Text-Tandems: zu zweit schreiben

Viele Verfasser verderben den Text nicht unbedingt, so wie auch viele Köche nicht jeden Brei verderben.Zu zweit einen Text verfassen, kann das gehen? Ja, wenn Sie die folgenden fünf Ratschläge befolgen.

Schreiben ist ein individueller Akt. Einerseits. Andererseits kann ein Text auch davon profitieren, wenn das Wissen, die Gedanken und die Perspektiven mehrerer Menschen einfließen. Freilich ist es hilfreich, ein paar Aspekte zu beachten, damit das gemeinsame Projekt nicht auf Kosten der Beziehung oder der Zukunft als Zweierteams geht.

Bereiten Sie sich gemeinsam vor

Vieles, was Sie als alleinige*r Verfasser*in im Kopf haben, ist für Sie eine Selbstverständlichkeit oder Ihnen vielleicht nicht einmal bewusst. Wenn Sie einen Text zu zweit schreiben, müssen Sie daher ein paar Fragen im Vorfeld klären, damit Sie eine gemeinsame Vorstellung vom Produkt und vom Weg dorthin haben. Beantworten Sie folgende Fragen gemeinsam oder einzeln und legen Sie die Antworten danach zusammen. So vermeiden Sie Überraschungen im Nachhinein.

  1. Als wer schreiben Sie? Welche Rollen haben Sie? Was erwarten Sie sich von dem Produkt?
  2. Wen wollen Sie mit dem Text erreichen? Was wissen Sie über Ihre Zielgruppe? Welche Sprache ist angemessen?
  3. Wozu schreiben Sie den Text? Was soll nach dem Lesen anders sein? Was sollen die Leser*innen nachher denken, wissen, fühlen oder tun?

Natürlich sollten Sie, was die Rahmenbedingungen betrifft, etwa die Länge des Textes oder die Art und die Bedingungen des Kanals, in dem der Text erscheint,  auf dem gleichen Wissensstand sein.

Klären Sie, welcher Stil (zu Ihnen) passt

Jeder Mensch schreibt ein wenig anders, weil in einen Text immer auch ein Stück der Persönlichkeit fließt. Das ist okay. Arbeiten Sie an einem Sammelband, hat es vielleicht sogar seinen Reiz, dass die Texte ganz verschieden daherkommen. Soll der Text aber aus einem sprachlichen Guss sein, ist es wichtig, dass Sie im Groben wissen, welcher Stil der richtige ist oder zumindest, wie sie Ihre verschiedenen Stile kombinieren. Wenn A auf wissenschaftliche Sprache setzt und B in Anekdoten schreibt, liegen A und B vermutlich zu weit auseinander. Hier könnten Sie auf unterschiedliche Textsorten in ein- und derselben Publikation setzen. Oder Sie teilen die Stile entsprechend der Themen auf. Klären sie außerdem vorab Formelles, etwa ob und wie Sie gendern und wie Sie mit Abkürzungen oder Fachausdrücken umgehen wollen.

Setzen Sie auf die Ping-Pong-Methode

Haben Sie einmal eine gemeinsame Grundlage geschaffen, kann es losgehen. Und da gilt es, aus verschiedenen Zugängen zu wählen. Kann jede*r von Ihnen etwas anderes gut oder ist bei einem Teilaspekt besonders firm? Dann bietet es sich an, die zu schreibenden Abschnitte entlang dieser Kompetenz-Grenzen zu definieren. Gibt es diese logische Aufteilung nicht, dann legen wir Ihnen die Ping-Pong-Methode ans Herz, die wir in einem Video ausführlich beschrieben haben. In aller Kürze: Eine Person (A) beginnt einfach mit dem Schreiben und übergibt, sobald sie nicht mehr mag oder weiterweiß, den unfertigen Text mit einem „ping“ der anderen Person (B). Der Vorteil für A: Der Druck, einen fertigen Text zu produzieren, fällt weg. Sie muss das Werk lediglich auf den Weg bringen, es darf aber eine Rohfassung sein und Lücken haben. Der Vorteil für B: Sie bekommt einen Draft, sie muss also nicht bei null beginnen, sondern lediglich an dem Text weiterarbeiten – einfügen, ausformulieren, ergänzen. Bis wiederum sie das Schriftstück an A zurückschickt: „pong“. So geht es immer weiter, bis das Hin und Her ein Ende findet, weil es nichts mehr zu ändern gibt.

Oder bestimmen Sie eine letztverantwortliche Person

Wer von Ihnen ist fitter in Sachen Stil und Rechtschreibung? Der oder die wird einen letzten Blick darauf werfen, vielleicht die Texte zusammenführen, sie endkorrigieren und allzu große Unebenheiten glattbügeln. Noch besser und eine gute Möglichkeit für den Fall, dass Sie sich nicht einigen können, ist es, eine externe Person zu Rate zu ziehen. Ob Sie allein oder zu zweit schreiben, ob Sie Laie oder Sprach-Profi sind: Bei eigenen Texten müssen wir mit blinden Flecken rechnen!

Stecken Sie Eitelkeiten zurück

Wenn zwei Menschen einen Schneemann bauen, sollte sich in der Skulptur die Handschrift von zwei Schneemannbauer*innen finden. Das ist normal und schön. Das heißt aber auch, dass sich nicht einer oder eine durchsetzen kann. Sonst ist es besser, man baut zwei Schneemänner nebeneinander. So ist es auch mit einem Schriftwerk. Akzeptieren Sie, dass es, wenn sie es zu zweit schreiben, ein wenig anders wird, als wenn Sie es alleine verfasst hätten, und freuen Sie sich, dass sie etwas Gemeinsames geschaffen haben.

Und hier ist noch einmal  unser Youtube-Video zur Pingpong-Methode:

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