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Arbeiten als Paar – mit einem klaren Ziel

Als Paar ein Buch schreiben, das kann klappen, muss es aber nicht.Egal, welche Arbeit man vor sich hat: Es ist wichtig zu wissen, was danach anders sein soll. Und das ist oft gar nicht so einfach. Angenommen, ich bin gerade dabei, einen Nagel einzuschlagen. Was ist mein Ziel? Ein gerade und korrekt eingeschlagener Nagel? Dass das Bild hängt? Ein schöneres Wohnzimmer? Oft bestimmt das Ziel, wie ich an eine Sache herangehe. Und hier wird es als Paar ganz besonders interessant. Schon allein ist es manchmal schwierig zu wissen, was man denn genau mit dem, was man tut, erreichen möchte. Zu zweit kann es eine echte Herausforderung sein.

Ein Buch, zwei Vorstellungen davon

Ich erinnere mich an unseren ersten gemeinsamen Buchversuch im Jahr 2004. Uns war klar, wir schreiben ein Buch über Verhörer, also Missverständnisse im Verstehen. Vermeintlich ein klares gemeinsames Ziel. Als die Arbeit jedoch nicht vorankam, mir nichts passte, was mein Partner schrieb und die Unzufriedenheit zunahm, wurde mir langsam klar: Ich fände zwar ein Verhörerbuch spannend, aber ich hätte es gern viel wissenschaftlicher. Kein nettes Büchlein mit anekdotisch verpackten, gesammelten Verhörern, sondern etwas, das mir als Sprachwissenschafterin gefiel. Und ich wollte, dass mein Partner dieses Ziel teilte. Ihm schwebte hingegen ein unterhaltsames, nettes Geschenkbuch für alle Gelegenheiten vor, ein wissenschaftliches Kapitel nur unter ferner liefen.

Erst nach und nach begriffen wir: Wir teilten nicht dieselbe Vorstellung vom Endprodukt. Wir versuchten uns zu einigen, allerdings brachte ich keine Energie auf, mich einem Buchprojekt zu widmen, zu dem ich nicht hundertprozentig stand. Das gemeinsame Projekt konnte nicht stattfinden. Kooperation gab es letztlich trotzdem: Roman schrieb sein Geschenkbuch – und ich ließ mein Wissen in ein Kapitel mit sprachwissenschaftlichem Hintergrund fließen. Das gemeinsame Schreiben, das gemeinsame Arbeiten an einem geteilten Ziel war jedoch vorerst gescheitert – unsere Vorstellungen vom Endprodukt waren zu unterschiedlich gewesen.

Neues Buch, neuer Versuch

Wie groß war also unsere Freude sechs Jahre später, als wir feststellten, dass wir die nächste Buch-Idee mit ähnlichen Zielvorstellungen angingen. Wir waren außerdem aus Erfahrung klug geworden. Jeder legte noch vor Projektbeginn offen, welche Vorstellungen er/sie in Bezug auf Umfang, Stil, Aufbau, Themen und Zielgruppe hatte. Im Gespräch konnten wir strittige Punkte ausräumen oder entsprechend der Kompetenzen verteilen. Je klarer die Ziele wurden, auch für die einzelnen Kapitel, desto eher konnten wir auch auf die Vorlieben des einzelnen achten – all das unter der Beachtung einer gemeinsamen, geteilten Vorstellung vom Endprodukt. Nie war arbeiten so schön. Wenn sich die Bilder beider Partner vom Ziel decken, ja, dann fällt die Arbeit mehr als doppelt so leicht.

Zu den Büchern:

Roman Kellner: Von Eisbärsalat bis Knöchelverzeichnis. Die besten Verhörer der deutschen Sprache, Wien: Ueberreuter 2005.
Das Buch hat zwei Auflagen erlebt und vergriffen, allerdings ist es gebraucht zu finden, z.B. hier und auch bei amazon. Es wird aber vermutlich demnächst als E-Book wieder auferstehen.

Elisabeth Gräf/Roman Kellner: Ziele und Zaubersprüche. Von Harry Potter und seiner Welt lernen, Potsdam: ÖkoSysteme-Verlag 2011.
Näheres unter: www.zieleundzaubersprueche.com

Seminartipp:

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