, sie stellt eine Malerin vor ihrem Bild dar. Jetzt kommt der zweite Spieler dazu und sagt: „Halt! Nicht schießen!“ – denn er hat in der Geste einen Speerwerfer gesehen. Die Ja-und-Regel anzuwenden würde nun bedeuten, dass die Spielerin einfach annimmt, was vom Gegenüber kommt und als Speerwerferin weitermacht, anstatt mit „Ja, aber ich bin doch eine Malerin und male grade ein Bild!“ zu kontern. Was das bringt? Es setzt die beiden AkteurInnen in Beziehung, sie einigen sich auf ein Grundmuster und bringen so die Handlung voran.
“Ja, und …” in der Moderation
Was das in unsren Seminaren verloren hat? ein Beispiel: Als Moderatoren oder Moderatorinnen sind wir ständig mit Situationen konfrontiert, die vielleicht so nicht geplant waren. Der Scheinwerfer setzt aus, ein Redner spricht zu lang, der Beamer funktioniert nicht. Für das Publikum ist nichts schlimmer, als wenn nun eine lange Entschuldigung folgt und eine Erklärung, was jetzt an dieser Stelle eigentlich hätte sein sollen und warum das jetzt nicht geht, weil ja eigentlich … NEIN! Der Moderator sagt: „Ja! Und!“ Er oder sie sagt mit vollem Herzen „ja“ zur aktuellen Situation. Und dann kann er/sie darauf reagieren, etwas draufsetzen, etwas verändern.
“Ja, und …” im Gespräch
Auch in Diskussionen kann es hilfreich sein, ein „Ja, und“ einmal ehrlich zu meinen, anstatt immer mit einem „Ja, aber“ zu kontern. Denn das „Aber“ killt das „Ja“. Weg ist es! Was bleibt ist: Blödsinn, das geht nicht! Wer in einer Diskussion „ja, und“ sagt, stimmt im ersten Schritt wirklich mit seinem Gegenüber überein: Ja. Ich erkenne deinen Standpunkt an. Ja, ich höre deinen Vorschlag. Ja, das ist deine Meinung.
Und dann kann ich etwas hinzufügen. Etwas, das den Vorschlag vielleicht ergänzt oder erweitert. Mein/e Gesprächspartner/in wird mir eher zuhören. Er/sie wird merken, dass er/sie wirklich gehört worden ist. Wenn ich es auch wirklich so meine.
Denn „ja“ und zu sagen, aber in Wirklichkeit „ja, aber“ und damit eigentlich „nein“ zu meinen, wird langfristig nicht erfolgreich sein. Wer das „Ja, und“ benützt, um andere zu manipulieren, wird die Gesprächsbasis dauerhaft schädigen. Und wer eigentlich „ja, aber“ meint, sollte am besten gleich höflich, ehrlich und freundlich „nein“ sagen.
Unlängst hat Magdalena Vachova vom Kurier über diese Methode einen kurzen Kommentar geschrieben und dabei auf WORT & WEISE Bezug genommen.
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